Southside Festival, Neuhausen ob Eck Testbericht

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ab 8,79
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Erfahrungsbericht von bocdanovic

Southside 2004 - Ein tolles Erlebnis

Pro:

vernünftige Veranstalter, Stimmung, gute Organisation, rcht anständiges Wetter, Location

Kontra:

kein David Bowie, insgesamt weniger überzeugende Musik,

Empfehlung:

Ja

Das letzte Wochenende war ein anstrengendes für den Boc. Auf dem Flugplatz in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen sorgten viele Bands für gute Musik, viel Sonne für gerötete Haut und viel Bier für eine ausgelassene Stimmung. Das Southside Festival dieses Jahr war ein schönes Festival, obwohl der Boc ein wenig enttäuscht nach Hause ging...

-----Der Veranstalter-----

Der Veranstalter ist FKP Scorpion, unterstützt durch Beck’s, das Ding und VIVA um die wichtigsten zu nennen. Es ist das Schwesterfestival des Hurricane. Im Gegensatz zum Rock am Ring welches durch Marek Lieberberg Veranstaltet wird und maßgeblich vom WDR Rockpalast unterstützt, gibt es in Neuhausen also keinen namhaften Fernsehsender, der das Festival nach außen trägt. Das Ding beschränkt sich auf Übertragungen einzelner Konzerte im Radio, dienstags um 20 Uhr. Die Regeln der Scorpion Konzertagentur sind allerdings aus meiner Sicht vernünftiger gefasst als jene von Lieberberg. So darf man auf das Southside 1,5 Liter Tetrapacks mitnehmen und bekommt auch mit keiner weichen Alternativlösung, wie Getränkerucksäcken Probleme. Selbige hatten wir allerdings am Ring, was mich sehr verärgert hat. Die durch den Veranstalter freundlicher gesetzten Bedingungen sprechen aus meiner Sicht für das Southside Festival, mir bleibt allerdings nur der Vergleich zum Rock am Ring.

-----Das Gelände-----

Die Party findet wie gesagt auf einem Flugplatz statt. Als alter Militärflughafen ist es ein weites, flaches Gelände, auf dem alle Festivalbesucher Campen können. Von keinem Zeltplatz ist es weiter als ein Kilometer zur Main Stage, allerdings kann man an die Zeltplätze nicht mit dem Auto hinfahren. Stromgeneratoren sind auf dem Flugplatz aufgrund der hohen Zeltdichte verboten, was mir jedoch aufgrund der dadurch ermöglichten Ruhe positiv auffiel. Offenes Feuer ist auf dem Campinggelände auch verboten, Grillen und Gaskocher stellen allerdings kein Problem dar. Hier sind die Regeln doch lockerer geworden.

Die sanitäre Situation ist auf dem Gelände durch zwei Wasserzelte mit Duschen und Toiletten und ansonsten durch Chemietoiletten auf ein Niveau gebracht, welches für jeden normalen Camper nur als mangelhaft, für ein Festival jedoch als befriedigend angesehen werden kann, wurden die Toiletten doch mehrmals gereinigt. Es bilden sich fast immer Schlangen, so dass man für einen Toilettengang 10 Minuten mehr einplanen sollte. Duschen sollte man denk ich nur im Notfall in Erwägung ziehen, saubere Einzelkabinen mit hohem Wasserdruck werden vergeblich gesucht. Auf dem Festival bringt Duschen allerdings auch nur wenig, bekommt man wenig später eh wieder Bier über den gesamten Körper.

Auf dem Festivalgelände selbst finden sich 2 Tribünen, die Main Stage ganz hinten und die Alternate Stage parallel dazu etwa 300 Meter daneben. Durch diese Anordnung stören sich die Stages nicht gegenseitig, ein Nachteil ist jedoch, dass man um an die Main Stage zu kommen erst an der Alternate Stage vorbei muss, was bei hohem Andrang dort zu einem kleinen Problem werden kann. Ans Durchdrücken hat man sich ja aber mittlerweile gewöhnt.

Vor den Stages reicht der Platz gut aus um allen Zusehern einen Blick auf die Bühne zu gewähren, allerdings gibt es nur auf der Main Stage eine Videoleinwand um auch die Hinteren in den Genuss zu bringen ihren Star zu sehen. Der größte Teil der Publikumsplätze befindet sich auf dem Rollfeld, was das Gelände bei jedem Wetter gut nutzbar macht, nur direkt vor den Bühnen steht man auf Gras, was sich diesmal durch starke, pogobedingte Staubentwicklung, sonst eher durch Schlammschlachten in den ersten Reihen bemerkbar gemacht hat. Die Atmosphäre bleibt atembar, auch wenn dir sich bald einstellende Wolke aus Staub, Rauch, Bier und Schweiß anfangs recht abstoßend ist. Man gewöhnt sich an alles, ich muss allerdings öfters mal Pause machen.

Auf dem gesamten Gelände kann man zu leicht erhöhten Preisen für sein leibliches Wohl sorgen, wird mit T-Shirts, und ähnlichem versorgt, bekommt eine Stuntshow zu sehen und hat die Möglichkeit einen Bungee Jump zu machen. Der Kran ist allerdings recht niedrig und die Betreiber haben nur eine sehr kurze Freifallphase gelassen. Ist bestimmt dennoch ein Nervenkitzel, der jedoch natürlich nicht billig ist. Was er genau kostet kann ich nicht sagen, reizt mich dieser Kopfsprung ins Ungewisse doch weniger.

Im Großen und Ganzen ist alles sehr kompakt und übersichtlich, die Zahl der Besucher blieb auch dieses Jahr soweit ich das einschätzen kann unter 50000. Das Gelände eignet sich durch die Großen Flächen optimal für ein Festival, einziges Problem ist wohl, dass es keine festen Schattenspender gibt.

-----Die Musik-----

Das Programm ist auf www.southside.de nachzulesen, ich will es hier nicht im Detail auflisten, sondern meinen Gesamteindruck schildern, sowie meine Erfahrungen zu den Bands, die ich mir angehört habe.

Der Freitag gehörte dem Hip Hop. Die Main Stage war vollständig von Rockmusik befreit. Das war mir klar, mir war allerdings nicht klar, was das für mich heißt. Ich hör eigentlich ganz gerne Hip Hop, doch war ich am Freitag von einem Großteil enttäuscht. Bei den Beginnern hab ich nix verstanden, was das gesamte Konzept aus den Fugen schmeißt, ist Hip Hop ja nicht wirklich Musik sondern das rhythmische Erzählen. Am Ende hatte ich nur das Urteil, die waren schlecht, mitgerissen haben sie mich auf jeden Fall nicht. Ähnlich ging’s mir bei den Fantastischen 4, die zwar deutlicher waren und den Vorteil des letzten Acts hatten, allerdings auch meine Stimmung nicht heben konnten. Einziger Lichtblick dieser Stage für mich war Gentleman & the Far East Band, die mit feiner Reggae Musik für ausgelassene Stimmung sorgten und so auch meine gehoben haben, auch ohne das allgegenwärtige Marihuana zu konsumieren. Sie verstanden es dem Publikum was zu bieten und zu integrieren, indem wir am Ende zusammen einen Tribut an Bob Marley gesungen haben. Die Band war eine neue und gute Erfahrung für mich.

Am späten Abend hab ich mich dann lieber zur Alternate Stage begeben um noch ein bisschen lauten, schnellen doch sehr guten Rock von Ill Nino zu hören. Leider bekam ich davon nicht viel mit, hab ich mich doch zu lange bei den Fantastischen 4 aufgehalten. Im Anschluss das Konzert von Within Temptation. Diese Band war auch neu für mich, bietet aber guten Rockmusik in Verbindung mit einer melodischen Frauenstimme. Im Verbund mit der guten pyrotechnischen Show gelang es dieser Band ihr Publikum zu begeistern und so den Tag doch noch als Gewinn in die Erinnerung zu brennen. Zwar bietet die Band sowohl in der Musik als auch in der Choreographie wenig Abwechslung, das Grundkonzept ist jedoch für die Dauer eines Festivalauftrittes sehr überzeugend.

Der Samstag gehörte den härteren Rockern. Der ganze Tag war zufrieden stellend, viel Pogo, viel Spaß und kein Regen. Leider prasselte die Sonne denn ganzen Tag, was uns zu einer Mittagspause zwang um keinen Sonnenstich zu bekommen (Merke: Vergesse nie einen Hut!). Die Enttäuschung kam allerdings gegen Mittag als klar wurde, David Bowie wird nicht spielen. Damit war das Festival ohne Head Liner und das erst am Tag des geplanten Auftrittes. Die Enttäuschung darüber hielt sich aber bei den meisten in Grenzen, David Bowie Fans sind wohl eher von der friedlicheren Sorte. Ich hätte ihn wirklich gerne gesehen. So klang der Tag des harten Rocks eben mit Placebo aus, die ein weiterer Lichtblick in meiner Erinnerung sind, welche am Samstag leider etwas löcherig ist. Alkohol spielt wie auf jedem Festival auch hier eine Rolle, die Auswirkungen auf das Gehirn sind glaub ich hinreichend bekannt, vor allem in Kombination mit 10 Stunden Sonne auf dem Kopf ;-)

Am Sonntag kam dann der Regen und der Boc hatte keinen Bock aufzustehen. Also kann ich von diesem Tag nur Eindrücke aus zweiter Hand liefern. Die Bands waren im Wesentlichen auf etwas einlullendere und kompromisslosere Musik aus. Der ganze Tag stand den Künstlern zur Verfügung. Das ganze gipfelte im Auftritt von The Cure und Air. Obwohl The Cure ja zum Head Liner aufgestiegen ist, war ich von dem Auftritt so enttäuscht, dass ich nach 3 Liedern zu Air wechselte, die mich dann mit starkem Bass, leicht einlullender Keyboard und Gitarrenmusik und einem hervorragenden Schlagzeug in Trance versetzt haben. Für ein Festival absolut empfehlenswert, da es sehr befreiend ist, kann ich mir diese Art von Musik außerhalb nicht vorstellen. Das besondere ist die Stimmung, die herrscht, diese muss bei einem Festival wahrgenommen und kanalisiert werden. Gelingt einer Band das, halte ich sie in guter Erinnerung, wie eben Air.

Die gesamte Bandliste klang für mich am Anfang eher uninteressant, der Eindruck hat sich nicht gebessert, vor allem nachdem David Bowie aus Gesundheitsgründen abgesagt hat. Die wenigen Lichtblicke trösten jedoch in Verbindung mit der tollen Stimmung drüber hinweg.

-----An&Abreise und staatliche Eingriffe-----

Wider erwarten verliefen beide ohne Probleme. Kein Stau, keine Unklarheiten, keine unmöglichen Öffnungszeiten der Müllrückgabe. Auch hier ist der Organisation ein Lob auszusprechen. Die Polizei hat sich dezent verhalten und ihr übriges dazu geleistet einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Bei der Anreise führte der Zoll Kontrollen in Neuhausen ob Eck durch, diese behinderten jedoch kaum, mit Ausnahme natürlich der gefilzten. Auf dem Gelände selbst war die Polizeipräsenz gering und ihre Toleranz sehr groß. Wegen Haschischkonsumes waren sie sicher nicht da, wenn sie sich für Drogen interessierten, dann nur für Verkaufsmengen, man kann ja auch nicht das halbe Festivalpublikum verhaften ;-) Auch mit der angestellten Security hatte man kaum Probleme, die meisten waren vernünftig und fair, die Kontrollen allerdings mitunter schlampig, so hätte ich ohne Problem eine Waffe mitbringen können. Ein Festival ohne Risiko ist aber unmöglich, ich bin durchaus bereit das zu gehen, solange mir meine Freiheiten bleiben und ich das Gelände in weniger als 15 Minuten betreten und verlassen kann.

-----Fazit-----

Das Southside 2004 war wieder ein sehr schönes Festival. Es macht Spaß mit Freunden auf einen Campingplatz zu gehen und die normale Welt zu vergessen. Sich von der Musik und der positiven Stimmung tausender von Leuten hinfort reißen zu lassen.

Der Flugplatz in Neuhausen ob Eck bietet die optimale Location, die technische Ausstattung ist gut, die sanitäre zufrieden stellend. Man hat als Besucher genügend Freiheiten um sich selbst zu versorgen, vor allem, da man jederzeit schnell ans Zelt zurückkehren kann.

Die Karte kostete dieses Jahr 79 Euro incl. 5 Euro Müllpfand und Campingplatz. Für 3 Tage finde ich das einen anständigen Preis, obwohl die Abwesenheit von David Bowie, den Wert der Veranstaltung natürlich gedrückt hat.

Überhaupt war die Musik das, was mich am wenigsten begeistern konnte, was ja für ein Festival kein gutes Zeichen ist. Ich wollte aus diesem Grund eigentlich nur 3 Sterne geben, die gute Organisation will ich jedoch loben und einen Stern dazugeben. Ich empfehle dieses Festival, den Rockern und Hip Hopern, südlich von Frankfurt am Main. Sie bekommen ein Abwechslungsreiches und stimmungsvolles Festival geboten, bei dem man wieder die Chance erhält seinen musikalischen Horizont zu erweitern.

Der Boc hatte trotz allem wieder Spaß, ist jedoch froh, wenn er nach 3 Tagen wieder die Chance bekommt, ein normales Leben mit Bett und Dusche zu führen. Festivals sind eigene Welten, in diese Tritt man gerne ein, man muss sie aber auch wieder gerne verlassen, sonst geht die Faszination wohl schnell verloren.

28.6.2004__bocdanovic

6 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    28.06.2004, 18:25 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Nanu, so enttäuschend ? Kann ich gar nicht verstehen ... Gruß, Sven (Zoobremia)