Spider-Man 2 (VHS) Testbericht

Spider-man-2-vhs-fantasyfilm
ab 19,19
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

...day of the tentacle...

Pro:

Ein äußerst amüsanter Action-Popcorn-Mix... Die Charakter verbleiben nicht als Schablonen... Doc Ock ist einfach der coolste und beste Widersacher... Die Darsteller – allen voran Alfred Molina und der herrlich leidende Tobey Maguire...

Kontra:

Eigentlich nichts... Außer dass der dritte Teil erst am 07. Mai 2007 in die (amerikanischen) Kinos kommen wird...

Empfehlung:

Ja

Sam Raimi war eigentlich für die breite Masse der Kinogänger ein Nichts. Viele hatten schon mal von seinen „evil dead / Tanz der Teufel“-Filmen und deren legendärer Blutrünstigkeit gehört, aber solch ein Freak würde wohl kaum als „wirklicher“ Regisseur ernstgenommen werden können. Wie sich die Menschen doch irren können. Nicht nur, dass seine Splatter-Orgien qualitativ wesentlich hochwertiger sind als angenommen – auch als „wirklicher“ Regisseur konnte er sich im Jahre 2002 endgültig der breiten Masse präsentieren. Nachdem bereits mit Peter Jackson ein ehemaliger Regie-Exzentriker die „Lord of the rings / Herr der Ringe“-Trilogie für die Leinwand verfilmen durfte, sollte der beliebteste Comicheld der Amerikaner von dem unscheinbaren Sam Raimi auf die Leinwand geführt werden. Und weil die Produzenten so überzeugt von den Arbeiten des Regisseurs waren, durfte dieser bereits einen Monat vor dem offiziellen Kinostart in den USA einen Vertrag für den kommenden zweiten Teil unterschreiben. Ein Konzept mit äußerst großem Erfolg! Die Zuschauer waren genauso zufrieden mit Raimi, so dass weltweit über 800 Millionen Dollar im „Spinnen-Netz“ der Produzenten kleben blieben.

Und der heißersehnte zweite Teil folgt nun im Jahre 2004 und soll die Massen erneut an unsichtbaren Spinnenfäden in die Kinos ziehen. Ob’s wieder (ge)klappt (hat)? Und wie! Nachdem sich die Kritiker mit positiven Stimmen bereits überschlagen haben – und selbst ein Roger Ebert die Höchstwertung gezogen hat –, purzelten in den USA die Rekorde. Über 40 Millionen Dollar am Eröffnungstag [wohlgemerkt ein Mittwoch]. Ein knappes Milliönchen insgesamt mehr am Startwochenende eingespielt als der bisherige Krösus [wie sollte es anders sein: „Spider-Man“ hielt bisher den Rekord mit 114 Millionen Dollar]. Und scheinbar war „jeder“ der Besucher äußerst zufrieden mit dem liebsten aller Wandkrabbler...


Der Inhalt – With great power comes great responsibility.

Zwei Jahre sind vergangen seitdem Peter Parker (Tobey Maguire) – alias Spider-Man – sich mit dem Green Goblin durch die Häuserschluchten New Yorks geprügelt hat und selbigen letztlich in die ewigen Jagdgründe geschickt hat. Zwei Jahre in denen viel passiert ist. Peters ewige Liebe Mary Jane (Kirsten Dunst) ist zu einem gefeierten Broadway-Star emporgestiegen. Seiner herzensguten Tante May steht die Zwangsvollstreckung bevor. J. Jonah Jameson, der Verleger des Daily Bugles, hetzt seine Leserschaft immer noch gegen den Spinnenmann auf. Harry Osborn – Peters bester Freund – will sich immer noch für den Tod an seinem Vater – dem Green Goblin – an Spider-Man rächen. Und Peter? Dessen Leben ist völlig durcheinander. Immer hetzend von einer Aktivität zur nächsten verliert er einen Job nach dem anderen, kommt zu spät zu seinen universitären Vorlesungen und muss als Beschützer New Yorks selbst seine Freunde links liegen lassen.

Als sich dann urplötzlich seine Spinnen-Fähigkeiten zu verabschieden scheinen, sieht er dies als Wink mit dem Zaunpfahl. Er gibt seine Geheimidentität als Spider-Man auf. Sehr zur Freude der Verbrecher – und seiner Freunde. Endlich findet er Zeit in MJs Broadway-Aufführung zu gehen, kann seinen universitären Hausaufgaben nachkommen und seine wissenschaftliche Arbeit über Dr. Otto Octavius (Alfred Molina) beginnen.

Doch dann ereignet sich das Unglück. Octavius misslingt ein für die Menschheit bahnbrechendes Experiment. Die von ihm dabei getragenen Roboterarme verschmelzen auf ewig mit seinem Körper und dank seines Wissensdrangs verstirbt seine Frau. Fortan verliert der Wissenschaftler immer mehr den Bezug zur Realität, lässt sich von der „künstlichen Intelligenz“ seiner vier Roboterarme leiten und versucht das missglückte Experiment im Dienste der Menschheit zu wiederholen – auch wenn dabei ganz New York verwüstet werden sollte...


Die Inszenierung – Im Netz der Spinne

Nüchtern betrachtet war der Vorgänger eine absolute Ausnahmeerscheinung im Genre der Comic-Verfilmungen. Geschickt hat das Drehbuch den Geist der bebilderten „Romanvorlage“ aufgegriffen und so umgesetzt, dass auch Nicht-Kenner ihren Spaß haben werden. „Spider-Man“ ist lustig, emotional, dramatisch, actionlastig und vor allem eine Achterbahnfahrt der ersten Güte. Es sollte also nicht verwundern, wenn die Erwartungen der Fans für die Fortsetzung nicht niedrig angesiedelt worden sind. Und ohne lügen zu müssen: Die hohen Erwartungen können ausnahmslos erfüllt werden!

Schon der Vorspann ist ein kleiner Leckerbissen, der einen wundervoll zurück ins Spinnen-Universum katapultiert. Neben den üblichen Credits werden Zeichnungen eingeblendet, die die wichtigsten Punkte der Geschichte des Prequels erzählen. Und mit diesem raffinierten Schachzug wird sogleich ein Grundstein gelegt, der das spätere Gelingen des Filmes ermöglicht. Man leugnet nicht einen Comic auf die Leinwand zu hieven. Man ist sich der zeitweise kitschig-pathetischen Vorlagen bewusst – versetzt diese aber in der Verfilmung in ein ehrendes und dennoch stimmiges Gesamtbild.

Wichtig für das gelungene Gesamtbild sind vor allem die Figuren, die im Verlauf der Geschichte äußerst tief gezeichnet werden. Sicherlich ist es hilfreich auf einen ersten Teil zurückgreifen zu können, in dem bereits die Hauptfiguren ausreichend charakterisiert worden sind – aber vor allem der neue Bösewicht Doctor Octopus erhält ein großartiges charakterliches Gewand. Schon vor seiner Verwandlung wird Otto Octavius [im Gegensatz zu den Comics] eingeführt – als liebenswerter Mitmensch, der mit Peter die Leidenschaft für die Naturwissenschaften teilt. Er ist zuvorkommend und gibt Peter kleine Tipps wie er seine Herzensdame erobern kann [Poesie ist die Antwort!]. Erst mit seiner Verwandlung erhält Octavius seinen wahnsinnigen Charakter. Er wollte alles tun, um der Menschheit dienlich zu sein – doch bei seinem entscheidenden Experiment geht alles schief. Die von ihm entwickelten Greifarme verschmelzen mit seiner Wirbelsäule, seine geliebte Frau wird durch seine Wissenschaft getötet, er verfällt immer mehr dem Kommando der bösartigen Technik, die von nun an mit seinem Körper auf ewig verbunden ist.

Octavius ist somit einer der klassischsten Bösewichte, die es auf dem Comic-Markt gibt. Vor allem im Marvel-Universum – in dem neben Spider-Man (u.a.) auch die X-Men und die fantastischen Vier für das Gute kämpfen – sind die Widersacher „nie“ von grund auf böse. Sie wollten vor ihrer Verwandlung sogar zumeist Gutes tun – missachteten aber immer wieder die Macht der Technik / Natur. Aber dank eines herrlichen Alfred Molinas und der stimmigen Darstellung stört diese „Klassik“ bei Doctor Octopus zu keinem Zeitpunkt. Man glaubt einfach, dass er nach diesen Verlusten nur noch Augen für das Fortführen seines missglückten Experiments hat.


Aber auch die Figur des Spider-Mans wird konsequent weiterentwickelt. Musste er sich zunächst mit seiner Rolle als Held abfinden – betrübt ihn nun seine emotionale Abgeschiedenheit. Er kann sich keinem anvertrauen ohne diesen gleich in größte Lebensgefahr zu katapultieren. Peter muss mit ansehen wie sein bester Freund im Hass auf seine Geheimidentität aufgeht. Kein Wunder, dass sich Spider-Man nicht mehr wohl in seiner Haut fühlt – und dieser Aspekt wird in der ersten Hälfte des Filmes köstlich ausgespielt. Wenn mal wieder Spideys Kräfte aussetzen, muss dieser sich in den Aufzug stellen, um von einem Wolkenkratzer wieder auf den sicheren Erdboden zu gelangen. Herrlich dabei das Gespräch mit dem einzigen anderen Aufzuginsassen, der im Glauben einen verkleideten Jungen vor sich zu haben das großartige Spider-Man-Kostüm lobt – worauf Peter erwähnt, dass selbiges im Schritt zwickt. Und gerade diese kurze Sequenz im Aufzug dürfte wohl am besten das Unwohlsein des Zwangssuperhelden widerspiegeln. Seine „zweite Haut“ zwickt an allen Ecken und Enden.

Peter Parker versinnbildlicht somit ein weiteres Mal den gewöhnlichen Heranwachsenden von Nebenan. Spider-Man ist trotz seiner Kräfte kein Übermensch. Er hat die gleichen Probleme – und zerbricht an diesen zeitweise genauso wie jeder andere Normalsterbliche auch. Und in dem „ursprünglichen“ Doctor Octavius scheint dieser Held von nebenan sein eigentliches Vorbild gefunden zu haben. Mit seinem großen Engagement für die Wissenschaft hat Octavius sein Privatleben spielend leicht verknüpfen können. Er war glücklich mit seiner Frau und konnte / wollte dennoch Gutes für die Menschheit tun. Der Traumzustand, den Peter seit dem Erhalt seiner großen Verantwortung verzweifelt zu realisieren versucht.



Aber man sollte wohl nicht das Geschehen als zu tiefgründig behandeln – obgleich die Comic-Vorlage von Stan Lee und Steve Ditko sich gerade durch diese Doppelbödigkeit von den damaligen Comic-Konkurrenten abheben konnte. Als Film will „Spider-Man 2“ aber vor allem eines: Unterhalten! Und das schafft das Drehbuch von Alvin Sargent hervorragend. Er lässt den Titelhelden von einem Tiefpunkt zum nächsten schliddern – ermöglicht es so dem Zuschauer mitzufühlen – und garniert das ganze mit der gewohnten Lockerheit des Wandkrabblers. Immer wieder gibt es kleine Momente, die das ganze Geschehen aufheitern. Wenn Peter im Waschsalon feststellen muss, dass sein Kostüm abfährt oder wenn J. Jonah Jameson auf der Suche nach einem Namen für den neuen Bösewicht ist und einfach den Vorschlag seines Mitarbeiters als eigenen verkauft, dann sind das wunderschöne, amüsante Augenblicke, die dem Betrachter ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern.

Und dann gibt es natürlich noch die Action-Szenen – und die sind außergewöhnlich gut gelungen. Spidey kloppt sich mit seinem Widersacher Doc Ock an einer Häuserfassade, verschießt anstelle der gewöhnlichen Spinnenfäden klebrige Kugeln [„impact webbing“ genannt] aus seinem Handgelenk und landet zum Höhepunkt der perfekt dosierten Kämpfe auf einer S-Bahn, deren Bremsen – dank Doc Ock – defekt sind. Die Kämpfe sind immerzu abwechslungsreich, atemberaubend und wie eine blitzgeschwinde Achterbahnfahrt. Zeit zum Luftholen gibt es nicht wenn der sechsarmige Wissenschaftler damit droht unschuldige Geiseln aus schwindelerregender Höhe herabfallen zu lassen – und Spider-Man sich sogleich um die den Erdboden entgegenfallenden Opfer und den entfliehenden Bösewicht kümmern muss.

Dass die atmosphärisch gut inszenierten Action-Momente so gut gelingen, kann der Betrachter letztlich drei entscheidenden Faktoren verdanken. Zum einen der famosen musikalischen Untermalung – die ein weiteres Mal beweist, dass Danny Elfman [Tim Burtons Stammkomponist war auch schon für „Batman“ und „Batman returns / Batmans Rückkehr“ verantwortlich] ein Genie ist. Er verleiht dem Geschehen mit seinen Kompositionen einen leicht pathetischen Touch, schliddert aber nie in nervende Überdramatisierungen hinab – hievt den Film vielmehr in epische Regionen.

Zum anderen wirkt die Kameraführung [von Bill Pope] während der Kämpfe – und des restlichen Filmes – ähnlich brillant. Sie ist nicht übermäßig hektisch – wie man es leider aus den letzten Action-„Blockbustern“ gewohnt ist –, sondern gibt dem Zuschauer genügend Zeit um das Geschehen zu erfassen. Dank des gelungenen Schnitts [von Bob Murawski] können die Bilder aber dennoch eine passende Dynamik entwickeln, die die notwendige Geschwindigkeit für das Achterbahnfahrt-Feeling aufkommen lässt. Besonders gelungen wirken in diesem Zusammenhang mal wieder die imposanten „Schwingereien“ des Spinnenmanns durch die Häuserschluchten New Yorks. Wenn sich Peter von einem Wolkenkratzer zum nächsten hangelt, ist dies schlichtweg atemberaubend – und der Zuschauer fühlt sich als würde er sich selbst durch die Hochhäuser-Landschaft schwingen.

Und dann gibt es natürlich noch die Special-Effects – welche dem ganzen Treiben das Sahnehäubchen aufsetzen. Mehr als ein Viertel des (inoffiziell) mit 200 Millionen US-Dollar bezifferten Budgets sollen die zahlreichen Effekte verschlungen haben. Und der Zuschauer merkt diesen Größenwahnsinn in jeder Einstellung. Bewusst wurde der leicht comichafte Effekte-Stil des Vorgängers beibehalten und mit zahlreichen Verfeinerungen noch weiter perfektioniert. Dennoch drängen sich die computerisierten Bilder während des Filmes nicht in den Vordergrund – die Macher haben sogar einige Szenen mit klassischen Animatronics gefilmt. Dass dafür Alfred Molina zeitweise mit einem 50-Kilo-Gestell für seine Tentakelarme herumlaufen musste oder dass an Originalschauplätzen Teile der rasanten Netzschwinaktionen gedreht wurden, spricht natürlich für den großartigen Aufwand, der in fast allen Szenen eine perfekte Comic-Illusion schafft. Dass dann in der finalen Szene mal zwei Hubschrauber schrecklich animiert erscheinen, stört schon gar nicht mehr.



Einen besonderen Pluspunkt kann „Spider-Man 2“ – wie auch schon sein Vorgänger – bei seinen Darstellern einfahren. Genüsslich kann man sich den deprimierten Blick von Tobey Maguire [u.a. „Pleasantville“ und „The Cider House rules / Gottes Werk und Teufels Beitrag“] angucken. Man merkt förmlich, dass er sich nicht wohl in seiner charakterlichen Haut fühlt. Und dabei hätte man beinahe auf den jungen Akteur verzichten müssen, hätte anstelle dessen mit Jake Gyllenhaal [„Donnie Darko“] Vorliebe nehmen müssen. Doch glücklicherweise musste man sich an kein neues Gesicht gewöhnen, die gesundheitlichen Probleme Maguires konnten noch vor den Dreharbeiten in Griff gebracht werden – und dienen so nur noch als kleiner Gag im finalen Film, wenn sich Peter über die Schmerzen in seinem Rücken beschwert. Erneut also ein liebenswerter und guter Auftritt von Tobey Maguire, der hoffen lässt, dass selbiger noch lange das Kostüm des New Yorker Superhelden überstreift.

Im Gegensatz hierzu vollführt Kirsten Dunst einen darstellerischen Qualitätssprung, den man nicht wirklich erwartet hätte. Spezialisierte sich das Drehbuch des Vorgängers noch auf die Titelfigur – und ließ so MJ überwiegend zu einem kreischenden Anhängsel, das gerettet werden muss, verkommen – so bekommt Maguires filmische Liebe vermehrt Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Die Momente, in denen sich Mary Jane und Peter Parker gegenüber stehen, stechen besonders hervor. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt – ihre schmachtenden Blicke sind herrlich emotional und verhelfen selbst den kitschigsten Liebesphrasen zu dem Status der Poesie.

Um aber wieder dem Gesetz der Serie zu folgen, hat der Bösewicht die stärksten Szenen. Alfred Molina, einer der vielseitigsten Nebendarsteller Hollywoods [zuletzt (u.a.) in „Frida“, „Chocolat“ und „Plots with a view / Grabgeflüster“], nimmt jeden Raum vor der Kamera für sich ein. Zwar konnte man sich vor Drehbeginn noch herrlich darüber streiten, ob Molina unbedingt in das Bild der Comicfigur des verrückten Wissenschaftlers passen würde, das letztendliche Ergebnis spricht aber eindeutig für den Briten. Zunächst ein netter Mann aus der Nachbarschaft, der freundlich lächelt – und dann ein obercooler Bösewicht, der ausgestattet mit seiner Sonnenbrille wohl die Polkappen zum Schmelzen bringen könnte. Molina hat einen wuchtigen Auftritt – überzieht seine Figur nicht zu einer unnötigen Überdramatisierung des Bösen, sondern besticht viel mehr durch kleine Gesten und Mienenspiele. Man glaubt ihm seine Boshaftigkeit und fühlt sich von dieser latent bedroht. Einfach eine herrliche Vorstellung!

James Franco [als Harry Osborn – zuvor (u.a.) in „James Dean“ als die Titelfigur und „The Company“] hingegen wirkt als zukünftiger (?) Bösewicht äußerst durchwachsen. Vielleicht liegt es an seinem geringen Alter, aber irgendwie fühlt man sich immer wieder an einen aufmüpfigen Jung-Rebell erinnert, der leicht überzogen reagiert – und in dieser Fassung ist er nicht für eine derartig zentrale Rolle geeignet. Franco erscheint einfach viel zu überzogen, wenn er sich als obercooler Inhaber von Oscorp aufführt und sonnenbebrillt mit dem protzigen Cabrio davonfährt.

Dafür gibt es als gelungenen Ausgleich noch zwei kleine Schmankerl unter den Nebenfiguren. Rosemary Harris [u.a. der TV-Mehrteiler „Holocaust“ und „the gift“] als Tante May kann langsam aber sicher den liebenswerten Charakter der Comic-Figur ausfüllen, wirkt endlich ausgeglichen in ihrer Darstellung. Und dann gibt es natürlich noch J.K. Simmons [demnächst in „Ladykillers“], der wohl die perfekte Wahl für den cholerischen Zeitungsverleger J. Jonah Jameson ist. Aufbrausend mit einem Funkeln im Auge kommt er daher wenn er mal wieder seine Befehle herumblökt und als Zuhörer will man gar nicht glauben, dass solch ein hitziger Darsteller auch als Synchronstimme für den gelben M&M in den amerikanischen Werbespots tätig ist.



Was „Spider-Man 2“ letztlich zu einem wunderbaren Fundus für die Freunde der Comic-Serie macht, ist die unglaubliche Detailarbeit. Immer wieder werden Figuren eingeführt, die im Verlauf der Filmserie (wohl) noch eine entscheidende Rolle spielen werden. Sei es Doctor Curt Conners, Peters Universitätsprofessor, der offensichtlich seinen rechten Arm verloren hat – was wohl auf seine bevorstehende Verwandlung in den Lizard / die Echse hindeutet. Oder aber der neueingeführte Astronaut John Jameson – der in der Comic-Serie von einem seiner Ausflüge urplötzlich als Man-Wolf zurückkehrt. Sam Raimi gibt dem Zuschauer genügend Spielraum zum Spekulieren über die kommenden Ereignisse. Eine gewitzte Taktik, die vor allem bei Fans dafür sorgt, dass sie auf heißen Kohlen sitzend den Kinostart des dritten Teiles am 04. Mai 2007 [US-Start] erwarten.

Aber auch Filmfreunde werden mit dem Wandkrabbler wieder ihren Spaß haben – denn Sam Raimi verneigt sich vor zahlreichen Werken der Filmgeschichte. Am klassischsten natürlich die herrliche Anspielung auf „King Kong“ [Doctor Octopus krabbelt mit einem Opfer in der Tentakelhand einen Wolkenkratzer empor] – wenn aber dagegen Spider-Man gänzlich im Stile eines „Supermans“ durch eine Gasse rennt und sein Hemd aufreißt, ist das erst recht eine furchtbar amüsante Szene. Dass bei diesen ganzen Reminiszenz natürlich auch nicht die Herkunft Raimis verschwiegen wird, dürfte nicht verwundern. So gibt es auch in „Spider-Man 2“ einen viel zu knappen Auftritt von Bruce Campbell [Ash in „evil dead 1 - 3“] und ebenso kurzzeitig darf unschuldiges Opfer einen handliche Kettensäge gegen die Fangarme Doc Ocks einsetzten.



Das Fazit - This summer a man will face his destiny. A hero will be revealed.

Wenige Fortsetzungen sind wirklich brauchbar. Zumeist gestalten sich die ganze Unterfangen dem Zuschauer erneut das Geld aus der Tasche zu ziehen als äußerst simple Abklatsche der Vorgängerfilme. Aber schon im letzten Jahr hat „X2“ bewiesen, dass man im Comicfilm-Sektor genügend Spielraum hat, um ein adäquates Produkte fertig zu stellen. Und um ehrlich zu sein: „Spider-Man 2“ steht diesem qualitativen Erfolg in nichts nach. Sam Raimi hält wundervoll die Balance zwischen atemberaubenden Action-Sequenzen und einer ausgefeilten Storyline, die man derartig nicht in einem Action-Blockbuster erwarten würde. Überhaupt, „Spider-Man 2“ wirkt nicht wie ein simpler Actionfilm, der einzig den Zuschauer mit lauten Effekten verzaubern will. Dank der sich fortentwickelnden Charaktere – die von ihren Darstellern zumeist zauberhaft getroffen werden – erscheint das gesamte Geschehen für ein Comic-Universum als geschlossene logische Einheit, in der die wenigen Actionszenen fast schon als kurzzeitige Intermezzi funktionieren.

Ob mit diesem bombastischen und fast perfekten zweiten Teil nun das Ende der Fahnenstange erreicht worden ist? Man wird sich wohl oder übel überraschen lassen müssen, was der kommende Regisseur sich einfallen lassen wird. Genügend Grundsteine für interessante Story-Entwicklungen und böse Widersacher hat Sam Raimi mit diesem Teil gelegt – und wenn sich nicht allzu viel in den Planungen der Studiobosse ändert, wird Raimi auch selbst diese angefangenen Handlungen weiterführen dürfen...

Wertung: [noch] 9 krabbelnde Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: http://www.spider-man2.de/

25 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Tom_Araya

    21.01.2005, 19:31 Uhr von Tom_Araya
    Bewertung: sehr hilfreich

    so nebenbei bissu schuld das ich plötzlich lust auf maniac manson bekommen hab *g*