Spider-Man 2 (VHS) Testbericht

Spider-man-2-vhs-fantasyfilm
ab 19,19
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

Erfahrungsbericht von CiscoGianino

S(p)innkrise

Pro:

Story, Nähe zur Comic-Vorlage, Darsteller, Action

Kontra:

unpassender, penetranter Humor versaut das schöne Flair ein wenig

Empfehlung:

Ja

Die erfolgreichste Comic-Verfilmung geht in die nächste Runde: Nachdem Teil 1 der „Spider-Man“-Reihe „Star Wars: Episode 2“ locker den Rang des Sommer-Blockbusters abgelaufen hat, sind die Erwartungen von allen Beteiligten natürlich immens hoch. Mit einem Budget von angeblich über 200 Millionen Dollar wäre „Spider-Man 2“ der teuerste Film aller Zeiten, doch der Erfolg gibt ihm recht: Teil 2 der Spinnen-Saga legte in den USA das beste Wochenend-Einspielergebnis überhaupt hin und hat mittlerweile bereits ein Drittel mehr eingespielt als Teil 1 zum damaligen Zeitpunkt.

Der Vorspann erzählt in edlen Comic-Bildern noch einmal zusammenfassend die Geschichte vom ersten Teil, wunderbar untermalt von Danny Elfmans Score, der Erinnerungen an die alten „Batman“-Filme eines Tim Burton weckt. Der Durchschnittstyp Peter Parker (Tobey Maguire) mutierte durch den Biss einer genmanipulierten Spinne zum Superhelden und schwört nach dem Tod seines Onkels, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Am Ende von Teil 1 tötete er den Green Goblin (Willem Dafoe), der ausgerechnet der Vater seines besten Freundes, dem stinkreichen Harry Osborn (James Franco), war.

Teil 2 setzt zwei Jahre später ein: Peter studiert, doch ist es nicht einfach, sein Privatleben auf die Reihe zu kriegen, wenn man rund um die Uhr mit Verbrechensbekämpfung beschäftigt ist. Darunter leiden natürlich seine Noten, sein Job als Pizzalieferant und seine Anstellung beim „Daily Bugle“, wo er seinem Boss J.J. Jameson (J.K. Simmons) täglich neue Bilder von Spider-Man liefert. Auch Peters Liebesleben hat zu leiden, denn er verzehrt sich nach wie vor nach seiner großen Jugendliebe Mary Jane (Kirsten Dunst), die mittlerweile erfolgreiche Theaterschauspielerin ist und Werbung für Parfüm macht.
Harry hat nach dem Tod seines Vaters dessen Firma Oscorp Industries übernommen und sein Hass auf Spider-Man ist nicht unbedingt kleiner geworden. Um sich abzulenken finanziert er den brillanten Wissenschaftler Dr. Otto Octavius (Alfred Molina). Da Peter gerade eine Arbeit für die Uni über diesen Mann schreibt, arrangiert Harry ein Treffen.
Hier bricht Regisseur Sam Raimi entschieden mit der Comic-Vorlage, da Peter bzw. Spider-Man ursprünglich bei einem Überfall auf „Doc Ock“ traf. Diese Änderung erweist sich jedoch als genialer Schachzug, den selbst absolute Hardcore-Fans verzeihen können, denn Raimi baut in seinem Film mit Dr. Octavius eine Art Identifikationsfigur für Peter auf, denn dieser hat es in seinem Leben geschafft, seine Träume und seine Arbeit gleichermaßen zu erreichen, ohne dass ein Part unter dem anderen Leiden muss.
Doch die Bewunderung hält nicht lange, denn bei dem geplanten revolutionären Durchbruch geht einiges schief und das Nervensystems vom Doktor verschmilzt mit vier gigantischen metallischen Greifarmen, die für die Präsentation nötig gewesen waren. Durch den Fehlschlag kommt auch noch Octavius’ Frau ums Leben und „Doc Ock“ wird angesichts der Zerstörung seiner Träume und dem Tod seiner großen Liebe langsam wahnsinnig. Dies nutzt Harry für seine Zwecke gnadenlos aus und schließt mit Dr. Octopus einen Deal, dem zu Folge er Spider-Man töten soll.
Dieser hat mittlerweile allerdings ganz andere Probleme: Das Haus seiner Tante soll zwangsgeräumt werden und Mary Janes Hochzeit mit dem Sohn von Jameson steht vor der Tür. Als auch noch seine übernatürlichen Kräfte versagen und er nun nicht mal mehr sein Superheldendasein vernünftig geregelt kriegt, schmeißt er frustriert das Kostüm in den Müll um wieder ein ganz normales Leben zu führen. Einerseits fühlt er sich nun unheimlich frei und unbelastet, andererseits plagen ihn Schuldgefühle und Gewissensbisse, da er bei zahllosen Verbrechen einfach nur noch zusieht. Als Dr. Octopus allerdings Mary Jane entführt, kramt Peter das Kostüm wieder hervor um seine große Liebe zu retten...

„Spider-Man 2“ ist eindeutig besser als sein Vorgänger. Sam Raimi hat es geschafft, das große Manko des ersten Teils auszumerzen: War bei Teil 1 die Geschichte auch schon anrührend und unterhaltsam verpackt, ärgerten dennoch die lahmen und uninspirierten Actionsequenzen. Teil 2 zeigt sich deutlich dynamischer und rasanter, schöpft das Potential seines Helden und auch das seines Gegners hervorragend aus. Besonders hervorzuheben ist hier die großartige Kameraarbeit von Bill Pope, der hiermit bewiesen hat, dass er wesentlich mehr auf dem Kasten hat als nur schlechte „The Crow“-Fortsetzungen zu drehen (obwohl man ihm attestieren muss, dass selbst diese optisch wirklich gelungen war).
Großer Kritikpunkt am Sequel ist der grenzdebile Ami-Humor, der einem teilweise wirklich penetrant um die Ohren gehauen wird. Dämliche Sprüche und peinliches Geblödel in bester Slapstick-Manier sind extrem unpassend und zerstören schon ein wenig den Gesamteindruck von Raimis Werk. Man hätte nur noch Jason Biggs für die Hauptrolle besetzen müssen und schon hätte man eine richtig dümmliche Loser-Komödie aus dem Film machen können.

Aber nichtsdestotrotz funktioniert „Spider-Man 2“ auch mit diesem Schandfleck, vor allem wegen seines Ensembles: Tobey Maguire ist einfach die Idealbesetzung. Den gesichtslosen Spider-Man könnte jeder Jungschauspieler Hollywoods spielen, doch nur Tobey Maguire ist Peter Parker. Keiner passt besser in dieses Bild vom ewigen Trottel, immer etwas verträumt und dennoch fühlt man bei ihm, dass er etwas ganz besonderes ist. Großartig interagiert Maguire auch mit Kirsten Dunst – die beiden geben wirklich ein hinreißendes Paar ab und man hat das Gefühl als würde es wirklich zwischen den beiden knistern, wenn man sie so auf der Leinwand sieht.
Alfred Molina gibt einen brillanten Schurken, da er dessen sympathische und deshalb so tragische Seite großartig zur Geltung bringt und um einiges präsenter ist als Willem Dafoe als Green Goblin in Teil 1. Die einzig wirklich gelungenen Lacher des Films hat J.K. Simmons als Peters cholerischer Boss auf seiner Seite, der diesmal noch um einiges mehr toben darf als noch im Vorgänger. Selten war ein griesgrämiger Egozentriker liebenswerter als hier. Natürlich darf auch Sam Raimis alter „Evil Dead“-Spezi Bruce Campbell nicht fehlen, der hier einen Gastauftritt als hochnäsiger Platzanweiser hat.

Sam Raimi darf auch diesmal wieder seiner Begeisterung für die Comic-Vorlage freien Lauf lassen. Ähnlich wie seine Kollegen Mark Steven Johnsen mit „Daredevil“ oder Guillermo del Toro mit „Hellboy“ inszeniert Raimi sowohl für die Comic-Fans als auch für die breite Masse mit viel Liebe zum Detail und sogar seine treue „Tanz der Teufel“-Fangemeinde kommt auf ihre Kosten, wenn Raimi mit der Wiederauferstehungsszene von Doc Ock allerschönstes Horrorflair erschafft. Als Höhepunkt des Ganzen darf ein Arzt dem guten Doc auch noch mit einer Kettensäge zu Leibe rücken (natürlich unblutig – der Film war schweineteuer!).
Auch diesmal ist „Spider-Man“ mehr Tragödie als reiner Actionfilm, wieder nimmt der Regisseur den Gang zur rechten Zeit raus und lässt sich genügend Zeit für die ruhigen Momente, die den Film, wie schon den Vorgänger, klar dominieren. Auch wenn es manchmal etwas kitschig zugeht, so ist Peter Parkers Kampf mit sich selbst immer noch der spannendste des Films und dies wird auch kein Bösewicht der Reihe mehr ändern können.

Selten gelingt es einem Sequel, seinen Vorgänger zu übertrumpfen, doch Raimi hat es mit „Spider-Man 2“ eindeutig geschafft und ist der Comic-Vorlage von Stan Lee und Steven Ditko mehr als gerecht geworden.
Ein dritter Teil ist bereits für 2007 in Planung, Kirsten Dunst und Tobey Maguire haben schon unterschrieben und Teil 2 deutet zum Schluß auch schon mehr als deutlich an, in welche Richtung es gehen wird. Zudem wurde mit Peters Uni-Professor auch schon der Charakter eingeführt, der später zum Lizard wird. Für genügend Fortsetzungsstoff ist also gesorgt und bei dem beträchtlichen Erfolg der Serie wird Teil 3 bestimmt nicht der letzte bleiben. „Spider-Man 2“ dürften die Zuschauer auf jeden Fall reihenweise ins Netz gehen, da er mehr ist als die übrigen primitiven Sommer-Blockbuster wie „Van Helsing“ oder „The Day after Tomorrow“ zu bieten hat, die einfach nur dumm und laut sind.



Originaltitel: Spider-Man 2
Produktionsland & -jahr: USA 2004
Regie: Sam Raimi
Kamera: Bill Pope
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Tobey Maguire, Kirsten Dunst, Alfred Molina, James Franco, J.K. Simmons, Bruce Campbell, Bill Nunn, Ted Raimi

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Dickerchen

    09.07.2004, 00:19 Uhr von Dickerchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mit Van Hellsing stimme ich dir voll und ganz zu! Ich war zwar noch nicht in Spiderman 2, aber Van Helsing ist wirklich ein schlechter Film.