Spider-Man (VHS) Testbericht

Spider-man-vhs-fantasyfilm
ab 10,88
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Erfahrungsbericht von w.gruentjens

Comic-Art

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Kann Kitsch Kunst sein, Trash zu Flash werden, Popcorn zu POP ART? Wird ein Film, der beides verbinden will, Flop oder Top?

Spiderman ist die recht gelungene Verfilmung eines Comic-Klassikers, ist ein modernes Märchen, ist eine tragische Liebesgeschichte, ist übertrieben wie Kitsch, unterhaltsam wie Popcorn-Kino, romantisch und tragisch wie Romeo und Julia, farbig und laut wie POP ART. Ein Film, der soooo vieles will, ist meistens sch.....lecht (Pearl Harbor, Moulin Rouge, Pakt der Wölfe), aber dieser ist nicht nur ein Renner – er ist ein guter Renner. Ich habe mich köstlich amüsiert, und auch wenn er kein Kunstfilm ist, so kann man ihm Qualität in Richtung Pop Art nicht absprechen.


HANDLUNG

Der Held ist ein junger Mann, der überall aneckt, in Wirklichkeit aber superschlau ist. Er, der Unbeliebte, Unbeachtete, der heimlich seit der Kindheit seine Nachbarin liebt, aber von niemand geliebt wird, hat nicht nur Intelligenz und einen guten Charakter, er hat in Wirklichkeit auch viel Nettigkeit und Charme. Um dem allem die Krone aufzusetzen, erhält er durch einen Spinnenbiss übernatürliche Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, sich mit Hilfe von riesigen Spinnenfäden zu bewegen und die Welt vor vielen Schäden zu bewahren.

Ihm gegenüber steht der Antiheld, der Bösewicht, der grüne Kobold, der durch einen Selbstversuch mit einer Substanz, die den menschlichen Körper um das 800-Fache verstärkt, ein aggressives Monster geworden ist.

Die von Spiderman geliebte Nachbarin gerät immer mehr in die Schusslinie des grünen Kobolds, so dass Spiderman ihr mehrfach das Leben retten muss. Sie, die sich zunächst mit dem Sohn des grünen Kobolds angefreundet hat, weiß schließlich nicht, wen sie mehr lieben soll, Spiderman oder Parker – sie weiß ja nicht, dass es ein und dieselbe Person ist. Und so entsteht neben dem Kampf der Helden eine zarte Liebesgeschichte, bei der Monologe vorkommen, die von Shakespeare sein könnten.


QUALITÄT

Der Film bietet in seinen normalen Teilen, die nicht durch Special Effects angereichert sind, nicht viel Besonderes. Die Kameraeinstellungen sind dort eher langweilig – im Gegensatz zu den Actionszenen – und auch sonst passiert nichts, was die Aufmerksamkeit von den Darstellern ablenken könnte.

Diese aber spielen gut – Tobey Maguire mit so viel Charme, dass man sich gut mit ihm identifizieren kann, der Bösewicht, dessen Persönlichkeit gespalten ist – die eine Hälfte weiß nicht, dass die andere böse ist - sehr ausdrucksvoll.

Aber auch das ist es noch nicht, was den Film so erfolgreich macht. Sicher sind die Actionszenen großartig gemacht – da geht es richtig rund, aber das macht einen Film auch noch nicht so erfolgreich. Auf den Höhepunkten der Kämpfe kommen dann die Geräusche und die Musik - die wie Grieg anfängt, sich dann wie Wagner oder Richard Strauß anhört, schließlich wie Leonard Bernstein, aber immer gut - aus allen Ecken des Kinos.

Vielleicht ist der Grund für den Erfolg die Tatsache, dass bei aller Übertreibung, bei aller Überzeichnung der Charaktere, bei aller Klischeehaftigkeit, dass bei all diesen Dingen, die den Film kitschig machen könnten, irgendwo eine Stimmigkeit ist. Kämpfe sind hier wirklich Kämpfe, ohne Lacheffekte, und sie passieren auch nur da und dort, wo sie hingehören; und die Liebesgeschichte wird nicht – wie so oft – durch Lächerlichkeiten kaputt gemacht.

Es hat dem Film auch nicht geschadet, dass der Bösewicht – bei aller Schwarz-Weiß-Zeichnung – eine gespaltene Persönlichkeit ist, dessen eine Hälfte im bürgerlichen Leben sogar gut Freund mit Parker ist.

Und es hat dem Film nicht geschadet, dass der Held, nachdem er mit vielen Irrungen und Wirrungen seine Liebe – die Liebe seines Lebens – endlich errungen hat, in der Erkenntnis seiner genetischen Andersartigkeit tragisch verzichten muss.


FAZIT

Ich kann es immer noch nicht glauben, wo ich doch langsame und künstlerische Filme so liebe, aber Spiderman hat etwas, und auch wenn er nicht zur großen Kunst zählt, so hatte ich nach dem Filmbesuch nicht das Gefühl, mein Geld für Kitsch oder Mist ausgegeben zu haben, sondern ich war wieder ein Kind, dem man ein schönes Märchen erzählt hat, ein schönes, ein wenig trauriges, aber kein schlechtes.

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