Splash Festival Testbericht

Splash-festival
ab 5,61
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Erfahrungsbericht von DieEine

HipHop don´t stop!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Heute vor einer Woche war es soweit: ich habe mich auf das fünfte Splash-Festival in Chemnitz vorbereitet.
Da es mir beim letzten mal (meinem ersten Besuch dort) so gut gefallen hat, bin ich dieses Jahr wieder zum grössten HipHop-Festivals Europas gefahren.
Um vier Uhr in der Früh haben wir uns von Düsseldorf auf den Weg nach Chemnitz gemacht. Um zehn Uhr sind wir ungefähr angekommen und haben -oh Wunder- auf Anhieb unser Hotel für die nächsten Nächte gefunden. Kurz frischgemacht und dann ging es auch schon los auf den Weg zum Stausee nach Rabenstein, wo das Splash jedes Jahr stattfindet.
Shuttlebusse fahren in der Zeit des Festivals stündlich vom Hauptbahnhof zum Festivalgelände und auch wieder zurück.

Am Hauptbahnhof angekommen und direkt in den Shuttlebus gestiegen, kam für uns der erste Schock. 10 Euro mussten wir für das Busticket bezahlen, dafür dürfen wir aber an allen drei Festival-Tagen mit dem Shuttlebus fahren so oft wir wollen. An wie oft kann man schon wollen? Doch nur maximal 2 mal am Tag, oder? Naja, im Prinzip hab ich ja nichts dagegen für solche Leistungen zu zahlen, aber da das Ticket im letzten Jahr nur 10 DM gekostet hat, hat mich das schon etwas aufgeregt.
Der Busfahrer war aber so nett uns am Presseeingang rauszulassen, was ja auch nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Nach dem kurzen Check-In bei der Pressestelle, wo wir unsere Voucher (das sind kleine Zettel, auf denen unser Name und unsere Aktivität während des Festivals - also entweder Artist, Team, Produktion oder in unserem Fall Presse) gegen Bändchen eingetauscht haben, konnten wir dann das Festival-Gelände betreten.

In diesem Jahr war das Gelände um einiges kleiner als letztes Jahr und auch die Aufteilung war dementsprechend anders. Ungefähr eine Stunde sind wir orientierungslos rumgeirrt bis wir endlich die HipHop-Bühne und das dahinterliegende Pressezentrum gefunden haben.
Dort haben wir dann bis 14 Uhr abgehangen und sind dann vor die Bühne gegangen, weil das Festival auf der HipHop-Hauptbühne von unseren Freunden, den Wu-Tal Allstars eröffnet wurde. Nach der leider nur mässigen Show ging es dann aber kontinuierlich gut weiter mit Spooman aus der Schweiz, MB1000, Nico Suave, La Brigade, Toni L, Azad, Spax, den Beatnuts, Kool Savas, GZA und dem Headliner Samy Deluxe, dessen Auftritt wirklich cool war, auch, wenn ich ihn schon tausendmal gesehen habe. Die Stimmung war einfach bombig, wie an allen drei Tagen des Festivals. Egal, wer auf der Bühne stand, die Leute sind gut abgegangen, haben friedlich gefeiert und es herrschte auf dem ganzen Gelände eine sehr tolle Atmosphäre, die unbeschreiblich und schwer in Worte zu fassen ist.

Das Wetter war an diesem ersten Tag übrigens auch bombig, ungefähr 35 Grad, die mir den ersten Sonnenbrand dieses Jahr bescherten. Es gab genug Getränkestände und Wasser wurde billiger als Bier verkauft, so dass es wenige (vielleicht sogar gar keine) Kreislaufkollapse gegeben hat.
Das Festival-Gelände war dieses Jahr auch sehr schön aufgeteilt, allerdings musste man sich erst etwas dran gewöhnen, dass dieses Jahr dort, woe im letzten Jahr die Hauptbühne war, ein Teil des Zeltplatzes aufgebaut wurde und die Riddim-Stage genau gegenüber der HipHop-Bühne war. Das war allerdings sehr nett, denn in Umbaupausen konnte man immer die Dancehall-Klänge hören und umgekehrt, wenn man gerade vor der Riddim-Bühne war.
Nicht so schön war der Gestank. Zwischen Bühnen und Merchandise-Ständen der verschiedensten Art (Tapes, Platten, T-Shirts, Schuhe, Kiffer-Utensilien etc.) war eine Dixi-Klo-Gasse aufgebaut und bei ungefähr 25.000 Besuchern und 25 Grad Sonnenschein kann man sich in etwa vorstellen, wie es gestunken hat. Die Gasse war auch unglücklicherweise so lang, dass man nicht lange genug die Luft anhalten konnte. Aber im Prinzip musste man nicht unbedingt dort vorbei, es gab genügend Umwege.
Beispielsweise konnte man an der winzig kleinen B-Boy-Bühne vorbei oder einen Abstecher zum Maclaim-Writer-Team, bei denen unter anderem Tasso mit seinem photorealistischen Graffities beeindruckte, unternehmen.
Es war also für jeden etwas geboten und der erste Tag ging mit diesen vielen Eindrücken so rasend schnell vorbei, dass ich um 23 Uhr nach der Show einfach nur in mein Hotel wollte. Die lange Fahrt, die Hitze und die ganze Feierei waren dann doch etwas viel für mich und so hab ich mich auf den Weg zum Shuttlebus gemacht.

Dieser Bus kam und kam aber einfach nicht und irgendwann kamen dann auch zwei meiner Kollegen zu mir gestossen, die mich eigentlich längst im Hotel vermuteten. Irgendwann kam dann der Bus, der Busfahrer stieg aus und bat uns um Geduld, da die paar Männeken im Bus noch bezahlen müssten und nicht eher raus dürften. Es sollte eigentlich kein Problem sein ungefähr 15 Leuten 10 Euro abzuknöpfen, aber eine halbe Stunde lang ging gar nichts im Bus, nichts vorwärts und auch nichts rückwärts. Draussen wie drinnen fingen die Leute dann irgendwann zu randalieren an, was den Busfahrer natürlich total auf die Palme brachte. Nach einer kleinen Security- und Polizei-Aktion durften wir dann aber doch endlich in den Bus und irgendwann fuhr er dann auch los. Nach zwanzig Minuten war ich dann am Chemnitzer Hauptbahnhof und durfte mir von den Taxifahrern anhören, dass sie mich nicht in mein Hotel fahren wüden, da die Strecke zu kurz sei. Nette Menschen, wirklich. Ein junger Herr hat sich dann doch erbarmt und mich für 6 Euro inklusive Trinkgeld gefahren und ich bin dem Herrgott heute noch dankbar, dass ich diese Fahrt überlebt habe. Ich sage nur \"wuuuusch\".
Lange Rede - kurzer Sinn: ich war um viertel nach eins im Hotel und bin sofort in mein Bett gefallen.

Der nächste Tag fing für mich um neun Uhr an, da ich meinen ersten Tagesbericht für unser Online-Mag schreiben musste. Das ging mir aber ganz gut von der Hand und so konnte ich den Morgen ohne Stress angehen. Frühstücken, anziehen und diesmal mit dem Auto zum Gelände gefahren, da ich wegen gesundheitlicher Beschwerden nicht so lange bleiben wollte. Nah kamen wir nicht ans Gelände ran, aber immerhin besser ein paar Meter laufen als stundenlang auf den Bus warten zu müssen.

Ich wollte eigentlich früher wieder in die Stadt fahren, aber dieser Splash-Samstag hat mich so dermassen überwältigt, dass ich es doch bis zum Schluss, 2 Uhr, ausgehalten habe.
Los ging das Ganze um 13.30 Uhr etwas lahm mit Paolo 77 und Tafs, was nicht heissen soll, dass die Auftritte nichts waren, sondern es waren noch nicht so viele Leute auf dem Gelände, weil viele doch noch in ihren Zelten schliefen oder stundenlang vor den Duschen schlangestanden.
Es folgten Auftritte von Sieben, dem Supercity Soundsytem aus Österreich und MC Rene und langsam füllte es sich wieder vor der Bühne. Creutzfeld & Jakob und der für GZA eingesprungene Rahzel machten Party pur. Am Abend konnte man dann tanzen und springen bis die Füsse abfielen und ich frage mich immer noch, wie ich diesen Abend überleben konnte, denn die Auftritte von Curse, Seeed und Talib Kweli waren die absolute Krönung des diesjährigen Splash. Was haben die Jungs auf der Bühne Gas gegeben?! Sowas habe ich wirklich lange nicht mehr erlebt. Entgegen des Plans rockte Talib Kweli bis 2 Uhr und der Auftritt wird für mich unvergesslich bleiben, da ich es ihm hoch anrechne, dass er von seiner normalen Bühnenshow abwich und alte Partyklassiker auflegen liess.
Danach konnte ich aber absolut nicht mehr, obwohl ich wirklich noch gerne weiter im Southpole Partyzelt getanzt hätte, denn da haben bis 4 Uhr noch verschiedene DJs aufgelegt.

Am Sonntagmorgen war es schon nicht sehr schön, aber als wir gegen 13 Uhr Richtung Stausee fuhren, fing es kräftig an zu regnen und das komplette Gelände wurde in ein Schlammfeld verwandelt. Vorsicht Rutschgefahr!
Das war wirklich schade für Fiva MC, die als einzige Frau Sonntag das Festival eröffnen durfte, aber leider vor nur wenigen Leuten spielen musste. Die Sektion Kuchikäschtli aus der Schweiz hatte es da schon besser, denn kurz nachdem ihr Mann Rennie sich solidarisch mit seinen Fans gezeigt hat und sich eine Flasche Wasser über den Kopf schüttete, hörte es auf zu regnen und die Sonne kam durch.
Richtige Stimmung kam aber nicht mehr auf, auch nicht bei den Spezializtz, von denen man ja eigentlich einiges an Stimmungsmache gewohnt ist, aber alle waren irgendwie geschlaucht von den letzten Tagen und von dem Schmuddelwetter.
Wir haben uns um 17 Uhr auch auf den Heimweg gemacht und so leider die Auftritte von Masta Ace, der Saian Supa Crew, Eins,Zwo, Gentleman und Blumentopf verpasst. Schade eigentlich, aber mein Partybedarf war auch irgendwie gedeckt und ich wollte nur nach Hause.

Alles in allem, war das Wochenende in Chemnitz mein einziger Urlaub dieses Jahr und den musste ich geniessen, obwohl mit Erholung ja leider nichts war, aber es war mal eine schöne Abwechslung zum Alltag zu Hause und ich hab ein paar nette Leute kennengelernt, Kollegen wiedergetroffen, gute Musik gehört, gute Auftritt gesehen und einfach nur Spass gehabt.
Jedem HipHop-Interessierten, der sich nicht zu alt für eine solche Strapaze fühlt, kann ich einen Besuch beim Splash nur empfehlen. Sollten die Phlatliner also dieses Jahr schwarze Zahlen geschrieben haben, kann ich euch nur empfehlen, euch eine Karte für nächstes Jahr zu sichern: einmal muss man dabei gewesen sein!

HipHop don´t stop!

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