Sprachen Testbericht

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Erfahrungsbericht von stelpa

talar þú íslensku?

Pro:

interessante Sprache, wenn man sie kann, erlernt man die anderen nordischen auch sehr schnell

Kontra:

kaum jemand spricht sie - daher ist sie höchst selten zu gebrauchen.

Empfehlung:

Nein

einige werden es ja nun schon bemerkt haben, dass ich vom Islaendischen geradezu fasziniert bin. war denk ich nicht zu uebersehen.

nun, da ich denke, dass nur sehr wenige Leute diese Sprache kennen (einige sehen mich sogar sehr verdutzt an, wenn ich ihnen sage, dass die ueberhaupt eine eigene Sprache haben), werde ich sie kurz vorstellen.

was wahrscheinlich jeder wissen wird: islaendisch ist eine skandinavische Sprache, daher werden vielleicht schon einige die Aehnlichkeit mit schwedisch oder auch norwegisch bemerkt haben.

islaendisch ist allerdings aelter als die anderen skandinavischen Sprachen. die alten Norweger haben sie gesprochen, sind aufgebrochen nach Island (also, damals wars wohl noch nicht Island) und einige sind eben dort geblieben. da diese Insel so isoliert ist, hat sie sich, im Gegensatz zu den Verwandten auf dem Festland, kaum veraendert. so kommt es, dass sogar noch alte Runenzeichen ganz normal im Alphabeth zu finden sind.

Apropos Alphabeth: da gibt es ein paar Buchstaben mehr als im Deutschen.
zu allen Vokalen, dies bei uns gibt, gibt es einen \"Bruder\" mit Strich drauf.

also:
á (au)
é (je)
í (i)
ó (ou)
ú (u - das u wird als ü gesprochen)

aber auch noch:
ý (i)

dann gibt es noch das
æ (ai)
ð (th)
þ (th)

Grammatik
die Grammatik ist dem Deutschen sehr aehnlich,
so gibt es fuer die Deklinationen je 4 Faelle
und fuer die Konjugationen auch verschiedene Endungen je nach Person - wobei vielleicht noch zusaetzlich zu erwaehnen ist, dass es bei der 3. Person plural weiblich, maennlich und auch saechlich gibt, was ja bei uns nicht zu finden ist
also

ich - ég
du - þú
er/sie/es - hann, hún, það
wir - víð
ihr - þíð
sie - þeir, þær, þau (sie - die Maenner, sie - die Frauen, sie - die Maenner und Frauen... das waere doch eine neue Idee fuer unsere (pseudo)geschlechtsneutralen Formulierungen.)

Wer Latein gelernt hat, wird das Erlernen der Konjugationen und Deklinationen wie selbstverstaendlich machen. wirklich schwer haben es Personen mit einer anderen Muttersprache als Deutsch (am schwersten haben es die mit englisch als Muttersprache), da sie keine Faelle wie wir besitzten und es höchst schwer ist jemandem zu erklaeren was ein Genitiv, Dativ oder Akkusativ ist. und ich war zum ersten mal so richtig froh, Deutsch als Muttersprache zu haben. eine Muttersprache mit mehr als 4 Faellen kann schon wieder komplizierter werden, also trifft sich deutsch gut!


nun gut, ich denke, diese Grammatik wird wohl niemanden interessieren, daher zu ein paar anderen Dingen.
wenn man diese Sprache erlernt merkt man, wie sehr diese Sprache auf die anderen Sprachen einfluss hatte. so kann man einige Wörter aus dem Deutschen ableiten (zum Beispiel: lesa - lesen), andere erinnern an Englisch (tala - sprechen - talk).
und da diese Sprache so interessant und vor allem alt ist haben sind die Islaender besonders stolz darauf und haben ein eigenes Institut (aehnlich wie die Franzosen), das neue Wörter fuer die neuen Geraete zu erfinden hat.
so heisst Telefon zum Beispiel \"símin\", was so viel wie \"Draht\" heisst.
das Handy ist ein \"farsímin\", was dann wörtlich mit \"geh-Draht\", weil man damit herumgehen kann, zu uebersetzen ist.
\"tölva\" - der Computer, hat etwas mit \"Wahrsagen\" zu tun (sehr interessant!)

Namen
wie auch in den anderen Skandinavischen Laendern ist die Verwendung einer Höflichkeitsform ungebraeuchlich. jeder wird mit þú (du) angeredet, auch die Professoren an der Uni und auch mit Vornamen, die Nachnamen interessieren niemanden.
dass die Nachnamen uninteressant sind erschliesst sich daraus, dass dieser lediglich angibt, wessen Sohn oder Tochter man ist. so haben Vater und Sohn unterschiedliche Nachnamen.

zum Beispiel:
ein Mann heisst Aðalstein
sein Sohn heisst Helgi Aðalsteinson - Sohn vom Aðalstein
dessen Sohn heisst Svavar Helgason - er ist ja der son = Sohn von Helgi.
bei den Frauen ist es das gleiche, nur halt, dass man das Anhaengsel dóttir (Tochter) verwendet.
es ist ueblich, dass man den Namen des Vaters traegt weshalb man uneheliche Kinder sofort an dessen Nachnamen erkennen kann (da sie dann meist den Namen der Mutter tragen)

aus dieser Namensgebung ist ersichtlich: ein Telefonbuch in Island ist absolut unbrauchbar, wenn man nach Nachnamen sucht - es ist nach Vornamen geordnet, da diese viel wichtiger sind. (und trotzdem ist es verdammt unuebersichtlich)

da schreib ich und schreib ich... und wahrscheinlich hat es sowieso niemand geschafft, bis hierhin durchzuhalten...

Saetze
also, dann zum Abschluss noch ein paar Floskeln, die vielleicht interessieren:

ég heiti Inga (jeg heiti Inga) - ich heisse Inga

ég skil þíg ekki, talar þú ensku (jeg skil thich ekki, talar thu enskü) - ich verstehe dich nicht, sprich englisch (oder wenn mans fragend sagt: sprichst du englisch?)

ha? - Wie bitte? (mein persönliches Lieblingswort! wird man doch immer dazu angehalten nur ja nicht \"ha\" oder \"hä\" zu sagen, wenn man etwas nicht verstanden hat. im Islaendischen ist das absolut höflich!) man zieht das Ha aber nicht fragend nach oben sondern geht mit der Stimme eher nach unten, was dann eher nach einem Ha! klingt... kompliziert zu erklaeren ;-)

Bjór (bjour) - Bier
takk - danke
gerðu svo vel (gerthü svo vel - oder schlampig: gersovel) - bitte (sehr)

noch ein bissi schimpfen:
farðu (farthü) - schleich dich, hau ab (eigentlich: geh!)
þegiðu (thejithü) - halts Maul

aber zum Glueck können eigentlich alle Islaender in den grösseren \"Staedten\" englisch. ;-)

nun möchte ich all jenen gratulieren, die noch immer nicht eingeschlafen sind und mich bei jenen entschuldigen, die es sterbens langweilig gefunden haben.

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