Erfahrungsbericht von helden_gesucht
Back t the Roots?
Pro:
lange Spieldauer, 11 Tracks, geniale Musik, brachial und kompromisslos
Kontra:
Back to the Roots?
Empfehlung:
Ja
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Wir schreiben das Jahr 2003. Nachdem James seine Alkoholsucht überwunden hat, wagen er und der Rest von Metallica mit Neu-Basser Robert ein Experiment. Weg von Rock’n’Roll und genialen Balladen und „Back to the Roots“, wie sie es selber sagen. Dabei herausgekommen: „St.Anger“.
Die Band
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Die Ur-Metaller gibt es schon seit 1981. Damals zupfte noch Dave Mustaine die Lead-Gitarre. Dieser war auch maßgeblich beteiligt an der Realisierung des Materials, das zwei Jahre später als \"Kill \'Em All\" in die Metalgeschichte eingehen sollte.
Nach ihrer dritten Veröffentlichung (\"Master Of Puppets\") wurde die steile Karriere der Metaller 1986 von einem schrecklichen Ereignis überschattet: Während ihrer ersten Europa-Tour als Headliner verunglückte der Tourbus. Basser-Legende Cliff Burton hatte keine Chance. Seinen Platz in der Mitte von Sänger James Hetfield, Lars Ulrich (Drums) und Kirk Hammett (Gitarre) nimmt Jason Newstead ein.
Anfangs besorgten Mundpropaganda und illegal mitgeschnittene Bootlegs die Werbung für die Band.
In letzter Zeit scheint das Quartett etwas ruhiger geworden zu sein. Auf das 98er Coveralbum Garage Inc. folgt am 19. November 1999 S&M. Das Kürzel steht für Symphony & Metallica, dahinter versteckt sich eine Art Live-Best-Of, eingespielt mit dem 108-köpfigen San Francisco Symphony Orchestra. Kritiker reagieren allerdings eher mit Kopfschütteln, als mit Headbangen.
Im Januar 2001 müssen sie sich mal wieder auf die Suche nach einem neuen Bassisten machen: Jason Newsted spürt nach vierzehn Jahren den Zahn der Zeit: \"Wer 14 Jahre lang in so einer Band gespielt hat, trägt irgendwann Schäden davon.\" So weit die offizielle Version, die Jason verbreiten lässt. Dass diese jedoch nur die halbe Wahrheit beinhaltet, wird später offenbar. Newsted beschwert sich, dass er auf das Songwriting keinen Einfluss hat und das sich Lars und James wie kleine Diktatoren benehmen, die ihm auch Engagements außerhalb Metallicas untersagen. Nach seinem Abgang wird Jason kreativ wie nie zuvor, produziert das neue Voivod-Album, zupft dabei den Bass, wird Teil der Band und spielt in mehreren Projekten.
Währenddessen laufen bei Metallica die Vorbereitungen zur Produktion des neuen Albums. Nach nur kurzer Zeit muss James Hetfield jedoch das Handtuch werfen. Sein mittlerweile immens gestiegener Alkoholkonsum macht konzentriertes Arbeiten unmöglich. Metallicas Zukunft steht auf wackeligen Beinen. Nach vier Monaten kehrt Hetfield jedoch gesund in den Kreis der Band zurück und die Arbeiten am achten regulären Studioalbum können fortgesetzt werden. Irgendwann macht das Gerücht die Runde, Metallica würden auf dem mit \"St. Anger\" betitelten Album wieder ordentlich aufs Schnitzel hauen, erste Hörproben bestätigen dies. Mittlerweile haben die drei übrig gebliebenen Mitglieder auch einen neuen Bassisten: Robert Trujillo. Der 1973 geborene, ehemalige Ozzy-Basser ist ein Meister seines Faches und sicherlich die richtige Besetzung. Dieser hat jedoch keinerlei Einfluss mehr aufs Songwriting gehabt, und auch die Bass-Parts auf \"St. Anger\" hat ein anderer eingespielt: Produzent Bob Rock hilft am Viersaiter aus. [Auszug laut.de]
Line-Up
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James Hetfield (Gitarre/Gesang)
Lars Ulrich (Drums)
Kirk Hammett (Gitarre)
Robert Trujillo (Bass)
Das Album
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Das Coverartwork verspricht schon eine Menge. Schon „St.Anger“, der Name, verheißt viel Aggressivität. Die rote Faust auf dem Cover unterstreicht diese Stimmung noch mal. Nette Illustrationen im Inlay und Booklet verbessern den ersten optischen Eindruck noch mehr. Die Tracklist, welche mit immerhin 11 Tracks besetzt ist, verspricht schon rein von den Namen her ein aggressives Feuerwerk.
Tracklist
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#1 Frantic
#2 St. Anger
#3 Some Kind Of Monster
#4 Dirty Window
#5 Invisible Kid
#6 My World
#7 Shoot Me Again
#8 Sweet Amber
#9 The Unnamed Feeling
#10 Purify
#11 All Within My Hands
...und die Tracks im Einzelnen
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> Frantic < - Der Opener, welcher auch eine der Single-Auskopplungen des Album war, beginnt schonmal sehr hektisch und brutal. Gitarre mit ultraschnellen Chords und dazu dann das Schlagzeug, das irgendwie immer wieder einen anderen Rhythmus parat hat. Die geilste Stelle ist gleich nach dem Anfang bevor der Gesang einsetzt. Hier passte einfach alles. Das musikalische Soundkonzept passt hier einfach hinten und vorn wie angegossen. Auch die ruhigeren und leicht paranoid anmutenden Passagen passen die wie die Faust aufs Auge. Sehr geiler Track. Das Video muss man natürlich auch mal gesehen haben.
(5/5) -> (5:50)
> St. Anger < - Auch beim nächsten Track, dem Titeltrack, blubbern die Gitarren gleich von anfang an wieder sehr unruhig. Und das Schlagzeug, anfangs noch zögerlich, zieht dann auch bald voll mit. Headbanger bekommen hier die volle Dröhnung fetter Douple-Bassdrum-Anschläge. Doch dann ist erst mal Schicht im Schacht und alles wird ruhiger. Neuformation. Und das Spielchen wieder von vorn. Mit diesem Track ging es mir wie mit dem gesamten Album: reinhören. Anfangs fand ich den Song nicht gerade berauschend, wie auch das ganze Album, doch jetzt klingt er schon viel besser.
(5/5) -> (7:21)
> Some Kind Of Monster < - Dunkel hört man den Bass aus der Ferne brummen. Dann kommt ein kurzer höherer Ton dazu und schwere Riffs ergänzen das Bassgeblubber im Zusammenspiel mit dem Schlagzeug. Was jetzt als Einleitung kommt, ist richtig klasse arangiert. Man meint jeden Moment, es bricht alles los, doch die Stimmung hält. Immer wieder ein kleiner Ausbruch, doch kein Komplettumsturz. Und dann wird man „erlöst“. James presst seine Vocals mit mächtiger Stimme ins Mikro. Dann wieder das fette Anfangsriff. Richtig fetter Track.
(5/5) -> (8:25)
> Dirty Window < - Kurze und präzise Drumanschläge, welcher immer länger werden und dann ein fettes Rock’n’Roll-Riff im Stile von Motörhead. Das Schlagzeug jederzeit gut hörbar mit seinem metallischen Klang. Dann gerät der Song ins Stocken, doch dann gleich nimmt er wieder Fahrt auf. Das Stück lebt von seinen Gegensätzen. Plötzlich ist alles wieder ruhig und im nächsten Moment laut und schnell. Fette Riffs und laute Schlagzeugschläge wechseln sich permanent mit ruhigeren Passagen und langsamen Melodieteilen ab. Wennn man da nicht verrückt wird, weiß ich auch nicht.
(5/5) -> (5:24)
> Invisible Kid < - Und es geht ähnlich laut und kompromisslos weiter. Viel Bassdrum gleich zu anfang. Dann wird alles zu einem eher undurchsichtigen Klangteppich und dann plötzlich ein ganz klares musikalisches Bild. Hier haben die Jungs von Metallica ein Stück komponiert, dass ungefähr so einfühlsam ist, wie ein 9-Tonner der gegen eine Betonwand fährt. Laut, schnell und hart. Das waren wohl die Eckpunkte für diesen Track. Einfach nur geil.
(5/5) -> (8:30)
> My World < - Und wieder das Schlagzeug als bestimmender Faktor gleich zu anfang. Für die einen ist es nur Krach, für mich ist es Metallica. So lässt sich der Anfang am besten definieren. Es wird auch nicht unbedingt „besser“. Auch beim mittlerweile sechsten Track hintereinander haben es die 4 Jungs nicht geschafft, Langeweile zu erzeugen. Mit seiner rockigen Ader knüpft der Track 100%ig an die ersten an, jedoch ohne sich ständig zu wiederholen.
(5/5) -> (5:45)
> Shoot Me Again < - Zu anfang einpaar komische Töne. Ich kann es nicht anders beschreiben. Dann eintönige Gekloppe vom Schlagzeug. Dann ein stupides Riff, wo kam das denn her? Und plötzlich sind wir mitten im Track. Dann kurzer Gesang und wieder das Riff. Irgendwann musste ja ein Einbruch kommen. Dieser Track ist lang nicht so glatt und gut gemacht, wie die bisherigen, dennoch nicht schlecht.
(4/5) -> (7:10)
> Sweet Amber < - Ui, sanfte Klänge? Kann nicht sein, oder doch? Doch dann wars das auch schon wieder mit der Sanftheit – harte, schnelle Gitarrenriffe, wie wir sie ja jetzt schon gewöhnt sind, bringen hier den Song ins Rollen. Nach dem kleinen Durchhänger eben geht’s jetzt wieder mit Mikro, E-Gitarre und fetter Stimme frisch ans Werk. Das schöne an Metallica-Alben ist und bleibt, dass sie nicht zum Ende hin nachlassen. Klasse Metal-Track.
(5/5) -> (5:27)
> The Unnamed Feeling < - Schwere Gitarrenklänge, dann ersten Zeichen vom Schlagzeug. Der harte Einstieg nur noch eine Frage der Zeit. Die Gitarre wird schon unruhig. Und da ist sie auch schon ausgebrochen. Jetzt zieht auch Lars am Schlagzeug mit. Und da war es mit der Ruhe endgültig hin. Auch der Track geht wieder ab wie Schmitz’ Katze. Ein weiter unbedingter Anspieltipp.
(5/5) -> (7:09)
> Purify < - Dieser Song versteckt nichts. Gleich geht’s hier offensiv mit fetten Gitarrenchords und megamäßigen Drumbeats zur Sache. Leider gerät das Songkonzept etwas aus dem Ruder. Musikalisch kann der Track nicht mithalten, doch insgesamt macht er keine schlechte Figur.
(4/5) -> (5:13)
> All Within My Hands < - Der letzte Track langt noch mal richtig hin. Lars kann sich voll und ganz am Schlagzeug austoben. Jedenfalls am Anfang, doch dann wird’s ruhiger. Der Song wird sowieso zu großen Teilen von ruhigen Passagen bestimmt und die dann folgenden harten Ausbrüche zerreißen die Stimmung etwas zu sehr. Die Teile für sich sind klasse, doch zusammen zu große Gegensätze.
(4/5) -> (8:47)
Fazit
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Schon die Vorstellung, dass Metallica über 75 Minuten Spieldauer auf nur 11 Tracks verteilt haben, zeigt wie reicht an Variationen die Platte ist.
Wenn ich ehrlich bin, dann hat mir die Platte, als ich sie das erste Mal hörte, gar nicht gefallen. Ich hätte sie am liebsten gleich in die Tonne getreten. Doch als ich sie dann irgendwann wieder mal angehört hab, keine Ahnung warum, hab ich die Platte plötzlich ganz anders wahrgenommen – und ich war sicher nicht auf Drogen! Mittlerweile geben ich gern zu, dass die Platte spitze ist und ich würde sie mir noch mal kaufen, wenn mein jetziges Exemplar den Geist aufgibt. Dennoch ist die Platte garantiert kein „Back to the Roots“ – Werk, wie manche behaupten. Wer „Kill ´em all“ kennt, der weiß, was Metallica anno 1982 ist. „St.Anger“ ist eine neue, aggressivere und brutalere Seite von Metallica und die Tatsache, dass jetzt mit Robert ein neuer Basser am Werk ist, hat der Platte sicher nur gut getan. Nur zu empfehlen.
49 Bewertungen, 8 Kommentare
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13.09.2008, 13:14 Uhr von ingoa09
Bewertung: sehr hilfreichEin rundum guter Bericht! Liebe Grüße, Ingo
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16.08.2008, 00:09 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreich.•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.
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20.06.2008, 17:07 Uhr von Iris1979
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. LG Iris
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14.06.2008, 14:00 Uhr von frankensteins
Bewertung: sehr hilfreichliebe Grüße Werner
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25.05.2008, 22:06 Uhr von misscindy
Bewertung: sehr hilfreichEin schöner Bericht, lg Sylvia
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07.05.2008, 20:02 Uhr von Striker1981
Bewertung: sehr hilfreichSH und liebe Grüße sagt der STRIKER`
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26.12.2004, 19:08 Uhr von awassa
Bewertung: sehr hilfreichsehr ausführlich! Wobei das ja nun überhaupt nicht meine Musikrichtung ist...
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26.12.2004, 18:54 Uhr von Tom_Araya
Bewertung: sehr hilfreichdie CD is für mich einfach nur mies, da hör ich mir lieber die alten Sachen an (bis zur Justice...)
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