Star Trek: Der Film (1979) (DVD) Testbericht

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Summe aller Bewertungen
- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun
Der Weltraum...unendliches Gähnen
Pro:
Nö
Kontra:
Jo
Empfehlung:
Ja
Dass STAR TREK nicht immer unter einem guten Stern stand, ist hinlänglich bekannt. Das Phänomen, dass die eigentlich damals längst eingestellte Serie bis dato so erfolgreich wurde und eine ganze Reihe nicht minder erfolgreiche Epigonen - pardon: Spin-Offs - ausbildete, ist angesichts des grottigen ersten Kinofilms "STAR TREK - The Motion Picture" von 1979 dann doch schon verwunderlich. Heute würde man den Streifen mit dem treffenden englischen Ausdruck "Reunion" bezeichnen. Alte Crew - Neues Schiff. Nachdem Kritik und Fans das Teil in Bausch und Bogen verdammten, wurde es lange Zeit recht ruhig darum. Erst viel später traute sich Pramount eine Langfassung auf VHS, und seit dem Jahr 2000, dann als unterschiedlich ausgestattete "Director's Editions" auf DVD heraus zu bringen.
Die Story
James Tiberius Kirk (William Shattner) ist nach der 5-Jahres-Mission der USS Enterprise mittlerweile zum Admiral befördert worden und kann sich mit diesem neuen Posten wegen der Untätigkeit am Schreibtisch nicht besonders gut anfreunden. Die Crew der Enterprise ist weitesgehend noch auf dem Schiff, dass im Raumdock komplett generalüberholt und fast vollkommen erneuert wird, unter ihrem neuen Captain Decker (Stephen Collins) tätig. Nur Spock (Leonard Nimoy) hat die Enterprise ebenfalls verlassen und sogar dem aktiven Dienst der Raumflotte den Rücken gekehrt, um sich auf seinem Heimatplaneten Vulcan dem Kolinahr-Ritus zu unterziehen, der Entsagung aller Gefühle und Hinwendung zur reinen Logik. Beide sollen durch ein mächtiges, unbekanntes Objekt mit dem Namen „V’ger“ aber schon bald wieder vereint werden...dieses Objekt in Form einer Energiewolke mit unvorstellbaren Ausmassen nämlich bewegt sich schnurstracks auf die Erde zu und absorbiert alles was ihm in die Quere kommt – selbst bekanntermassen mächtige und bis an die Zähne bewaffnete, klingonische Schlachtkreuzer fallen ihm anheim, wie die Fliegen. Unbeirrbar rückt V’ger weiter vor, mit direktem Kurs zur Erde und schluckt geradezu im Vorbeigehen noch den Föderations Aussenposten EPSILON 9 mit Mann und Maus.
Logischerweise ist die Enterprise das einzige Schiff in Abfangreichweite und Kirk gelingt es, sich das Kommando über die zwar komplett umgebaute, jedoch halbfertige und noch nicht getestete Enterprise mit viel Betteln bei Konteradmiral Nogura unter den Nagel zu reissen – 2, 5 Jahre nachdem er sie das letzte Mal befehligte. Dementsprechend schlecht kennt er sich mit der „Neuen“ auch aus, erschwerend zu den immer wieder auftauchenden Bugs in den Systemen. Scotty (James Doohan) und der ambitionierte Captain Decker (der noch nichts von seinem „Glück“ weiss, dass er quasi degradiert wurde) geben sich alle Mühe die letzten Arbeiten mit der heissen Nadel geradezubiegen, um das Schiff startklar zu bekommen. Neben dem Rest der bekannten alten Crew: Dr. McCoy (DeForest Kelley), Chekov (Walter Koenig), Sulu (George Takei), Uhura (Nichelle Nichols), gesellt sich noch die kahlköpfige Persis Khambatta alias Navigator Lieutenant Ilia in die illustre Runde der Brücke. Spock wird erst später nach einem – relativ glimpflich ausgehenden - Unfall, den Kirk durch seinen strikten Befehl den Warp-Antrieb einzuschalten (entgegen des ausdrücklichen Rates von Decker & Scott) provoziert, aufgelesen und wieder in den aktiven Dienst aufgenommen. Wiedervereint & komplett geht es dem unbekannten Eindringling entgegen, der sich letztendlich als lebende Maschine entpuppt, welche seinen Schöpfer sucht - und das seltsamerweise auf der Erde...
Die Darsteller
Nun, der Original-Cast ist hinlänglich bekannt, würde ich sagen und bedarf auch eigentlich nicht der Erwähnung der Tatsache, dass alle Schauspieler der Ur-Crew in ihren angestammten und gewohnten Rollen ihre übliche Leistung bringen, für welche sie den verdienten Kultstatus erlangten – leider war der Film an sich ein überhasteter Schnellschuss, sodass die Darsteller der Stamm-Crew leider nicht die Tiefe der späteren Kinofilme erreichen, ja mehr noch: Die Story rankt sich zwar – wie immer - hauptsächlich um Kirk, Pille und Spock aber auch sehr stark um die beiden neuen Offiziere auf der Brücke. Die Rede ist von Persis Khambatta und Stephen Collins, die sich als verhindertes Liebespaar und Outsider der eingeschworenen Clique am Ende des Films dann auch verdient & überglücklich gemeinsam ins Nirvana verabschieden dürfen – nicht dass die Rollen schlecht besetzt gewesen wären, doch passte dieses verkappte Techtelmechtel der beiden „Fremdkörper“ in meinen Augen nicht auf die altehrwürdige Brücke der Enterprise. In späteren Zeiten hat man solche Experimente, neue Gesichter auf der Brücke dermassen zu pushen - Gottlob! – nie wieder versucht...wie sagt man so schön? „Never change a winning team...“
Umsetzung der Story
Laaaaangatmig! War die Kinoversion schon über weite Strecken öde, setzte die danach erschienene VHS-Langfassung noch einen drauf und gipfelt in der Director’s Edition DVD, welche sie alle zusammen noch übertrifft...schon der Opener mit Sternenfeld (untermalt von Jerry Goldsmith’ hervorragendem Soundtrack), das vermutlich nur für eingefleischte Trekkies erträglich ist, wird ebenso fade, wie man minutenlang tricktechnisch um das umgebaute Schiff herumgekurvt und durch die Energiewolke V’gers fliegt, was der ohnehin abgegähnten Story nicht gerade zuträglich ist. Grade die Passage in V’gers Innerem erinnert mich frappant an die Geschichte mit der Darmspiegelung Susan Stahnkes – ellenlanges rumgegurke an einem Ort, der kein Schwein wirklich interessiert und audiotechnisch mit sphärischen Klängen hinterlegt, die einen einlullen, bis man irgendwann (sobald ein spärlicher Dialog ansetzt oder die Musik aufkeimende Dramatik verspricht) aus seiner eigenen Sabberpfütze aufschreckt...Pure Hoffnung, dass jetzt vielleicht mal was Interessantes passiert...Pech gehabt! Die Musik schwillt wieder ab und der Kopf senkt sich abermals hernieder in Richtung Tischplatte.
Der Plot reisst niemanden vom Hocker: alles irgendwie schon mal dagewesen, hat man das Gefühl, umso mehr setzten die Trick-Experten damals, wie heute, auf Eye-Candy, um über das schlaffe Drehbuch wenigstens mit Spezial-Effekten hinwegzutäuschen. Auch die neu gerenderten und eingefügten Hintergründe und FX machen den Streifen keinen Deut interessanter, runden ihn allenfalls ein wenig ab – man hat es so eingerichtet, dass die neuen Tricks sich optisch denen aus den 70ern angleichen...und die waren schon streckenweise ziemlich schlampig ausgeführt. Alles in allem eine reine Materialschlacht, die allzu rasch aus dem Boden gestampft wurde. Für Schmunzler sorgen auch die Uniformen, die mich irgendwie an eine Mischung aus Pyjama und Krankenpfleger-Kluft erinnern...OK, es sind die 70er und da hatte man vielleicht diese modischen Vorstellungen von der Zukunft oder sah sich gezwungen – in Anlehnung der „neuen“ Enterprise - die altgedienten Uniformen auf Teufel-Komm-Raus zu verschlimmbessern, wie dem auch sei: Der einzige Lichtblick ist die Kostümierung der Klingonen, die dort zum ersten Mal so gezeigt wird, wie wir sie heute kennen.
Eine Auswahl Schnitzer
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Synchronisation / Text – Scotty zu Kirk: „...und Sie Captain haben keine Erfahrung mit dem Schiff“, was impliziert, dass er bereits weiss, dass Kirk das Kommando hat (tut er aber nicht), Kirks Antwort darauf ist im Deutschen demnach noch unverständlicher: „...sie haben sie mir zurückgegeben, Scotty“. Scotty spielt aber nicht auf Kirk, sondern auf den derzeitigen Captain Decker an, denn richtig (im O-Ton) heisst es: „...and the captain has no experience with the ship“. Dann macht Kirks ironische Antwort und Scottys verdutztes Gesicht nämlich auch Sinn, klarer Übersetzungsfehler, der aber schon ewig existiert und den man jetzt, da man eh zum Teil nachvertont hat auch hätte entfernen können, da er seit langem bekannt ist.
Visueller Fehler- Raumdock kurz bevor das Schiff startet...Man sieht an der Unterseite des Diskus mehrere grossflächig fehlende Platten der Aussenhaut...Nächste Einstellung von „Draussen“ ca. 2 Minuten später: Die Enterprise erwacht zum Leben, die Scheinwerfer und Lichter werden eingeschaltet...Die Dockarbeiter und Shuttles entfernen sich...Schwenk...Diskus-Segment von unten: Die Platten sind wie von Geisterhand plötzlich da, die Enterprise schwebt aus dem Dock. Wenn die wirklich so schnell arbeiten im Raumhafen, wundert es mich, dass die zweieinhalb Jahre für den Umbau gebraucht haben sollen ;-)
Logik-Fehler – Kirk befiehlt beim Briefing und Kontakt mit Epsilon 9: „...auf Aussenkamera umschalten“, wir Zuschauer (und die Crew) sehen auf dem Bildschirm ein Panorama von Epsilon 9...Der „Energieblitz“ V’Gers prallt auf und die Station löst sich komplett auf. Zurück bleibt auf dem Schirm ein Bild von V’Gers Wolkenstruktur...Fein! Aber die Frage lautet: wenn die Station weg ist, welche Aussenkamera fängt das Bild denn nun ein? Ist sie V’Ger-Resistent? Der Bildschirm hätte schwarz werden müssen oder Interferenzen zeigen, schliesslich dürfte sich die Kamera samt Epsilon 9 verabschiedet haben und folglich auch keine Bilder mehr liefern dürfen...
Logik-Fehler: Das versehentlich erzeugte Wurmloch zieht einen Asteroiden mit hinein, der VOR der Enterprise auftaucht....Frage: Fliegen Asteroiden ebenfalls mit Warp? Gibt es mehrspurige Wurmlöcher, in denen das Überholen für Asteroiden erlaubt ist – müssen diese nun links oder rechts überholen und haben die überhaupt Blinker, amtliche Kennzeichen? Ausserdem wissen wir nun aus unzähligen „Next Generation“ Folgen, dass wenn die Warp-Blase zusammenfällt / abgeschaltet wird, das Schiff sofort auf Unterlichtgeschwindigkeit geht...Fazit: nicht nur physikalischer Blödsinn.
Logik-Fehler: Ein Shuttle (das mit Spock an Bord) nähert sich einfach so einem Förderationschiff, ohne seine Fracht / Passagiere offenbaren zu müssen, ein lakonisches: „Raumflotte...ausser Dienst“ und „nichtkriegerische Absicht bestätigt“ genügt vollkommen... Klar! Sicher! Deswegen kriegt die Förderation auch immer was auf den Deckel – die Burschen sind einfach zu gutgläubig...
purer Schwachsinn – Als V’Gers Energiesonde den Bordcomputer durchforstet und alle Daten durchgeht, zerschlägt Spock heroisch die Tatstatur des Bordcomputers um ihn davon abzuhalten...woraufhin der Computer ausfällt...also...DEN Trick werd ich mir merken, wenn ich mal wieder Trojaner oder Viren auf dem Compi habe kloppe ich auch mal die Tastatur kaputt und alles wird gut – ich brauch in Zukunft keine teuren Scanner mehr, ein dicker Hammer reicht! ;-)
Logik-Fehler – V’Ger ruft alle Infos aus der Schiffsdatenbank ab und kann sich selbst nicht in den Daten finden und wiedererkennen? Offensichtlich befinden sich doch solcherlei Dateien ihn betreffend im System, Uhura fischt sie nämlich später nebst Sendecode und allem PiPaPo heraus...und der ach-so-schlaue V’Ger kann das nicht? Isser blind oder gar debil? Nee, da hakts aber gewaltig.
Kommandanten-Fehler – Im Inneren von V’Ger angelangt und nach einem kurzen Stopp befiehlt Kirk wörtlich: „Uhura, Normalgeschwindigkeit!...Navigator: Kurs halten!... Steuermann: Kurs folgen!“ Seit wann befiehlt man der Kommunikations-Offizierin Normalgeschwindigkeit?, ich dachte immer das macht der Steuermann. Naja, vielleicht sind ja ein paar Grüne an Bord und haben das Rotations-Prinzip eingeführt: Jeder darf mal mit Normalgeschwindigkeit...was auch immer...höhö
Kardinal-Fehler – Gegen Ende verlassen die wichtigsten Führungs-Offiziere – allen voran Kirk - gemeinsam das Schiff, um in den Zentralkomplex von V’Ger zu gehen...Humbug! Wieder ein Grund, warum die Förderation von allen anderen Rassen immer wieder überrannt wird...die sind einfach zu leichtsinnig.
Was ist neu?
Insgesamt gesehen zieht sich der Streifen jetzt noch länger, gerade die oben erwähnte Flugphase durch das Innere von V’Ger ist trotz – oder dank – der neu eingefügten Effekte an Ödnis kaum zu toppen, des weiteren werden einige Szenen und Dialoge etwas ausgeweitet, was aber auch nicht die Wurst vom Teller zieht. Ansonsten hat man die digitale Überarbeitung auf Details im Hintergrund beschränkt und Szenen, wie San Francisco Headquarter, Vulcan, das Wurmloch und den Anflug V’Gers auf die Erde visuell aufgebohrt neben einigen kleineren Veränderungen sind das die deutlichsten. Wer die „lange“ VHS-Version nicht kennt, wird überdies über die grausame Synchronisation stolpern, wobei einige der Stimmen zwischendrin von anderen deutschen Sprechern synchronisiert werden, das wirkt an sich recht komisch ist aber auf Dauer recht nervig.
Die Bildqualität hat die Runderneuerung leider nicht ganz gepackt, das Bild ist insgesamt sehr matschig und verwaschen, trotz digitaler Retusche war vom Film wohl nicht allzu viel zu retten, daher stechen die neu eingefügten Effekte in Punkto (Bild-)Qualität auch besonders heraus, man sieht ihnen an, dass sie aktuelleren Datums sind, was aber nicht heissen soll, das sie perfekt ausgeführt wurden. Am Sound kann man eigentlich nichts aussetzen, nur dass er so todsterbenslangweilig ist, wie das gesamte Werk. Unverständlich bleibt auch, warum die Untertitel immer noch so plemplem angeordnet sind, dass jemand, der keinen Breitbildfernseher mit verschiebbarem Bildausschnitt besitzt buchstäblich in die Röhre guckt, denn die Dialoge von Klingonen und Vulkaniern hat man (lobenswerterweise) im O-Ton gelassen.
Die Musik
Jerry Goldsmith liefert bei Star Trek – Der Film zum erstenmal in der Geschichte des Raumschiffs Enterprise die wuchtige Titelmelodie, die fürderhin wohl die bekannteste (und markanteste) Score zu diesem Thema, welche später auch als Opener für „The Next Generation“ herhielt. Bemerkenswert ist der vermehrte Einsatz von Hörnern und Harfen im Soundtrack, der relativ tragend vor sich hinplätschert, wieder mal ist der Flug durch V’Gers Inneres das Negativbeispiel, die einlullende Musik hier passt zum gezeigten Bildmaterial. Für sich alleine genommen verbreitet der Soundtrack eine ruhige und entspannte Atmosphäre, die Audio-CD landet durchaus häufiger in meinem Player, wenn ich mal abschalten will.
Fazit
Es grenzt an ein Wunder, dass nach diesem Reunion-Fiasko überhaupt noch irgendwelche STAR TREK Filme gedreht wurden. Und ein Glück. Denn die Nachfolger waren allesamt besser, als dieser überladen-maue Aufguss mit seinen Logiklücken und handwerklichen Malaisen. Tricktechnik ist eben doch nicht alles. Die Single-Disk bietet keinen wirklichen Mehrwert, auch wenn sie wie ihre Doubletten-Schwester (EAN 4010884513950) ebenfalls auf den Namen "Director's Edition" hört. Diese kann wenigstens noch mit passablem Bonusmaterial aufwarten, welches der Einzelscheibe fehlt. Wirklich toll überarbeitet sind beide Versionen nicht. Summa Summarum lohnt sich die Anschaffung nur für ausgesprochene Trekkies, welche eine hässliche Lücke im Regal vermeiden wollen.
Der Steckbrief
Original-Titel: „STAR TREK: The Motion Picture“
Nach einer Story von Alan Dean Foster
Erscheinungsjahr: 1979 (Director’s Edition 2000)
Vertrieb: Paramount
FSK: 12
Genre: Science Fiction
DVD-Art: Typ 9 (zweischichtig einseitig)
Spieldauer: ca. 131 Minuten (Director’s Edition)
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph gemastert)
Ton: DD 5.1 (deutsch u. englisch)
Sprachen: 2 (Englisch, Deutsch)
Untertitel: 15 (Englisch, Deutsch, Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Isländisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch)
Regie: Robert Wise
Produzent: Gene Roddenberry
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, Nichelle Nichols, Walter Koenig, George Takei, Majel Barrett, Persis Khambatta, Stephen Collins
Die Story
James Tiberius Kirk (William Shattner) ist nach der 5-Jahres-Mission der USS Enterprise mittlerweile zum Admiral befördert worden und kann sich mit diesem neuen Posten wegen der Untätigkeit am Schreibtisch nicht besonders gut anfreunden. Die Crew der Enterprise ist weitesgehend noch auf dem Schiff, dass im Raumdock komplett generalüberholt und fast vollkommen erneuert wird, unter ihrem neuen Captain Decker (Stephen Collins) tätig. Nur Spock (Leonard Nimoy) hat die Enterprise ebenfalls verlassen und sogar dem aktiven Dienst der Raumflotte den Rücken gekehrt, um sich auf seinem Heimatplaneten Vulcan dem Kolinahr-Ritus zu unterziehen, der Entsagung aller Gefühle und Hinwendung zur reinen Logik. Beide sollen durch ein mächtiges, unbekanntes Objekt mit dem Namen „V’ger“ aber schon bald wieder vereint werden...dieses Objekt in Form einer Energiewolke mit unvorstellbaren Ausmassen nämlich bewegt sich schnurstracks auf die Erde zu und absorbiert alles was ihm in die Quere kommt – selbst bekanntermassen mächtige und bis an die Zähne bewaffnete, klingonische Schlachtkreuzer fallen ihm anheim, wie die Fliegen. Unbeirrbar rückt V’ger weiter vor, mit direktem Kurs zur Erde und schluckt geradezu im Vorbeigehen noch den Föderations Aussenposten EPSILON 9 mit Mann und Maus.
Logischerweise ist die Enterprise das einzige Schiff in Abfangreichweite und Kirk gelingt es, sich das Kommando über die zwar komplett umgebaute, jedoch halbfertige und noch nicht getestete Enterprise mit viel Betteln bei Konteradmiral Nogura unter den Nagel zu reissen – 2, 5 Jahre nachdem er sie das letzte Mal befehligte. Dementsprechend schlecht kennt er sich mit der „Neuen“ auch aus, erschwerend zu den immer wieder auftauchenden Bugs in den Systemen. Scotty (James Doohan) und der ambitionierte Captain Decker (der noch nichts von seinem „Glück“ weiss, dass er quasi degradiert wurde) geben sich alle Mühe die letzten Arbeiten mit der heissen Nadel geradezubiegen, um das Schiff startklar zu bekommen. Neben dem Rest der bekannten alten Crew: Dr. McCoy (DeForest Kelley), Chekov (Walter Koenig), Sulu (George Takei), Uhura (Nichelle Nichols), gesellt sich noch die kahlköpfige Persis Khambatta alias Navigator Lieutenant Ilia in die illustre Runde der Brücke. Spock wird erst später nach einem – relativ glimpflich ausgehenden - Unfall, den Kirk durch seinen strikten Befehl den Warp-Antrieb einzuschalten (entgegen des ausdrücklichen Rates von Decker & Scott) provoziert, aufgelesen und wieder in den aktiven Dienst aufgenommen. Wiedervereint & komplett geht es dem unbekannten Eindringling entgegen, der sich letztendlich als lebende Maschine entpuppt, welche seinen Schöpfer sucht - und das seltsamerweise auf der Erde...
Die Darsteller
Nun, der Original-Cast ist hinlänglich bekannt, würde ich sagen und bedarf auch eigentlich nicht der Erwähnung der Tatsache, dass alle Schauspieler der Ur-Crew in ihren angestammten und gewohnten Rollen ihre übliche Leistung bringen, für welche sie den verdienten Kultstatus erlangten – leider war der Film an sich ein überhasteter Schnellschuss, sodass die Darsteller der Stamm-Crew leider nicht die Tiefe der späteren Kinofilme erreichen, ja mehr noch: Die Story rankt sich zwar – wie immer - hauptsächlich um Kirk, Pille und Spock aber auch sehr stark um die beiden neuen Offiziere auf der Brücke. Die Rede ist von Persis Khambatta und Stephen Collins, die sich als verhindertes Liebespaar und Outsider der eingeschworenen Clique am Ende des Films dann auch verdient & überglücklich gemeinsam ins Nirvana verabschieden dürfen – nicht dass die Rollen schlecht besetzt gewesen wären, doch passte dieses verkappte Techtelmechtel der beiden „Fremdkörper“ in meinen Augen nicht auf die altehrwürdige Brücke der Enterprise. In späteren Zeiten hat man solche Experimente, neue Gesichter auf der Brücke dermassen zu pushen - Gottlob! – nie wieder versucht...wie sagt man so schön? „Never change a winning team...“
Umsetzung der Story
Laaaaangatmig! War die Kinoversion schon über weite Strecken öde, setzte die danach erschienene VHS-Langfassung noch einen drauf und gipfelt in der Director’s Edition DVD, welche sie alle zusammen noch übertrifft...schon der Opener mit Sternenfeld (untermalt von Jerry Goldsmith’ hervorragendem Soundtrack), das vermutlich nur für eingefleischte Trekkies erträglich ist, wird ebenso fade, wie man minutenlang tricktechnisch um das umgebaute Schiff herumgekurvt und durch die Energiewolke V’gers fliegt, was der ohnehin abgegähnten Story nicht gerade zuträglich ist. Grade die Passage in V’gers Innerem erinnert mich frappant an die Geschichte mit der Darmspiegelung Susan Stahnkes – ellenlanges rumgegurke an einem Ort, der kein Schwein wirklich interessiert und audiotechnisch mit sphärischen Klängen hinterlegt, die einen einlullen, bis man irgendwann (sobald ein spärlicher Dialog ansetzt oder die Musik aufkeimende Dramatik verspricht) aus seiner eigenen Sabberpfütze aufschreckt...Pure Hoffnung, dass jetzt vielleicht mal was Interessantes passiert...Pech gehabt! Die Musik schwillt wieder ab und der Kopf senkt sich abermals hernieder in Richtung Tischplatte.
Der Plot reisst niemanden vom Hocker: alles irgendwie schon mal dagewesen, hat man das Gefühl, umso mehr setzten die Trick-Experten damals, wie heute, auf Eye-Candy, um über das schlaffe Drehbuch wenigstens mit Spezial-Effekten hinwegzutäuschen. Auch die neu gerenderten und eingefügten Hintergründe und FX machen den Streifen keinen Deut interessanter, runden ihn allenfalls ein wenig ab – man hat es so eingerichtet, dass die neuen Tricks sich optisch denen aus den 70ern angleichen...und die waren schon streckenweise ziemlich schlampig ausgeführt. Alles in allem eine reine Materialschlacht, die allzu rasch aus dem Boden gestampft wurde. Für Schmunzler sorgen auch die Uniformen, die mich irgendwie an eine Mischung aus Pyjama und Krankenpfleger-Kluft erinnern...OK, es sind die 70er und da hatte man vielleicht diese modischen Vorstellungen von der Zukunft oder sah sich gezwungen – in Anlehnung der „neuen“ Enterprise - die altgedienten Uniformen auf Teufel-Komm-Raus zu verschlimmbessern, wie dem auch sei: Der einzige Lichtblick ist die Kostümierung der Klingonen, die dort zum ersten Mal so gezeigt wird, wie wir sie heute kennen.
Eine Auswahl Schnitzer
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Synchronisation / Text – Scotty zu Kirk: „...und Sie Captain haben keine Erfahrung mit dem Schiff“, was impliziert, dass er bereits weiss, dass Kirk das Kommando hat (tut er aber nicht), Kirks Antwort darauf ist im Deutschen demnach noch unverständlicher: „...sie haben sie mir zurückgegeben, Scotty“. Scotty spielt aber nicht auf Kirk, sondern auf den derzeitigen Captain Decker an, denn richtig (im O-Ton) heisst es: „...and the captain has no experience with the ship“. Dann macht Kirks ironische Antwort und Scottys verdutztes Gesicht nämlich auch Sinn, klarer Übersetzungsfehler, der aber schon ewig existiert und den man jetzt, da man eh zum Teil nachvertont hat auch hätte entfernen können, da er seit langem bekannt ist.
Visueller Fehler- Raumdock kurz bevor das Schiff startet...Man sieht an der Unterseite des Diskus mehrere grossflächig fehlende Platten der Aussenhaut...Nächste Einstellung von „Draussen“ ca. 2 Minuten später: Die Enterprise erwacht zum Leben, die Scheinwerfer und Lichter werden eingeschaltet...Die Dockarbeiter und Shuttles entfernen sich...Schwenk...Diskus-Segment von unten: Die Platten sind wie von Geisterhand plötzlich da, die Enterprise schwebt aus dem Dock. Wenn die wirklich so schnell arbeiten im Raumhafen, wundert es mich, dass die zweieinhalb Jahre für den Umbau gebraucht haben sollen ;-)
Logik-Fehler – Kirk befiehlt beim Briefing und Kontakt mit Epsilon 9: „...auf Aussenkamera umschalten“, wir Zuschauer (und die Crew) sehen auf dem Bildschirm ein Panorama von Epsilon 9...Der „Energieblitz“ V’Gers prallt auf und die Station löst sich komplett auf. Zurück bleibt auf dem Schirm ein Bild von V’Gers Wolkenstruktur...Fein! Aber die Frage lautet: wenn die Station weg ist, welche Aussenkamera fängt das Bild denn nun ein? Ist sie V’Ger-Resistent? Der Bildschirm hätte schwarz werden müssen oder Interferenzen zeigen, schliesslich dürfte sich die Kamera samt Epsilon 9 verabschiedet haben und folglich auch keine Bilder mehr liefern dürfen...
Logik-Fehler: Das versehentlich erzeugte Wurmloch zieht einen Asteroiden mit hinein, der VOR der Enterprise auftaucht....Frage: Fliegen Asteroiden ebenfalls mit Warp? Gibt es mehrspurige Wurmlöcher, in denen das Überholen für Asteroiden erlaubt ist – müssen diese nun links oder rechts überholen und haben die überhaupt Blinker, amtliche Kennzeichen? Ausserdem wissen wir nun aus unzähligen „Next Generation“ Folgen, dass wenn die Warp-Blase zusammenfällt / abgeschaltet wird, das Schiff sofort auf Unterlichtgeschwindigkeit geht...Fazit: nicht nur physikalischer Blödsinn.
Logik-Fehler: Ein Shuttle (das mit Spock an Bord) nähert sich einfach so einem Förderationschiff, ohne seine Fracht / Passagiere offenbaren zu müssen, ein lakonisches: „Raumflotte...ausser Dienst“ und „nichtkriegerische Absicht bestätigt“ genügt vollkommen... Klar! Sicher! Deswegen kriegt die Förderation auch immer was auf den Deckel – die Burschen sind einfach zu gutgläubig...
purer Schwachsinn – Als V’Gers Energiesonde den Bordcomputer durchforstet und alle Daten durchgeht, zerschlägt Spock heroisch die Tatstatur des Bordcomputers um ihn davon abzuhalten...woraufhin der Computer ausfällt...also...DEN Trick werd ich mir merken, wenn ich mal wieder Trojaner oder Viren auf dem Compi habe kloppe ich auch mal die Tastatur kaputt und alles wird gut – ich brauch in Zukunft keine teuren Scanner mehr, ein dicker Hammer reicht! ;-)
Logik-Fehler – V’Ger ruft alle Infos aus der Schiffsdatenbank ab und kann sich selbst nicht in den Daten finden und wiedererkennen? Offensichtlich befinden sich doch solcherlei Dateien ihn betreffend im System, Uhura fischt sie nämlich später nebst Sendecode und allem PiPaPo heraus...und der ach-so-schlaue V’Ger kann das nicht? Isser blind oder gar debil? Nee, da hakts aber gewaltig.
Kommandanten-Fehler – Im Inneren von V’Ger angelangt und nach einem kurzen Stopp befiehlt Kirk wörtlich: „Uhura, Normalgeschwindigkeit!...Navigator: Kurs halten!... Steuermann: Kurs folgen!“ Seit wann befiehlt man der Kommunikations-Offizierin Normalgeschwindigkeit?, ich dachte immer das macht der Steuermann. Naja, vielleicht sind ja ein paar Grüne an Bord und haben das Rotations-Prinzip eingeführt: Jeder darf mal mit Normalgeschwindigkeit...was auch immer...höhö
Kardinal-Fehler – Gegen Ende verlassen die wichtigsten Führungs-Offiziere – allen voran Kirk - gemeinsam das Schiff, um in den Zentralkomplex von V’Ger zu gehen...Humbug! Wieder ein Grund, warum die Förderation von allen anderen Rassen immer wieder überrannt wird...die sind einfach zu leichtsinnig.
Was ist neu?
Insgesamt gesehen zieht sich der Streifen jetzt noch länger, gerade die oben erwähnte Flugphase durch das Innere von V’Ger ist trotz – oder dank – der neu eingefügten Effekte an Ödnis kaum zu toppen, des weiteren werden einige Szenen und Dialoge etwas ausgeweitet, was aber auch nicht die Wurst vom Teller zieht. Ansonsten hat man die digitale Überarbeitung auf Details im Hintergrund beschränkt und Szenen, wie San Francisco Headquarter, Vulcan, das Wurmloch und den Anflug V’Gers auf die Erde visuell aufgebohrt neben einigen kleineren Veränderungen sind das die deutlichsten. Wer die „lange“ VHS-Version nicht kennt, wird überdies über die grausame Synchronisation stolpern, wobei einige der Stimmen zwischendrin von anderen deutschen Sprechern synchronisiert werden, das wirkt an sich recht komisch ist aber auf Dauer recht nervig.
Die Bildqualität hat die Runderneuerung leider nicht ganz gepackt, das Bild ist insgesamt sehr matschig und verwaschen, trotz digitaler Retusche war vom Film wohl nicht allzu viel zu retten, daher stechen die neu eingefügten Effekte in Punkto (Bild-)Qualität auch besonders heraus, man sieht ihnen an, dass sie aktuelleren Datums sind, was aber nicht heissen soll, das sie perfekt ausgeführt wurden. Am Sound kann man eigentlich nichts aussetzen, nur dass er so todsterbenslangweilig ist, wie das gesamte Werk. Unverständlich bleibt auch, warum die Untertitel immer noch so plemplem angeordnet sind, dass jemand, der keinen Breitbildfernseher mit verschiebbarem Bildausschnitt besitzt buchstäblich in die Röhre guckt, denn die Dialoge von Klingonen und Vulkaniern hat man (lobenswerterweise) im O-Ton gelassen.
Die Musik
Jerry Goldsmith liefert bei Star Trek – Der Film zum erstenmal in der Geschichte des Raumschiffs Enterprise die wuchtige Titelmelodie, die fürderhin wohl die bekannteste (und markanteste) Score zu diesem Thema, welche später auch als Opener für „The Next Generation“ herhielt. Bemerkenswert ist der vermehrte Einsatz von Hörnern und Harfen im Soundtrack, der relativ tragend vor sich hinplätschert, wieder mal ist der Flug durch V’Gers Inneres das Negativbeispiel, die einlullende Musik hier passt zum gezeigten Bildmaterial. Für sich alleine genommen verbreitet der Soundtrack eine ruhige und entspannte Atmosphäre, die Audio-CD landet durchaus häufiger in meinem Player, wenn ich mal abschalten will.
Fazit
Es grenzt an ein Wunder, dass nach diesem Reunion-Fiasko überhaupt noch irgendwelche STAR TREK Filme gedreht wurden. Und ein Glück. Denn die Nachfolger waren allesamt besser, als dieser überladen-maue Aufguss mit seinen Logiklücken und handwerklichen Malaisen. Tricktechnik ist eben doch nicht alles. Die Single-Disk bietet keinen wirklichen Mehrwert, auch wenn sie wie ihre Doubletten-Schwester (EAN 4010884513950) ebenfalls auf den Namen "Director's Edition" hört. Diese kann wenigstens noch mit passablem Bonusmaterial aufwarten, welches der Einzelscheibe fehlt. Wirklich toll überarbeitet sind beide Versionen nicht. Summa Summarum lohnt sich die Anschaffung nur für ausgesprochene Trekkies, welche eine hässliche Lücke im Regal vermeiden wollen.
Der Steckbrief
Original-Titel: „STAR TREK: The Motion Picture“
Nach einer Story von Alan Dean Foster
Erscheinungsjahr: 1979 (Director’s Edition 2000)
Vertrieb: Paramount
FSK: 12
Genre: Science Fiction
DVD-Art: Typ 9 (zweischichtig einseitig)
Spieldauer: ca. 131 Minuten (Director’s Edition)
Bildformat: 16 : 9 Widescreen (2,35 : 1 anamorph gemastert)
Ton: DD 5.1 (deutsch u. englisch)
Sprachen: 2 (Englisch, Deutsch)
Untertitel: 15 (Englisch, Deutsch, Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Isländisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch)
Regie: Robert Wise
Produzent: Gene Roddenberry
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan, Nichelle Nichols, Walter Koenig, George Takei, Majel Barrett, Persis Khambatta, Stephen Collins
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