Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith (DVD) Testbericht

ab 6,45
Auf yopi.de gelistet seit 03/2012

5 Sterne
(7)
4 Sterne
(2)
3 Sterne
(2)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Zirkelschluss [ ] Star Worse [ ] Vader retro [ ]

Pro:

"It is a tale ( . . . ) full of sound and fury"

Kontra:

"It is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing" (Macbeth | Act 5, Scene 5)

Empfehlung:

Ja

Bitte oben noch persönliche Wunschüberschrift ankreuzen (jeder nur ein Kreuz) - Danke!



"Obi-Wan - endlich begegenen wir uns wieder! Der Kreis schließt sich: Als ich Euch verließ, war ich Euer Schüler - jetzt bin ich der Meister." (Darth Vader in "Star Wars - Episode IV - Eine neue Hoffnung")

Episode, die: im altgriechischen Drama ein Teil mit gesprochenen Dialogen der Schauspieler, der zwischen zwei Chorgesänge eingeschaltet wurde. (Quelle: wikipedia.de)



Der Wirkstoff

Mit Puzzlespielen ist das so eine Sache: Einerseits fiebert man dem Moment entgegen, in dem man das Bild endlich vervollständigen kann. Andererseits ist dieser Moment natürlich der, in dem das Spiel ausgespielt ist. Mit "Star Wars Episode III - Die Rache der Sith" ist das ganz ähnlich: Zum einen ist George Lucas' finaler "Star Wars"-Schuss der Film, den die Fangemeinde sehnsüchtig erwartet hat - zum anderen ist der sechste und letzte Beitrag zur Familienchronik der Skywalkers der, dem das größte Potential eignet, Fans der ersten Stunde richtig zu enttäuschen. Womit wir bereits bei der ersten Falle wären, in die der Zuschauer tappen kann. Die Falle ist beileibe nicht neu, und in sie sind in den letzten Jahren schon einige Fans getappt, die mit den ersten Teilen des Sternenkrieges groß geworden sind. Und dummerweise handelt es sich bei der Falle um eine, die sich die vierte Dimension zunutze macht. Ganz einfach ausgedrückt: Je älter der Fan, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Falle zuschnappt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, sie zu umgehen. Ja, eigentlich - aber dazu muss der hoffentlich geneigte Zuschauer eben auch einer Wahrheit ins Gesicht blicken, die gegebenenfalls nicht ganz bequem bzw. genehm ist: George Lucas macht Filme für Zwölfjährige. So einfach ist das, und wer das nicht akzeptieren mag, der wird ein Problem haben.

Anders gesagt: Wer 12 ist, wird wahrscheinlich kein Problem mit "Star Wars Episode III - Die Rache der Sith" haben. Wer sich aufrichtig darum bemüht, sich den Film mit dem sperrigen Titel mit den Augen eines Zwölfjährigen (ja, ich hätte, ganz politisch korrekt, auch "oder einer" einfügen können - ich vermute aber, dass zwölfjährige Mädchen mit "Star Wars" möglicherweise weniger anfangen können als zwölfjährige Jungs) anzusehen, kann Spaß an "Star Wars usw. usf." haben.

Und was ist mit uns, die wir in Ehren ergraut sind?

Wir müssen das Beste draus machen aus Geoge Lucas' neuestem Film; und wir müssen uns sagen: Es ist nicht unser Taschengeld, auf das George zielt, wenn er uns einen Film präsentiert, der streckenweise so sehr an ein "Jump'n Run"-Computerspiel erinnert, dass man in der Armlehne des Kinosessels unwillkürlich nach dem Joystick-Knopf tastet. Das, was eines der Probleme des Films ist, ist paradoxerweise auch eine seiner Stärken: "Star Wars etc. pp." unterhält stets da am besten, wo der Film wirklich zum Spektakel wird. Anders gesagt: Dem Auge wird eine Menge geboten - soviel, dass einen schon beim ersten Sehen die Ahnung beschleicht, dass der Augenschmaus nach Nachschlag verlangt (und sei es nur, damit man sich vergewissern kann, ob in einer der vielen opulenten CGI-Szenen wirklich Han Solos Raumschiff "Millennium Falcon" einen Gastauftritt hat - ganz rechts, ganz unten und wirklich nur einen ganz kurzen Augenblick lang).

Manch anderes geht allerdings leider arg ins Auge: Dass Lucas kein Händchen für Dialoge hat, ist eine Binse, und die Erkenntnis ist nicht neu. Leider fällt Lucas' diesbezügliches Defizit im großen Finale stärker auf denn je: Selten haben Texte hölzerner geklungen als das, was er seinen Helden in den Mund legt. Da kann eine wacker gegen alle Schwächen des Drehbuchs anspielende Natalie Portman noch so hinreißend aussehen - es hilft alles nichts: "Star Wars Episode III" mag ein Hingucker sein - aber wenn gesprochen wird, hört man am besten weg.

Leider ist der Film über weite Strecken seiner gut zwei Stunden Lauflänge arg geschwätzig ("talky" würde man im Englischen wohl sagen). Es ist eine Art von Geschwätzigkeit, wie wir sie aus Verfilmungen der Romane von Agatha Christie kennen: Ganz zum Ende hin wird plötzlich eine Menge erklärt. Hercule Poirot deckt auf, dass gerade der bieder wirkende Englischlehrer in Wirklichkeit ein kaltblütig planender Mörder ist - oder dass die verhuschte Missionarin in Wirklichkeit eine verbitterte, rachsüchtige Jungfer ist. In "Star Wars (…)" läuft das ganz ähnlich - und das zwangsläufig, denn eigentlich ist der Film ja nichts weiter als ein Nachklapp, der endlich die Antwort auf die Frage danach liefert, warum aus dem netten, aber offenbar etwas wankelmütigen Anakin der Finsterling Darth Vader werden konnte.

Die Erklärung ist banal, und sie ist für meine Begriffe allzu banal: Cherchez la femme - natürlich steckt hinter allem eine Frau ("Die Liebe und der Suff, die reiben den Jedi uff"), und die heißt in diesem Fall Padmé.

Einzelheiten sollen und müssen an dieser Stelle nicht verraten sein. Möge es genügen zu sagen: Man kann ihn ja verstehen, den armen Anakin. Irgendwie schon.

Und trotzdem: Irgendwie geht das "Bäumchen-wechsel-dich"-Spiel zwischen Gut und Böse, Jedi und Sith und dunkler und heller Machtseite ein bisschen zu schnell - ganz so, als habe Lucas seinen letzten Film als leidige Pflichtübung empfunden. Ausgerechnet George Lucas, der mit "Star Wars - Episode IV - A New Hope" das Genre der so genannten "Space Opera" überhaupt erst begründet hatte, macht aus der großen Oper nun eine Operette. Gewiss, das Melodrama ist eines mit großartigen Bildern - aber die haben wir ja auch erwartet. Mehr wird aber leider auch nicht geboten - schon gar nicht glaubwürdige, dynamische Charaktere.

Dabei lässt sich alles durchaus viel versprechend an. Gemäß guter alter "Star Wars"-Tradition beginnt auch "Episode III" mit ordentlich Remmidemmi, und überraschenderweise gibt's dafür, dass wir es mit einem George Lucas-Film zu tun haben, ziemlich viele Momente, die angenehm komisch sind (für gewöhnlich habe ich George Lucas' humoristisch gemeinte Drehbucheinfälle stets als etwas bemüht empfunden: Lucas' Ton und Grundtenor ist m.E. prinzipiell eher pathetisch denn heiter). Kampfroboter werden zur Blechbüchsenarmee, und Jedigeneral Kenobi, der buchstäblich alle Hände voll damit zu tun hat, nicht in einen Aufzugschacht zu stürzen, wird ein ganz offensichtlich höchst überflüssiges "Hände hoch!" entgegengeschnarrt: fast möchte man meinen, Geoge Lucas' Kumpel Spielberg hätte da ein paar Gags beigesteuert (oder waren's vielleicht doch eher die jüngeren "farm hands" auf der Skywalker Ranch, die mit den Indiana Jones-Filmen groß geworden sind?)

Ja, es gibt ein paar richtige Schmunzler in der "Episode III", und für Kenner der Materie gibt es auch ein paar durchaus hübsche Anspielungen - allen voran vielleicht die auf "unzivilisierte Feuerwaffen": nachdem General Obi-Wan dem bösen General Grievous den Fangschuss verpasst hat, erwartet man eigentlich nur noch, dass der Sieger lässig den Pulverdampf vom Schießeisen bläst und die Knarre ein paar Mal um den Finger wirbelt - aber was macht der siegreiche General? Pfeift auf alle Westernsitten und redet Rittertum und Schwertkampf das Wort. Da blitzt, sehr angenehm, Selbstironie auf.

Das eigentliche Manko von "Episode III" aber ist ebenso groß wie zwangsläufig.

Wie lautete doch gleich der Kehrvers, den die Hauptfigur in May Spils' 60er Jahre-Kultkomödie "Zur Sache, Schätzchen" stets auf den Lippen hatte? "Es wird böse enden" - und genau hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Wir wissen von Anfang an, dass "Star Wars - Episode III" nicht gut ausgehen wird, weil sie nicht gut ausgehen kann: Schließlich ist "Episode III" nicht das Ende, sondern der Anfang vom Ende. Das ist dann zwar ein Happy End, aber das Ende vom Lied kennen wir ja schon seit dem Jahr 1983, in dem die Jediritter im Kino fröhliche Wiederauferstehung feiern durften - es fällt schwer, um Wohl und Wehe von Figuren besorgt zu sein, von denen man weiß, dass ihnen ja doch nichts passieren kann, weil man ihnen in einem zeitlich später angesiedelten Teil wiederbegegnet. Nicht minder schwer fällt es einem, um einen Engel zu zittern, von dem man längst weiß, dass er unweigerlich fallen wird.

"Episode III" klärt, was noch zu klären war - und für meinen Begriff sogar noch mehr: Der Film wirkt auf mich so, als müsse Lucas überall in seiner Weltraumfabrik Schilder aufgestellt haben, auf denen Direktiven wie "Nichts der Phantasie überlassen!" stehen. Leider schwindet mit Lucas pedantischem Nachliefern von Hintergrundinformation aber auch der letzte Rest von Märchenhaftigkeit. Möchten wir wirklich wissen, warum die böse Königin in "Schneewittchen" böse ist? Nein, möchten wir nicht - und wenn wir's trotzdem erzählt bekommen, können wir nur hoffen, dass keine allzu banale Geschichte irgendeiner unglücklichen Kindheit zum Vorschein kommt. Wenn Lucas Meister Yoda knapp vor Schluss noch eben erklären lässt, irgendein Jedi habe eine Methode gefunden, Kontakt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits herzustellen, wirkt das geradezu unfreiwillig komisch und man möchte rufen: Halt, Lucas - das wollten wir nun wirklich nicht wissen; uns hat's schon gereicht, dass du uns vor Jahr und Tag verklickern wolltest, "die Macht" sei im Grunde genommen nicht viel mehr als eine genetische Prädisposition.

Aber im Grunde steckt das alles ja schon im Titel: "Die Rache der Sith" ist, obschon lange erwartet und heiß ersehnt, nichts Halbes und nichts Ganzes, sondern eben nur eine Episode - die Dialoge sind zwar nicht hörenswert, aber manche der Bilder sind durchaus sehenswert. Und wer 12 Jahre alt ist und gern PC-Spiele spielt, dem wird das genügen, um aufrichtig begeistert zu sein. Ich für meinen Teil ziehe folgendes Fazit: Ich habe für die Eintrittskarte € 6,50 bezahlt - an Vorabenden von Feiertagen habe ich bei anderen Gelegenheiten schon wesentlich mehr Geld dafür bezahlt, wesentlich schlechter unterhalten zu werden.

Falls Lucas aber irgendwann noch einen Versuch unternehmen sollte, mir zu erklären, wie Han Solo und Chewie sich kennen gelernt haben, werde ich weghören - das interessiert mich ebenso wenig wie die Antwort auf die Frage danach, ob Jawas nun sozialversicherungspflichtig sind oder ob Jabba the Hutt ein Schwarzgeldkonto auf einem Planeten im Outer Rim hat.


Die Darreichungsform

Die DVD war für mich quasi ein Pflichtkauf, und ich habe ihn gleich am Tag des Erscheinens der DVD getätigt. Ganz im Unterschied übrigens zu zwei präpubertären Buben, die Augenblicke zuvor abkassiert worden waren, sich aber selbst nach einschlägigem Hinweis des Verkäufers nicht die Bohne für „Star Wars“ zu interessierten: „Und was ist mit ‚Star Wars’? Heute neu rausgekommen, ist im Angebot – aber nur heute!“

Ich glaube, es sagt etwas über die Gemütsverfassung, in der sich der Handel befindet, wenn Graubärte Zwölfjährige ankobern. Die beiden Jungs drucksten nur verlegen „Nee“ und verdrückten sich mit ihren soeben erworbenen „Harry Potter“-Devotionalien. Ich weiß nicht, ob die Knaben in ihrem ostentativen Desinteresse am Sternenkrieg repräsentativ waren. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, Regisseur George Lucas hätte hinter mir in der Kassenschlange gestanden und die Szene mitbekommen. Dann hätten wir uns wenigstens gemeinsam alt fühlen können.

So war ich mal wieder auf mich selbst zurückgeworfen.

„Star Wars“ ist Teil meiner Jugend und Teil der persönlichen Saga, im Lauf derer ich vom kleinen, begeisterten Filmglotzwesen zum filminteressierten cinephilen Wesen geworden bin; insofern stand es für mich nicht wirklich zur Diskussion, die Filmreihe im heimischen Regal nicht zu komplettieren.

Ich habe mir den Hauptfilm zum wiederholten Male angesehen, und ich habe mich sogar durch einen nicht unerheblichen Teil des Zusatzmaterials geackert.

Was die technische Seite des Geschehens angeht, gibt’s, wie üblich bei den Veröffentlichungen aus dem Hause Lucas, nichts zu meckern. Die DVD wartet mal wieder mit drei unterschiedlichen Menüs auf, die zufällig ausgewählt werden – ein Gimmick, das „Star Wars“-Fans seit der Veröffentlichung von „Episode I“ auf DVD kennen. Bild und Ton des Hauptfilms sind makellos – was die Technik anbelangt, hat George Lucas ja schon immer Maßstäbe gesetzt. Nein, da gibt’s wirklich nichts zu meckern.

Und die Zusatzausstattung der DVD? Irgendwie verhält sich der Hauptfilm auf einer „Star Wars“-DVD zum Bonusmaterial wie das Kamasutra zum Aufklärungsteil des Biologiebuchs. Worum’s sich dreht, bleibt im Kern zwar gleich. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass das technische Hintergrundwissen allenfalls solange interessant ist, bis man die Hauptattraktion mit eigenen Augen gesehen hat. Oder anders gesagt: Der Film ist die Hauptmahlzeit, alles andere ist Beilagen oder Appetithäppchen – entweder lässt man’s liegen oder man konsumiert’s vorher; alles andere liegt einem im Zweifelsfalle schwer im Magen.

Highlight des Bonusmaterials ist sicherlich die 78 Minuten lange Dokumentation, in der man erfährt, wie viele Menschlein im Hintergrund notwendig sind, damit hinterher auf der Leinwand 52 Sekunden lang Lichtschwerter blitzen und Lavaströme fließen, derweil sich Raumstationen krachend in ihre Bestandteile auflösen. Nicht weniger als 910 Leute, so lässt es uns der Film wissen, waren am „Making“ der betreffenden Szene beteiligt. Auf mich hat das alles ganz ähnlich gewirkt wie der Hauptfilm. Um frei mit Magister Faust zu fragen: Jetzt weiß ich viel – doch wollte ich das alles wissen?

Oder um auf meinen eingangs herangezogenen Vergleich zurückzukommen: Es ist nicht immer eine bestimmte Technik, die fasziniert; und ich muss nicht jedes biologische Detail von seiner physikalischen und chemischen Seite betrachten – das Risiko, dass der Zauber auf der Strecke bleibt, ist sonst einfach zu groß.

Aber so ist das nun mal beim Herrn Lucas – wo’s ein Ziel gibt, ist er derjenige, der darüber hinausschießt. Was die Technik angeht, ist das durchaus löblich – Lucas gibt sich nie mit Erreichtem zufrieden und setzt so immer wieder neue Maßstäbe. Mit Blick aufs Erzählerische ist Lucas’ Ehrgeiz allerdings fatal. Lucas ist beseelt davon, alles, aber auch wirklich alles zu erklären – selbst „die Macht“, die anfangs noch ein ziemlich geheimnisvolles Kraftfeld sein durfte, das die Dinge im Innersten zusammenhielt, fiel dem Lucas’schen Erklärungswahn zum Opfer: Seit „Episode I“ wissen wir, dass im Hintergrund die sprunghafte Änderung der Erbanlagen waltet. Auch die kennen wir aus dem Biologiebuch, nachzuschlagen unter „Mutation“.

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich an dieser Stelle nicht weiter auf den Inhalt des Beilagentellers eingehe. Ich gebe zu: Ich war satt, ohne mich durch das komplette Menü zu arbeiten. Fans dürfen sich aber sicher sein: Hier bleibt kein Wunsch offen – bis vielleicht auf den einen Wunsch, Herr Lucas hätte den einen oder anderen Wunsch offen gelassen.






================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================

Bitte oben noch persönliche Wunschüberschrift ankreuzen (jeder nur ein Kreuz) - Danke!



"Obi-Wan - endlich begegenen wir uns wieder! Der Kreis schließt sich: Als ich Euch verließ, war ich Euer Schüler - jetzt bin ich der Meister." (Darth Vader in "Star Wars - Episode IV - Eine neue Hoffnung")

Episode, die: im altgriechischen Drama ein Teil mit gesprochenen Dialogen der Schauspieler, der zwischen zwei Chorgesänge eingeschaltet wurde. (Quelle: wikipedia.de)




Mit Puzzlespielen ist das so eine Sache: Einerseits fiebert man dem Moment entgegen, in dem man das Bild endlich vervollständigen kann. Andererseits ist dieser Moment natürlich der, in dem das Spiel ausgespielt ist. Mit "Star Wars Episode III - Die Rache der Sith" ist das ganz ähnlich: Zum einen ist George Lucas' finaler "Star Wars"-Schuss der Film, den die Fangemeinde sehnsüchtig erwartet hat - zum anderen ist der sechste und letzte Beitrag zur Familienchronik der Skywalkers der, dem das größte Potential eignet, Fans der ersten Stunde richtig zu enttäuschen. Womit wir bereits bei der ersten Falle wären, in die der Zuschauer tappen kann. Die Falle ist beileibe nicht neu, und in sie sind in den letzten Jahren schon einige Fans getappt, die mit den ersten Teilen des Sternenkrieges groß geworden sind. Und dummerweise handelt es sich bei der Falle um eine, die sich die vierte Dimension zunutze macht. Ganz einfach ausgedrückt: Je älter der Fan, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Falle zuschnappt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach, sie zu umgehen. Ja, eigentlich - aber dazu muss der hoffentlich geneigte Zuschauer eben auch einer Wahrheit ins Gesicht blicken, die gegebenenfalls nicht ganz bequem bzw. genehm ist: George Lucas macht Filme für Zwölfjährige. So einfach ist das, und wer das nicht akzeptieren mag, der wird ein Problem haben.


Ungetrübtes Vergnügen für alle Zwölfjährigen

Anders gesagt: Wer 12 ist, wird wahrscheinlich kein Problem mit "Star Wars Episode III - Die Rache der Sith" haben. Wer sich aufrichtig darum bemüht, sich den Film mit dem sperrigen Titel mit den Augen eines Zwölfjährigen (ja, ich hätte, ganz politisch korrekt, auch "oder einer" einfügen können - ich vermute aber, dass zwölfjährige Mädchen mit "Star Wars" möglicherweise weniger anfangen können als zwölfjährige Jungs) anzusehen, kann Spaß an "Star Wars usw. usf." haben.

Und was ist mit uns, die wir in Ehren ergraut sind?

Wir müssen das Beste draus machen aus Geoge Lucas' neuestem Film; und wir müssen uns sagen: Es ist nicht unser Taschengeld, auf das George zielt, wenn er uns einen Film präsentiert, der streckenweise so sehr an ein "Jump'n Run"-Computerspiel erinnert, dass man in der Armlehne des Kinosessels unwillkürlich nach dem Joystick-Knopf tastet. Das, was eines der Probleme des Films ist, ist paradoxerweise auch eine seiner Stärken: "Star Wars etc. pp." unterhält stets da am besten, wo der Film wirklich zum Spektakel wird. Anders gesagt: Dem Auge wird eine Menge geboten - soviel, dass einen schon beim ersten Sehen die Ahnung beschleicht, dass der Augenschmaus nach Nachschlag verlangt (und sei es nur, damit man sich vergewissern kann, ob in einer der vielen opulenten CGI-Szenen wirklich Han Solos Raumschiff "Millennium Falcon" einen Gastauftritt hat - ganz rechts, ganz unten und wirklich nur einen ganz kurzen Augenblick lang).


Geschwätzigkeit, Pathos, Banalität

Manch anderes geht allerdings leider arg ins Auge: Dass Lucas kein Händchen für Dialoge hat, ist eine Binse, und die Erkenntnis ist nicht neu. Leider fällt Lucas' diesbezügliches Defizit im großen Finale stärker auf denn je: Selten haben Texte hölzerner geklungen als das, was er seinen Helden in den Mund legt. Da kann eine wacker gegen alle Schwächen des Drehbuchs anspielende Natalie Portman noch so hinreißend aussehen - es hilft alles nichts: "Star Wars Episode III" mag ein Hingucker sein - aber wenn gesprochen wird, hört man am besten weg.

Leider ist der Film über weite Strecken seiner gut zwei Stunden Lauflänge arg geschwätzig ("talky" würde man im Englischen wohl sagen). Es ist eine Art von Geschwätzigkeit, wie wir sie aus Verfilmungen der Romane von Agatha Christie kennen: Ganz zum Ende hin wird plötzlich eine Menge erklärt. Hercule Poirot deckt auf, dass gerade der bieder wirkende Englischlehrer in Wirklichkeit ein kaltblütig planender Mörder ist - oder dass die verhuschte Missionarin in Wirklichkeit eine verbitterte, rachsüchtige Jungfer ist. In "Star Wars (…)" läuft das ganz ähnlich - und das zwangsläufig, denn eigentlich ist der Film ja nichts weiter als ein Nachklapp, der endlich die Antwort auf die Frage danach liefert, warum aus dem netten, aber offenbar etwas wankelmütigen Anakin der Finsterling Darth Vader werden konnte.

Die Erklärung ist banal, und sie ist für meine Begriffe allzu banal: Cherchez la femme - natürlich steckt hinter allem eine Frau ("Die Liebe und der Suff, die reiben den Jedi uff"), und die heißt in diesem Fall Padmé.

Einzelheiten sollen und müssen an dieser Stelle nicht verraten sein. Möge es genügen zu sagen: Man kann ihn ja verstehen, den armen Anakin. Irgendwie schon.


Leidige Pflichtübung

Und trotzdem: Irgendwie geht das "Bäumchen-wechsel-dich"-Spiel zwischen Gut und Böse, Jedi und Sith und dunkler und heller Machtseite ein bisschen zu schnell - ganz so, als habe Lucas seinen letzten Film als leidige Pflichtübung empfunden. Ausgerechnet George Lucas, der mit "Star Wars - Episode IV - A New Hope" das Genre der so genannten "Space Opera" überhaupt erst begründet hatte, macht aus der großen Oper nun eine Operette. Gewiss, das Melodrama ist eines mit großartigen Bildern - aber die haben wir ja auch erwartet. Mehr wird aber leider auch nicht geboten - schon gar nicht glaubwürdige, dynamische Charaktere.

Dabei lässt sich alles durchaus viel versprechend an. Gemäß guter alter "Star Wars"-Tradition beginnt auch "Episode III" mit ordentlich Remmidemmi, und überraschenderweise gibt's dafür, dass wir es mit einem George Lucas-Film zu tun haben, ziemlich viele Momente, die angenehm komisch sind (für gewöhnlich habe ich George Lucas' humoristisch gemeinte Drehbucheinfälle stets als etwas bemüht empfunden: Lucas' Ton und Grundtenor ist m.E. prinzipiell eher pathetisch denn heiter). Kampfroboter werden zur Blechbüchsenarmee, und Jedigeneral Kenobi, der buchstäblich alle Hände voll damit zu tun hat, nicht in einen Aufzugschacht zu stürzen, wird ein ganz offensichtlich höchst überflüssiges "Hände hoch!" entgegengeschnarrt: fast möchte man meinen, Geoge Lucas' Kumpel Spielberg hätte da ein paar Gags beigesteuert (oder waren's vielleicht doch eher die jüngeren "farm hands" auf der Skywalker Ranch, die mit den Indiana Jones-Filmen groß geworden sind?)

Ja, es gibt ein paar richtige Schmunzler in der "Episode III", und für Kenner der Materie gibt es auch ein paar durchaus hübsche Anspielungen - allen voran vielleicht die auf "unzivilisierte Feuerwaffen": nachdem General Obi-Wan dem bösen General Grievous den Fangschuss verpasst hat, erwartet man eigentlich nur noch, dass der Sieger lässig den Pulverdampf vom Schießeisen bläst und die Knarre ein paar Mal um den Finger wirbelt - aber was macht der siegreiche General? Pfeift auf alle Westernsitten und redet Rittertum und Schwertkampf das Wort. Da blitzt, sehr angenehm, Selbstironie auf.

Das eigentliche Manko von "Episode III" aber ist ebenso groß wie zwangsläufig.

Wie lautete doch gleich der Kehrvers, den die Hauptfigur in May Spils' 60er Jahre-Kultkomödie "Zur Sache, Schätzchen" stets auf den Lippen hatte? "Es wird böse enden" - und genau hier liegt der sprichwörtliche Hase im Pfeffer: Wir wissen von Anfang an, dass "Star Wars - Episode III" nicht gut ausgehen wird, weil sie nicht gut ausgehen kann: Schließlich ist "Episode III" nicht das Ende, sondern der Anfang vom Ende. Das ist dann zwar ein Happy End, aber das Ende vom Lied kennen wir ja schon seit dem Jahr 1983, in dem die Jediritter im Kino fröhliche Wiederauferstehung feiern durften - es fällt schwer, um Wohl und Wehe von Figuren besorgt zu sein, von denen man weiß, dass ihnen ja doch nichts passieren kann, weil man ihnen in einem zeitlich später angesiedelten Teil wiederbegegnet. Nicht minder schwer fällt es einem, um einen Engel zu zittern, von dem man längst weiß, dass er unweigerlich fallen wird.

"Episode III" klärt, was noch zu klären war - und für meinen Begriff sogar noch mehr: Der Film wirkt auf mich so, als müsse Lucas überall in seiner Weltraumfabrik Schilder aufgestellt haben, auf denen Direktiven wie "Nichts der Phantasie überlassen!" stehen. Leider schwindet mit Lucas pedantischem Nachliefern von Hintergrundinformation aber auch der letzte Rest von Märchenhaftigkeit. Möchten wir wirklich wissen, warum die böse Königin in "Schneewittchen" böse ist? Nein, möchten wir nicht - und wenn wir's trotzdem erzählt bekommen, können wir nur hoffen, dass keine allzu banale Geschichte irgendeiner unglücklichen Kindheit zum Vorschein kommt. Wenn Lucas Meister Yoda knapp vor Schluss noch eben erklären lässt, irgendein Jedi habe eine Methode gefunden, Kontakt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits herzustellen, wirkt das geradezu unfreiwillig komisch und man möchte rufen: Halt, Lucas - das wollten wir nun wirklich nicht wissen; uns hat's schon gereicht, dass du uns vor Jahr und Tag verklickern wolltest, "die Macht" sei im Grunde genommen nicht viel mehr als eine genetische Prädisposition.

Aber im Grunde steckt das alles ja schon im Titel: "Die Rache der Sith" ist, obschon lange erwartet und heiß ersehnt, nichts Halbes und nichts Ganzes, sondern eben nur eine Episode - die Dialoge sind zwar nicht hörenswert, aber manche der Bilder sind durchaus sehenswert. Und wer 12 Jahre alt ist und gern PC-Spiele spielt, dem wird das genügen, um aufrichtig begeistert zu sein. Ich für meinen Teil ziehe folgendes Fazit: Ich habe für die Eintrittskarte € 6,50 bezahlt - an Vorabenden von Feiertagen habe ich bei anderen Gelegenheiten schon wesentlich mehr Geld dafür bezahlt, wesentlich schlechter unterhalten zu werden.

Falls Lucas aber irgendwann noch einen Versuch unternehmen sollte, mir zu erklären, wie Han Solo und Chewie sich kennen gelernt haben, werde ich weghören - das interessiert mich ebenso wenig wie die Antwort auf die Frage danach, ob Jawas nun sozialversicherungspflichtig sind oder ob Jabba the Hutt ein Schwarzgeldkonto auf einem Planeten im Outer Rim hat.

22 Bewertungen, 8 Kommentare

  • Tut_Ench_Amun

    10.10.2006, 16:48 Uhr von Tut_Ench_Amun
    Bewertung: sehr hilfreich

    Nicht grade das, was die Gebrüder Klitschko radebrechend als "schwäääre Kost" titulieren. Man konnte ihn sich ansehen ohne seinen Magen- und/oder Darninhalt auf despektierlichen Einrichtungsgegenständen zu hinterlassen...

  • bigmama

    27.09.2006, 22:06 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • anonym

    27.09.2006, 19:06 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • morla

    27.09.2006, 17:31 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • superlativ

    27.09.2006, 16:24 Uhr von superlativ
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße und noch einen schönen mittwoch!

  • anonym

    27.09.2006, 13:31 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • Ibizagirl1977

    27.09.2006, 11:27 Uhr von Ibizagirl1977
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg sonja

  • waltraud.d

    27.09.2006, 11:25 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich