Star Wars Episode II - Angriff der Klonkrieger (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Filfar
Vom Jedi der auszog, der Republik das fürchten zu lehren
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und dass Star-War-Filme zu den Kino-Ereignissen zählen, dürfte hoffentlich unstrittig sein. Der Schatten von „Episode II – Angriff der Klonkrieger“ reicht immerhin drei Jahre zurück. Und „Episode I“ (so der vielsagende Kurztitel des Vorgängers) avancierte damals zum zweit- oder dritterfolgreichsten - ganz genau wissen dies nur die Statistiker in Hollywood – Film der Welt. Das alles obwohl viele Kinogänger, jedenfalls die Erwachsenen unter ihnen, und vor allem die professionellen Kritikschreiber, vom Gebotenen recht enttäuscht waren. Als dunkle Bedrohung, die der Film ankündigte, wurde oftmals eine Fortsetzung auf gleichem Niveau empfunden. Eines kann gleich vorweg genommen werden: diese Befürchtungen sind wahrlich nicht eingetreten. Zwar sollte Star Wars auch weiterhin nicht unbedingt als intellektuelle Herausforderung angesehen werden, aber angesehen werden sollte der Film auf jeden Fall.
10 Jahre sind seit den Vorfällen aus Teil 1 vergangen und nicht zuletzt deswegen ist Anakin Skywalker, der damals aus der Sklaverei befreit wurde, um zum Jedi-Ritter ausgebildet werden zu können, auch um 10 Jahre gealtert. Ganz im Gegensatz zu Königin Amidala, die vom Äußerlichen ausgehend gerade mal drei Jahre älter geworden ist (aber es ist Star Wars - dort sind solche Wunder eben möglich. Zudem sind Anakin und Amidala damit nunmehr gleichaltrig und dies soll für den Fortgang der Geschichte noch von großem Vorteil sein). Beruflich hat sich Amidala allerdings weiter entwickelt: sie ist nun Mitglied des galaktischen Senats und als solche strikt gegen die Aufstellung einer republikanischen Armee. Dies wird erwogen, da einige Separatisten immer unverfrorene Angriffe auf die Republik starten. Nach einem Mordanschlag auf Amidala werden ihr zwei Jedi-Ritter als Beschützer zur Seite gestellt (man ahnt es schon): Anakin Skywalker und dessen Lehrmeister Obi-Wan Kenobi). Als auch dies die Attentäter nicht abschrecken kann, wird Obi-Wan mit der Ermittlung der Hintergründe beauftragt, während Anakin die Senatorin in Sicherheit bringen soll. Doch der Nachwuchs-Jedi wird plötzlich von Alpträumen über den Tod seiner Mutter geplagt und macht sich auf in seine alte Heimat Tatooine, um ihr beizustehen (wodurch er den ehrbaren Pfad eines Jedis verlässt)....
Die Story hatte Filmemacher George Lucas schon längere Zeit im Kopf (möglicherweise knapp 30 Jahre), die Dreharbeiten wurde vor über einem Jahr abgeschlossen, nur die tricktechnische Nachbereitung zog sich noch so lange hin (aber dazu unten mehr), so dass sich Lucas wohl kaum durch die jüngsten weltpolitischen Ereignisse zu seiner Geschichte inspirieren ließ. Andererseits sah er aber auch keinen Anlass, Änderungen an der Handlung vorzunehmen. Dies verdient Beachtung. Denn Lucas präsentiert mit „Episode II“ einen Science-Fiction-Film, der sich ohne große Mühe als Kommentar zum laufenden Zeitgeschehen verstehen lässt. Separatisten, die mit Mordanschlägen die Republik erschüttern, und trotzdem nicht gleich als bluttrinkende Terroristen abgestempelt, sondern in ihrer Kritik an Fehlentwicklungen der Republik letztlich sogar bestätigt werden (wenn auch nicht in ihren Methoden). Auf die Anschläge mit bloßer Gewalt zu reagieren – dies würde nur zur Eskalation beitragen, das Aufstellen einer eigenen Armee genau aus diesem Grund abgelehnt. Sicherlich machen diese Aspekte aus „Episode II“ noch lange keinen Polit-Thriller, aber den Film einfach als weltfremdes Märchen abzutun, wäre mehr als unberechtigt. Die kritischen Untertöne, die sich bereits im Vorgänger andeuteten, wurden konsequent ausgebaut. Mordanschläge, deren Hintergründe nicht klar sind, von interessierten Kreisen dennoch als geklärt hingestellt werden. Rufe nach einem militärischen Gegenschlag, ohne zu wissen, wem dieser eigentlich gelten soll. Was sollen uns die Handlungsstränge sagen? Nun, ein Blick in die täglichen Nachrichten, ein Abgleich mit dem Film (wobei das eigene Hirn noch mit anderen Dingen beschäftigt sein sollte, als sich ausschließlich am opulenten Bilderrausch zu ergötzen) – und die Schlussfolgerungen dürften nicht allzu schwer fallen. In einer Zeit, in der hierzulande parteiübergreifend uneingeschränkte Solidarität mit denjenigen erklärt wird, die Mordanschläge als willkommenen Anlass sehen, andere Länder und deren Zivilbevölkerungen zu bombardieren, schwimmt mit „Episode II“ ausgerechnet ein potentieller Blockbuster gegen den Strom. Sogar für die in wenigen Monaten anstehende Wahlentscheidung, bei u. a. über einen Kanzlerkandidaten abzustimmen ist, der sich wann immer es opportun erscheint rechtspopulistischer Sprüche bedient, stellt „Episode II“ eine Hilfe dar. Denn hier wird deutlich aufgezeigt, dass ein Bündnis mit Darth Vader & Co. keineswegs Frieden und Wohlstand einbringen. Hier setzt Lucas – jedenfalls für einen Familienfilm – bemerkenswert deutliche anti-militaristische Zeichen und erteilt billigem Populismus eine klare Absage. Das alles ist nicht notwendigerweise eine überraschende Kehrtwendung, auch wenn Lucas von nicht wenigen Kritikern vor 25 Jahren noch vorgeworfen wurde, er würde einer faschistoiden Leni-Riefenstahl-Ästhetik huldigen. Im Mittelpunkt der ersten Staffel stand jedoch die Rebellion gegen ein scheinbar übermächtiges Imperium, was diese Anschuldigungen und die damit verbundenen Unterstellungen ad absurdum führt. „Episode II“ kommt auch nicht zuletzt deshalb wesentlich politischer daher als der Rest der Serie, da ein nicht unbedeutender Teil des Films mitten im politischen System – hier: der galaktischen Republik – angesiedelt ist. Selbiges erweist sich als undurchschaubarer Intrigantenstadl. So undurchschaubar, dass selbst der Rat der Jedi nicht erkennen kann oder will, in welche Richtung die Politik steuert (und vor allem: vom wem sie gesteuert wird). Damit diskreditiert Lucas den vom ihm geschaffenen Orden der Superhelden, der hier erscheint als Reigen tumber Tore. Ein bisschen mehr Durchblick bei gleichzeitigem Unvermögen, gegen die Lust, sich verführen zu lassen, effektiv anzugehen, wäre der Geschichte und dem bisherigen Image der Jedi besser bekommen.
Natürlich weist auch „Episode II“ die gleichen Mängel (gestelzte Dialoge, fehlende Schauspielerführung) auf, wie der Vorläufer, wogegen die Darsteller abermals anspielen müssen, aber dies soll die Freude keineswegs mindern. Insbesondere enthält der Film weitaus mehr Action. Allen voran sei die beinahe 10minütige Verfolgungsjagd durch die Tiefen von Coruscant erwähnt, die atemberaubende Geschwindigkeit und furiose Manöver bietet. In den Cinemaxx-Sälen sollten die Kinosessel besser mit Anschnallgurten ausgestattet werden, um eventuelle Unfälle zu vermeiden. Es fällt jedenfalls schwer, sich vorzustellen, dass solche Szenen in Zukunft noch übertroffen werden können. Nicht weniger halsbrecherisch später dann der Flug durch ein Asteroidenfeld („Das Imperium...“ lässt grüßen). Da zeigt sich, wozu die digitale Technik inzwischen fähig ist. Die Schärfe und Tiefe, die beinahe einen 3D-Effekt ergeben, lassen das Kino mitunter zur leibhaftigen Achterbahn werden. Dass diese Technik aber – wie Lucas immer wieder betont – geradezu Voraussetzung für seine Bilderwelt ist, kann nur teilweise nachvollzogen werden. Das Panorama der Mega-City Coruscant beispielsweise erinnert stark an Einstellungen aus „Das fünfte Element“, welches sich selbst schamlos bei „Blade Runner“ bediente, dessen Spuren wohl zu „Metropolis“ zurückführen. Der Planet Naboo ähnelt den Lost-World-Paradiesen, die auch schon häufiger auf der Leinwand zu sehen waren. Über den Wüstenplanet Tatooine muss wohl kein Wort verloren werden. Allenfalls die Farbenpracht, mit welcher die Filmbilder ausgestattet sind, wäre wohl ansonsten auf der Strecke geblieben. Zudem wären wohl die Massenszenen, wenn beispielsweise die titelgebende Klonarmee ihren Auftritt hat, ohne Digitaltechnik nicht finanzierbar gewesen. Der Kritik zum Trotz sieht George Lucas in der Technik die Zukunft des Kinos, kennt aber auch noch Grenzen: digitale Schauspieler wird es nicht geben. Den Berufsstand wird es wahrscheinlich freuen. Schade nur, dass Lucas, der mit seiner Technik die herrlichsten Dinge auf die Leinwand zaubert, mit eben diesen Schauspielern nicht umgehen kann.
Schlimmer noch als die Vernachlässigung der Schauspieler ist die Qual der Dialoge. Wenn Lucas die Romantik zwischen Anakin und Amidala mit Sätzen wie „Ich mag den Sand nicht. Er ist grob und rau und irritierend – nicht wie Sie, so sanft und eben“ – dann ist das nicht nur schlecht, dies ist geradezu peinlich. Gott sei Dank nimmt die Beziehung zwischen Senatorin und Jung-Jedi nur einen Teil des Films ein, so dass das Kino-Erlebnis hiervon nicht dominiert wird. Auch gelingt es Lucas, ein Abgleiten ins Unerträgliche durch stetes Einblenden der anderen Handlungsstränge zu vermeiden. Vielfach sind die Wortgefechte nicht besser geraten, wenn es um Intrigen und Komplotte (also die hohe Kunst der Politik eben) geht, aber glücklicherweise hält sich Drehbuchautor Lucas nie allzu lange bei der verbalen Kommunikation auf, sondern geht schnell über zum Nonverbalen, den Verfolgungsjagden. Allerdings ist George Lucas weiterhin fest davon überzeugt, tiefgründige Weisheiten zeichnen sich vor allem durch missglückten Satzbau aus. Insbesondere Yoda glänzt hier wieder: „Begonnen der Angriff der Klonkrieger er hat“ – ein Satz (von vielen seiner Art) wie in Stein gemeißelt, aber vielleicht auch mit absoluter Kult-Qualität. Wer weiß das schon.
Auf manch andere erwähnenswerte Punkte (beispielsweise ein recht überraschendes Coming Out von Yoda im Finale) soll hier nicht weiter eingegangen werden, da dies zu weit der Handlung vorgreifen und dem ein oder die anderen die – man lese und staune – Spannung nehmen würde. Dies gilt für Vor- und Nachteile und kann dann ggf. bei der DVD-Ausgabe nachgeholt werden. Ein Lob sei nichtsdestotrotz noch formuliert: Im ersten Star Wars (jetzt „Episode IV“, auf den übrigens kurz vor Schluss verwiesen wird) trat Peter Cushing, der ehemalige Vampirjäger van Helsing in den Dracula-Filmen der englischen Hammer-Studios, als Gouverneur Tarkin auf. In „Episode II“ gibt nun Ex-Dracula Christopher Lee als Graf Dooku seinen Einstand. Der Kreis schließt sich - Star Wars ist eben in vielerlei Hinsicht ein Familienfilm.
Fazit:
Die Vorteile der Star-Wars-Serie – die technische Brillanz und die märchenhafte Unterhaltung – hat Lucas gegenüber „Episode I“ erheblich steigern können, leider auch die Nachteile. Dass der Film im Gegenzug aber überaus politisch daherkommt, gleicht so manchen Dialog-Patzer wieder aus, zumal die Nachteile durch ein furioses Finale beinahe in Vergessenheit geraten.
PS
Nach dem Kinobesuch herrschte dennoch völlige Verzweiflung vor – bei meiner Mutter: „Ich verstehe das alles gar nicht. Was ist denn nun mit dem Vater von Harrison Ford (alias Han Solo)?“ „Wieso? Hier geht es doch um den Vater von Luke Skywalker!“ „Genau das verstehe ich nicht. Han Solo war doch viel sympathischer und Harrison Ford damals noch so jung!“ Kopfschütteln. Weiß irgendjemand einen Ausweg?
10 Jahre sind seit den Vorfällen aus Teil 1 vergangen und nicht zuletzt deswegen ist Anakin Skywalker, der damals aus der Sklaverei befreit wurde, um zum Jedi-Ritter ausgebildet werden zu können, auch um 10 Jahre gealtert. Ganz im Gegensatz zu Königin Amidala, die vom Äußerlichen ausgehend gerade mal drei Jahre älter geworden ist (aber es ist Star Wars - dort sind solche Wunder eben möglich. Zudem sind Anakin und Amidala damit nunmehr gleichaltrig und dies soll für den Fortgang der Geschichte noch von großem Vorteil sein). Beruflich hat sich Amidala allerdings weiter entwickelt: sie ist nun Mitglied des galaktischen Senats und als solche strikt gegen die Aufstellung einer republikanischen Armee. Dies wird erwogen, da einige Separatisten immer unverfrorene Angriffe auf die Republik starten. Nach einem Mordanschlag auf Amidala werden ihr zwei Jedi-Ritter als Beschützer zur Seite gestellt (man ahnt es schon): Anakin Skywalker und dessen Lehrmeister Obi-Wan Kenobi). Als auch dies die Attentäter nicht abschrecken kann, wird Obi-Wan mit der Ermittlung der Hintergründe beauftragt, während Anakin die Senatorin in Sicherheit bringen soll. Doch der Nachwuchs-Jedi wird plötzlich von Alpträumen über den Tod seiner Mutter geplagt und macht sich auf in seine alte Heimat Tatooine, um ihr beizustehen (wodurch er den ehrbaren Pfad eines Jedis verlässt)....
Die Story hatte Filmemacher George Lucas schon längere Zeit im Kopf (möglicherweise knapp 30 Jahre), die Dreharbeiten wurde vor über einem Jahr abgeschlossen, nur die tricktechnische Nachbereitung zog sich noch so lange hin (aber dazu unten mehr), so dass sich Lucas wohl kaum durch die jüngsten weltpolitischen Ereignisse zu seiner Geschichte inspirieren ließ. Andererseits sah er aber auch keinen Anlass, Änderungen an der Handlung vorzunehmen. Dies verdient Beachtung. Denn Lucas präsentiert mit „Episode II“ einen Science-Fiction-Film, der sich ohne große Mühe als Kommentar zum laufenden Zeitgeschehen verstehen lässt. Separatisten, die mit Mordanschlägen die Republik erschüttern, und trotzdem nicht gleich als bluttrinkende Terroristen abgestempelt, sondern in ihrer Kritik an Fehlentwicklungen der Republik letztlich sogar bestätigt werden (wenn auch nicht in ihren Methoden). Auf die Anschläge mit bloßer Gewalt zu reagieren – dies würde nur zur Eskalation beitragen, das Aufstellen einer eigenen Armee genau aus diesem Grund abgelehnt. Sicherlich machen diese Aspekte aus „Episode II“ noch lange keinen Polit-Thriller, aber den Film einfach als weltfremdes Märchen abzutun, wäre mehr als unberechtigt. Die kritischen Untertöne, die sich bereits im Vorgänger andeuteten, wurden konsequent ausgebaut. Mordanschläge, deren Hintergründe nicht klar sind, von interessierten Kreisen dennoch als geklärt hingestellt werden. Rufe nach einem militärischen Gegenschlag, ohne zu wissen, wem dieser eigentlich gelten soll. Was sollen uns die Handlungsstränge sagen? Nun, ein Blick in die täglichen Nachrichten, ein Abgleich mit dem Film (wobei das eigene Hirn noch mit anderen Dingen beschäftigt sein sollte, als sich ausschließlich am opulenten Bilderrausch zu ergötzen) – und die Schlussfolgerungen dürften nicht allzu schwer fallen. In einer Zeit, in der hierzulande parteiübergreifend uneingeschränkte Solidarität mit denjenigen erklärt wird, die Mordanschläge als willkommenen Anlass sehen, andere Länder und deren Zivilbevölkerungen zu bombardieren, schwimmt mit „Episode II“ ausgerechnet ein potentieller Blockbuster gegen den Strom. Sogar für die in wenigen Monaten anstehende Wahlentscheidung, bei u. a. über einen Kanzlerkandidaten abzustimmen ist, der sich wann immer es opportun erscheint rechtspopulistischer Sprüche bedient, stellt „Episode II“ eine Hilfe dar. Denn hier wird deutlich aufgezeigt, dass ein Bündnis mit Darth Vader & Co. keineswegs Frieden und Wohlstand einbringen. Hier setzt Lucas – jedenfalls für einen Familienfilm – bemerkenswert deutliche anti-militaristische Zeichen und erteilt billigem Populismus eine klare Absage. Das alles ist nicht notwendigerweise eine überraschende Kehrtwendung, auch wenn Lucas von nicht wenigen Kritikern vor 25 Jahren noch vorgeworfen wurde, er würde einer faschistoiden Leni-Riefenstahl-Ästhetik huldigen. Im Mittelpunkt der ersten Staffel stand jedoch die Rebellion gegen ein scheinbar übermächtiges Imperium, was diese Anschuldigungen und die damit verbundenen Unterstellungen ad absurdum führt. „Episode II“ kommt auch nicht zuletzt deshalb wesentlich politischer daher als der Rest der Serie, da ein nicht unbedeutender Teil des Films mitten im politischen System – hier: der galaktischen Republik – angesiedelt ist. Selbiges erweist sich als undurchschaubarer Intrigantenstadl. So undurchschaubar, dass selbst der Rat der Jedi nicht erkennen kann oder will, in welche Richtung die Politik steuert (und vor allem: vom wem sie gesteuert wird). Damit diskreditiert Lucas den vom ihm geschaffenen Orden der Superhelden, der hier erscheint als Reigen tumber Tore. Ein bisschen mehr Durchblick bei gleichzeitigem Unvermögen, gegen die Lust, sich verführen zu lassen, effektiv anzugehen, wäre der Geschichte und dem bisherigen Image der Jedi besser bekommen.
Natürlich weist auch „Episode II“ die gleichen Mängel (gestelzte Dialoge, fehlende Schauspielerführung) auf, wie der Vorläufer, wogegen die Darsteller abermals anspielen müssen, aber dies soll die Freude keineswegs mindern. Insbesondere enthält der Film weitaus mehr Action. Allen voran sei die beinahe 10minütige Verfolgungsjagd durch die Tiefen von Coruscant erwähnt, die atemberaubende Geschwindigkeit und furiose Manöver bietet. In den Cinemaxx-Sälen sollten die Kinosessel besser mit Anschnallgurten ausgestattet werden, um eventuelle Unfälle zu vermeiden. Es fällt jedenfalls schwer, sich vorzustellen, dass solche Szenen in Zukunft noch übertroffen werden können. Nicht weniger halsbrecherisch später dann der Flug durch ein Asteroidenfeld („Das Imperium...“ lässt grüßen). Da zeigt sich, wozu die digitale Technik inzwischen fähig ist. Die Schärfe und Tiefe, die beinahe einen 3D-Effekt ergeben, lassen das Kino mitunter zur leibhaftigen Achterbahn werden. Dass diese Technik aber – wie Lucas immer wieder betont – geradezu Voraussetzung für seine Bilderwelt ist, kann nur teilweise nachvollzogen werden. Das Panorama der Mega-City Coruscant beispielsweise erinnert stark an Einstellungen aus „Das fünfte Element“, welches sich selbst schamlos bei „Blade Runner“ bediente, dessen Spuren wohl zu „Metropolis“ zurückführen. Der Planet Naboo ähnelt den Lost-World-Paradiesen, die auch schon häufiger auf der Leinwand zu sehen waren. Über den Wüstenplanet Tatooine muss wohl kein Wort verloren werden. Allenfalls die Farbenpracht, mit welcher die Filmbilder ausgestattet sind, wäre wohl ansonsten auf der Strecke geblieben. Zudem wären wohl die Massenszenen, wenn beispielsweise die titelgebende Klonarmee ihren Auftritt hat, ohne Digitaltechnik nicht finanzierbar gewesen. Der Kritik zum Trotz sieht George Lucas in der Technik die Zukunft des Kinos, kennt aber auch noch Grenzen: digitale Schauspieler wird es nicht geben. Den Berufsstand wird es wahrscheinlich freuen. Schade nur, dass Lucas, der mit seiner Technik die herrlichsten Dinge auf die Leinwand zaubert, mit eben diesen Schauspielern nicht umgehen kann.
Schlimmer noch als die Vernachlässigung der Schauspieler ist die Qual der Dialoge. Wenn Lucas die Romantik zwischen Anakin und Amidala mit Sätzen wie „Ich mag den Sand nicht. Er ist grob und rau und irritierend – nicht wie Sie, so sanft und eben“ – dann ist das nicht nur schlecht, dies ist geradezu peinlich. Gott sei Dank nimmt die Beziehung zwischen Senatorin und Jung-Jedi nur einen Teil des Films ein, so dass das Kino-Erlebnis hiervon nicht dominiert wird. Auch gelingt es Lucas, ein Abgleiten ins Unerträgliche durch stetes Einblenden der anderen Handlungsstränge zu vermeiden. Vielfach sind die Wortgefechte nicht besser geraten, wenn es um Intrigen und Komplotte (also die hohe Kunst der Politik eben) geht, aber glücklicherweise hält sich Drehbuchautor Lucas nie allzu lange bei der verbalen Kommunikation auf, sondern geht schnell über zum Nonverbalen, den Verfolgungsjagden. Allerdings ist George Lucas weiterhin fest davon überzeugt, tiefgründige Weisheiten zeichnen sich vor allem durch missglückten Satzbau aus. Insbesondere Yoda glänzt hier wieder: „Begonnen der Angriff der Klonkrieger er hat“ – ein Satz (von vielen seiner Art) wie in Stein gemeißelt, aber vielleicht auch mit absoluter Kult-Qualität. Wer weiß das schon.
Auf manch andere erwähnenswerte Punkte (beispielsweise ein recht überraschendes Coming Out von Yoda im Finale) soll hier nicht weiter eingegangen werden, da dies zu weit der Handlung vorgreifen und dem ein oder die anderen die – man lese und staune – Spannung nehmen würde. Dies gilt für Vor- und Nachteile und kann dann ggf. bei der DVD-Ausgabe nachgeholt werden. Ein Lob sei nichtsdestotrotz noch formuliert: Im ersten Star Wars (jetzt „Episode IV“, auf den übrigens kurz vor Schluss verwiesen wird) trat Peter Cushing, der ehemalige Vampirjäger van Helsing in den Dracula-Filmen der englischen Hammer-Studios, als Gouverneur Tarkin auf. In „Episode II“ gibt nun Ex-Dracula Christopher Lee als Graf Dooku seinen Einstand. Der Kreis schließt sich - Star Wars ist eben in vielerlei Hinsicht ein Familienfilm.
Fazit:
Die Vorteile der Star-Wars-Serie – die technische Brillanz und die märchenhafte Unterhaltung – hat Lucas gegenüber „Episode I“ erheblich steigern können, leider auch die Nachteile. Dass der Film im Gegenzug aber überaus politisch daherkommt, gleicht so manchen Dialog-Patzer wieder aus, zumal die Nachteile durch ein furioses Finale beinahe in Vergessenheit geraten.
PS
Nach dem Kinobesuch herrschte dennoch völlige Verzweiflung vor – bei meiner Mutter: „Ich verstehe das alles gar nicht. Was ist denn nun mit dem Vater von Harrison Ford (alias Han Solo)?“ „Wieso? Hier geht es doch um den Vater von Luke Skywalker!“ „Genau das verstehe ich nicht. Han Solo war doch viel sympathischer und Harrison Ford damals noch so jung!“ Kopfschütteln. Weiß irgendjemand einen Ausweg?
14 Bewertungen, 1 Kommentar
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19.05.2002, 19:59 Uhr von DrDuke
Bewertung: sehr hilfreichIch fand am besten die Kampfscene mit Joda genial. Der ist beweglicher als ich dachte *lol*
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