Starlight Express Bochum Testbericht

Sicher haben viele von euch schon mal etwas von dem Musical "Starlight Express". Ich wollte mir es eigentlich schon lange anschauen, aber die Fahrt nach Bochum (in Verbindung mit eh nie günstigen Musical Tickets) war mir bislang immer zu kostspielig. Da meine Schwiegereltern in spe diesen August aber hingingen, durfte ich mitfahren und mir dieses spezielle Musikspektakel endlich live anschauen.

Andrew Lloyd Webber / Starlight Express

"Starlight Express" wurde von dem bekannten Komponisten Andrew Llyod Webber geschaffen. Webber, 1948 in London geboren, ist der Sohn eines Komponisten und einer Pianistin und kam so früh mit Musik in Kontakt. Während seines Studiums lernte er den Texter Tim Rice kennen, mit dem er fortan vieler seiner Werke schrieb. Neben Filmmusik und einigen Popsongs ist Webber vor allem für seine Musicals bekannt, die oftmals Jahre und Jahrzehnte ununterbrochen laufen: "Cats", "Das Phantom der Oper", "Evita", "Starlight Express", "Jesus Christ Superstar" etc.

"Starlight Express" wurde basierend auf der Comicserie "Railway Series" und dem Buch "The little enginge that could" geschrieben. Ursprünglich hatte Webber das Ganze für Schulaufführungen geplant, änderte dies aber als man ihm die Idee vortrug, alle Darsteller in Rollschuhen spielen zu lassen. 1984 debütierte das Stück in London, 1987 am New Yorker Broadway. Für die deutsche Aufführung entstand in Bóchum die "Starlight Halle", welche ausschließlich für dieses Musical entstand. Seit 1988 läuft es ununterbrochen und hat bisher mehr als 13.000.000 Besucher.

Die Geschichte

Erzählt wird der Traum eines Kindes...
Zur Weltmeisterschaft treten die Züge zu einem großen Rennen an. Der amtierende Champion, die arrogante Diesellok Greaseball, der ehrgeizige Herausforderer, die E-Lok Electra sowie einige weitere aus Deutschland, Japan und Russland. Für die Dampflokomotiven sollte ursprünglich Rusty antreten, doch nachdem dieser kurz vor dem Rennen von seiner Freundin, dem Luxuswaggon Pearl, verlassen wurde, muss sein Papa ran. Überraschend - und auch nur weil sich alle Gegner foulten - gewinnt Papa das Rennen auch.

Doch Papa's Kraft reicht nicht aus, um die weiteren Rennen zu fahren. Rusty weigert sich zunächst, gewinnt aber durch Starlight Express, dem Zug der Züge, sein Selbstvertrauen wieder. So tritt er an, Pearl zurück zu erobern, und Greaseball und Electra zu besiegen.

Die Show

Eigens für "Starlight Express" wurde in Bochum die Starlight Halle gebaut. Das Prinzip ist dem eines Amphitheaters nicht unähnlich, d.h. die Zuschauerränge verlaufen in einem Halbkreis. Die Bühne geht noch etwas weiter in die Tiefe. Ungewöhnlich ist jedoch das der Zuschauerbereich halbiert ist, und auch eine Bahn durch das Publikum verläuft. Es empfiehlt sich daher vor und zwischen den Akten dringend die Blase zu entleeren, da der Zuschauerbereich abgesperrt wird.

Um die Rasanz von Rennen und Zügen darzustellen, sind alle Darsteller auf Rollschuhen unterwegs und erreichen - nach Eigenangabe - bis zu 60 km/h. Und jeder der das Ganze schon mal live gesehen hat, kann nur Respekt vor den Darstellern haben, die gleichzeitig ihre Rolle spielen, perfekt singen und dabei waghalsige Stunts und Loops auf Rollschuhen vorführen. Neben dem Zuschauerrang geht die Bühne in die Tiefe und ist durch eine riesige, schwenkbare Bühne mit allen Startpunkten verbunden.

Doch es gibt natürlich noch mehr. Greaseball spielt gern mit dem Feuer, doch gerade Elektra mit ihren Funken sprühenden Rollschuhen und den zahlreichen Lichtfontänen bringen Action in die Show. Zwischen den Rennen veranstalten Skater waghalsige Stunts.

Insgesamt ein temporeiches Stück, bei dem man oftmals wie gebannt im Zuschauerraum sitzt.

Die Musik

"Starlight Express" ist ein ungewöhnliches Musical, da sich die Songs und der Musikstil sehr voneinander unterscheiden. Ein gewisser Musikstil ist auch meistens mit einer bestimmten Lok verbunden. Diesellok Greaseball, der sicher nicht nur zufällig wie eine Mischung aus Elvis und John Travolta zu Grease-Zeiten aussieht, hat ausschließlich erdige Rock n Roll Songs im Fünfziger Jahre Stil ("Rolling Stock", "Pumping Iron"). Die E-Lok Electra hat Popsongs, die durch Synthies und Keyboards entsprechend spacig, elektronisch und Dancefloor-mäßig klingen ("AC-DC"). Die Dampflokomotiven sind dann - quasi als älteste Vertreter der Züge - durch Blues und Klassik/Pop vertreten.

Insgesamt ist der Anteil an klassischem Instrumentarium und Motiven in diesem Musical eher zurückhaltend und Llyod Webber hat ganz auf so ziemlich jede Facette der Popmusik des 20. Jahrhunderts gesetzt. Poppig, rockig, elektronisch, akkustisch - jede Form wurde berückssichtigt. Ein persönliches Highlight herauszuheben ist schwierig, da nahezu jedes Stück einen eigenen Charme besitzt. Klar, den Titelsong "Starlight Express", kennt irgendwie jeder, aber auch andere Stücke wie das lustige "Gekuppelt", das mitreißende "Loc mit Locomotion", das rockige "Rolling Stock" oder das gefühlvolle "Nur mit ihm" können begeistern.

Insgesamt gesehen kann "Starlight Express" sowohl Musical Freunde, als auch solche, die Musicals eher nicht mögen begeistern, da das Stück musikalisch leichter zugänglich ist.

Fazit

"Starlight Express" hat mich richtig begeistert. Sicher, die Geschichte an sich ist jetzt nicht so spannend und das Rusty am Ende seine Pearl wieder kriegt, ist auch klar. Aber die ganze Umsetzung ist einfach klasse: Die ungewöhnliche, aber tolle musikalische Mischung; das phantasiereiche Dekor und die Kostüme der Darsteller; die waghalsigen Stunts - all das macht "Starlight Express" zu einem wahren Vergnügen.