Schweden: Stockholm Testbericht

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Erfahrungsbericht von LoMei

Seefahrt 26: Ein Kurzbesuch in Stockholm

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vorbemerkung: Ich bin von 1954 1963 zur See gefahren und habe nun begonnen meine Tagebücher auszuwerten und hier einiges daraus vorzustellen. Die Erlebnisse liegen fast ein halbes Jahrhundert zurück. Es lassen sich aus ihnen sicher keine brandaktuellen Ratschläge ableiten. Aber sie vermitteln etwas von dem zeitlosen Zauber einer schönen Stadt.
Wir fuhren in Ballast (mit leerem Schiff) von Helsinki nach Sundsvall in Schweden.. Die Stadt liegt etwa 350 km nördlich von Stockholm. Am 30. Oktober 1956 kamen wir in Sundsvall an. Unser Liegeplatz war in Karlsvik auf der vorgelagerten Insel Alnö. Für jemanden, der gerne einmal an Land wollte, war das am Ende der Welt. Draußen war es kalt und ungemütlich. Die Schauerleute beluden das Schiff mit Schnittholz, und wir begannen sofort mit der Überholung von Grundlagern der Hauptmaschine.


INHALT

1. Bahnfahrt von Sundsvall nach Stockholm
2. Hembiträde in Bromma-Ängby
3. Rundgang in Stockholm
4. Abreise
5. Fazit


1. BAHNFAHRT VON SUNDSVALL NACH STOCKHOLM

Meine Schwester Hanne war damals als Hembiträde (Hausmädchen) in einer Stockholmer Familie. An einem der nächsten Abende fuhr ich nach Sundsvall. Das war eine halbe Weltreise. Ich fragte telefonisch in Stockholm an, ob ich sie am kommenden Wochenende besuchen könne. Das konnte ich selbstverständlich. Auf dem Bahnhof schrieb ich mir die aktuellen Zugverbindungen auf.
Am Freitag (2.11.) machte ich nach dem Dienst wieder meine Weltreise nach Sundsvall und saß eine Stunde nach Mitternacht im Schnellzug nach Stockholm. Ich schlief die meiste Zeit. Am Samstag früh kurz nach 09:00 Uhr traf der Zug in Stockholm ein. Ich rief sofort bei Hanne an und ließ mir die Verkehrsverbindungen erklären.


2. HEMBITRÄDE IN BROMMA-ÄNGBY.

Als ich aus dem Hauptbahnhof in Freie trat, wanderte ich ein bißchen durch das Stadtzentrum. Mit der Tunnelbahn(U-Bahn) fuhr ich dann nach Ängby einem Ortsteil von Bromma. Bromma liegt westlich vom Stockholmer Stadtzentrum am Mälarsee. Meine Schwester war damals 17 Jahre alt. Sie wohnte und arbeitete in einem hochherrschaftlichen Haus, das fast einem Schloß glich. Die „Herrschaften“ waren übers Wochenende weggefahren. Wir machten einen Abendspaziergang am Mälarsee. Ganz in der Nähe lag das Schloß Drottningholm, in dem die Mitglieder des schwedischen Königshauses wohnen. Nicht lange davor hatte die englische Königin hier einen Besuch gemacht. Aus diesem Anlaß hatte ein Witzbold mit weißer Kreide etwas quer über die Straße geschrieben. Die Schrift war leicht verwaschen, aber noch gut zu lesen. Es stand dort „God shave the Queen“.
Am Abend hatten wir uns viel zu erzählen. So erfuhr ich etwas über ihren Freundeskreis und ihre Arbeit. Sie erzählte, daß man im Hause zur Hembiträde auf Abstand halte, daß es sehr viel Freundlichkeit gäbe, aber immer eine gewisse Distanz beachtet würde. Sie trug als Arbeitskleidung ein blaues Kleid und eine weiße Schürze. Ihre Arbeit bestand aus Frühstück anrichten, Hilfe beim Kochen, Reinigen der 11 Zimmer, Putzen von Silber und Kristall, Bügeln und vielen anderen Hausarbeiten. Sie aß nie mit der Familie, sondern nahm ihre Mahlzeiten alleine ein. Das hat sie vorher gewußt, und es machte ihr nichts aus. Wenn Gäste erwartet wurden, mußte sie gemeinsam mit dem Sohn des Hauses servieren. Sie sagte, sie könne dort sehr viel lernen.


3. RUNDGANG IN STOCKHOLM.

Am Sonntag machten wir einen kleinen Stadtbummel. Hannes Freundin Bärbel war schon länger in Stockholm und kannte sich gut aus. Sie übernahm die Führung.
Die Stadt liegt inmitten einer inselreichen Schärenlandschaft, die nach Westen, also zum Landesinnern hin den Namen „Mälarsee“ (Mälaren) und zur Ostsee hin den Namen Salzsee (Saltsjö) trägt. Stockholm ist zum größten Teil auf Inseln erbaut. Das verleiht der Stadt einen besonderen Reiz. Zahlreiche Brücken überwinden schmale oder breitere Gewässer. Dadurch ist das Stadtbild wirklich abwechslungsreich. Die Altstadt nennt man auch „die Stadt zwischen den Brücken“. Hier erhält man noch heute einen Eindruck vom historischen Stockholm mit seinen engen Gassen und Höfen. In neuerer Zeit entstanden neben mehreren Vorstädten ein Ring von Wohnvororten.
Im Zentrum konnten wir vieles nur von ferne besichtigen. Die Zeit hätte sonst nicht ausgereicht. Hier eine kleine Auswahl dessen, was Bärbel uns zeigte.
Auf Kungsholm sahen wir das 1923 eingeweihte Stadthaus mit seinem markanten Turm, das als eines der bemerkenswerten Bauwerke der europäischen Moderne gilt.
Inmitten des sogenannten Zeitungsviertels liegt die Klarakirche.
Das königliche Opernhaus ist im Stil der italienischen Spätrenaissance errichtet.
Die Riddarholmskirche wurde im 13. Jahrhundert als Klosterkirche erbaut. Sie wird nicht mehr als Kirche genutzt und dient seit dem 17. Jahrhundert als Grablege der meisten schwedischen Könige.
Das aus dem 17. Jahrhundert stammende Riddarhus ist der schönste Barockbau Stockholms.
Sehenswert ist die Deutsche Kirche. Das Innere ist im Laufe von Jahrhunderten mit Geschenken deutscher Kaufleute ausgeschmückt.
Die große Kirche (Storkyrka oder auch Domkirche) stammt in ihren ältesten Teilen aus dem 13. Jahrhundert. Hier werden seit dem 15. Jahrhundert die schwedischen Könige gekrönt.
Am Ende unserer kleinen „Stadtführung“ saßen wir einige Zeit im 7. Stock eines wunderschönen Restaurants am Kungsgatan. Es befindet sich in den Königstürmen, den ersten Hochhäusern Skandinaviens. Von hier hatten wir einen bezaubernden Blick auf die abendliche Stadt.
Schließlich fuhren wir nach Ängby zurück. Ich bedankte mich bei der Familie für die Übernachtung und sagte: Auf Wiedersehen.


4. ABREISE

Auf dem Hauptbahnhof erreichte ich um 21:15 Uhr gerade noch meine Zug. Am nächsten Morgen war ich um 04:10 Uhr bei Schnee und Frost wieder in Sundsvall und um 06:00 Uhr wieder an Bord. Dort legte ich mich schnell noch für 2 Stunden in die Koje.
Der Ladebetrieb zog sich noch einige Tage hin, und im Maschinenraum nutzten wir die Zeit, um unsere Überholungsarbeiten abzuschließen.
Am 9.11. liefen wir aus. Es wehte ein steifer kalter Wind. Als wir aus dem Schutz der Insel in die freie Ostsee kamen, gab es gleich kräftig einen auf die Mütze. Das schlingernde Auf und Ab des Achterschiffes machte mir wieder einmal sehr zu schaffen. In der südlichen Ostsee wurde es ruhiger. Am 12.11. erreichten wir in Holtenau den Nord-Ostsee-Kanal. Unsere Schnittholzladung war für Rainham, einem kleinen Nest bei London bestimmt.


5. FAZIT

Stockholm ist eine wunderschöne Stadt. Dort dominieren die Wasserarme, die großen Wasserflächen, die Brücken und ein hoher Himmel. Ich bin mir bewußt, daß es sehr viel mehr zu sehen gibt, als es unser kleines Programm zuließ. Wenn Amsterdam das Venedig des Nordens genannt wird, gilt diese Bezeichnung ganz besonders auch für Stockholm. Fahrt hin und schaut Euch die Stadt an. Es lohnt sich.

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