Street Style (DVD) Testbericht

Street Style

¤¤¤ Mein Weg zur DVD ¤¤¤

Zwei Jugendfilme erwiesen sich dieses Jahr, obwohl beide ab 6 Jahren freigegeben und ohne namhafte Schauspieler, zumindestens aus meiner Sicht, als die Renner, die mit Abstand am meisten von den Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren nachgefragt bzw. begeistert angesehen wurden.
Einer davon, natürlich werde ich auch noch über den zweiten schreiben, ist der wohl schon jetzt als Jugendkultfilm zu bezeichnende Musik- und Tanzfilm Street Style.

Im Ethikunterricht bat mich im späten Frühjahr ein 14jähriger Schüler um die Erlaubnis, quasi als Belohnung in einer bzw. zwei meiner Stunden diese DVD anschauen zu dürfen.
Vorsichtshalber, trotz aller Unbedenklichkeitsbeteuerungen mit Hinweis freigegeben ab 6 Jahren entlieh ich mir vorher die DVD und schaute sie mir in Ruhe zuvor zu Hause an.

Vorweg, ich verstehe sofort, warum dieser Film Jugendliche begeistert, würde vielleicht die Altersfreigabe von 6 auf 12 Jahre hinaufsetzen, nicht wegen des freizügigen Oberteils von Lil Kim, attraktiv anzuschauen, sondern weil nun mal viele Tanzdarstellungen der Hip Hop Szene recht vulgäre eindeutig zweideutige Gesten und Sprüche enthalten, zudem sehr häufig eine aggressive Grundstimmung vorhanden ist.

Dieser Film liegt besonders im Trend der Schüler meiner Hauptschule, aber auch bestimmte Mädchengruppen insbesondere anderer Nationalität „fahren voll“ auf diesen Streifen ab.


¤¤¤¤¤¤ Inhaltsanriss ¤¤¤¤¤¤

Der Musikfilm beginnt mit einer Tanzwettbewerbszene in einer großen fabrikähnlichen Halle mit Zuschauerempore und vielen schreienden, pfeifenden, anfeuernden Jugendlichen. Größtenteils in typischem modischen Hip-Hop Outfit (Hosen, Schuhe, T-Shirts, Kappen bzw. Mützen), auch entsprechender Frisur tanzen jeweils zwei Gruppen (Crews) wettbewerbsmäßig gegeneinander. Diese Crews sind vielfältig gemischt, wobei einerseits mehrere Tänzer möglichst synchron besondere Figuren tanzen, dann wieder ein Solist fast akrobatisch anmutende Einlagen abliefert.

Die Tanzdarbietungen besitzen größtenteils sehr sportlichen Charakter mit Figuren, die sicher erst nach hartem Trainung wie beim Bodenturnen möglich sind. In der Mitte schließlich steht ein Veranstaltungsschiedsrichter, der zum einen das eingesammelte Geld verwaltet, zum anderen zum Schluss die Zuschauer durch die Stärke ihres Beifalls entscheiden lässt, welche Crew als Winner mit den 600 $ aus seiner Mütze und welche als Loser ohne Geld nach Hause gehen wird.
Natürlich gefällt der unterlegenen Gruppe die Entscheidung der Fans nicht, vor allem wenn diese nicht völlig eindeutig zu hören war. Es wird eine Revanche ausgemacht.

Schnitt – Aus dem Gespräch zwische Elgin (Marques Houston) und David (Omari Grandberry) den zwei „Häuptlingen“ der siegreichen Tanzgruppe erfährt man einiges über den sozialen Hintergrund der Jugendlichen, ihrer besonderen Probleme aber auch Hoffnungen. Kurz darauf wird klar, dass beide in einem „Drogenlieferantengeschäft“ verwickelt sind, aus dem sie zwar aussteigen möchten, aber keinen umsetzbaren Weg sehen.
Weitere Performancewettbewerbe folgen.
Nach einer Herausforderung zu einem 5000$ Tanzwettbewerb kommt es zu ersten Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe um die gerechte Verteilung des Preisgeldes. Es wird deutlich, dass Elgin und David auch das finanzielle Risiko, Geld vorzustrecken bzw. zunächst aufzutreiben, alleine tragen.

Zwischen der bildschönen Schwester Elgins, Liyah, und seinem Freund David entwickelt sich eine zärtliche Romanze. Die Situation spitzt sich erstmalig zu, als sich Elgin dazu provozieren lässt, den 5000$ Wettbewerb vorzuverlegen und die beide Freunde nun große Probleme haben, die gesamte Summe rechtzeitig vor dem Wettbewerb aufzutreiben. Als Zuschauer spürt man schon die Falle, doch die Jugendlichen sehen nur noch die Dollarscheine.
Es kommt wie es kommen muss. Durch Verrat bzw. Intrigen geht der Wettbewerb für die sich unbesiegbar haltenden Jugendlichen verloren.

Doch damit nicht genug. Elgin übernimmt alleine einen Drogenkurierdienst, weil er David nicht erreichen kann. Dessen Handy wird während eines Dates von Elgins Schwester ausgeschaltet, so dass er nur für sie da ist. Bevor David die wichtige Nachricht erreicht, wird Elgin alleine im Einsatz überfallen und beraubt. Nicht nur die Schuldenlast der 5000$ drückt, sondern der skrupellose Drogenhändler sitzt dem verletzten Elgin im Nacken.
Elgin löst die Freundschaft und zwingt seine Schwester, David nicht mehr zu sehen.
Werden die Freunde wieder zusammenfinden, wird es ein Happy End geben?
Wer´s wissen will, muss den Film selbst schauen, denn wenn auch der Inhalt des Tanzfilmes insgesamt eher sekundär ist, soll schließlich ja noch die Spannung erhalten bleiben. ;-))

¤¤¤ Wertung ¤¤¤

Vom inhaltlichen Ablauf wirkt der Film eher klischeehaft. Viele Probleme werden erst aufgebaut und dann plötzlich auf wundersame nicht nachvollziehbare Weise gelöst.
Andererseits sind alle Zutaten dabei wie Action, Verbrechen, Liebe, Zerwürfnisse, dramatische Zuspitzungen und Versöhnung, also die gesamte Palette der Emotionen, plus Dramatik, Tragik und auch manchmal unfreiwilliger Humor.

Die Story wirkt teilweise schon sehr oberflächlich, märchenhaft zurecht gebogen.
Doch spielt die konstruiert wirkende, nicht unbedingt stimmige Geschichte eher den Hintergrund für das, was die Jugendlichen und irgendwie auch mich in erster Linie fasziniert, die Musik, die Tanzdarstellungen aber auch die jugendtümliche Sprache und Gestik der Schauspieler.
Diese könnten zwar teilweise einer MTV Sendung entstiegen sein, sind andererseits aber auch so herrlich unverbrauchte, nicht irgendwelchen Serien zuzuordnende Gesichter. Trotz der eher laienhaften Anlage spielen sie insgesamt durchaus überzeugend ihre jeweiligen Rollen.

Sicher entwickelt der Film keine nennenswerte seelische Tiefe seiner Helden, doch gerade in diesem Bereich sehr knapp gefasst spricht er wohl gerade die jugendlichen Betrachter besonders an. Mag Dirty Dancing früher der Film für Jugendliche gewesen sein, aktuell ist es Street Style, zumindestens für alle Hip Hop Fans und davon gibt es bestimmt nicht nur an meiner Hauptschule beachtlich viele.
Im Abspann ist die Namensliste der Tänzer genau so lang wie die der Schauspieler, was nochmals die Eigenschaft Tanz- und Musikfilm unterstreicht.

Die DVD besitzt folgende technische Merkmale bzw. Besonderheiten:

· FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
· Darsteller: Jennifer Nicole Freeman, Marques Houston
· Regie: Christopher B. Stokes
· Musik: Tyler Bates
· Format: Dolby, Surround Sound, PAL
· Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
· Bildformat: 1.85:1
· DVD Erscheinungstermin: 22. März 2005
· Produktion: 2004
· DVD Features:
o Audio / Video Tanz-Kommentar (7 Video-Einblendungen)
o Kommentar Regisseur und Besetzung
o Serve It Up! - Making of Street Style
o Dokumentation Tanzsequenzen (Multi Angle)
o Battle of the Beat - Vergleich Probe / Endszene; Musik Video:
Preis 14,50 amazon.de marketplace, Ebay zwischen 6 und 14 Euro.

Die Musik- und Bildqualität war bei meiner DVD nicht optimal, doch unter Einbeziehung der zahlreichen Features halte ich den Preis von ca. 14 Euro für angemessen.

Trotz einiger angesprochener Schwächen runde ich die eher 4 Sterne zu 5 Sternen wegen Außergewöhnlichkeit eigenwillig auf und gebe zudem eine klare Empfehlung für alle jugendlichen Hip Hop Fans oder für alle Erwachsenen, die einen Einblick in die jetzige Jugendszene gewinnen wollen.

;-) Viel Spaß beim Mit- oder Nachtanzen. Üben vorher nicht vergessen. ;-)