Die Taube (Taschenbuch) / Patrick Süskind Testbericht

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ab 6,53
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Erfahrungsbericht von Lesefee

Wenn eine Taube keinen Frieden bringt

Pro:

sehr gute Prosa

Kontra:

nicht jedermann Sache

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Gemeinde!
Heute will ich ein Buch vorstellen. Es ist mir ganz zufällig in die Hände gefallen. Der Name von Autor Patrick Süskind hat fast jeder gehört, aber es handelt nicht um \"Parfum\" sondern um eine andere Geschichte \"Taube\".

Aussehen:
Ich habe ein Buch mit einem anderen Cover, vielleicht, liegt es daran, dass dieses Buch in einem anderen Verlag erschienen ist. Auf dem Cover von meinem Buch ist eine Auge und eine Feder von einer Taube auf dem hellen grauen Hintergrund zu sehen . Da steht auch den Namen Patrick Süskind \"Taube\" vom Autor des Weltbestsellers \"Das Parfum\".

Es ist eine gebundene Ausgabe, hat 96 Seiten und wurde im Jahre 1987 , als Lizenzausgabe für die Bertelsmann Club GmbH verlegt.
Buch-Nr. 05428 8

Preis:ca.6,90€

Autor:

Patrick Süskind wurde 1949 in Ambach am Starnberger See geboren.
Er besuchte die Grundschule und das Gymansium, studierte Geschichte in München und Aix-en-Provence und schloß mit einer Arbeit über George bernard Shaws politisches und soziales Engagement ab. Seit dem Abitur schreibt er Kurzgeschichten und übernahm zwischendurch auch redaktionalle Arbeiten. Seinen Lebensunterhalt verdiente er laut eigener Aussage \"unteranderem in der Ablage der Vertrags- und Patentabteilung des Hauses \"Siemens\", in der Tanzbar \"zum fliegenden Holländer\" in Berg am See und als freiberuflicher Teschtennistrainigspartner\". Hauptsächlich aber durch erfolgreiche Drehbücher.
1984 erschien \"Der Kontrabaß\", ein geistreich-witziger einaktiger Monolog, der inzwischen auf deutschen Bühnen zu den meistgespielten Stücken zählt und auch in London und Paris aufgeführt wurde.
\"Das Parfum- Die Geschichte eines Mörders\" war ursprunglich als Kurzgeschichte konzipiert, wuchs dann aber unversehens zu etwas Größerem, das den Autor von Paris nach Aix und Grasse geführt hat und auf die Suche nach der \"Großen Nase\".
Der geradezu gigantische Erfolg des \"Parfums\" hat auch den Namen seines Erzählers weltweit bekannt gemacht. Der allerdings legt keinen Wert auf Popularität. Patrick Süskind tritt selten in der Öffentlickeit auf, nie im Fernsehen, und gibt grundsätzlich keine Interviews. Er lebt in München und Paris.

Inhalt:

Worum geht es eigentlich in diesem Buch? Die Geschichte ist einfach. Ein Mann Namens Jonathan Noel ist schon Mitte fünfzig, als die Geschichte anfängt. Er ist ein Kriegskind. Er hat keine Eltern und wurde von seinem Onkel erzogen, er ist daran gewöhnt dem Onkel zu gehörchen. Er ist auf dem Land aufgewachsen und wollte ein Landsarbeiter werden, aber der Onkel verlangt, dass er zur Militär geht. Er macht es. Nach dem Dienst wird von ihm verlangt, dass er ein Mädchen heiratet, das es nie gesehen hat. Er macht es wieder in der Hoffnung etwas Stabilität in sein Leben zu bringen. Aber das Mädchen bekommt in vier Monaten ein Kind und brennt mit einem Obsthändler durch. Jonathan wird zum Dorfnarren. Nachdem er festgestellt hat, dass auf Menschen kein Verlass ist, verließt er sein Dorf und geht nach Paris, wo er Glück hat und findet gleich die Arbeit und eine Bleibe. Er wird als Wachmann bei einer Bank angestellt und findet ein kleines Zimmer in einem großen Haus. Das Zimmer ist klein, hat keine Küche, nicht einmal eigenes Klo, aber dafür ist es ein Ort, wo er sich sicher und wohl fühlt. Mit der Zeit könnte er sich, was anderes besseres leisten, aber er will nicht, er verschönert das Zimmer, macht es zu seiner Geliebten und Vertrauten. Es ist einzige, was er hat. Er lebt ohne großeren Erreignissen seit 30 Jahren im Zimmer.Tag ein, Tag aus. Alles hat einen sicheren Ablauf und er erwartet vom Leben nichts mehr. In ein paar Monaten will er die letzte Rate zahlen und sein Zimmer gehört ihm nur ihm für immer und ewig. Es scheint ihm, dass er eine sichere Existenz geschafft hat.
Aber es ist nur scheinbar.Es passiert unerwartetes. Eines Morgens muss er aufs Klo, er muss sein Zimmer verlassen, auf dem Flur sitzt eine Taube, ganz einfache stinknormale Taube,jemand von seinen Mitbewohnern hat vergessen das Fenster zuzumachen. Für ihn ist sie aber etwas bedröhliches und fatalisches. Er dreht durch. Er kann nicht aus dem Zimmer, er ekelt sich, stellt sich vor, wie die Tauben sich vermehren und sein Zimmer füllen. Er kann es nicht ertragen. Er packt sein Koffer, mummt sich in Wintermantel und Handschuhe, zieht Stiefel an und das bei der Hitze und alles um einer Taube vorbei zu laufen. Er ist bereit sein Leben aufzugeben.
Der lange Tag beginnt. Er rennt aus dem Haus, mietet ein Zimmer im Hotel, sein Tagesablauf ist anders, er verpasst zum ersten Mal in seinem Dienstleben als Wachmann die Limousine von Bankdirektor und macht das Tor nicht auf. So viel Gefühle und Emotionen hat er nicht einmal im ganzen Leben erlebt. Er hat Angst, Zweifel plagt ihn. Ausgerechnet an diesem Tag trifft er einen Straßenbewohner, den er vom Sehen kennt, und er zweifelt an der Richtigkeit seines Leben und noch dazu zerreist er seine Hose. Er hält kaum sein Dienst, aber hält durch, die Macht der Gewöhntheit hilft ihm. An diesem Tag geht er zum ersten Mal seit 30 Jahren in Paris nicht nach Hause, sondern in ein fremdes Hotel, nimmt zu sich ein letztes Mahl und denkt \"Morgen bringe ich mich um , ich habe nichts und niemanden, was mich am Leben hält \".
In der Nacht kommt ein Gewitter und es bringt eine Befreiung für Natur und Jonathan, nach dem schwülen Tag und drückender Hitze kommt wieder Friesche rein und mit ihr eine neue Hoffnung. Er steht auf, packt sein Koffer und geht nach Hause, er ist bereit zu kämpfen.
Angekommen, sieht er, dass der Flur leer und aufgeräumt ist, die Taube ist weg, einfach weg.
Ich habe nur kurz geschildert worum es geht, aber um alle diese Worte zu geniessen, in die diese Geschichte umhüllt ist, müssen sie das Buch selber lesen.

Fazit:
Eine sehr ungewöhnliche Geschichte, erzählt von einem Tag im Leben von einem ganz normalen Mann. Aber für mich war die Taube ein Symbol von etwas ungewöhnlichem und unerwartetem, was unser Leben generell geändert kann. Diese Geschichte zeigt wie unser Leben zerbrechlich ist, und manchmal von einer Kleinigkeit zertört werden kann. Die hat mich auch traurig gestimmt, aber trotzdem eine Hoffnung gegeben, es gibt immer ein Ausweg und eine Lösung. Man darf zweifeln, aber man darf nicht aufgeben. Dieses Buch ist keine leichte Kost, aber faszinierend. Man fühlt mit dem Jonathan Noel mit, alle seine Ängste, Zweifel und Wut, fühlt sich auch von der Taube bedroht und es ist irgendwie klar, dass die Situation verrückt und ganz einfach lösbar ist, aber man fühlt sich in die Geschichte hineingezogen.

Es ist eine sehr gute Prose. Ich empfehle das Buch zu lesen und wünsche viel Spaß beim Lesen.

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