Glennkill (gebundene Ausgabe) / Leonie Swann Testbericht

Glennkill
ab 6,11
Auf yopi.de gelistet seit 06/2005

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Erfahrungsbericht von dani___

Und wenn ein Spaten nun doch eine Krankheit ist?!?

Pro:

anders; neu; Details; witzig; Charaktere; das Leben aus den Augen der Schafe;

Kontra:

wenig Spannung; unrealistische Wendepunkte;

Empfehlung:

Ja

Eine Schafsherde ist außer sich: ihr Schäfer, George, liegt tot und mit einem Spaten durchbohrt auf ihrer Weide. Noch dazu war er der beste Schäfer, den sie kannten. Er las ihnen jeden Tag Geschichten vor, klärte sie über verschiedenste menschliche und schafige Dinge auf und sie konnten sich bei ihm sicher sein, dass sie nicht irgendwann beim Metzger landeten, denn bei George zählte nur das Leben auf dem Land, die Wolle und eine weitere Kleinigkeit, die nach seinem Tod so langsam ans Tageslicht gerät.

Aber auch die Schafe von Glennkill sind etwas ganz Besonderes: jedes von ihnen hat einen Namen und während man weidende Schafe immer gern als nicht gerade intelligent und Herdentiere bezeichnet, so besitzen Georges Schafe charakteristische Eigenschaften: Miss Maple ist beispielsweise das klügste Schaf der Herde, wenn nicht sogar der ganzen Welt (was auch oft genug betont wird), Cloud ist super stolz auf ihre üppige Wolle, Mopple the Whale merkt sich alles, was er jemals gehört hat usw.
Und gemeinsam mit all diesen schafigen Vorzügen wollen sie nun das Geheimnis um Georges Tod herausfinden.
Warum wurde er ermordet und vor allem, von wem? Warum hat man ihm nachträglich diesen Spaten durch den Körper gebohrt und woher kam letztendlich der Hufabdruck eines Schafes? Steckt womöglich ein Schaf hinter dieser Tragödie? Sofort wird Othello beäugt, denn er war es ja, der entgegen der Schafherden-Regel die Herde verlassen hat und dann plötzlich wieder aufgetaucht ist. Was hat er in dieser Zeit getrieben?

Nicht lange dauert es, bis Gabriel, der neue Schäfer auftaucht und die Schafe merken, dass sich auch alle Menschen merkwürdig benehmen. Jeder möchte in den Schafswagen, will ihn aufbrechen, mit Haarnadeln bearbeiten usw., vor allem in der Nacht, wo es doch sowieso so dunkel ist. Die Schafe können sich nicht recht einen Reim daraus machen, aber irgendetwas muss in dem Schafswagen sein, was die Menschen wollen.
Und wenn die Schafe anfangs noch in so einige Fettnäpfchen tappen, weil sie die menschlichen Gedankengänge nicht nachvollziehen können, so werden sie immer ausgeklügelter, um Georges Tod auf den Grund zu gehen.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ziemlich schafig ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Leonie Swanns Erstling „Glennkill“ ist anders. Anders als so viele andere Romane. Eine ziemlich schafige Angelegenheit. Was zwar als ein Schafskrimi herausgebracht wurde, erweist sich schon bald als eine witzige Erzählung über krimiveranlagte Schafe, die wissen wollen, warum gerade ihr Schäfer daran glauben musste. Mehr nicht - kein spritzendes Blut, keine schweißtreibenden Verfolgungen und keine weiteren Morde, die den Ermittlern Angst einjagen sollen.

Gerade Kleinigkeiten machen dieses Buch so interessant: Georges Schafe sind zwar ziemlich intelligent, weil er ihnen immer Geschichten vorgelesen und ihnen schwierige Begriffe erklärt hat, doch alles wissen auch sie nicht. Und so diskutieren die wolligen Knäule kurz vor dem Smartest-Sheep-of-Glenkill-Contest, was denn nun genau ein Kunststück ist. Vielleicht würde man es im Schuppen neben dem Schäferwagen finden, George war doch immer so unordentlich und dort wäre alles, was ein Schäfer oder ein Schaf bräuchten. Erst Othello konnte sie schließlich aufklären (auch wenn die Schafe nicht gleich verstanden, wann es sich nun genau um ein Kunststück handelte).
Oder auch die Sache mit Gott. Die hatten sie anscheinend auch nicht so ganz verinnerlicht. Denn Gott nennen sie den Langnasigen, der, der immerzu in der Kirche ist. Solche Details sind aber liebevoll in die Geschichte eingearbeitet und verleihen dem Buch einen witzigen und amüsanten Charakter.

Aber trotz dieser netten Anekdoten vermisst man doch etwas Spannung. Nicht, dass man sich bei einem Schafskrimi jetzt überdurchschnittlich viel davon erwarten würde, aber so ein kleines bisschen hätte sicherlich nicht geschadet. Am Schluss denkt man schon, dass es nun ziemlich rund gehen könnte, aber außer kleineren Wendepunkten ist leider nichts zu finden.
Noch dazu sind diese Wendepunkte unrealistisch. Denn plötzlich wird der bis dahin unsympathisch charakterisierte Metzger ganz nett und verabschiedet sich von einem Schaf ganz besonders und lässt es dann laufen. Wo er doch vorher den Teufel in ihnen gesehen hat und sie nicht ausstehen konnte. Dies sind garantiert keine spannenden Effekte, sondern an den Haaren herbeigezogene Nebenhandlungen, die nicht passen und auch nicht passend gemacht werden können.

Im Gegensatz dazu ist die Einarbeitung von Rebecca, wie sich später herausstellt, die Tochter von Georg, sehr gut gelungen.
Sie ist es, die zuerst bei Beth (einer Dorfbewohnerin, die alle von ihrer besonderen Sicht der Dinge überzeugen will) nachfragt, was denn eigentlich passiert sei und was man über den Mord wisse. Sie gibt sich als jemand aus, der hier Touristen anlocken möchte. Doch es kommt ganz anders: das Testament von George wird eröffnet und sie wird die neue Schäferin der Schafe. Und schon bald schließen die Schafe sie in ihr Herz ein, vor allem die ähnlichen Züge zu ihrem Vater imponieren ihnen.
So wird aus einer Nebenrolle plötzlich der neue Hauptdarsteller.

Spätestens bei der Testamenteröffnung wird sehr deutlich, dass George seine Schafe geliebt haben muss. So langsam kann man als Leser sein Wesen erkennen und erahnen, was er für ein Mensch gewesen sein muss. Er war gern allein mit seinen Schafen, konnte mit den anderen Dorfbewohnern nicht recht warm werden und las seinen Schafen sogar Geschichten vor. Das größte Geschenk, das er seiner Herde nach seinem Tod macht, war, dass er sie zusammen mit dem/der neuen Schäfer/in auf eine Reise nach Europa schickte.
Während den letzten paar Seiten fügt sich schließlich das Bild wie ein Puzzle zusammen. Man weiß, an was und warum George gestorben ist und diese Auflösung fügt sich geschmeidig und passend in das, was über George erzählt wurde.
Nicht zuletzt das führt dazu, dass man sich das Leben auf der Weide und mit ziemlich wolligen Gefährten sehr gut vorstellen kann.

Die Geschichte an sich ist etwas Neues und Skurriles.
Leonie Swanns Schafe wirken witzig und gefuchst und gar nicht mehr so, wie man Schafe normalerweise sehen würde. Man kann die Welt durch ihre Augen sehen und so manches Detail, was für Menschen selbstverständlich ist, anders betrachten.
Dieser verzerrte Blickwinkel wirkt anfangs vielleicht etwas naiv und einfältig, doch wenn man sich im Roman etwas fallen lässt und sich „unter“ die Schafe gesellt, bemerkt man die Vorzüge dieses Buches.

Denn wer hätte Mapple auch schon warnen können, Gras (im Sinne von menschlichem Gras) nicht zu fressen, wo es doch so verführerisch aussieht? Und wer von ihnen hätte vorher gewusst, dass er ganze Tage und Nächte durchschläft, ohne dass die anderen ihn aufwecken könnten?
Nein, wer sich nicht einlässt auf dieses Buch, der wird auch keine Freude daran haben, denn anspruchsvoll ist es nicht, es hat dafür aber eine ziemlich schafige Atmosphäre.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Autorin ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Leonie Swann wurde 1975 nahe von München geboren. Nach dem Abitur nahm sie ein Studium der Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaften auf.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Eckdaten ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Titel: Glennkill
ISBN: 3442301297
Seitenanzahl: 375

Preis: 17,90€
weitere Informationen unter: -

weitere Bücher von Leonie Swann:
-Three bags full
-The third sheep



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Fazit ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Leonie Swann hat mit ihrem Buch „Glennkill“ ein super Debut hingelegt. Ganz kann es zwar nicht überzeugen, weil kleinere Mängel vorliegen, aber insgesamt ist es beispielsweise als Urlaubslektüre wärmstens zu empfehlen. Die Art, wie sie schreibt und ihre Leser durch Schafsaugen blicken lässt, ist genial, nur spannender hätte das Ganze noch sein müssen.

Vier von fünf Sternen für „Glenkill“.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Daniela.


+++

104 Bewertungen, 32 Kommentare

  • Nick_Neschi

    04.03.2007, 22:21 Uhr von Nick_Neschi
    Bewertung: sehr hilfreich

    o---> lg...jonny :o)

  • bodenseestern

    10.02.2007, 15:29 Uhr von bodenseestern
    Bewertung: sehr hilfreich

    **liebe Grüße Petra**

  • Qantas

    29.01.2007, 19:29 Uhr von Qantas
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein schöner Erfahrungsbericht!

  • TheBestGirl

    29.01.2007, 18:02 Uhr von TheBestGirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg sarah

  • misscindy

    28.01.2007, 15:31 Uhr von misscindy
    Bewertung: sehr hilfreich

    ككك sh + lg ككك

  • diana75

    23.01.2007, 15:43 Uhr von diana75
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹^› ‹(•¿•)› ‹^›G*R*U*S*S*‹^› ‹(•¿•)› ‹^›

  • Volker111

    29.10.2006, 14:12 Uhr von Volker111
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe. ;-))

  • anonym

    23.10.2006, 10:46 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • junior33

    04.10.2006, 12:21 Uhr von junior33
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und liebe Grüße, Ingo !

  • anonym

    16.09.2006, 11:03 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht,dafür ein SH von mir.LG Bernd

  • dreanelk

    20.08.2006, 19:20 Uhr von dreanelk
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh Gruß Drea

  • Zuckermaus29

    16.08.2006, 12:13 Uhr von Zuckermaus29
    Bewertung: sehr hilfreich

    :o) liebe Grüße Jeanny

  • tapiomaunzi

    13.08.2006, 19:13 Uhr von tapiomaunzi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Verzeih bitte die verspätete Lesung. Ich bin gerade im Umzugsstress. Schönen Sonntag noch. Gruß Doris

  • Django006

    10.08.2006, 02:38 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>))))

  • Madrianda

    06.08.2006, 23:20 Uhr von Madrianda
    Bewertung: sehr hilfreich

    +++sh+++ VG Beate

  • StarlightII

    24.07.2006, 11:02 Uhr von StarlightII
    Bewertung: sehr hilfreich

    Huhu :o) LG

  • Sanny002

    20.07.2006, 12:55 Uhr von Sanny002
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller bericht

  • anonym

    19.07.2006, 18:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • Estha

    16.07.2006, 19:40 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    ☼☼☼ ... lg susi ... ☼☼☼

  • anonym

    16.07.2006, 12:02 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieben Gruß ;o)) Marianne

  • bigmama

    16.07.2006, 03:31 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • tanja2003

    15.07.2006, 23:18 Uhr von tanja2003
    Bewertung: sehr hilfreich

    Habe auch schonmal vor diesem Buch gestanden und wußte nicht recht, ob ich zuschlagen sollte oder nicht. Bin immer noch (nach Deinem Bericht) hin und her gerissen. LG Tanja

  • LilaLisa

    15.07.2006, 20:14 Uhr von LilaLisa
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön beschrieben! LG Lisa :-D

  • blackangel63

    15.07.2006, 19:34 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • morla

    15.07.2006, 19:15 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • SuicideToday

    15.07.2006, 19:09 Uhr von SuicideToday
    Bewertung: sehr hilfreich

    ~*~sehr hilfreich~*~man liest sich~*~

  • rolse

    15.07.2006, 18:54 Uhr von rolse
    Bewertung: sehr hilfreich

    gruß aus Franken, Roland

  • Zagge1988

    15.07.2006, 18:49 Uhr von Zagge1988
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht! Freue mich über Gegenlesungen ;)

  • anonym

    15.07.2006, 18:20 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • marina71

    15.07.2006, 18:10 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klingt interessant. LG

  • Crazyblueeyes

    15.07.2006, 17:41 Uhr von Crazyblueeyes
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH..... Lg Crazyblueeyes

  • panico

    15.07.2006, 17:09 Uhr von panico
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg panico :-)