Syberia (Nintendo DS Spiel) Testbericht

ab 9,54
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Summe aller Bewertungen
  • Grafik:  sehr gut
  • Sound:  sehr gut
  • Wird langweilig:  nach wenigen Wochen
  • Suchtfaktor:  hoch

Erfahrungsbericht von schalkman

Syberia oder \"Ich bräuchte einen Schlüssel\"

3
  • Grafik:  gut
  • Sound:  gut
  • Wird langweilig:  nach wenigen Tagen
  • Suchtfaktor:  durchschnittlich
  • Schwierigkeitsgrad:  Einsteiger

Pro:

tolle Grafik, gute Vertonung, eingängige Steuerung, teils gute Rätsel, die Story ist spannend inszeniert

Kontra:

Rätsel leider weitestgehend zu einfach, zu lange Wege, schlecht ausgearbeitete Gespräche, etwas unglaubwürdige Story

Empfehlung:

Ja

1. Entwickler
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Für die Entwicklung von „Syberia“ war das französische Entwicklerstudio Microids ebenso wie für den kürzlich erschienenen zweiten Teil verantwortlich. Um aber ganz ehrlich zu sein, habe ich von diesem Spiel, das im Jahr 2002 erschienen ist noch nie etwas gehört und bin nur dank meinem PC Games Abo (Syberia ist in der Ausgabe 12/04 als Gratisbeigabe auf DVD enthalten) in den Genuss dieses Adventures gekommen.

2. Systemanforderungen
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Mindestanforderungen:

300 MHz Prozessor
64 MB Ram
400 MB HDD

Empfohlene Anforderungen:

500 MHz Prozessor
128 MB Ram
1,2 GB HDD

3. Genre
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Syberia ist wie schon erwähnt ein klassiches 2D-Point-&-Klick-Adventure im Stile der großen Klassiker wie Baphomets Fluch 1 & 2 oder Monkey Island 1 – 3. Man findet die Spielfigur in einer 2D-Umgebung und tätigt Aktionen durch Anvisieren eines Gegenstandes oder einer Person und anschließendem Klicken. Bei solchen Aktionen handelt es sich normalerweise um das Lösen von Rätseln oder Gesprächen mit Personen, mehr dazu in Punkt 5.

4. Story
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Kate Walker ist Anwältin in einer großen New Yorker Kanzlei und wird von ihrem Chef in das kleine französische Alpendörfchen Valadilène geschickt, um dort den Kaufvertrag der Voralberg Automatenmanufraktur für einen großen Kunden (Die „Toys Universal Company“) unterzeichnen zu lassen. Leider lässt sich der Kauf aber bei weitem nicht so schnell wie gedacht abwickeln, denn die Besitzerin der Fabrik, Anna Voralberg, verstirbt kurz vor Kates Ankunft. Da es ansonsten keinen Erben der Fabrik gibt, soll Anna Voralbergs Notar die ganze Sache über die Bühne bringen, doch der Notar eröffnet ihr, dass in Anna Voralbergs Testament ihr jüngerer, tot geglaubter Bruder Hans als Erbe der Fabrik eingesetzt wurde.

Nun gilt es für Kate Walker Hans Voralberg zu finden, denn nur seine Unterschrift kann den Kaufvertrag besiegeln. Kate muss sich also auf die Suche nach Hans machen und erfährt dabei immer mehr über die Automatenmanufraktur der Voralbergs, die zweifellos eine lange Tradition hat und einige Überraschungen für den Spieler bereithält: So sind die Automaten keineswegs Getränkeautomaten, sondern vielmehr das, was wir als Roboter bezeichnen würden. Sie denken, haben Gefühle und ein humanoides Aussehen.

Nach langer Nachforschung erfährt Kate viel über die familiären Verhältnisse der Voralbergs, der Konflikte zwischen Hans und seinem Vater, der seinen Weggang aus Valadilène nicht verkraftete, so dass er den Tod seines Sohnes vortäuschte. Kate findet während ihrer Nachforschungen in der Manufraktur auch Pläne für einen gigangtischen mechanischen Zug samt Piloten-Automaten, der Anna Voralberg zu ihrem jüngeren Bruder bringen sollte. Mithilfe des Zuges und dem Piloten-Automaten Oscar begibt sich Kate auf die Suche nach dem Fabrikerben Hans Voralberg. Auf der Suche, die sie stets in Richtung Osten führt, gilt es viele Rätsel zu lösen und viele Barrieren zu durchbrechen...

Einzelwertung: 4/5 Punkten – Die Story, die ich in Grundzügen geschildert habe ist durchaus spannend, wenn auch teilweise etwas abgedreht und unglaubwürdig. Trotzdem ist das Adventure atmosphärisch dicht und unterhaltsam, es kommt Spannung auf... Daher vier von fünf Punkten.

5. Gameplay
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So, wie spielt sich also Syberia? Da ein Adventure hauptsächlich aus Gesprächen und Rätseln besteht möchte ich in meinem Bericht sehr stark auf diese beiden Punkte eingehen. Die Gespräche verlaufen alle nach Schema F. Man kann seinen Gesprächspartner meist zu fünf bis acht Themen befragen, die in beliebiger Reihenfolge auf einem Notizblock auf der linken Bildschirmseite zu sehen sind. Leider sind die ersten vier oder fünf Gesprächsthemen, die auf dem Block festgehalten sind immer die gleichen: „Kate“ (damit stellt sich der Charakter vor), „Mission“ und „Hilfe“sind die Begleiter durchs ganze Spiel. Das mag vielleicht ganz nett erscheinen, aber leider sind diese Stichpunktartigen Gesprächsfetzen völlig untauglich. Es wäre durchaus sinnvoll gewesen wie bei Monkey Island zumindest ganze Sätze oder sinnvoll gewählte Symbole wie bei Baphomet\'s Fluch als Auswahlmöglichkeiten zu nehmen. Speziell beim Punkt Hilfe weiß man vorher nie genau, worum Kate den Gesprächspartner bittet. Ansonsten laufen die Dialoge recht gut ab, man erfährt meist sinnvolles, eine absolute Sinnlos-Konversation gibt es so gut wie nicht.

Noch tausendmal wichtiger als die Gespräche sind die Rätsel. Es gibt kein gutes Adventure ohne gute Rätsel. Leider hat man bei Syberia gerade an diesem so wichtigen Punkt schwere Designfehler gemacht. Im Inventar befinden sich ständig weniger als ein halbes Dutzend Gegenstände, die sich auch nicht miteinander benutzen lassen. Wegen der wenigen Gegenstände liegt die Lösung vieler Rätsel geradezu auf der Hand. Nervig hierbei ist auch, dass Kate so gut wie immer Schlüssel braucht, um Türen zu öffnen. Bestimmt zehn mal hört man im Spiel den Satz „Ich bräuchte einen Schlüssel“. Im Spielabschnitt Komkolzgrad braucht man beispielsweise drei Schlüssel. Die ständige Schlüsselsuche macht das Spiel auch recht eintönig, es wäre wohl intelligenter gewesen, wenn man öfter mal einen knackigen Codemechanismus, der sich nur über Logik lösen lässt, eingebaut hätte, hat man aber nicht. Zwar braucht man in ein, zwei Spielabschnitten einen Code, diesen bekommt man aber gesagt, bzw. findet ihn auf einer Karte, die drei Bildschirme weiter liegt. Von den Rätseln her ist Syberia leider nur ein durchschnittliches bis unterdurchschnittliches Adventure.

Das einzig knackige Rätsel ist ein Barkeeperrätsel: Man muss für eine alte Dame einen Cocktail mixen, den sie mal in Paris getrunken hat. Er besteht aus „Blue Curacao“, Wodka, Zitronensaft, Akazienhonig und Eis. Da in dem vollautomatisierten Voralberg-Getränkemixer nur „Blue Curacao“ und Eis vorrätig ist, muss man eine Zitrone, Akazienhonig und Wodka finden, was im russischen Aralbad nicht gerade leicht erscheint. An dieser Stelle muss ich den Machern leider wieder einen Designfehler ankreiden, denn anstatt die benötigten Zutaten sich irgendwie ertauschen oder erschleichen zu müssen, findet man Zitronen und streichfesten Honig in der Theke, den Wodka hat man schon von einem vorherigen Rätsel im Inventar. Die einzige Aufgabe des Spielers besteht nun darin den streichfesten Honig flüssig zu machen, was in einem Warmwasserbad passiert. Nach einigen erfolglosen Versuchen den Drink zu mixen, hat man das System des Automaten verstanden und kann einen wunderbaren „Blue Helena“ für die gute Dame mixen.

Über mehr solche Rätsel hätte ich mich sehr gefreut, jedoch ist dieses so ziemlich das einzige der Sorte im ganzen Spiel. Meist sind die Hinweise und Zusammenhänge viel zu offensichtlich. Ein Beispiel gefällig: Kate sucht eine russische Opernsängerin und hat keine Ahnung wo diese sich befindet. Zufällig stößt sie auf einen Zeitungsausschnitt, der sie mit Franck Malkovic zeigt – Wie es der Teufel will, weiß man wegen einem vorherigen mit Kates Mutter, dass Franck deren derzeitiger Lover ist. Natürlich weiß Herr Malkovic sofort, wo sich die Opernsängerin derzeit aufhält... Ein anderes Beispiel wäre das Barrätsel. Um an das Rezept zu kommen muss man ein Hotel in Paris anrufen, von dem ganz zufällig eine Informationsbroschüre mitten in Russland herumliegt.

Wo wir gerade schon mal beim Telefonieren waren: Ein ziemlich gut gelungenes Gimmick im Spiel sind die Anrufe: Man kann Kates Mutter, ihren Chef, ihre beste Freundin und ihren Verlobten im Spiel anrufen und wird sogar von diesen angerufen, was einen ziemlich interessanten Ansatz im Spiel darstellt. Auf diese Weise erhält Kate so etwas wie Charakter und man kann sich besser mit ihr identifizieren: Der stets verärgerte Chef, die nervtötende Mutter, der einsame Verlobte und die beste Freundin, die mit Kates Verlobtem ins Bett springt, alle Charaktere sind zwat Stereotypen, aber interessant sind die Gespräche allemal.

Verwunderlich eigentlich nur, dass Kate mit ihrem Handy an allen Orten, die sie bereist Empfang hat, unter anderem ist sie an folgenden (der Fantasie der Autoren entsprungenen) Orten:

- Valadilène, Ort in den frz. Alpen, Heimat der Familie Voralberg
- Barrokstadt, traditionsreiche Universitätsstadt nahe an der Grenze zur Sowjetunion
- Komkolzgrad, ehemaliger sowjetischer Industriekomplex
- Aralbad, alter sowjetischer Edelkurort

Das Spiel endet leider bevor man die namensgebende Halbinsel Syberia erreicht, aber ich denke, dass diese im Nachfolger vorkommen wird.

Während den knapp zwölf Stunden Spielzeit wird man von Syberia gut unterhalten, steht jedoch zu oft vor der Frage: Was um Gottes Willen soll ich denn noch machen, bevor dieser mechanische Zug endlich weiterfahren kann? Dieses Problem ist extrem ärgerlich und kostet schon einiges an Spielzeit.

Einzelwertung: 5/10 Punkten – Leider zu viele Versäumnisse bei den Rätseln und Gesprächen. Man wird zwar gut unterhalten von dem Spiel, trotzdem wiegen die Kritikpunkte zu schwer, als dass hier eine besser Wertung möglich wäre.

6. Grafik
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Die Grafik sieht bombastisch aus! Die 3D-Figuren machen auf den gerenderten 2D-Hintergründen einfach eine gute Figur. Die Grafik würde einem zweifellos große Freude bereiten, wenn sie nicht so unbelebt wäre! Selten sieht man mehr als zwei oder drei Charaktere auf einem Bildschirm, keinerlei kleine Animation verleiht dem Spiel einen lebendigen Eindruck und so wirkt alles grau und trist...

Einzelwertung: 4/5 Punkten – Grafisch eines der besten Adventure, die ich kenne, aber leider wirkt alles zu leblos.

7. Sound
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Für die soundtechnische Untermalung von Syberia hat man durchaus begabte Sprecher engagiert. Meist wirken die Dialoge glaubwürdig, doch manchmal hakt es an Kleinigkeiten, so vermisst man an einigen Stellen beispielsweise den russischen Akzent eines Charakters. Die Musik ist meist gut gewählt, aber an einigen Stellen etwas unpassende, denn die Musik klingt so, als würde gleich etwas furchtbar spannendes passieren, während der Charakter einfach nur einen neuen Ort betritt.

Einzelwertung: 4/5 Punkten – Kleine Fehlerchen verhindern hier die Spitzenwertung. Trotzdem ist die Vertonung absolut in Ordnung...

8. Steuerung
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Die Steuerung ist absolut genretypisch: Bewegt man den Mauszeiger über irgendeine Stelle auf dem Bildschirm, so leuchtet etweder ein Lupensymbol (für die genauere Betrachtung eines Objekts), ein Sprechblasensymbol (um mit dem Charakter reden), ein Aufheben-/Anwendensymbol oder einfach ein „Weitergehen“-Symbol auf. Die Inventarverwaltung der aufgehobenen Gegenstände ist stets ordentlich und übersichtlich. Ärgerlich bei der ganzen Steuerung ist lediglich, dass die zu gehenden Wege unglaublich weit sind, so muss man oft über ein halbes dutzend Bildschirme wandern, bis man an der gewünschten Stelle angelangt ist. Ebenso ärgerlich ist, dass sich gesuchte Objekte zu gut in die Spielwelt einpassen, so dass man oft nur durch Zufall auf ein benötigtes Teil stösst.

Einzelwertung: 3/5 Punkten – Zu lange Wege und zu gut getarnte Objekte verhindern eine bessere Wertung.

9. Fazit
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Syberia scheint ein Adventure für Einsteiger zu sein: Tolle Grafik, gute Steuerung und gute Vertonung begeistern die Neuadventurer schnell. Die Story ist zwar nicht 100 %ig glaubwürdig, aber zumindest um einiges besser aufgemacht als die Möchtegern-Geschichte einiger RTL Eigenproduktionen. Mit seinen knapp zwölf Stunden Spielspass liegt Syberia im Durchschnitt aktueller Adventures, doch ich denke, man kann bei der Spielzeit eine Stunde abziehen, denn man muss ewig weite Wege gehen, um von A nach B zu gelangen, weniger wäre hier also mehr gewesen.

Neben der etwas zu abgedrehten Story und den Rätseln, die teilweise den Namen nicht wirklich verdienen sind vor allem sind es vor allem die Möchtegern-Probleme, die man oft mit Oscar, dem Zugführer hat, die das Spiel für die breite Masse abschreckend machen.

Unterm Strich kann ich Syberia als gutes Adventure bezeichnen, das zwar einige Schwächen hat, aber für echte Adventurefans mangels Alternativen ein echter Tipp ist, daher eine Empfehlung von mir!

Gesamtwertung: 20/30 Punkten
Abschlussbewertung: 3/5 Sternen, \"gut\"

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