Sylt Testbericht

Rüüm Hart, klaar kimming... das ist friesisch und bedeutet: Großes Herz, weiter Horizont- Der Leitspruch der Insel Sylt.

Warum ich gerade jetzt auf die Idee komme, einen Bericht über die Insel Sylt zu schreiben? Nun ja, es ist Jahresanfang und genau der richtige Zeitpunkt, sich Gedanken über den Sommerurlaub zu machen. Viele von Euch haben das sicher schon alles in trockenen Tüchern. Wir sind da allerdings immer eher spontan und planen nicht so ewig im Voraus.

Das haben wir eigentlich all die Jahre so gehalten, da wir ohnehin nicht so die Pauschal-Touristen-Ich-flieg-mal-in-den-Süden-Urla uber sind. Wir setzen uns ganz gern mal in unser Auto, fahren 3-4 Stunden und nehmen dafür auch gern mal norddeutsches Schietwetter in Kauf. Natürlich macht ein Urlaub auf Sylt auch bei schönem Wetter mehr Spaß, aber was wir nun gar nicht mögen sind 42°C im Schatten, Schlafen nur in klimatisierten Räumen und tagsüber nur im Schatten liegen und sich ja nicht viel bewegen.

Kurzum, wir sind des klassischen Sylt-Urlaubs Familie. Was Sylt angeht, so herrschen viele Vorurteile vor. Ich habe es schon oft erlebt, dass ich bei Erwähnung unseres Urlaubsziels Sylt ein Augenrollen vom Gegenüber und den Satz " Ach, die feinen Leute machen Urlaub auf Sylt und schlürfen ein wenig Schampus auf der Whisky-Meile" zu hören bekam. Klar, Sylt hat dieses Klischee weg und sicherlich gibt es diese Seiten auch so auf Sylt, aber das ist längst nicht alles, was die Insel zu bieten hat. Wir waren nun im Laufe der Jahre wirklich schon einige Male auf der Insel und haben immer mal wieder anders Urlaub gemacht, angefangen auf dem Campingplatz in Wenningstedt im Zwei-Personen-Zelt, über ein Zimmer mit Frühstück in der Wohnung einer älteren Dame in Hörnum, bis hin zur Ferienwohnung für die Familie in List und noch einiges mehr. Trotzdem wir also schon wirklich oft da waren, entdecken wir jedes Mal wieder neue Seiten an der Insel und haben auch Einiges noch gar nicht gesehen, was wir unbedingt noch einmal in Angriff nehmen wollen.

Hier vielleicht noch einmal ein paar allgemeine Informationen zu Sylt. Man kann ja nicht davon ausgehen, dass jeder von Euch, weiß von dieses Urlaubsparadies liegt. Sylt ist die nördlichste deutsche Nordseeinsel. Sie ist nicht auf direktem Wege zu erreichen, sondern entweder über den Umweg Dänemark mittels Autofähre. Man fährt dann von Haveneby auf Römö nach List auf Sylt. Dieser Weg wird viel von Reisebussen, Versorgungslastern und Wohnwagen und Wohnmobilen benutzt, da diese Fahrzeuge auf diesem Weg gegenüber der herkömmlichen Verbindung eine Menge Geld sparen können. Der normale PKW-Verkehr rollt meist über den Hindenburgdamm heran. Allerdings steuert man sein Fahrzeug dabei nicht selbst, sondern fährt in Niebüll auf den Autoreisezug, den man dann in Westerland auf Sylt wieder verlässt. Wer sein Fahrzeug nicht mitnehmen möchte, reist auf jeden Fall auch mit der Bahn an.

Auf der Insel gibt es verschiedene Gemeinden, die entweder an der Nordsee zugewandten Seite liegen oder aber die etwas ruhigeren Örtchen, der dem Watt auf der Ostseite zugewandten Seite. Da die Insel aber insgesamt eher lang als breit ist, also eher schmal, gibt es sogar Stellen, von denen man sowohl die Ostküste mit dem Watt, als auch die Westküste mit der Brandung der Nordsee sehen kann. In der Gemeinde Rantum ist dies zum Beispiel der Fall.
Rantum selbst ist mir nicht so bekannt, da ich hier noch nie direkt Urlaub gemacht habe. Ich kenne es eigentlich nur vom Durchfahren und kann mir nicht wirklich ein Urteil erlauben.

Ganz im Süden der Insel findet man Hörnum. In Hörnum findet man viele Schullandheime, Zeltcamps von Sportvereinen, Erholungsheime (Mütter-Genesungswerk) usw. Hier gibt es auch noch viele kleine Häuser, in denen die Besitzer selbst wohnen und nebenbei Zimmer oder Einliegerwohnungen an Touristen vermieten. Hörnum hat auch einen kleinen Hafen, von wo aus man Ausflugsfahrten zu den Robbenbänken machen kann. Wir haben mal so eine Fahrt mitgemacht, als unsere Tochter gerade 3 Jahre alt war. Es war eher echtes norddeutsches Schietwetter, aber die Fahrt war trotzdem toll. Es waren Meeresbiologen mit an Bord, die mit einem Netz zur Ansicht mal so alles gefangen haben, was die Nordsee so zu bieten hat (Einsiedlerkrebse, Seesterne, kleine Schollen und vieles mehr). Die Kinder durften das Meeresgetier dann richtig eingehend beobachten und wir bekamen wirklich interessante Dinge erzählt. Am Ende wurden Tiere natürlich wieder unversehrt in die Freiheit entlassen. Die Robben haben wir aus der Ferne beobachtet und auch über diese Tiere gab es eine Menge lehrreiches zu erfahren. Das war wirklich eine tolle Erfahrung.
Von Hörnum aus kann man auch Ausflugsfahrten nach Amrum und Föhr machen. Bei klarem Wetter kann man beide Inseln von Hörnum aus sehen. Der Blick vom Hörnumer Leuchtturm aus, wird möglicherweise noch besser sein. Ich selbst war allerdings noch nie auf dem Leuchtturm. (Vielleicht wäre das mal etwas für meinen nächsten Besuch auf der Insel).

Fahrradfahren kann man übrigens ganz prima auf Sylt. Es gibt überall toll ausgebaute Radwege, auch entlang der Hauptstrasse, die die Insel einmal von Süd nach Nord durchquert.
Wenn man in Hörnum startet, führt einen der Weg zunächst nach Rantum, der Gemeinde, die noch immer ein weißer Fleck auf meiner Sylt-Landkarte ist. Weiter nördlich folgt dann Westerland, der Hauptort von Sylt. Hier tobt das Leben, wie man so schön sagt. Es gibt eine recht große Fußgängerzone, die wirklich alles zu bieten hat, was das Touri und Einheimischenherz begehrt. Es gibt von Souvenir- und Andenkenläden, über Mc Donald's, kleine Boutiquen, ein kleineres Kaufhaus, niedliche Spielzeugläden, kleine Buchläden, Teeläden und so weiter, kurzum einfach alles...
Wenn man dann ausgiebig geshoppt hat, führt einen die Radtour weiter Richtung Norden nach Wenningstedt. Wenningstedt ist für uns meist Anlaufpunkt, wenn es ums Einkaufen (Sprich Lebensmittelnachschub) geht. Hier findet man "Feinkost Meyer". Einen relativ großen Lebensmittelmarkt (Fast schon Richtung Supermarkt), der zwar gegenüber unseren heimischen Supermärkten ein relativ hohes Preisniveau hat, dafür aber auf der Insel die größt mögliche Auswahl an Lebensmitteln bietet.

In Wenningstedt habe ich übrigens Anfang der Neunziger meinen ersten Sylt Urlaub überhaupt verbracht. Damals noch in der Ausbildung mit relativ wenig Geld. Mein damaliger Freund (jetzt mein Mann) und ich setzten mittels Autoreisezug unseren (seinen) Golf 2 auf die Insel über und schlugen unser 2 Personen-Zelt auf dem Campingplatz in Wenningstedt auf. Ab und an leisteten wir uns mal eine Curry Wurst mit Pommes in dem angeschlossenen Restaurant (Imbiss), aber meist versorgten wir uns in der Campingplatzküche selbst. Tja, auch das ist Sylt. Ich weiß noch heute ganz genau, wie wir uns kurz vor Abreise noch ganz sparsam eine heiße Schokolade bei "Manne Pahl" (Café in Kampen) gönnten, als an unserem Nebentisch gerade eine größere Gesellschaft bei einem Riesen-Brunch mit Champagner, den bestandenen Flugschein des Gönners feierte.

Da ich ja Kampen nun schon mal erwähnt habe, auf unserer Radtour Richtung Norden, wäre das die nächste Station. Hier machen wir allerdings nur Halt, wenn wir noch eine Breitling Uhr oder Ähnliches brauchen. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, für eine Shopping Tour durch Kampen, genügend "Kleingeld" dabei zu haben. Vielleicht lohnt sich aber auch eine kleine Verschnaufpause, um sich die flanierende High Society einfach mal anzuschauen. Es lohnt sich, auch einfach mal nur zu schauen, ohne Geld ausgeben.

Weiter geht es gen Norden in Deutschlands nördlichste Gemeinde: List. Hier habe ich noch sehr gute Erinnerungen an unseren vergangenen Sommerurlaub. Wir hatten eine kleine Ferienwohnung gemietet, von der aus der Lister Hafen schnell zu Fuß zu erreichen war. Da wir super gern Fisch essen, ist List für uns die ideale Gemeinde um Urlaub zu machen, da man hier sowohl am Hafen als auch in der Hafenstrasse diverse Fisch-lastige Restaurants findet, unter anderem unser Lieblings-Fisch-Restaurant Gosch. Nachdem man sich dann bei Gosch gehörig den Magen mit leckeren Fischgerichten, den Magen voll geschlagen hat, kann man sich am Kinderspielplatz am Hafen noch einen Strandkorb ergattern, gemütlich ein Absacker- Bierchen schlürfen und dabei den lieben kleinen beim Spielen zuschauen. Jedenfalls haben wir das allabendlich so gemacht. Auch gibt es hier am Hafen noch diverse kleine Läden die zum Bummeln und Shoppen einladen. Wenn ich an die Abende im Lister Hafen zurückdenke, ist mir gleich noch einmal wie Urlaub zumute.

Bisher habe ich Euch noch gar nichts über das Strandleben auf Sylt erzählt. Strandleben findet auf Sylt eigentlich hauptsächlich an der Westküste der Insel statt. Der Strand zieht sich eigentlich von Hörnum im Süden bis nach List im Norden voll durch. Man hätte unsere Radtour also auch als Fußmarsch am Strand entlang machen können. Ich persönlich kenne den Strand von Hörnum, von Westerland, von Wenningstedt und von List. Das Besondere an Sylt ist, dass hier an einigen Stränden die Freikörperkultur noch sehr gepflegt wird. Es gibt also einige Strände, an denen textilfreies Baden und Sonnen ausdrücklich gewünscht ist. So zum Beispiel am Campingplatz in Wenningstedt der Fall. Da aber der Campingplatz nicht nur FKK-Liebhaber zu Gast hat, kann man auch mit Badebekleidung baden.

Die Strände an sich unterscheiden sich eigentlich nicht großartig. Es gibt eigentlich überall ausreichend Toiletten hinter der Düne, Duschen zum Abduschen des Salzwassers, Strandkörbe und Rettungsschwimmer am Strand. Mancherorts wird auch Animation wie Strandgymnastik, Walking am Strand, Beach-Volleyball usw. geboten.
In List ist der Strand nur per Auto, Bus oder Fahrrad zu erreichen, da List selbst mehr an der Ostseite der Insel liegt. Wer Wert darauf legt, den Strand zu Fuß zu erreichen, ist in den anderen Gemeinden sicher besser aufgehoben.

Abseits des Strandtrubels gibt es auf der Ostseite der Insel in Keitum, Morsum, Munkmarsch und Braderup auch noch ein paar kleinere, ruhige Gemeinden mit ganz süßen kleinen reetgedeckten Fischerhäuschen in kleinen verschlafenen Gassen mit wunderhübschen Gärten, die zu Spaziergängen geradezu einladen. Auch lohnt es sich hierher mal einen kleinen Ausflug per Fahrrad zu unternehmen. Auch hier gibt es bestens ausgebaute Radwege am Watt entlang.

Es gibt auf Sylt sehr viel Natur zu entdecken, sei es im Watt selbst, oder aber in den kleinen Heidewäldchen am Watt entlang. Einfach nur schön für das Auge sind die langgezogenen Dünenlandschaften, die man aufgrund des Küstenschutzes auf keinen Fall abseits von Wegen betreten sollte.

Es gibt ganz sicher noch viel, viel mehr über Sylt zu berichten. Möglicherweise hat der eine oder andere ja nun Lust auf einen Urlaub auf unserer Lieblingsinsel bekommen. Sylt als Urlaubsdomizil ist sicher nicht die günstigste aller Möglichkeiten, aber es gibt bestimmt für jeden Geldbeutel die passende Unterbringungsmöglichkeit (und wenn es am Ende nur für die Jugendherberge oder das Zelt reicht), man muss sich einfach ganz unvoreingenommen auf die Schönheit von Sylt einlassen. Wer sich einmal in die Insel verliebt hat, wird immer wieder zurückkommen und wird auch immer wieder Neues entdecken.

Weitere Infos gibt es unter www.sylt.de

Infos zur Anreise : Normaler PKW, Hin und Rückfahrt kostet 80,- Euro. Es gibt günstigere Angebote z.B. DiMiDo oder Kombitickets für Camper und und und. Infos unter www.syltshuttle.de

Fähre über Römö kostet mit PKW und Personen Hin-und Rück ab 59,- Euro (DiMiDo). Infos unter www.syltfaehre.de

Fazit: mal sehen, ob es in diesem Jahr Sylt für uns wird