Tropico (PC Strategiespiel) Testbericht

Tropico-pc-strategiespiel
ab 8,74
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Erfahrungsbericht von wertwe

Ich liebe es als Präsident!!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich ein leicht zu erlernendes, aber einigermaßen schwierig zu beherrschendes Spiel vorstellen: „Tropico“. Auftrag und Spielziel sind ganz einfach zu formulieren: Man ist „El Präsidente“ der kleinen Insel Tropico und soll für eine bestimmte Zeit an der Macht bleiben. Und egal wie man es anstellt, es ist gar nicht so einfach. Die Voraussetzungen sind nicht wirklich rosig: Man hat eine kleine Insel, einen Palast, einen Hafen, eine Baufirma, eine Spedition und 3 Maisfarmen zur Nahrungsproduktion. Die Einwohnerzahl wird vorher festgelegt (dazu später mehr), meist 30 oder 50 Einwohner. Aufgabe ist es nun, Wirtschaft, Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitswesen und eine florierende Tourismusindustrie aufzubauen. Dabei kann es zu Volksaufständen, zum Militärputsch oder zu einer Absetzung durch Rußland oder die USA kommen.

Das Spiel ist nicht so leicht in eine der üblichen Kategorien einzuordnen, weil man so vielschichtige Aufgaben hat. So ist „Tropico“ eine Wirtschaftssimulation und eine Aufbausimulation zugleich. Es ist ja ganz einfach: Ohne funktionierende Wirtschaft und Geld in der Kasse kann man keine neuen Gebäude errichten, seine Soldaten nur schlecht bezahlen und keinen weiteren Wohnraum schaffen. Ein Putsch oder Volksaufstand oder die Abwahl bei der nächsten Wahl sind unausweichlich. Daher erst ein paar Worte zur Wirtschaft. Man kann natürlich auf die Landwirtschaft setzen, die auch zur Ernährung der Bevölkerung ausgebaut werden muss. Weiter kann man Zuckerrohr zu Rum oder Tabak zu Zigarren verarbeiten, also Fabriken errichten. Dieses Geld hat man auch dringend nötig, denn man ist einziger Arbeitgeber auf Tropico. Man muss also Bauarbeiter, Lehrer, Soldaten, Geistliche oder Ärzte bezahlen, genauso Farmer, Fabrikarbeiter oder Bergleute, denn es gibt auch ein paar Bodenschätze auf Tropico. Und als kleinen Notgroschen will ja auch das eigene schweizer Nummernkonto ein paar Dollar haben, man gönnt sich ja sonst nichts. Auch könnte es passieren, dass das Volk eine Wahl fordert (passiert alle 6-8 Jahre) und ein Gegenkandidat es wagt anzutreten. Das Jahr vor der Wahl bekommt man immer genau angezeigt, wieviel Stimmen man zu erwarten hat. Das kann sich monatlich ändern und wenn der Gegner kurz vor der Wahl mehr Stimmen als man selbst hat, sollte man schnell was unternehmen, denn eine Wahlniederlage beendet das Spiel sofort. Man könnte zum Beispiel die Mieten der Wohnungen senken. Da man bei jedem Bürger einzeln nachschauen kann, wen er wählen würde, kann man da sehr gezielt arbeiten, zur Not auch einzelne Bürger bestechen. Aber das kostet natürlich genau so Geld wie eine großzügige Steuersenkung, die aber natürlich Stimmen bringt.
Wenn man einen Monat vor der Wahl immer noch hinten liegt, hat man noch die Möglichkeit, bis zu 20% der Stimmzettel bei der Auszählung neu zu interpretieren. Aber dieser Wahlbetrug kann bei vielleicht 70 Einwohnern nicht verborgen bleiben, die Bevölkerung verliert Achtung vor dem „Präsidente“. Wenn gar nichts hilft, muss man eben einen bezahlten Killer auf Wähler oder Gegner ansetzen, aber dieses letzte Mittel ist nicht ganz ungefährlich.

Weiter kommen während der Amtszeit die einzelnen Interessensvertretungen und politischen Gruppen mit Forderungen nach mehr Wohnraum, Kirchen oder Industrieanlagen. Man muss also die Infrastruktur zügig und geplant ausbauen, denn nichts hemmt die Wirtschaft so als wenn die Arbeiter den halben Tag auf dem Weg zur Arbeit und zurück verbringen.

Ein großer Vorteil des Spiels ist in meinen Augen, dass man sehr detailliert die Anfangsbedingungen vorgeben kann und muss. Die Größe der Insel, die topographischen Gegebenheiten, die Anzahl der Einwohner zu Beginn und die politische Lage beeinflussen den Schwierigkeitsgrad erheblich. Daher wird bei der Schlussbewertung für die Highscore-Liste dies auch wieder berücksichtigt. Zudem bekommt man zwei positive und negative Eigenschaften zugeordnet. Ist man umweltbewußt, sind die Umweltschützer von Tropico einem zusätzlich positiv gesonnen, ist man Alkoholiker, sinkt die Achtung im Volk (und die Beziehung zu Rußland verbessert sich – kein Witz!). Man kann und muss sich je zwei Eigenschaften aussuchen. Durch diese Voreinstellungen wird jedes Spiel sehr individuell, man spielt kein Spiel zweimal.

Ein Spiel dauert gar nicht so lange (im Vergleich zu Spielen wie Civilization oder Anno 1602), bei normaler Spielgeschwindigkeit schätze ich ca. 5-8 Stunden für 50 Jahre Amtszeit (auch das ist vorher einstellbar). Dies ist für eine Aufbau-Wirtschaftssimulation wie diese eine Besonderheit, auf die hier ohne Wertung hingewiesen werden muss. Erfreulich ist, dass man hier ein Spiel praktisch ohne Bugs (Programmfehler) bekommt, man sich also nicht erst neue Versionen aus dem Netz runterladen muss, um das Spiel überhaupt durchspielen zu können. Es ist schade, dass man dies als positiven Punkt überhaupt erwähnen muss. Man sieht dem Spiel in der graphischen Umsetzung an, dass es von den Machern von Railroad Tycoon II gemacht worden ist, denn über die Grafik kann man nicht meckern. Die Programmvoraussetzungen sind nicht sonderlich groß: 200 MHz Pentium, 32 MB Arbeitsspeicher, Windows 95/98/2000/ME/NT4 und 820 MB Platz auf der Festplatte.

Fazit: Tropico ist keine überragendes, aber ein sehr vielseitiges, interessantes und teilweise witziges Spiel, dass im Vergleich zu anderen Wirtschaftssimulationen wie z.B. Anno 1602 die politische Komponente deutlich in den Vordergrund stellt. Einmal ein kleiner Diktator zu sein für 80 DM macht wirklich Spaß und ist Freunden von Aufbau- und Wirtschaftssimulationen zu empfehlen.

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • derErfahrene

    02.04.2002, 22:42 Uhr von derErfahrene
    Bewertung: sehr hilfreich

    viel und gut geschrieben *fg* vielleicht könntest du noch etwas an der Struktur machen aba sonst echt edel ;)