Tanz der Teufel (DVD) Testbericht

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ab 7,35
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Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

Ein kleines TÄNZCHEN mit DÄMONEN gefällig???

Pro:

Trashig spannend... Schwarzhumorig... Dämonisch gut...

Kontra:

Ein Film, der die Massen polarisiert... Nicht geeignet für „Angsthasen“... Schwächere Schauspieler...

Empfehlung:

Ja

Sam Raimi – ein Regisseur, dessen Werke nicht verschiedenartiger sein könnten. Eroberte er im vergangenen Jahr mit „Spider-Man“ die Kinosäle und erfreute die Produzenten mit einem gehörigen Einspielergebnis, langweilte er zum Ende des letzten Jahrtausends seine Zuschauer mit dem Kevin Costner Baseball-Film „for the love of the game“ zu Tode. Ebenso todbringend – jedoch nur für die Filmfiguren: Die „Frühwerke“ Raimis. Nach „within the woods“ – einem thematisch ähnlich gelagerten Kurzfilm – veröffentlichte er im Jahre 1981 mit „the evil dead“ [zu deutsch: „Tanz der Teufel“] einen pechschwarzhumorigen Horrorfilm, der mit Minimalbudget [150.000 Dollar] zum Kultfilm mutierte, das dämonisch Böse noch zwei weitere Male vor die Kamera treiben ließ und unzählige andere Horrorfilme inspirierte [aktuell: „Wrong turn“ und „Cabin fever“].

Doch kann „the evil dead“ [der eigentlich „book of the dead“ heißen sollte] auch abseits der gewohnten „blutlüsternen“ Fan-Gemeinde die Kritiker überzeugen? Oder muss er sich wie viele Machwerke eine herbe Rüge gefallen lassen, die belegt, dass gewisse Filme nur von einer kleine Zuschauergemeinde gemocht werden können? Fragen, die erneut einer Klärung bedürfen...


Fünf Studenten verbringen ihren Urlaub in einer abgelegen und abbruchreifen Waldhütte. Genießen sie zunächst noch die Zeit, müssen sie bereits am ersten Abend bemerken, dass „ungewöhnliche“ Geräusche aus dem Keller erklingen. Ash und Scotty – die beiden Männer in der Clique – wagen den Weg in die Kellerfinsternis und finden ein in Menschenhaut gebundenes Buch und ein altes Tonband vor.

Trotz des grausigen Aussehens setzen sich die Freunde zusammen, blättern im Buch herum und hören sich das alte Tonband an – ein großer Fehler mit tödlichen Folgen: Während sie den Worten eines alten Wissenschaftlers lauschen, beschwört dieser mit einer Zauberformel einen Dämon herauf, der nach und nach von den Urlaubern Besitz ergreift. Die einzige Möglichkeit dem Terror zu entgehen: Das Böse muss vernichtet werden...


Schon die Eröffnungsszene verdeutlicht, dass Sam Raimis Werk kein Zuckerschlecken wird. In einer halsbrecherischen Fahrt wetzt die Kamera [aus der Sicht des Dämons] durch das Unterholz des Waldes – unterlegt mit sphärischer Musik erscheint das ganze Geschehen trotz der Tageshelle äußerst unheimlich und beängstigend. So ist es nicht verwunderlich, dass der Spannungsgrad des Filmes nahezu konstant auf einem außerordentlich hohem Niveau gehalten wird. Dank der klaustrophobischen Atmosphäre, die perfekt durch die Enge der Bewaldung und eine furchterregende musikalische Untermalung [irgendwo zwischen orchestraler Score und martialischen Klängen] emporbeschworen wird.

Aber trotz der hervorragenden Atmosphäre „krankt“ „the evil dead“ an einem enorm wichtigen Filmelementen: Das Drehbuch ist eine klassische Aneinanderreihung von den üblichen Horrorklischees. Zwar sind die Figuren nicht die Opfer ihrer sexuellen Lust – aber ansonsten verhalten sie sich gänzlich wie die üblichen Hohlfrüchte der Teenie-Slasher-Filme. Cheryl hört aus dem Walde unheimliche Geräusche und wird schon zu Beginn als äußerst ängstliches Wesen charakterisiert – doch entgegen jeglichen Verstandes hat sie nichts Besseres vor als den Lauten nach zu gehen. Sicher, dies spiegelt die Erwartungen des Genre-Liebhabers wieder – ist aber für „normale“ Betrachter erneut ein Beweis der Einfallslosigkeit.

Um aber das Drehbuch nicht gänzlich in den Dreck zu ziehen, muss man Multitalent Sam Raimi [ebenso für das Drehbuch verantwortlich] eingestehen, dass er sein Kinodebüt derartig überdreht inszeniert hat, dass man es bei weitem nicht ernstnehmen kann. Gerade die ausufernden [und bei weitem nicht für einen schwachen Magen geeigneten] Splatter-Szenen sind derartig trashig-abstrus, dass man sich das Lachen nur schwerlich verkneifen kann. Immer wieder wird die Schraube des Erdenkbaren in neue Regionen geschraubt, immer abgedrehter werden die „Tötungsmethoden“. Die Grenzen der Realität werden derartig weit überschritten bis letztlich wahre Sturzbäche aus den Wunden der Zombies hervorspritzen.

Und gerade im Bereich der Gore-Effekte setzte „the evil dead“ zu damaligen Zeiten neue Maßstäbe. Das Make-up von Tom Sullivan verleiht den Besessenen ein morbides Aussehen und die Stop-Motion-Technik [sehr eindrucksvoll bei der legendären „Baum-Vergewaltigungs-Szene“] von Bart Pierce und Sam Raimi verleiht jeglichen Splatter-Effekten ein erstaunlich „reales“ Antlitz. Sicherlich muss man unter heutigen Umständen anerkennen, dass gerade hier der Zahn der Zeit an dem Film genagt hat – wenn man aber im Gegenzug das zugrundeliegende Budget bedenkt muss man sich zweifelsohne die Brillanz der Arbeit eingestehen. Und wenn im großen Finale die Zombies äußerst beeindruckend in sich zusammenfallen kann man sich sicher sein, dass hier mit größter Liebe zum Detail und wegweisend für ein ganze Genre gearbeitet worden ist.


Ebenso genial und bahnbrechend erscheint die Bebilderung des Filmes. Halsbrecherische Kamerafahrten [u.a. vertikale 180-Grad-Drehungen oder Hochgeschwindigkeitsfahrten durch den Wald] und ungewohnte Blickwinkel [die Kameraeinstellungen sind überaus häufig mehr als schief] verleihen dem Geschehen im Wald ein unübliches Gewand. Unterstützend auf die hervorragende Arbeit von Tim Philo wirkt sich der Schnitt von Edna Ruth Paul [die im übrigen von Regisseur Joel Coen unterstützt worden ist] aus. Selten zuvor hat man abgedrehtere Szenewechsel erlebt. Befand sich eine der Protagonistinnen wenige Sekunden zuvor noch in höchster Gefahr, schnellt urplötzlich eine Axte herunter – und man sieht wie einer der Freunde das Holz für den Ofen hackt. Aber nicht nur die humorvolle Seite des Filmes wird durch den Schnitt untermauert, auch auf Seiten der Spannungserzeugung arbeitet Paul hervorragend. Ähnlich wie in Tobe Hoopers „Texas chainsaw massacre“ wird schnell zwischen den angsterfüllten Gesichtern der Protagonisten und den unheimlichen Gegenständen hin- und hergeschnitten, um letztlich den erwünschten Spannungsgrad auf ein äußerst hohes Niveau zu erheben.


Um in den üblichen Traditionen des blutigen Horrors zu waten, erscheint die Leistung der Schauspieler bei „the evil dead“ äußerst durchwachsen. Während Bruce Campbell [Ash(ley); der Schulfreund Raimis spielte auch in den späteren „the evil dead“-Filmen die Hauptrolle] seine Figur noch einen liebenswerten und trotteligen Charakter verleihen kann, scheitern die restlichen Akteure an der geringen Tiefe des Drehbuches. Aber nichts desto trotz können sie – zu guter letzt unter einer dicken Blutmaskenschicht – eine ertragbare Leistung abliefern. Denn immerhin liefern sie als „psychopathische“ Dämonen eine überaus nervende Vorstellung ab – und was würde besser zu einem teuflischen Bösewicht passen?


Fazit - The ultimate experience in grueling terror

Zwar krankt der „tanzende Teufel“ an einem klischeehaften Drehbuch und schwächeren Darstellern, dennoch weiß die Schlachtorgie im Genre des Horror-Splatters Maßstäbe zu setzen – die letztlich eine verdiente Auszeichnung als Kultfilm zur Folge hatte. Beginnt „the evil dead“ zunächst als spannend und atmosphärisch dichter Horrorfilm, wandelt sich das Bild in der zweiten Filmhälfte zu einem klassischen Schlachtfest, das die ganzen Körper und Kleidungsstücke der Helden mit dem roten Lebenssaft tränkt. Doch trotz aller Blutrünstigkeiten kann man Sam Raimi für seine Gruselmär nicht böse sein. Dank einer überdreht-absurden Inszenierungsart erscheint das ganze Geschehen derartig realitätsfern, dass man bei weitem nicht mehr von Gewaltverherrlichung sprechen kann [wie im übrigen auch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften befunden hat und den Film von der Liste der beschlagnahmten Filme genommen hat].

Doch alle, die zu den „Angsthasen“ der Menschheit gehören, sollten dringend die Hände von Sam Raimis Abschlussfilm der Filmakademie lassen. Die Massen an Kunstblut können selbst einem gestandenen Freund der blutigen Unterhaltung gehörig auf den Magen schlagen. Wer trotz der Warnung in den Genuss der Blutfontänen kommen möchte, sollte jedoch darauf achten, dass er nicht ungewollt eine geschnittene Version in die Hände bekommt – und selbige kursieren in Deutschland nicht in geringen Zahlen.

Wertung: 8 dämonische Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: www.deadites.net

28 Bewertungen, 1 Kommentar

  • klukklukkluk

    04.02.2005, 10:25 Uhr von klukklukkluk
    Bewertung: sehr hilfreich

    Die anderen waren ja auch nur Freunde von Sam und keine wirklich talentierten Schauspieler :-) Guck Dir mal andere Trasher an, wie es da schauspieltechnisch abgeht :-)