Tanz der Vampire Testbericht

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Erfahrungsbericht von linnie

Graf von Krolock bittet zum Tanz

Pro:

tolle Musik, beeindruckende Kulisse, schöne Kostüme, der Großteil der Darsteller

Kontra:

Musik etwas zu laut, zwei der Darsteller haben mich nicht ganz überzeugt, es war nicht ausverkauft

Empfehlung:

Ja

Hier kommt der bereits angekündigte Bericht über meinen letzten Musicalbesuch in Hamburg beim Tanz der Vampire. Im Überschwang meiner Gefühle ist der Bericht recht lang geworden, da ich euch gerne anstecken würde mit meiner Begeisterung...

** Wann und wo?
Der Tanz der Vampire läuft seit dem 7. Dezember 2003 in Hamburg in der neuen Flora. Bei der aufwändigen technischen Ausstattung des Musicals kann ich nur hoffen, dass der Tanz der Vampire sich lange in Hamburg halten wird, damit möglichst viele Besucher die Möglichkeit bekommen, sich vom Musical verzaubern zu lassen.

Adresse:
Neue Flora
Stresemannstrasse 159a
22769 Hamburg

Weitere Infos unter:
http://www.musical-tanz-der-vampire.de/00_start/musical.html

Der Tanz der Vampire wird aufgeführt...
dienstags um 20 Uhr
mittwochs um 18:30
donnerstags um 20 Uhr
freitags um 20 Uhr
samstags um 15 und um 20 Uhr
sonntags um 14 und um 19 Uhr

Je nach Wochentag und Aufführungszeit sind die Preise sehr unterschiedlich, am Samstagabend bezahlt man am meisten, während die Aufführungen werktags am billigsten sind. Pro Karte variieren die Eintrittspreise um fast 25 Euro. Schüler, Studenten, Azubis und Senioren über 65 bekommen 20% Preisnachlass auf die Karten (nicht am Freitag und Samstagabend!), es wird aber nach Ausweisen gefragt! Insgesamt gibt es 5 verschiedene Preiskategorien, ich habe in der neuen Flora bisher immer die zweite Preiskategorie gehabt und konnte bestens sehen.

Auch in den "billigen" Wochentagsvorstellungen muss man keine Angst vor schlechter Besetzung haben, denn ein Vergleich zwischen Premierencast und der gestrigen Besetzung hat nur winzige Unterschiede gezeigt. Es wird also auch bei den „billigen“ Aufführungen die Erstbesetzung aufgeboten!

** Sitzplätze
Beim Tanz der Vampire kann ich am ehesten Sitzplätze im Parkett, am besten am Gang, empfehlen, denn die Darsteller bewegen sich während des Musicals auch durch das Parkett. Den besten Blick auf die Vampire kann man dann auf Plätzen am Gang bis zur Reihe 13 oder 14 erhaschen, weiter hinten ist leider das Geländer im Weg. Da das Parkett stark erhöht ist, kann man dort sehr gut sehen, auch wenn ein halber Riese auf dem Platz vor einem sitzt. In der Mitte des Theaters befinden sich die Sitze mit der Nummer 1, nach außen erhöhen sich die Sitzplatznummern. Niedrige Sitzplatznummern bedeuten in der Neuen Flora demnach einen Platz in der Mitte des Theaters. Um von der Bühne nicht allzuweit weg zu sitzen, sollte man am besten in der ersten oder zweiten Kategorie buchen.

** Das Musical

*Crew
Regie: Roman Polanski
Musik: Jim Steinman
Buch und Texte: Michael Kunze
Produzenten: Joop van den Ende und Maik Klokow
Choreografie: Dennis Callahan

** Inhalt
Das Musical ist dem Film "Der Tanz der Vampire" nachempfunden und dürfte inhaltlich dem Filmfan also bekannt sein. Zu Beginn lernt man in einer mondbeschienenen und verschneiten Nacht in Transsylvanien Alfred kennen, der mit seinem Prof. Abronsius dort auf einer Expedition unterwegs ist. Prof. Abronsius ist halb erfroren, als Alfred ihn über seinen Aufzeichnungen wiederfindet. Er bringt seinen Professor in ein nahegelegenes Wirtshaus, wo man den Professor wieder auftauen lässt. Die beiden verbringen die Nacht dort und lernen den Wirtsherrn Chagal und seine wunderschöne Tochter Sarah kennen, in die Alfred sich Hals über Kopf verliebt. Doch auch Graf von Krolock hat bereits ein Auge auf die hübsche Wirtstochter geworfen und besucht sie des abends dort, um sie auf sein Schloss einzuladen. Da Sarah von ihren Eltern in einem knoblauchbehangenen Zimmer eingesperrt wird, langweilt sie sich zu Tode und will aus ihrem Leben ausbrechen.

Eines Nachts läuft Sarah fort von zu Hause, sie will der Einladung des Grafen zu einem Mitternachtsball folgen. Alfred ist verzweifelt und möchte Sarah retten, doch weiß er nicht, wo sich das Schloss des Grafen befindet. Chagal eilt seiner Tochter zu Hilfe, wird allerdings gebissen und stirbt (vermeintlich). Als Vampir zeigt er Abronsius und seinem Gehilfen Alfred den Weg zum Grafen, damit sie dort ihre Vampirsstudien fortsetzen und Sarah retten können.

Graf von Krolock begrüßt die beiden Gäste in seinem Schloss und stellt ihnen seinen Sohn Herbert vor, der sofort in Liebe zu Alfred entflammt. Abronsius ist sich sicher, in einem Vampirsschloss gelandet zu sein und macht sich sogleich auf die Suche nach den Särgen. Schon bald wird er fündig und entdeckt die Särge des Grafen und seines Sohnes, doch Alfred bringt es nicht über sein Herz, den beiden schlafenden Vampiren einen Holzpflock ins Herz zu schlagen.

Können die beiden Sarah und sich selbst retten? Können sie lebend aus dem Schloss entkommen?


** Die Aufführung
Ich schwelge immer noch in schönen Erinnerungen an den gestrigen Musicalabend, weil ich so begeistert gewesen bin von der Inszenierung. Das Musical wird durch die Pause in zwei Teile geteilt, der erste Akt spielt im Wirtshaus in Transsylvanien, der zweite Akt ist dann ins Gräfische Schloss verlegt. Schon während des gewaltigen ersten Aktes habe ich mich ununterbrochen auf das Vampirsschloss gefreut, weil ich mir sicher war, dass die düstere Atmosphäre des Musicals dann noch gruseliger werden würde.

Schon der Anfang des Musicals ist atemberaubend, denn dann wird die Bühne durch einen durchsichtigen Vorhang verdeckt, auf den fallende Schneeflocken projeziert werden. Im Hintergrund irrt Alfred über die Bühne auf der Suche nach Abronsius, sodass es so aussieht, als ob er durch die Schneelandschaft läuft. Das ist sehr romantisch gemacht. Danach wird ein 5 Tonnen schweres Wirtshaus auf die Bühne gefahren, das einfach fantastisch aussieht. Zuerst stehen Tische und Bänke im Vordergrund auf der Bühne, sodass man das Wirtshaus praktisch von innen sieht, anschließend führt Chagal seine beiden neuen Gäste allerdings auf ihr Zimmer und dann werden zwei Betten, ein paar Türen und eine Badewanne, in der sich die nackte Sarah räkelt, auf die Bühne gefahren. Nun sieht man, dass das Wirtshaus begehbar ist, denn im Hintergrund im ersten Stock des Wirtshauses sind zwei weitere Zimmer zu erkennen, in denen sich einmal Magda, die Geliebte des Chagal, und seine Ehefrau aufhalten. In dieser Szene weiß man gar nicht, wohin man zuerst schaun soll.

Auch die Fassade des Wirtshauses wirkt sehr realistisch, sodass man als Zuschauer überwältigt ist. Hinter dem Haus scheint der Mond hell am Theaterhimmel, außerdem ist ein Gebirge zu sehen, das für eine düstere Atmosphäre sorgt. Zwischendurch taucht auch Graf von Krolock im Gasthaus auf, um Sarah zu verführen.

Nach der Pause kommen Alfred und Abronsius beim Schloss an, von dem zuerst nur die Vorderfront zu sehen ist. Schließlich geht die Tür auf und von Krolock und sein Sohn treten hinaus, um ihre Gäste zu begrüßen und dann bekommt man Teile des Schlosses von innen zu sehen. Unter anderem ragt eine 6m hohe Wendeltreppe bis zur Decke hinauf, über die der Graf hinunter in die Eingangshalle schreitet. Oft sind verschnörkelte Säulen zu sehen, die dem Schloss einen barocken Anstrich verleihen. Als Abronsius und Alfred sich in die Katakomben hinunter begeben, sind zwei Stege zu erkennen, die in zwei verschiedenen Etagen über die Bühne führen. Die Geländer der Stege sind ebenfalls reich verziert, sodass sie sich prima in das Gesamtbild des Schlosses einfügen.

Die Ausstattung des gesamten Musicals ist einfach großartig und man sitzt immer wieder sprachlos im Zuschauerraum, wenn vorne in Sekundenschnelle das gesamte Bühnenbild verändert wird. Bis auf einen hakenden Sargdeckel funktionierte die Technik einwandfrei.

Auch die Lichttechnik ist einer Erwähnung wert, denn als von Krolock das erste Mal auf der Bühne gestanden hat, wurde er von unten angeleuchtet, sodass ein riesiger Schatten von ihm entstand, der nahezu die gesamte Bühne einnahm. Oft wird auch mit Farben gespielt, besonders ergreifend fand ich die rote Ausleuchtung der Bühne, die für eine ganz besondere Atmosphäre gesorgt hat.

Kostüme und Make-up waren ebenfalls fantastisch, vor allem die Vampire waren sehr aufwändig ausgestattet. Beim Tanz trugen sie Kostüme, die dem Barocken nachempfunden schienen, in der Schlussszene tauchten die Vampire dann allerdings in schwarzen Lack- und Lederklamotten auf. Von Krolock trug die meiste Zeit einen weiten schwarzen Umhang mit Stehkragen, der ihm ein sehr ehrfurchterregendes Aussehen verlieh. Seiner Kleidung entsprechend spazierte von Krolock auch nicht über die Bühne, sondern schritt. Meist wurden seine Bewegungen von reichhaltiger Gestik begleitet, sodass er klar als der Graf unter den Vampiren zu erkennen war.

Sämtliche Vampire waren schreckenerregend geschminkt, Zähne und Fingernägel wurden angeklebt und die Darsteller trugen Perücken aus Echthaar, sodass alles vollkommen realistisch und furchteinflößend wirkte. In einer Szene ist von Krolock mit freiem Oberkörper zu sehen, für diese Szene ist ihm ein "Six-Pack" auf den Bauch gemalt worden und auch der restliche Oberkörper war kunstvoll bemalt. Diese Szene wurde dadurch zu einer echten Augenweide :-)


** Die Darsteller
Im Musical treten vier Hauptrollen auf: Graf von Krolock (Felix Martin), Sarah (Jessica Kessler), Abronsius (Norbert Kohler) und Alfred (Fredrik Wickerts). Allen voran fällt natürlich der Graf ins Auge durch seine gesamte erhabene Erscheinung und auch durch seine tiefe und sonore Stimme, die durch das gesamte Theater dröhnt. Der Darsteller des Grafen hat mir sehr gut gefallen, nicht nur sein Gesang konnte mich überzeugen, sondern auch seine Gestik fand ich sehr gut, denn durch seine Armbewegungen und seinen Gang machte er seine überragende Stellung sofort deutlich.

Sarah fand ich gesanglich von den Hauptdarstellern noch am schwächsten, denn bei ihr fiel es besonders auf, dass ihre Stimme in hohen Lagen verzerrt wurde und nicht mehr sauber klang. Das führe ich allerdings vorrangig auf Übersteuerung zurück, denn in tieferen Lagen war ihre Stimme sehr schön. Zwischendurch fielen ab und zu mal etwas unsaubere Töne auf, die den Musicalgenuss allerdings nicht sonderlich beeinträchtigten.

Von Abronsius war ich zunächst ein klein wenig enttäuscht, da er mir zu jung, groß und schlaksig war, dafür konnte er mich gesanglich später vollkommen überzeugen. Sein Part war sicherlich sehr anspruchsvoll, da seine Stücke sehr schnell zu singen waren. Mich hat er ein wenig an "Scatman John" erinnert (wem das noch etwas sagt, weiß was ich meine), denn ich wäre nicht in der Lage gewesen, all die Wörter in diesem Tempo artikulieren zu können!

Alfred zeigte besonders in den Arien sein Potenzial, denn er hatte eine wunderschöne und herzerwärmende Stimme, die für seine Liebeslieder besonders geeignet schien. Obwohl der Darsteller gebürtiger Schwede ist, konnte man ihn sehr gut verstehen.

** Die Musik
Die Musik wurde von Jim Steinman komponiert und sollte all denjenigen gefallen, die Fans von Bonnie Tyler und Meat Loaf sind, da Jim Steinman deren Hits komponiert hat. So sind auch im Musical bereits bekannte Melodien zu hören, allen voran Bonnie Tylers „Total eclipse of the heart“, das hier „Totale Finsternis“ heißt.

Anspieltipps der CD sind u.a.: Nie geseh’n, Gott ist tot, tot zu sein ist komisch, totale Finsternis, Carpe Noctem und der Tanz der Vampire.

** Kritikpunkte?
Um bei diesem Musical Kritikpunkte zu finden, muss man schon sehr genau aufpassen, denn die Aufführung war nahezu perfekt. In einer Szene klemmte offensichtlich ein Sargdeckel, der eigentlich zugeschoben werden sollte, ansonsten sind mir auf der Bühen keine "Patzer" aufgefallen. Die Musik war stellenweise sehr laut, wodurch die Sänger in hohen Tonlagen teilweise nicht mehr sehr vorteilhaft rüberkamen, denn die Stimmen klangen dann sehr hart und auch verzerrt. War der Gesang leiser, klang er sofort viel schöner.

Nicht alle Darsteller konnten mich durchweg überzeugen, denn der Wirtsherr Chagal kam mir zu übertrieben vor, ohne aber durch seinen Gesang vollkommen überzeugen zu können. Seine Geliebte Magda hatte genau wie er einen sehr starken Akzent, wodurch ihr Gesang nicht immer gut zu verstehen war. Auch das Gesprochene klang durch den Akzent sehr hart. Der Darsteller des Alfred ist ebenfalls Ausländer, aber seine Aussprache war sehr gut.


** Das Drumherum
Das Ambiente in der Neuen Flora gefällt mir sehr gut, im Foyer befinden sich zwei lange Bars (Picasso- und Kandinsky-Bar), an denen verschiedene Getränke zu völlig überhöhten Preisen zu kaufen sind (0.1l Sekt: 4,50 Euro, 0.2l Wein: 4,50 Euro, Bier: 2,50 Euro, Cappucino: 2,50 Euro, Wasser, Cola: 2,50 Euro, Brezel: 2 Euro), um die Treppe in das Erdgeschoss herum stehen lange Reihen von schwarzen Ledersofas, die den Theaterbesucher zum Hinsetzen einladen. Da wir eine Stunde zu früh im Musicaltheater waren, war es sehr angenehm, auf diesen bequemen Sofas sitzen und das Programmheft studieren zu können.

Verteilt im gesamten Foyer befinden sich kleine Verkaufsstände, an denen Souvenirs oder das Programmheft (inkl. Heft über Cast & Crew und aktueller Besetzung) zu erwerben sind. Der größere Theatershop befindet sich vor den Eingangstüren, dort gibt es ebenfalls das Programmheft (13 Euro) zu kaufen, dazu noch einen Kaffeebecher (6 Euro), Pins, kleine Särge, T-Shirts, Schlüsselanhänger und sonstiges zu kaufen.


** Fazit
Insgesamt bin ich vollkommen begeistert von der Aufführung, von der Musik, der Kulisse, den Kostümen und den Darstellern. Die Kritikpunkte sind mit der Lupe zu suchen, sodass ich ingesamt nur 5 Sterne und eine Empfehlung vergeben kann. Der Tanz der Vampire ist nicht nur ein Ohren- sondern auch ein Augenschmaus! Als Zuschauer kann man sich also in seinem Sitz zurücklehnen und mit fast allen Sinnen genießen. Besonders beeindruckend fand ich die männlichen Darsteller und allen voran den von Krolock, der die gesamte Bühne beherrschte und immer klar als der Graf zu erkennen war.

An der Inszenierung des Musicals gibt es nichts auszusetzen, hier wird unglaubliche Technik aufgeboten! Da das Musical schon gestern nicht einmal annähernd ausgebucht war, kann ich nur jedem raten, sich den Tanz der Vampire anzuschauen, damit das Musical nicht aufgrund mangelnden Publikumsinteresses zu schnell aus Hamburg wieder verschwindet!

Lasst euch von den Vampiren zum Tanz auffordern!

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