Tanz der Vampire Testbericht

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Erfahrungsbericht von Lucy2212

Im wahrsten Sinne des Wortes: \"Zum Sterben schön!\"

Pro:

Genial, nur genial!

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die Lichter erlöschen -Dunkelheit.
Die Stimmen verhallen - Stille.
...und plötzlich setzt mit emotionsgeladenem, voluminösem Geschmetter das Orchester mit der Ouvertüre des Musicals ein.
Ein Scheinwerfer malt ein schneeweißes Vampirgebiss auf den schwarzen Vorhang, bis dieser sich langsam hebt und den Blick auf das erste Bühnenbild freigibt: Es schneit. Mir läuft ein eiskalter Schauer über den Rücken - genau passend zur winterlichen Atmosphäre auf der Bühne, denn im verschneiten Transilvanien ist es wahrscheinlich wirklich eiskalt, während Alfred, einer der Hauptprotagonisten , schlotternd und mit ängstlich zitternder Stimme durch die unglaublich realistisch dargestellte Winterlandschaft schliddert und verzweifelt nach Professor Abronsius, dem er als Assistent zur Hand geht, sucht...

So erlebte ich die ersten Minuten des schaurig-schönen Vampirspektakels in Stuttgart.
Vor wenigen Wochen hatte ich es endlich geschafft, einige Tickets zu ergattern und mit meiner Schwester und zwei Freunden auf nach Stuttgart zu fahren. Die 6 Stunden Fahrtzeit nahmen wir gerne in Kauf und wurden dafür durch die unglaubliche schauspielerische, tänzerische und gesangliche Leistung der Darsteller auch mehr als nur entlohnt.

Dieses Musical enthält wahrlich alles, aber auch wirklich alles was man sich von solch einem Ereignis nur erwarten kann.
Die schaurig-spukende Atmosphäre Transilvaniens zu Beginn des 20ten Jahrhunderts kommt gleich zu Beginn supergut \'rüber.
Die Regisseure des Musicals wissen wohl, wie man einem ausverkauften Musicaltheater das gruseln lehrt, denn die Kostüme und Masken der Vampire sind tatsächlich zum fürchten:
verstaubte, von Spinnweben bedeckte und zerschlissene Kleider tragen die Darsteller an ihren Körpern. Jedes anders, jedes wunderschön - und Fingernägel die mindestens 6 Zentimeter lang sind!
Schon allein die Inszenierung und Aufmachung der Darsteller ist eine wunderbare, erstaunliche Meisterleistung. Wo j eder Zuschauer schon allein beim Ansehen erschaudern muss.

Doch ist es nicht so, dass wir es hier mit einem einzigen Schauermärchen zu tun haben, im Gegenteil: Die Vielfalt dieses Musicals ist kaum in Worte zu fassen. Eine Party im Wirtshaus mit spektakulären Tanzeinlagen, romantische Liebesduette, verliebte Jugendliche, eine Affaire mit der Magd, ein verwirrter, seniler Professor, ein Vampirgraf, sein schwuler Sohn, ein buckliger Diener, tanzende Vampire, singende Knoblauchfanatiker, ein eifersüchtiger Vater, bildlose Spiegel und ganz viel Badewasser.
Wie passt das alles zusammen?
Noch immer bin ich sprachlos und versunken in diese Vision von Glück und Leid, Ruhe und Leidenschaft, Gut und Böse, wobei der Zuschauer sich aber dennoch nicht wirklich entscheiden kann, für wen er Partei ergreifen möchte: den lächerlichen Professor? den düsteren Vampirgrafen? die schöne, kindliche Sara? den dreisten, betrügerischen Wirt? seine temperamentvolle Frau? den schüchternen Alfred? Oder doch lieber für den schwulen Herbert?

\"Tanz der Vampire\" ist die gelungenste Mischung aus knallharter Vampirsatire, \'beißend\'-komischer Ironie und schaurigem Grusel verbunden mit einer der faszinierendsten, kompliziertesten Liebesgeschichte, die ich je erlebt habe. Je mehr ich versuche das alles in Worte zu fassen, desto mehr entgleitet mir die Möglichkeit, alles irgendwie in einem möglichen Rahmen zusammenzutragen.
Mit jeder Beschreibung die dem Eindruck , den dieses Musical in mir hinterlassen hat, einigermaßen nahekommen würde, würde ich jeden gegebenen Rahmen maßlos sprengen.
Der Zuschauer in Stuttgart erlebt eine Geschichte um Liebe, Leben, Hass und Tod, aus der jeder Mensch seine Lehren ziehen kann - ob jung, ob alt, welchen Musikstil er auch lieben mag: Metal, Gothic, Rock, Pop...alles ist vertreten! Die spritzig witzigen Popsongs, finsteren Gothikklänge, scharfen Rocksounds und romantischen Balladen ziehen jeden in ihren Bann und lade n ein, ja zwingen einen förmlich zum Mitfiebern, Hoffen und Sehnen.
Auch die Tanzstils ziehen sich quer durch die Reihen von klassischem Ballett, über fetzigen Modern-Dance bis zu jeglichem akrobatischen Freistil.
Erleben muss man es, einfach erleben und mit den einzelnen Characteren sterben und auferstehen. Im Theater sitzen und doch gleichzeitig mitten im tiefsten Transilvanien in einem alten, finsteren Schloss gefangen sein und zu wissen, dass man bald als Mahlzeit dienen soll...
Mit den Schauspielern hin- und hergerissen sein zwischen der wohlbehüteten warmherzigen Kinderwelt und der aufregenden , spannenden Welt des erwachsen sein, des Liebens und der Leidenschaft. Mal sinnlich und verführerisch, mal lächerlich, mal brav und keusch. Der Magie dieser Erzählung kann sich niemand entziehen...
Gleichzeitig ist man jedoch wieder nur Zuschauer und sieht von außen, wie jeder einzelne Charakter eine ganz individuelle Entwicklung durchmacht und das Netz doch so eng gesponnen ist, dass zum Schluss alle Einzelschicksale zusammenlaufen und sich miteinander verknüpfen, so dass sie ein Netz bilden das stets wächst und wächst...
Und all dies geschieht, wie die Vampire im zweiten Akt selbst singen, frei nach dem Motto:
\"Carpe noctem - fühl\'/nutze die Nacht!\"

Ich hoffe, mit dieser Erzählung konnte ich einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie tiefschürfend dieses Musical bewegen und faszinieren kann,
denn so etwas erfährt man nicht in offiziellen Berichten.

Für objektive Informationen steht stets die offizielle Homepage des Veranstalters zur Verfügung:
http://www.stella.de

Ich bin jedoch der Meinung, dass keine Beschreibung, ob objektiv oder subjektiv, genügen kann, um auszudrücken, was jeder Zuschauer für sich beim \"TanzderVampire\" erleben kann.
Man muss einfach dabei sein und mit den Visionen der Darsteller in diese fremde Welt entrücken bis man genauso fühlt wie Sara, das junge Mä dchen in \'TanzDerVampire\', welches singt:
\"Ich hab\' mich gesehnt danach, mein Herz zu verlier\'n - jetzt verlier ich fast den Verstand.
Totale Finsternis - ein Meer von Gefühl und kein Land!\"

Auch ich habe mein Herz verloren...und es wird wohl nicht schwer zu erraten sein, woran.

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