Team Telekom (TEL) Testbericht

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Erfahrungsbericht von YouriD

Das war nix, Telekom!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

(Ein allgemeiner Bericht über die Tour mit dem Schwerpunkt Telekom)

Das ist sicherlich nicht der einzige Superlativ, der auf den Tour - Dominator der letzten vier Jahre passt. Auch „gut, besser, Armstrong“ aber auch „langweilig, langweiliger, Armstrong“ würden hervorragend auf den Texaner im Diensten des Teams US-Postal passen.

Auch die 89. Tour de France hat er wieder dominiert. Und erstaunlich war es zu beobachten, dass wieder die selben Leute wie im Vorjahr den Ton angaben: Armstrong, Beloki in der Gesamtwertung, Erik Zabel (Deutschland) war auch wieder vorne dabei in der Sprintwertung (Grünes Trikot) und Laurent Jalabert (Frankreich) konnte sich zum zweiten Mal in Folge das Trikot des besten Bergfahrers überstreifen. Aber zu den einzelnen Wertungen später mehr.

Jedenfalls war die 89. Tour mal wieder eine Tour der Superlative. Trotz des Wegbleibens von Jan Ullrich, dem wohl besten deutschen Radfahrer aller Zeiten (er konnte auch als einziger Deutscher die „große Schleife“ einmal gewinnen), erzielten ARD und ZDF die höchsten Einschaltquoten, die sie je für das sportliche aber auch kulturelle Großereignis im Juli erzielt hatten. Auch die Begeisterung an den Straßenrändern kannte wieder keine Grenzen. Besonders in den Pyrenäen, die direkt an das spanische Baskenland grenzen (wo Radsport immer noch der populärste Sport ist), waren der Begeisterung (fast) keine Grenzen gesetzt. Nur die Absperrgitter auf den letzten Kilometern konnten die gigantischen Fanmassen davon abhalten, ihre Stars noch frenetischer zu Unterstützen. Manchmal musste man schon Angst um das Wohlergehen der Radsportler haben, wenn sie sich strampelnd durch die gewaltigen Fanmassen an den Bergen kämpfen mussten. Nicht selten bekamen sie Wasserspritzer über oder einen anspornenden Klaps auf den Hintern von einem Fan. Sehr positiv daran war, dass wirklich JEDER Fahrer unterstützt wurde. Sogar Lance Armstrong wurde von den hartgesottenen Basken bejubelt, als er vorbeifuhr, obwohl diese sicherlich lieber ihre Landsmänner Joseba Beloki und Igor Gonzales de Galdeano vom Team ONCE im „Maillot jaune“, dem gelben Trikot, gesehen hätten.

Auf den ersten Blick war die Tour für den deutschen Fan wohl eher eine Tort(o)ur: Bester Deutscher im Gesamtklassement ist Jörg Jaksche auf Platz 31. Und der fährt noch nichtmal für das einzige deutsche Team (Team Telekom), sondern für das spanische Team ONCE. Und Team Telekom landete in der Teamwertung irgendwo im Niemandsland: Platz 13 (bei 21 Teams, knappe 3 Stunden hinter dem Sieger ONCE). Bei der Teamwertung sei dazugesagt, dass nur die besten 5 Fahrer berücksichtigt werden und deren Zeiten einfach addiert werden und somit das Gesamtergebnis herausspringt. Auch Erik Zabel, vor der Tour sowieso als die einzige deutsche Hoffnung auf ein Trikot gehandelt (natürlich das Grüne, das er bis dahin 6mal in Folge gewinnen konnte), konnte seiner Favoritenrolle diesmal nicht gerecht werden und musste sich am Ende mit dem zweiten Platz in dieser Wertung hinter dem australischen Meister Robbie McEwen (Team Lotto) zufrieden geben.

So, jetzt komme ich noch mal ein wenig auf die Statistik und das Klassement zurück:

Das Bergtrikot – Rote Punkte auf weißem Grund
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Das Bergtrikot ist seit Jahren französische Domäne. Ob Richard Virenque oder Laurent Jalabert, in den letzten Jahren wurde es immer von einem Franzosen nach Paris getragen. Die einzige Ausnahme bildet da wohl der Kolumbianer Santiago Botero, der diese Domäne vor zwei Jahren durchbrechen konnte. Aber auch dieses Mal konnte sich wieder ein Franzose in Gestalt von Laurent Jalabert (liebevoll „Jaja“ genannt) das begehrte Trikot in Paris überstreifen. Unvergessen sind wohl seine Ausritte in den Pyrenäen, wo er über hunderte von Kilometern hinweg das Rennen dominierte, zig Berge als erster erklomm, aber am Schlussanstieg regelmäßig einbrach und am Ende durchgereicht wurde. Aber der Lohn waren das verdiente Bergtrikot sowie die weiße Nummer auf rotem Grund, die den kämpferischsten Fahrer ziert. Auf Platz 5 landete ein gewisser Axel Merckx, Sohn von der Radsportlegende Eddi Merckx (Belgien), der die Tour fünfmal für sich entscheiden konnte. Ich bin sicher, dass sich bald noch mal ein Merckx in die Tourhistorie eintragen wird. Für Statistikfreaks habe ich nochmal die Top-Five der Bergwertung herausgesucht:

1. Laurent Jalabert (Frankreich, Team Tiscali) 262 Punkte
2. Mario Aerts (Belgien, Team Lotto) 178 Punkte
3. Santiago Botero (Kolumbien, Team Kelme) 162 Punkte
4. Lance Armstrong (USA, Team US Postal) 159 Punkte
5. Axel Merckx (Belgien, Team Domo) 121 Punkte


Das Sprintertrikot – In grün gehalten
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...und in australisch. Denn 3 der 5 bestplatzierten kommen aus Australien! Sieger McEwen genauso wie O’Grady auf Rang 3 und Cooke auf Platz 4. Dass McEwen und besonders O’Grady gute Sprinter sind, wusste man schon im Vorfeld, aber dass McEwen als Sieger herausgeht hätten vor Tourbeginn nur die wenigsten getippt. Erik Zabel aus Deutschland war hier – wie jedes Jahr – klarer Favorit. Nicht umsonst gewann er das Trikot sechsmal in Folge (!). Das gelang bisher noch keinem zuvor. Bis zum Schluss lieferte er sich zusammen mit Robbie McEwen einen gnadenlos spannenden Fight, lange waren die beiden sogar punktgleich! Allerdings musste man neidlos anerkennen, dass dieses Jahr McEwen einfach die besseren Beine hatte und den Tourstart ein wenig verschlafen hatte. Zabel konnte es nur an einem Schlusssprint schaffen, McEwen und seine Konkurrenten auf die Plätze zu verweisen, was gleichzeitig seinen einzigen Tour-Tageserfolg bedeutete. Ansonsten war immer McEwen, der zumeist aus Zabels Windschatten kam und dann vorbeizog, der bessere. Im Radfahrer - Jargon spricht man in diesem Fall von „den besseren Beinen“, ich aber denke, dass Zabel mittlerweile mehr zu einem Allrounder geworden ist, als zum Sprinter. Vielleicht sollte er mal ausreißen oder so, aber das war in diesem Jahr gewiss nicht die Taktik vom Team Telekom. Jedenfalls war der Kampf ums grüne Trikot mit Abstand die spannendste und interessanteste Sache der ganzen Tour. Erst am letzten Tag in Paris konnte McEwen Zabel doch noch deutlich distanzieren, indem er Zwischensprint (für den gibt’s 6 Punkte) und die Etappe gewann (auf flachen Strecken gibt’s dafür 35 Punkte). Am Ende warens dann noch ganze 19 Punkte auf Zabel und mit Robbie McEwens Sieg endet eine Ära in der Geschichte der Tour de France... Nun nochmal für Statistikfreaks die Top-Five im einzelnen:

1. Robbie McEwen (Australien, Team Lotto) 280 Punkte
2. Erik Zabel (Deutschland, Team Telekom) 261 Punkte
3. Stuart O‘Grady (Australien, Team Crédit Agricole) 208 Punkte
4. Baden Cooke (Australien, Team La Francaise des Jeux) 198 Punkte
5. Jan Svorada (Slowenien, Team Lampre) 154 Punkte


Das Siegertrikot – Natürlich in goldgelb
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Im Jahre 1903, als die Tour das erste Mal gefahren wurde, war das gelbe Trikot das einzige, heute sind es deren drei. In den 70ern kam das Grüne dazu, etwas später folgte das Bergtrikot, um die ganze Sache noch ein wenig spannender zu machen. Dieses Mal war aber das gelbe Trikot praktisch schon vor der Tour vergeben: Spätestens nach der verletzungs- und dopingbedingten Absage von Jan Ullrich war klar, dass der Sieg nur über den US-Amerikaner Lance Armstrong gehen konnte. Und so sollte es auch sein: Gleich im ersten Zeitfahren, dem Prolog in Luxemburg, zeigte er, wer Herr im Hause ist und eroberte sich das Kleidungsstück, was man unweigerlich sofort mit ihm verbindet: Das gelbe Trikot! Natürlich verlor er es auf den folgenden Flachetappen an Ausreißer, Sprinter und dergleichen, holte es sich aber sofort auf der ersten Bergetappe in den Pyrenäen wieder zurück auf seine Schultern. Und ließ es sich bis Paris nicht mehr nehmen. Es war phänomenal zu sehen, wir er immer wieder „Attacken“ seiner Gegner wegsteckte und sofort zum Gegenschlag ausholte. Der Mann ist einfach ein wahres Wunder: Er besiegte den Hodenkrebs und kehrte aufs Rad zurück. Mit der „Stakkato“-Technik, wie man seine Fahrweise gerne nennt (schnelle und spritzige Tritte aus dem Sattel heraus) eroberte er nun zum vierten Mal in Folge das „Maillot jaune“. Außerdem zeichnet den Texaner eine ungemeine Fairness aus. Er vertritt den Ehrenkodex der Tour wie kein zweiter. (Keine Angriffe bei Pinkelpausen der Konkurrenten, wenn in Gelb dem Begleiter im Ziel den Vortritt lassen, etc.) Unvergessen außerdem, wie er letztes Jahr nach Ullrichs Sturz auf ihn wartete und nach dessen Wohlbefinden fragte. Einfach ein wahrhaftiger Gentleman wie es im Buch nicht besser stehen könnte.
Seine ärgsten Verfolger Joseba Beloki und der Tour-Neuling Raimondas Rumsas hatten nie wirklich eine Chance, zu groß war am Ende der Abstand zu Armstrong (7 bzw 8 Minuten) Allerdings – so lauten zumindest die aktuellen News – könnte es sein, dass Rumsas seinen dritten Platz aberkannt bekommen könnte, da seine Frau mit Dopingmittel im Besitz verhaftet wurde. Er wurde heute von seinem Rennstall deswegen bis auf weiteres suspendiert. Mal sehen, was daraus wird... Nun werden erstmal die Statistikfreaks gestillt *g* Interessant ist daran, dass unter den Top 10 alleine 5 Spanier Platz gefunden haben. Aber dort wird Radsport – vor allem im Baskenland – ja immer noch am größten geschrieben.

1. Lance Armstrong (USA, Team US-Postal) 82h 05\' 12\'\'
2. Joseba Beloki (Spanien, Team ONCE) 07\' 17\'\' zurück
3. Raimondas Rumsas (Litauen, Team Lampre) 08\' 17\'\' zurück
4. Santiago Botero (Kolumbien, Team Kelme) 13\' 10\'\' zurück
5. Igor Gonzales de Galdeano (Spanien, Team ONCE) 13\' 54\'\' zurück

Alle Träger des gelben Trikots der Tour 2002: Rubens Bertogliati (Schweiz; 2 Etappen); Erik Zabel (Deutschland; 1 Etappe); Igor Gonzales de Galdeano (Spanien; 5 Etappen); Lance Armstrong (USA; 12 Etappen)


Der beste Nachwuchsfahrer – Die weiße Weste
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Der erste, der dieses Trikot, dass es erst seit einigen Jahren gibt, gewinnen konnte, war Jan Ullrich bei seinem Tour-Erfolg 1997, als er es „nebenbei“ auch noch eroberte. Es wird unter denen vergeben, die bei Tourstart das 26. Lebensjahr noch nicht erreicht haben. Dieses Mal hatte Ivan Basso aus Italien die Ehre. Aus ihm kann wirklich mal ein ganz Großer werden – wenn er konstanter wird. In einigen Hochgebirgsetappen hat er formidable Leistungen erzielt, andere Male blieb er hinter seinem Schatten. Aber er ist ja noch jung und kann noch viel lernen... Seine „Konkurrenten“ indes ließ er weit hinter sich: Der erste folgte erst nach 13 Minuten, aber das war in dieser Wertung schon immer so: Einer dominierte, der Rest hinkte weit hinterher. Statistikteil:

1. Ivan Basso (Italien, Team Fassa Bortolo) 82h 24\' 30\'\'
2. Nicolas Vogondy (Frankreich, Team La Francaise des Jeux) 13\' 26\'\' zurück
3. Christophe Brandt (Belgien, Team Lotto) 48\' 32\'\' zurück
4. Sylvain Chavanel (Frankreich, Team Bonjour) 50\' 08\'\' zurück
5. Isidro Nozal (Spanien, Team ONCE) 54\' 09\'\' zurück


Außerdem gibt es noch die Wertung für den kämpferischsten Fahrer (Weiße Nummer auf rotem Grund), aber die spare ich mir hier (Sieger: Laurent Jalabert), da diese von einer Jury gemacht wird, die nur aus Franzosen besteht und somit das ganze doch ein wenig verfremdet.

Fazit:
*****

Ich fand keinesfalls, dass diese Tour langweilig war, wie viele behaupten. Ich fands gut, dass diesmal kein Doping im Vordergrund stand (auch wenn Rumsas jetzt zur Diskussion steht) und dass diesmal auch wieder alles fair zuging. Unvergessen die Szene, als Virenque als erster den Mont Ventoux bezwang und Armstrong und Co. auf die Plätze verwies. Negativ fand ich jedoch das Abschneiden von Team Telekom, die erst in den Alpen die ersten Ausreißer losschickte und das Ziel, das grüne Trikot, nicht erreicht hatte. In der Teamwertung sprang deshalb letztendlich auch nur Platz 13 heraus (Sieger: ONCE vor US-Postal). Schade! Aber ich bin guter Dinge, dass die nächste Tour wieder spannender wird: Denn immer, wenn man dachte, einer sei unbesiegbar (momentan Armstrong), sprang jemand aus dem Hintergrund in die Bresche: Siehe Miguel Indurain: fünfmaliger Tour-Sieger, als er 1996 überraschend von Bjarne Riis (damals Telekom, heute Teamleiter von CSC Tiscali) geschlagen wurde. Die goldenen Zeiten von Telekom begannen. Aber endeten sie auch am gestrigen Sonntag?

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