Technische/r Zeichner/in Testbericht

Hallo Leute.
Heute melde ich mich mal zu Wort wegen meinem "tollen" Lehrberuf als technische Zeichnerin Fachrichtung Stahlbau um alle vorzuwarnen, die vielleicht auch gerade vor dieser Entscheidung stehen oder daran beteiligt sind.

Alles began so:
Mein Patenonkel und meine Oma sitzen zusammen und überlegen, was ich am besten lernen könnte.
Sie kann malen und sie sitzt gern am Computer - also lange Rede kurzer Sinn - Technische Zeichnerin.

Ich hingegen wollte mich in einer ganz anderen Sparte bewerben, wie zum Beispiel Tierartzhelferin und Verkäuferin, weil ich gern unter Menschen bin und auch gerne Kontakt mit fremden Menschen aufnehme.
Als normale Artzhelferin wollte ich mich bewerben und bei der Polizei hab ich es auch versucht.
Ich bekam sogar einen Termin (Polizei NRW) zum Einstellungstest, bei dem ich aber leider bei der letzten Untersuchung des Amtsarztes durchfiehl, weil mein Rücken nicht so wollte, wie ich.
Dann wurde ich auf das Arbeitsamt geschickt und man untersuchte mich von Kopf bis Fuß und gab mir eine Voraussetzung mit für meinen zu erlernenden Beruf, die meiner Oma und meinem Patenonkel gerade Recht kam : Ich darf nur einen Beruf erlernen, bei dem ich vermehrt sitze. Wenn ich einen anderen Beruf erlernt hätte, würde mir die Argentut für Arbeit bei einem Krankheitsfall keine Umschulung bezahlen. Somit waren meine Träume dahin. Noch dazu kam, das mein Vater auch noch an mir rumredete, das ich einen anständigen Beruf lernen soll und nicht mein Brot mit Kranken verdienen soll.

Ich bewarb mich also bei genau einer Firma und bekam auch promt die Ausbildungsstelle als Technische Zeichnerin im Klima und Lüftungsbau.
Ich habe in diesem Büro genau ein dreiviertel Jahr gearbeitet, bis ich merkte, das ich dort nicht lerne und den ganzen Tag nur Kopiere. Ich ging zu meinem Ausbildungsleiter und habe nachgefragt, wann ich denn auch mal malen darf, worauf hin er nur sagt: Wenn du es kannst, außerdem malen wir hier nicht!"
Meine Motivation war am Ende. Aber ich hatte einen tollen KLassenkollegen, der mir in dieser Sache weiter helfen wollte. Er brachte mich in seiner Firma unter, wo ich dann im Jahre 2006 meine Abschlussprüfung zu Technischen Zeichnerin machte.

Lehrzeit:
Meine Lehrzeit gliederte sich in drei Abschnitte
1. Lernen und Theorieverständnis, Werkstoffkunde und viel Mathematik
2. Praktischer Teil in einer sehr großen Metallwerkstatt (in der ich mir auch nach einem halben Jahr selbst einen Edelstahlring machen konnte)
3. Lernen, Lernen, Lernen und das Gelernte auf die Situationen anwenden.
Abschlussprüfung:
Technisches Zeichnen zu 60 %
Technische Mathematik zu 20 % (aber auch in den Zeichnungen verlangt)
Technische Kommunikation 10%(mit in den Zeichnungen versteckt und abgefragt)
Sozialkunde zu 10%

Material:
In meiner Ausbilung habe ich sehr viele Anschaffungen machen müssen.
Ein DIN A3 Zeichenbrett und Lineal, ca. 45€
Bücher im Wert von 150€
Ein DIN A 4 Zeichenbrett, ca. 40 € mit einem Geodreieck, ca 10€ und sehr vielen Druckbleistiften ca. 50 €
Tuschestifte im Wert von 70€ und Blöcke zum zeichnen ca. 20 €

Das alles habe ich in meiner Ausbildung von meinem kleinen Ausbildungsgehalt von 380€ (im dritten Jahr netto) zahlen müssen, abzüglich meiner Wohnung 400€ und die Lebensmittel. Das war nicht einfach. Aber was macht man nicht alles für eine "tolle" Ausbildung, die Oma und Patenonkel gefällt.

Design??
Von Design kann man in diesem Beruf keinerlei Worte verlieren. Das Design einer Brücke z.B. wird schon von dem Projektleiter und dem Archtekten bestimmt.Alles, jede Schraube und jedes Material, jede Form eines Trägers wird durch diese zwei Personen, Normen und Bestimmungen festgelegt. Frei entscheiden, wie man nun eine Ausführung eines Bauteils macht und welche Funktion dadurch erfüllt werden, waren hier fehl am Platz. Selbst und eigenständig Zeichnen mit eigenen Ideen kann man in diesem Beruf der Technischen Zeichnerin nicht verwirklichen. Jeder, der sich in einer Art und Weise durch das Malen von Bildern vorstellen kann, in diesem Berufsfeld zu arbeiten, sollte nicht sofort drauf anspringen, sondern erst mal einen Probetag machen in einem Büro für Technische Zeichner - denn die Zeichnungen sind alles andere als Kunst und Darstellung.

Was habe ich jetzt davon??
Mein Ausbildungsbetrieb hat keinen der drei Azubis übernommen, stellt lieber fremde Menschen von anderen Firmen ein, wie z.B. zwei Klassenkammeradinnen, die jetzt in dieser Firma arbeiten.

Ich habe es in vielen Firmen versucht einen Job zu finden in dem Bereich Technische Zeichnerin, aber leider vergebens. Ich könnte mich ja auch noch mit dem langweiligen Beruf auseinander setzen, aber ich darf es nicht. Mein Abschluss habe ich mit einer guten drei (fast noch zwei) gemacht und meine Zeugnisse zeigen alle, das ich wirklich gezwungen motiviert war, aber es bringt mich alles nicht weiter.

Meine Freundin hat Reiseverkehrskauffrau gelernt und kommt viel in der welt rum. Eine andere Bekannte ist Tierarzthelferin und eine weitere Artzhelferin bei einem Gynäkologen. Damit wäre ich glücklicher geworden.
Aber Dank Oma und Patenonkel habe ich nun einen Beruf ohne Zukunft und arbeite über eine Leih- und Zeitarbeitsfirma in einem Call-Center!


Sicherlich ist mir die Fähigkeit einen Raum zu gestallten geblieben und somit konnte ich im Jahr 2005/06 unser komplettes, vor kurzem erworbenes Haus in 3D planen und einrichten. So konnte ich schon vor einem Jahr genau sagen, wie ich gerne meine Couch stehen hätte und wo die Badewanne am besten steht. Ein Gutes hat es also doch gehabt, weil wir durch die langfristige Planung Fehler vereinden konnten und berechnen konnten, was wir ca. an Material brauchen.

Alles in allem ist der Beruf der Technischen Zeichnerin für Metallbautechnik kein Beruf, den man ohne Übernahmegarantie annehmen sollte.

Wenn jemand diesen Beruf in der nächsten Zeit erlernen will, habe ich noch diverse Dinge, wie oben aufgezählt, sinnlos zu Hause liegen, die sich über einen Gebrauch freuen würden.