Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre (DVD) Testbericht

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ab 11,86
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

..hol die Kettensäge raus - das Remake...

1
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchslos
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  keine Angabe
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

Sehr geile Optik... (Relativ) eigenständige Geschichte... Nette Gore-Effekte, die - im Gegensatz zum Original - dem Titel Kettensägenmassaker rechtfertigen... R. Lee Ermey als bitterböser Psycho-Cop...

Kontra:

Die Hochglanz-Optik wirkt sich viel zu sehr auf den Film => Schöne Teenies spielen doofe softpornoästhetische Charaktere... Viel zu lange... Logik wo bist???

Empfehlung:

Nein

Blockbuster-Regisseur Michael Bay scheint endgültig seine Vorliebe zur geschmacklosen Brutalität entdeckt zu haben. Herrschte in „Armageddon“ und Co. noch eine verklärte Hollywood-Welt vor, fuhren die „Bad Boys“ in ihrem überflüssigen Sequel bereits über Leichen und stöberten in deren Innereien herum. Wieso dann nicht auch mal einen richtig bösartigen Film machen? Vorlagen gibt es schließlich genug – und die horrorsüchtigen Teenies würden mit Sicherheit auf ein Remake des Horror-Klassikers „the Texas chain saw massacre / Blutgericht in Texas“ anspringen. Um aber nicht den eigenen Namen mit einem derartigen Nischenfilm zu bekleckern, trat Bay zurück, beschränkte sich auf die Produktion des knapp 10 Millionen Dollar schweren Filmes und setzte mit dem Deutschen Marcus Nispel einen Neuling auf den Regie-Stuhl – bei einem Scheitern des Projektes kann man so wenigstens die Schuld auf den überforderten Jung-Regisseur abwälzen.

Doch die amerikanischen Zuschauer waren zufrieden – spülten gehörig Kohle in die Kasse und entdeckten den Kult um den kettensägenschwingenden Leatherface neu. Ob der Film aber wirklich dem Original das Wasser reichen kann? Bisher waren Bays Werke immerzu sinnfreie Patrioten-Produkte – „Crowd-Pleaser“, die man einzig mit ausgeschaltetem Gehirn ertragen kann.


Der Inhalt

Erin und ihre Freunde durchqueren auf dem Weg zu einem Lynyrd Skynyrd-Konzert die texanische Pampa – freuen sich schon auf den enormen Haschischkonsum in Mexiko. Als sie jedoch eine verstörte Anhalterin mitnehmen, beginnt ein Albtraum, der tödlich enden wird: Zusammenhanglos erzählt die Mitgenommene von „Toten“, deutet ein Massaker an, will eigentlich nur nach Hause. Als die Jugendlichen jedoch den angedeuteten Heimweg einschlagen, holt die Anhalterin urplötzlich einen Revolver hervor und setzt sich einen tödlichen Kopfschuss.

Eine Leiche im Auto – was tun? Nach einer telephonischen Kontaktaufnahme mit der örtlichen Polizei wird man zu einer alten Mühle verwiesen – ein versprochener Gesetzeshüter ist dort jedoch nicht aufzufinden. Einzig ein kleiner verwahrloster Junge turnt auf dem Fabirkgelände herum und teilt den Freunden mit, dass sich der vermutlich alkoholisierte Sheriff in seinem nahegelegten Zuhause befindet.

Doch Erin und ihr Freund Kemper hätten wohl nicht den Weg zu diesem Haus einschlagen sollen. Werden sie zunächst von einem verqueren alten Rollstuhlfahrer „begrüßt“ – taucht überplötzlich ein Verrückter auf, der Kemper unbemerkt abmetzelt...


Die Inszenierung – Blutgericht in Texas

Der Begründer des filmischen Terrors wirkt neuaufgelegt äußerst durchwachsen. Zwar wird der Humorfaktor – im Gegensatz zu den anderen Splatter-Filmen der letzten Monate - drastisch gesenkt. Das neuste Massaker in Texas soll ernst daherkommen und will unbedingt das große Vorbild in seiner drastischen Wirkung überbieten. Leider funktioniert dieses lobenswerte Konzept jedoch nur in den ersten Minuten. Wenn sich die junge Anhalterin urplötzlich erschießt – und darauffolgend die Kamera durch deren Loch im Kopf zoomt, wird man unweigerlich in seinen Sitz gepresst. Eine brutale und schonungslose Szene – die aber eines der wenigen Highlights des Filmes bleiben wird!

Zwar wirkt das erste Auftreten Leatherfaces (der seinen Namen einer Maske aus Menschenhaut verdankt) noch äußerst kompromisslos – danach verkommt der Film jedoch zu einer sinnfreien Slasher-Orgie, die einzig im Vergleich zu „Scream“ den Humor vermissen lässt! Hirnlos stolpern die jugendlichen Opfer in ihr Verderben, werden durch die üblichen Drehbuch-Taschenspielertricks in „spannungsfördernde“ Situation versetzt, die aber beim Zuschauer zumeist nur noch ein ermüdetes Gähnen hervorlocken können. Schlug das Böse im Original immerzu nichtsahnend und ohne Gnade zu, so sind hier alle Züge vorprogrammiert. Alles spielt sich nach Schema F ab.

Wieso dieses Schema dann aber auch noch derartig hollywood-getreu ausgetreten werden muss, ist gänzlich unverständlich. Das Original bezog seine Faszination daraus, dass das Grauen – wenn man von den anderen Familienmitgliedern absieht – gesichtslos bleibt, dass man sich als Zuschauer seine eigenen grausamen Gedanken machen muss, was für ein „Monster“ sich hinter der Maske befindet. Scott Kosar – der für das neue Drehbuch verantwortlich ist – tischt jedoch eine Hintergrundgeschichte für den entstellten Thomas Hewitt (so der richtige Name Leatherface) auf, die mit penetrantem Kitsch vollgestopft ist. Dank seines entstellten Gesichtes – das man obendrein auch noch zu Gesicht bekommt – wurde er in seiner Kindheit immerzu gehänselt und entwickelte sich so zum psychopathischen Mörder. Welche „wundervolle“ Hollywood-Vergangenheit – jetzt verstehen wir auch die Taten Leatherfaces! Jetzt wurde endlich die Mystik hinter dem gesichtslosen Mörder entschlüsselt.


Um schließlich noch das Terror-Maß zu erhöhen wurde die Psycho-Familie gehörig aufgestockt. War das Verrücktsein im Original noch eine eindeutige Männerdomäne, gibt es jetzt gar weibliche Hillbillies, die dem inzestiziösen Texas entsprungen sind. Es mag hierbei vielleicht kein schlechter Einfall gewesen sein, das Geschehen mit neuen Gesichtern zu beleben – diese verkommen aber bei „the Texas chainsaw massacre“ äußerst schnell zu belanglosen Randfiguren, die ein paar verstörte Worte herunterrasseln dürfen und dann schon wieder von der Bildfläche verschwinden. Einzig ein kleiner Junge darf etwas in den Mittelpunkt treten – wieso diesem aber eine derartig hollywood-esque Nettigkeit zugeschrieben werden musste, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.

SPOILER
Jedoch hätte man all diese Veränderungen noch verkraften können, wenn nicht das Ende des Filmes derartig missraten wäre. Viel zu lang und mit zu großen logischen Lücken (nach einem „netten“ Kettensägenschnitt ins Bein kann Leatherface noch verdammt schnell rennen (u.a.)) wird da der Showdown ausgedehnt. Wirklich Spannung will aber partout nicht aufkommen. Die Figuren handeln wie billige Schablonen, die das Abgeschlachtet Werden verdient haben.

Die größte Dreistigkeit ist jedoch die „rosarote“ Auflösung des ganzen Geschehens. Erin darf als einzige Überlebende ein Baby aus den Klauen der Psycho-Familie retten, Leatherface nahezu unschädlich machen und den gestörten Sheriff mehrmals mit einem Auto überfahren. Das Böse wird kategorisch ausgemerzt. Nichts verbleibt mehr von der pessimistischen Ausweglosigkeit des Originals. Erin ist wirklich eine Heldin – nicht ein Wrack das reif für die Psychiatrie ist.
SPOILER-ENDE


Doch eines muss man dem Remake zu Gute halten: Die Optik kann zwar die Werbevergangenheit Marcus Nispels nicht verheimlichen – wirkt aber äußerst passend zum Psycho-Terror in Texas. Mit einem bräunlichen Farbfilter wird herrlich die texanische Hitze wiedergegeben. Und auch die ungewöhnlichen Kamerawinkel – die schon das Original derart faszinierend machten – finden den Weg in die Neuauflage. Gekoppelt mit dem kontrastreichen Bildern wird so eine Hochglanzoptik geschaffen, die vor allem während der zahlreichen Splatterszenen zusätzliche Beklemmungen hervorruft.

Ob aber die Erhöhung der Blutrünstigkeit wirklich notwendig war, muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden. Wenn der Körper während des Laufens eines Beines entledigt wird, offenbart dies zwar ganz klar die hervorragende Arbeit der Maskenbildner und Special-Effects-Verantwortlichen. Doch das Original entfaltete gerade seinen morbiden Charme durch das geschickte Ausblenden der Grausamkeiten. Nahezu alle Blutrünstigkeiten spielten sich nur im Kopf des Betrachters ab, wirkten so noch wesentlich schauerlicher.


Auf Seiten der Schauspieler gibt es eigentlich nur einen Lichtblick und das ist R. Lee Ermey, der schon in „Full Metal Jacket“ den dominanten Drill-Sergeant gab. Zwar ist seine Figur des psychopathischen Sheriffs in gewisser Weise nur eine Kopie seines Charakters in Kubricks Meisterwerk – doch Ermey ist schlichtweg brillant. Seine Szenen sind verstörend, bitterböse und voller Sadismus. Er ist die eigentliche Inkarnation des Bösen – kann in seiner Wirkung noch über dem eigentlichen „Widersacher“ Leatherface thronen.

Die restlichen Akteure sind eigentlich nur simples Beiwerk – ausgesucht nach ihrem Aussehen und der gewissen Zugwirkung auf das jugendliche Publikum. Zwar sieht Jessica Biel [u.a. die TV-Serie „7th heaven / eine himmlische Familie“ oder die Gesellschaftssatire „rules of attraction / Die Regeln des Spiels“]als Erin durchaus nett aus – ihre einzige Funktion scheint aber das im klatschnassen Feinripp-Unterhemd Umherlaufen zu sein. Schauspielerisch fordert dieser Auftritt bei weitem nicht! Und selbst die für einen Horrorfilm wichtigen Qualitäten als Scream-„Queen“ kann Biel nicht aufbringen – stimmlich schwach und ohne Kraft schreit sie hier und da ihre Angst heraus. Und der unberührte Zuschauer erinnert sich mit einem „zufriedenen“ Lächeln an ihre Vorgängerin Marilyn Burns, die mit ihren markerschütternden Schreien das Original derartig verstörend machte.


Äußerst amüsant verbleibt abschließend das erneute Spiel zwischen Wahrheit und Fiktion. Schon im Original kündigte Tobe Hooper im Vorspann an, dass das folgende Geschehen auf wahren Begebenheiten beruhen würde – wie sich aber letztlich herausstellte wurde einzig die Figur des Leatherface von dem Massenmörder Ed Gein inspiriert, der sich aus der Haut seiner weiblichen Opfer Kleider schneiderte. In Nispels Remake wird dieser Gag jedoch noch weiter ausgeführt: Mit einer wackeligen Handkamera bewaffnet sieht man zu Beginn des Filmes zwei Cops im Haus der Hewitt-Familie nach Beweisen suchen. Einer von ihnen erzählt, dass die folgende Geschichte die wahren Torturen der Massaker-Opfer wiedergibt – dass alles nur eine Nachstellung der Wahrheit ist. Kurz weist er während seiner Beweisaufnahme auf tiefe Kratzer in der Wand des Kellertreppenhauses hin – gibt schon einen Vorgeschmack auf das kommende Geschehen. Während dieser knappen Einführung entfalten die handgefilmten schwarz-weiß Bilder durchaus eine gute Wirkung, lassen den wissenden Zuschauer über das erneute ausschweifendere Aufgreifen des Gags schmunzeln.

SPOILER
Doch auch hier geht das Drehbuch von Kosar einen entscheidenden Schritt zu weit. Nach dem eigentlichen Ende des Filmes (der Flucht Erins) bekommt der Betrachter erneut die ermittelnden Polizisten zu Gesicht – mittlerweile haben sich ihren Weg in den Keller gebahnt, sie scheinen den Grausamkeiten schon nahe. Plötzlich trifft den Kameraführer ein Schlag, dieser fällt um – scheinbar hat Leatherface oder ein anderes Familienmitglied noch ein weiteres Opfer gefunden. Was dieser finale Schlag letztlich bezwecken soll, kann wohl nicht wirklich geklärt werden. Er wirkt aufgesetzt, scheint unbedingt zu verdeutlichen wollen, dass die Hewitt-Familie noch nicht am Ende ist. Doch der erhoffte Schockeffekt geht gehörig in die entgegengesetzte Richtung los. Das ganze „Zusatz-Geschehen“ wirkt aufgesetzt, wie ein billiger Taschenspieler-Trick, mit dem man dem Betrachter jegliche Intelligenz abspricht – und in gewisser Weise Platz für eine Fortsetzung einräumt. Es lebe der Kommerz – aber was sollte man auch anderes von einer Bay-Produktion erwarten?
SPOILER-ENDE


Fazit - What you know about fear... doesn't even come close.

Musste das wirklich sein? Musste man wirklich DEN Klassiker des Terrorfilmes mit einem derartig lieblosen Remake (ent-)ehren? Zwar wirkt die Optik der Michael Bay-Produktion äußerst passend und auch die Gore-Effekte stimmen den Betrachter zufrieden – was man hier aber für eine billige Geschichte auftischt, geht auf keine Kuhhaut. Scheinbar zwanghaft wird jeglicher Funke des Mythos um den masketragenden Leatherface demontiert, um das ganze Geschehen letztlich in einem Finale enden zu lassen, das jeglichen verstörende Pessimismus des Originals vermissen lässt.

Unter dem Strich verbleibt zwar eine Kommerz-Produktion die durchaus Spaß bereiten kann – sollte man jedoch den Fehler machen und sein Hirn einschalten, wird man erbost seinen Blick von dem Film abwenden. „The Texas chainsaw massacre” ist dank zahlreicher Plot-Holes und einer platten Geschichte so wenig schmackhaft, dass selbst ein phantastisch psychopathischer R. Lee Ermey nichts mehr retten kann. Schade drum – wer aber Lust auf wahren Terror verspürt kann glücklicherweise immer noch auf das brillante Original zurückgreifen!

Wertung: 3 zerhackstückelte Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: www.tcm.film.de

20 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Mundi

    24.01.2005, 19:47 Uhr von Mundi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Köstlich, ein Leckerbissen! lg mundi