The Best of Johnny Cash - Johnny Cash Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von LosGatos

Goodbye Johnny

Pro:

er war "The Man in Black"

Kontra:

er macht uns zu "Men in Black"

Empfehlung:

Ja

GOODBYE JOHNNY

Irgendwann, es ist schon länger her, ließ mich der sehr geschätzte dahmane in einem Kommentar wissen, ich müsste doch eigentlich (auch mal) über Johnny Cash schreiben. Mir war zwar in dem Moment der Sinnzusammenhang nicht klar, aber dahmane schreibt nun mal nichts einfach so dahin. Natürlich war Johnny Cash für mich immer ein heißgeliebter Interpret und damit lag nahe, dass ich irgendwann auch über ihn schreiben würde.

Johnny Cash hat den Zeitpunkt selbst gesetzt. Er erlag am 12.9.2003 den Folgen einer Diabetes-Erkrankung. Entsetzt war ich nicht nur von der Todesmeldung, sondern schockiert auch von einem Bild, das eine Zeitung eben dieses Namens in ihrer Online-Ausgabe veröffentlicht hatte: Der 71jährige Johnny ca. 1 Monat vor seinem Tod, von seiner Krankheit gezeichnet. Unvorstellbar, wenn man ihn gleichzeitig mit kräftiger Stimme singen hört. Allerdings ist mir noch in unangenehmer Erinnerung, dass jenes Boulevardblatt Johnny Cash’s Tod schon vor rund 5 Jahren per Schlagzeile angekündigt hatte.

Johnny Cash wurde am 26. 2. 1932 im US-Staat Arkansas als Sohn eines Farmers geboren. Anfang 20 versucht er sich erst in Gospel-Songs, die aber nicht die Akzeptanz der Plattenfirmen finden. Also steigt er auf Country um. Bald wird er zum Star in diesem Genre und ist in den USA so bekannt wie zur gleichen Zeit Elvis Presley. Er meint nun, gegenüber seiner Plattenfirma das Sagen zu haben, denn seine heimliche Liebe gilt immer noch dem Gospel. Es kommt so zum Streit und Wechsel der Plattenfirma. Mit seiner Popularität gerät er in branchenübliche Probleme, der Stress, ein Star zu sein, lässt sich auch für ihn nur mit Drogen und Alkohol ertragen, darüber hinaus kommt er sogar mit dem Gesetz in Konflikt. Nach seiner Hochzeit mit der Musikerin June Carter, die er schon ewig kennt und liebt, ordnet sich sein Leben wieder und sein Erfolg wird auch international. Während er in den USA zwar der König des Country, aber im Grunde genommen auch nur einer von unzähligen Sängern dieser Musikrichtung ist, ist er z.B. in Deutschland, wo Country zwar auch seine Anhänger hat, aber keine Verkaufszahlen wie in den USA vorweisen kann, die Gallionsfigur für Volksmusik à la USA schlechthin. Höchstens John Denver erreichte hierzulande einen ähnlichen Bekanntheitsgrad als Country-Sänger. Ab und zu spielt er auch kleine Filmrollen. Kürzlich sah ich ihn wieder mal in der x-ten Wiederholung der Südstaaten-Saga „Fackeln im Sturm“, wo er den legendären John Brown spielt. Die Hymne „John Brown’s Body“, die natürlich nicht von Johnny Cash stammt, war übrigens das erste englische Lied, was ich als Sechstklässler im Englischunterricht lernte. Johnny Cash hat seine auch kürzlich verstorbene Frau June Carter, mit der er 35 Jahre verheiratet war, nur um 4 Monate überlebt. 71 Lebensjahre ist wahrlich kein biblisches Alter. Only the Good die young....

Johnny Cash stand wie wenige als Symbolfigur für die USA, was auch in folgendem uralten Witz aus Zeiten des Thatcherismus zum Ausdruck kommt: „Was ist ein großer Unterschied zwischen Großbritannien und den USA?“ – „Die USA haben Ronald Reagan, Bob Hope und Johnny Cash, die Briten hingegen Maggie Thatcher, no Hope and no Cash“. Bob Hope (wurde über 100) und nun Johnny Cash sind kurz hintereinander von uns gegangen, Ronald Reagan ist schwer krank, und zu dessen Amtszeit hätte es wohl niemand für möglich gehalten, dass es Amerika irgendwann noch härter treffen würde. There’s really no hope any more… es sei denn, die stirbt zuletzt.

Der Tod von Johnny Cash war natürlich für mich ein Anlass, eine CD von ihm aufzulegen. THE BEST OF JOHNNY CASH (erschienen 1995 bei Columbia) enthält 20 bekannte Country-Songs, viele von ihnen hat nicht nur Johnny Cash gesungen. Eine Track-List als Übersicht liefere ich hier nicht, werde aber ausnahmsweise alle 20 Titel kurz ansprechen. Denn selbst wenn man bei diesem Interpreten alles bespricht, ist es immer noch zu wenig.

Es geht los mit RING OF FIRE, ein Lied, das seine Frau June Carter für ihn schrieb und das ein Welthit wurde. Auch Eric Burdon nahm den Song in sein Repertoire auf. Typisches Western-Feeling mit langen instrumentalen Passagen und „Locomotive Breath“ gibt es in ORANGE BLOSSOM SPECIAL. Dann seine großartige Interpretation von THE NIGHT THEY DROVE OLD DIXIE DOWN. Keiner singt es besser als Johnny Cash, nicht einmal Joan Baez. In Deutschland wurde bekanntlich von Juliane Werding daraus eine furchtbare Schnulze gemacht, die jegliche Power eines Johnny Cash vermissen lässt. Weiter geht es mit JACKSON, einem Titel, der vor allem auch durch Frank Sinatras Tochter Nancy bekannt wurde. Cash singt es hier zusammen mit June Carter. Ein typischer Johnny Cash-Song ist DON’T TAKE YOUR GUNS TO TOWN.

Einer seiner bekanntesten und zugleich ältesten Songs ist I WALK THE LINE aus dem Jahre 1956. Die einfache, sehr eindringliche Melodie dieses Liebesliedes geht einem schnell ins Ohr. Als ich (LosGatos) das erste Mal Johnny Cash hörte, konnte ich nicht viel mit ihm anfangen. Zu jener Zeit hörte ich häufig die Charts in einem englischen Soldatensender, wo eines Tages auch der Titel A BOY NAMED SUE auftauchte. Was hätte ich auch damals mit diesem balladenartigen Sprechgesang anfangen sollen?! Johnny erzählt die Story eines Burschen, der darunter litt, dass ihn sein Vater, der sich nach seiner Geburt bald aus dem Staub gemacht hatte, auf einen Mädchennamen getauft hatte, und deshalb diesem Rache schwor. Gute Englischkenntnisse sind daher zum Verständnis erforderlich, und so war es auch nicht verwunderlich, dass der Titel in Deutschland seinerzeit nicht so gut ankam. Johnny Cash wurde auch dadurch bekannt, dass er immer wieder in Gefängnissen sang, vor Häftlingen auftrat und sich für ihre Belange einsetzte. Diesem Umstand hat er auch eines seiner berühmtesten Lieder gewidmet: in SAN QUENTIN hegt er Zweifel, ob Gefängnisse ihre Insassen zu besseren Menschen machen. Zu den berühmtesten und meistgesungenen Country-Songs aller Zeiten gehört auch IF I WERE A CARPENTER, das Johnny Cash hier wieder zusammen mit seiner Frau June Carter vorträgt. Es folgt wieder ein Live-Mitschnitt aus einem Gefängnis, dem auch der FOLSOM PRISON BLUES gewidmet ist. Eine kurze Begrüßung „Hello, I’m Johnny Cash“ und der Jubel ist ihm gewiss.

Nach dem weniger bekannten, leicht rockigen KATE folgt ein Leckerbissen für Western-Fans: GHOST RIDERS IN THE SKY gehört zu den bekanntesten Western-Songs aller Zeiten und ist auch hier einer von vielen Höhepunkten der Scheibe. Yippee-I-Yo...Yippee-I-Yay! Leider bekam der Titel durch die Ereignisse des 11. September einen faden Beigeschmack. Ein schönes Stimmungslied mit entsprechender Basseinlage hören wir von ihm mit DADDY SANG BASS: „Singin\' seems to help a troubled soul“. Der nächste Titel erinnert an eine bekannte Kultserie der 60er und 70er Jahre. Mit BONANZA erleben wir Ponderosa-Feeling und Erinnerungen werden wach an Ben Cartwright und seine Söhne Adam, Hoss und Little Joe. Bis auf Pernell Roberts (Adam) sind die Darsteller der berühmten Cowboys auch längst in den ewigen Jagdgründen verschwunden. Einen weiteren Klassiker gibt es mit IN THEM OLD COTTONFIELDS BACK HOME. Wir erinnern uns, dass sich sogar Udo Jürgens vor über 30 Jahren an diesem Titel versuchte.

Nach dem weniger spektakulärem FIVE FEET HIGH AND RISING liefert uns Johnny Cash viele Antworten auf die Frage, warum er der MAN IN BLACK ist. In der Tat war ja die schwarze Kleidung stets sein Markenzeichen: „\'Till things are brighter, I\'m the Man In Black.” Wesentlich versöhnlicher erleben wir ihn in dem leicht kommerziellem, aber dennoch sehr schönen A THING CALLED LOVE. Dieses Lied über die schönste Sache der Welt, die man nun mal nicht mit Händen fassen kann, war einer seiner bekanntesten und erfolgreichsten Titel. Mit der Abschiedsmelodie beginnt THE BALLAD OF IRA HAYES. Hier erzählt uns Johnny die Geschichte von einem trinkfreudigen Indianer, die von einem stimmungsvollen Refrain aufgelockert wird:
„Call him drunken Ira Hayes
He won\'t answer anymore
Not the whiskey drinkin\' Indian
Nor the Marine that went to war”

Und der Abschluss der CD ist einmal mehr dem Knast gewidmet: IN THE JAILHOUSE NOW.

Mit Johnny Cash hat einmal mehr ein großer Entertainer für immer die Bühne des Lebens verlassen. Stellvertretend für alle Fans von Johnny Cash grüße ich an dieser Stelle Rotha, mit dem zusammen ich „The Man in Black“ in angemessener Weise würdigen wollte. Wir haben leider Anlass, schwarz zu tragen.

Well, you wonder why I always dress in black,
Why you never see bright colors on my back,
And why does my appearance seem to have a somber tone.
Well, there\'s a reason for the things that I have on.

I wear the black for the poor and the beaten down,
Livin\' in the hopeless, hungry side of town,
I wear it for the prisoner who has long paid for his crime,
But is there because he\'s a victim of the times.

I wear the black for those who never read,
Or listened to the words that Jesus said,
About the road to happiness through love and charity,
Why, you\'d think he\'s talking straight to you and me.

Well, we\'re doin\' mighty fine, I do suppose,
In our streak of lightnin\' cars and fancy clothes,
But just so we\'re reminded of the ones who are held back,
Up front there ought \'a be a Man In Black.

I wear it for the sick and lonely old,
For the reckless ones whose bad trip left them cold,
I wear the black in mournin\' for the lives that could have been,
Each week we lose a hundred fine young men.

And, I wear it for the thousands who have died,
Believen\' that the Lord was on their side,
I wear it for another hundred thousand who have died,
Believen\' that we all were on their side.

Well, there\'s things that never will be right I know,
And things need changin\' everywhere you go,
But \'til we start to make a move to make a few things right,
You\'ll never see me wear a suit of white.

Ah, I\'d love to wear a rainbow every day,
And tell the world that everything\'s OK,
But I\'ll try to carry off a little darkness on my back,
\'Till things are brighter, I\'m the Man In Black.


Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 14.9.2003
Veröffentlicht außer bei Ciao derzeit nur noch bei Yopi

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