The Documentary - The Game Testbericht

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ab 9,56
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Senilm

Schuhfetischist und Gangstarapper

4
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  gut

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das manche Rapper heutzutage einen an der Omme haben, dürfte ausser Frage stehen - das plötzlich zum zerbersten volle Bankkonto kann schonmal eine Gehirnhälfte ausklinken.

Doch das was "The Game" abzieht - verwirrt wirklich.
Frisch aus dem Ghetto, die Einschussnarben vom letzten Drive-by-Shooting grad frisch verheilt, schnappt er sich Legende Dr. Dre und zimmert gemeinsam mit ihm ein Album.
50 Cent als Gastfeature sorgt für die Chartsplatzierung der meisten Tracks -also sicherer Cash-Flow. Um ein wenig kontrovers zu fahren, belebt er zum dreißigsten Mal das Gangsta-Rap Genre neu - nennt sein Album "The Documentary" in Anlehnung an Meisterwerke wie "The Chronic" und huldigt den großen - im Gangstakrieg - gestorbenen "Soldiers".

Und was macht unser "The Game" - er rappt in fast jedem Song über seine "Nike Airs" - das mag anfangs noch wie Sponsoring wirken - aber spätestens bei Textzeilen "I´ll kill you if you try me for my nike airmax95" vermutet man doch, daß dem jungen Mann mehr an diesem Schuhwerk liegt, als bloß drin die Schweißfüße zu wärmen.

Doch wollen wir uns nicht näher den Tennissockenweichgetretenen Teuertretern zuwenden, sondern auch über Game´s Album reden, daß wie erwähnt einige hochkarätige Vertreter des HipHop Genres im Bentley vorfährt - auf welche die goldbesetzten Felgen des Covers reichlich scheisse aussehen würden.

Das findet auch "The Game" im "Intro" und stellt sich da auch gleich auf die Seite der Armen - das er aus demselben Milieu kommt belegt "Westside Story" mit typischen Dr. Dre Sound.
Brummende Schrammelei und klimpernde Pianos auf tackernden Beats - das klingt wie vor fünfzehn Jahren - aber da ist Dr. Dre wie Dieter Bohlen - selbst mit derselben Scheisse kann man über Jahrzehnte Erfolg haben. Wenn dann 50Cent im Refrain auch noch "Gangsta for live" beschwört - fühlt man sich gleich wieder wie vor zehn Jahren und möchte sich am liebsten seine Karohemden wieder anziehen.

Das es auch ne Runde frischer um die Ecke weht - beweist "Dreams" das früh Maßstäbe setzt. Mit Kanye West an den Reglern wurde ein lässig schwofend, groovendes Soulsamplingwerk geschaffen - das von seinem Gesangssample und Game´s sympathischen Storytelling lebt. Seine Erfolgsgeschichte legt er uns hier offenbar und mir schwahnt mit "We the future" hat er gar nicht mal so unrecht...
speziell wenn bei "Hate it or love it" die hochgesetzte Meßlatte nochmal kurz getoppt werden kann.
Der Sonnenscheingroover schwingt sich mit lockerleichtem Funk-Brothers Sound da rein - wo sich normalerweise Hormonüberschüsse bemerkbar machen. Im flotten Schwof spielen sich 50Cent und Game die Bälle zu - so daß die Comboleiste bald auf Gamebreaker steht ! Das ist feinster HipHopsound mit Gangsta-Soße dazu.

Zurück zum altbewährten Dre Sound kehrt "Higher" auch wenn bombastische Bassgeschütze hier die Clubtauglichkeit nach oben treiben ! "Hip Hop´s worst nightmare" erklärt die "Gangsta Party" für eröffnet und lässt dabei sämtliche Klischees auftischend die Polizei vor der Tür stehen.
"How we do" marschierte mit Dre´s Klimpersynthies gleich da hin, wo unser Dieter noch nicht war - in die amerikanischen Billboard-Charts. Der pulsierende Bass sorgt mal wieder für bewegte Ärsche - während die "aaaaahh" -Raps The Game verbal auf das Level von Nuschler 50Cent fallen, der ja in seinen Videos eh wie ein deplatzierter Neandertaler aussieht. Das man hier am liebsten über das tunen von Autos und Ärschen redet, stört keinen mehr der unter 17 ist !
"Don´t need your love" featured Faith Evans - die bekanntermaßen ja Ehefrau von Biggie Smalls war und nicht ganz unbeteiligt am Krieg zwischen Ihm und Tupac Shakur.
Das ändert aber nichts am coolen Balladesksamplesound des Tracks - welcher sich gemütlich da einreiht wo sich Gangstarap vor acht Jahren verabschiedet hat - in der Westcoastarea.
Bombastbässe mit ordentlich Pomp drumrum - sind die Spezialität von Just Blaze der mit "Church for thugs" die selbstgesetzte Qualität nochmal steigert - der Track bringt nicht nur die Köpfe zum nicken ! Zwar ein wenig chaotisch - da auch Game einiges zu erzählen hat - aber dennoch beeindruckend.

Timbaland hingegen fährt seine schwofend, bouncenden Beats im Jeep von "Put you on the game" vor - doch wirklich überzeugen mag hier nur Game selbst, der sich als Platzeinweiser im Gangstarapkino ausgibt aber gleich noch die besten Plätze für sich selbst beansprucht - was "Start from scratch" zu sympathischen Storytelling weicht. Das scheint allgemein Game´s Stärke zu sein - eigene Anliegen in Stories zu verpacken. Das macht Laune, auch wenn musikalisch eher Schonkost geboten wird. Sowas bietet er auch auf dem Titeltrack - die Abrechnung mit Gangstarap ballert sich bombastisch zwischen JustBlaze und Dre-Sound ein - produziert von Jeff Bhasker. Leider fehlt ein wenig die Abwechslung so daß auch Game´s Ausführungen eher langweilen.

"Runnin" lässt Tony Yajo´s aggressiven Stil leben und Hi-Tek´s Regler glühen. Zwischen Kirchenorgelsynthesizern und eingängigem Beatwerk steht aber vor allem einer im Mittelpunkt - The Game! Welcher mit weniger Hektik glatt den Flowhöhepunkt erreichen würde. Ganz andere Höhepunkte bietet "No more fun and games" - der Funk von vierzig Jahren groovender Bassläufe lebt in diesem Track auf - zwischen einem ultrafett smooth abgehenden Wahwah-Gitarreneinsatz melden sich Bläser an, die den Gehörgang reinigen und The Game zum Mann im Ohr werden lassen - der sich durchs Ohrenschmalz rappend deine Gehirnsuppe zum kochenden Sud werden lässt !

"We ain´t" bringt Eminem zum Einsatz - vor den Reglern und hinter dem Mikro. Pulsierende, pochende Synthesizer und typische Reimstilhämmernde Sounds lassen sowohl seine als auch Game´s Raps zum aggressiven Allheilmittel für Frust werden. Für steigenden Frust hingegen sollten Werke wie "Where i´m from" und "Special" sorgen - welche mit Ihrem gezwungenen Westcoastsound zu festgefahren wirken - da kann selbst Bulldozer Nate Dogg mit weichen Soulgesängen nicht mehr helfen ! Ähnliches widerfährt auch "Don´t worry" - die altbekannte Kollabo Dr. Dre und Mary J. Blige langweilt mit Einheits-R´n´B Brei und Mary´s Omnipräsenz - das weiß wohl auch Game und hält sich geschickt im Hintergrund, denn schon "Like father, like son" bringt ihn gemeinsam mit Busta Rhymes in den Gangsta-Olymp ! Buckwild hat die perfekte Untermalung für den Smoothen Sound gefunden - eine kratzige, wilde Geige welche hier Leben einbringt und dem Storytelling von Game zu neuen Höhen verhilft - ganz großer HipHop.


"The Documentary" gehört zwar mit Sicherheit nicht zu den Meilensteinen der HipHop Geschichte - zweifelsohne sind aber einige Sahnehäubchen vorhanden.
Allen voran darf man The Game für sein Storytelling loben, daß er immer dann, wenn er sich von den Partytracks entfernt, zur Geltung bringt - davon bitte mehr.
Natürlich sorgen auch die Riege an Top-Producern für Hitgaranten - die aber, speziell im Falle von Dr.Dre´s Produktionen schon sehr altbacken wirken.
Wer die Schnauze von Gangsta-HipHop noch nicht voll hat und hochkarätige Producer auf einem Album vereint haben will - der kommt um dieses Album nicht rum, da helfen selbst Nike-Schuhe nix !

22 Bewertungen, 7 Kommentare

  • ColaFantaSprite

    01.04.2006, 19:47 Uhr von ColaFantaSprite
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG ± C.F.S. <br/>

  • Doro1975

    27.02.2006, 11:20 Uhr von Doro1975
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh+LG Doro

  • LucaDickmops

    19.02.2006, 19:58 Uhr von LucaDickmops
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, viele Grüße Luca

  • morla

    17.02.2006, 15:33 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • waltraud.d

    17.02.2006, 14:52 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Kamil_Jan

    17.02.2006, 12:50 Uhr von Kamil_Jan
    Bewertung: sehr hilfreich

    hab mal in einem "MTV Masters" gehört das Firmen den Kollegen etwa 50.000 Dollar dafür zahlen dass sie ihre Produkte erwähnen....10 Songs mit Nike macht 500.000 Euro, oder ein paar neue 45 Zoll Felgen für den Escelade ;)

  • kakaue

    17.02.2006, 12:12 Uhr von kakaue
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh lg chris, gegenlesungen sind willkommen und gibts auch von mir :-)