The Dream Of The Blue Turtles - Sting Testbericht

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ab 15,79
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Erfahrungsbericht von plumtree

Perfekt!

Pro:

tolle Songs - prima Musiker

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Stings erstes Soloalbum ist ein Traum mit 50 Minuten Spieldauer. In Stereo und Technicolor - wenn man die Augen schliesst!

Als es 1985 erschien waren alle elektrisiert von diesen Songgebilden irgendwo zwischen Funk, Jazz, Pop und Rock. Nach dem Verlust seiner Mitspieler von Police hätte man eine gewisse Leere erwartet.

Statt dessen heuerte er die Creme der amerikanischen Jazzszene.
Am Saxophon: Branford Marsalis
Die Tasten drückt Kenny Kirkland
Auf die Felle und Becken klöppelt Omar Hakim
Den Bass zupft diesmal nicht der Meister, sondern Darryl Jones
Sting singt und spielt Gitarre
nicht zu vergessen die magischen Backgroundsängerinnen Janice Pendarvis und Dolette Mc Donald

Nun nützen all die tollen Musiker nichts, wenn die Musik gar schröcklich ist. So geschehen beim eher missratenen \"Mercury Falling\"
Aber schon beim ersten Song ist alles klar:

1. If You Love Somebody Set them Free - Wie kann man so einen Bandwurmtitel singen? Der Song klingt ganz einfach. Schnelle Up-Tempo Nummer mit eingängigem Refrain. Aber allein das Saxophon spielt dermaßen entfesselt, dass man sich in zwei Songs wähnt. Und was Omar Hakim bei so einer einfachen Geschichte an Zwischenschlägen vom Stapel lässt... *staun*

2. Love Is The Seventh Wave - Reggaeesk getrommelter Song, der mit stellenweise gewollt vergeigten Einsätzen eine unglaubliche Lebensfreude ausstrahlt. Branford Marsalis Saxophon ist irrsinnig gut.
Und am Ende gibt\'s noch einen ironischen Seitenhieb auf \"Every Breath You Take\"

3. Russians - Musikalisch am anspruchsvollsten, ist der Text mittlerweile nicht mehr aktuell. Der kalte Krieg ist gottlob vorbei (obwohl er mit dem heißen im Irak vielleicht grade wieder beginnt, aber mit anderen Vorzeichen). Dennoch ein Stück mit Gänsehauteffekt

4. Children\'s Crusade - Gleich im Anschluß ein Song gegen den Krieg, der sich mit den viel zu jungen Opfern der Weltkriege auseinander setzt. Aber gar nicht peinlich und getragen durch eine wunderschöne Saxophonfigur (von Branford Marsalis, falls ich das noch nicht erwähnt habe ;-), der auch gleich einen Soloeinsatz bekommt. Toll ist der Übergang vom jazzigen Chaos, zurück in den Song - schwelg. Diese zwei Sekunden Genialität können den Tag retten!

5. Shadows In The Rain - Ein alter Police Song - aber so mitreißend war er da nicht. Hier ist es ein fetziges Mittanzstück für die nächste Party. Jipppiiiieee!

6. We Work The Black Seam - Stings Kunst, wirklich gruselige Themen ( hier ) in betörende Songs zu packen, hat hier einen ersten Höhepunkt erreicht.

“One day in a nuclear age
They may understand our rage
They build machines that they can\'t control
And bury the waste in a great big hole
Power was to become cheap and clean
Grimey faces were never seen
But deadly for twelve thousand years is carbon fourteen”

Sein Gesang ist sehr eindringlich und wirkt ebenso freundlich wie bestimmt. Die Instrumente sind leicht zurückgemischt und ein klagender Sound bestimmt das Bild

7. Consider Me Gone - Diesen Song habe ich geliebt. Ganz simpel im Aufbau und doch ganz vertrackt. Er beginnt mit einem Fade-In und das Tempo steigert sich zuerst unmerklich, verbunden mit einer fordernden Stimme wird\'s am Ende immer schneller - Wow!

8. The Dream Of The Blue Turtles - Wenn man so viele Jazzer um sich hat, gibt\'s natürlich auch richtiges Jazzstück - aber nur gut 1 Minute und nur so zum Spaß als Prolog zu:

9. Moon Over Bourbon Street - Das kennt natürlich jeder! Ein Swingstück ebenso cool wie genial.
Hier stimmt einfach alles: Der leicht verschleppte Rhythmus, das singende Saxophon, der zerbrechliche Gesang machen den Song zum Klassiker.

10. Fortress Around You Head - Noch einmal Großeinsatz für alle Beteiligten. Um ein Gitarrenriff baut sich der ganze Song auf und lässt den Musikern extrem viel Freiraum, die es Sting mit einem benahe symphonischen Werk danken.

Wann gibt\'s das mal? Eine CD ohne Schwachstelle, ein tolles Stück nach dem anderen. Man traut sich ja kaum einen Song herauszustellen.
Eigentlich habe ich sie nur mal wieder gehört um zu schauen ob ich Sting mit meinem Verriss zu \"Merury Falling\" unrecht getan habe - aber nein, diese CD ist vier Klassen besser.
Und es gibt natürlich auch Gründe warum Sting auf Konzerten immer noch große Teile dieses Albums spielt.
Einfallsreich, kreativ, toll arrangiert - genial eben!

Kauft ihr Leute, kauft es ein!

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