Theorien Testbericht

No-product-image
ab 9,98
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

Erfahrungsbericht von nosianai

Warum ich mich auf den nächsten Weltkrieg freue...

Pro:

Ich streite mich gern mit jedem, der ein Pro-argument kennt.

Kontra:

kadaver, blutvergießen, und es trifft immer nur die Falschen

Empfehlung:

Nein

Ich habe heute einen sehr interessanten Beitrag hier gelesen und möchte doch jetzt unheimlich gerne meinen Senf dazu geben. Selbstverfreilich werden die Unverbesserlichen unter euch jetzt sagen, dass es dazu die Kommentarfunktion gibt, aber den Spaß lass ich mir nicht nehmen...
Übrigens werde ich keinen einzigen Satz des Originalberichtes übernehmen, sondern alles fein Umformulieren. Das hab ich beim Abschreiben in der Schule gelernt.. merkt dann nämlich keiner...
Nein Stopp ich muss etwas Ernst in die Sache bringen: Sollte der Verfasser des O-Textes hier landen und dies lesen und feststellen, dass ich ihn irgendwo katastrophal missverstanden habe, dann doch bitte gleich melden...

Thema: Wir brauchen einen 3. Weltkrieg!

(O-Titel: Warum wäre ein 3-gigantischer-Weltkrieg gut.)

Kleiner Prolog:

Na ja, wenn ich mir so unsere Kollapsgesellschaft anschaue, dann bin ich doch auf den ersten Blick geneigt, laut Hurra zu schreien. Ein globaler Krieg würde einige Klapsköpfe aus dem täglichen Leben wegrationalisieren... Ist natürlich totaler Quatsch und ich vertrete diese Einstellung auch nicht!

Noch ein Prolog:

Der Verfasser des genannten Textes jedenfalls hat ein paar geniale Ideen zu Papier gebracht und es steckt viel Wahres im Kern, jedoch ändert das nichts an der Tatsache, dass die guten Ideen an einem scheitern werden: Der Realität.

Noch eine kurze Anmerkung in eigener Sache und dann geht s endlich los...

Wir machen das heute mal so wie in der Schule. Wir erstellen nämlich eine Argumentationskette. Argument (also O-Ton). Gegenargument (nämlich meins). Wer also einen flüssigen, reißerischen Text erwartet, kann gleich mal schnell nach unten scrollen und sn klicken... Kleiner Scherz... Wen s betrifft der kann ja wegklicken..

So, nun endlich los...

Kurzer Abriss des O-Textes:
Es wird die These aufgestellt, dass ein Dritter Weltkrieg durchaus positive Folgen für die Menschheit hätte.
Schon allein deshalb, weil es schlichtweg zu viele Menschen und deswegen soziale Ungerechtigkeiten gibt. Die Tatsache, dass wir es immer noch nicht geschafft haben, andere Planeten für uns als Lebensraum nutzbar zu machen, soll den Platzmangel untermauern, denn, wenn wir erst einmal einen weiteren Planeten und somit mehr Platz hätten... (An dieser Stelle hört der Autor auf uns zu sagen, was dann passiert. Seine Überlegung besteht allerdings darin, dass Menschen mehr Platz brauchen.)

Da natürliche Ausleseprozesse der Natur wie Pest und andere Krankheiten weitgehend unterbunden worden sind, werden es immer mehr Menschen.
Einziger Ausweg: Ein Krieg (kein Atomarer oder ein vergleichbarer, welche die Komplettverseuchung der Erde zur Folge hätte), da dieser die Menschen dezimieren würde, und zwar nach dem Zufallsprinzip, so dass im Grunde alle wieder am Anfang stehen und neu aufbauen würden, weswegen eine Umverteilung z.B. von Gütern möglich wäre.

So, das war s. Jetzt noch ein kurzer Nosianaischer Einwurf: ich liebe Argumentationen im großen Stil, weil s mir Spaß macht, Thesen zu widerlegen. Daran sollte sich hier keiner stören..

Also, wenn man so einen Text liest, was denkt man sich da? Ich dachte mir nur, dass da ein mächtig gewaltiger Denkfehler in einer guten Sache steckt. Und im Grunde könnte man alle Thesen mit nur einem einzigen Argument widerlegen. Wär aber zu langweilig und darum mach ich das nicht...

Zuerst: Sind wir wirklich zu viele Menschen? Ich sage Nein, sind wir nicht. Wir sind nur ziemlich beschissen verteilt.

Also, ist es wahr, dass ein neuer Planet (mehr Platz) der Situation Abhilfe schaffen würde?

Nein, ist es nicht. Spinnen wir die Utopie weiter. Was kostet eine Weltraumbestattung? Was kostet ein Flug durch s All? Die Antwort kommt prompt: Mehr als der Durchschnittsbubi bezahlen könnte. Darum würde auch nie ein Durchschnittsdepp auf eine neue Welt gelangen, es sei denn als Arbeiter. Wieso sollte sich jemand eine Herde Schafe von A nach B schaffen wenn er nicht vorhaben würde, sie irgendwann mal zu scheren, und zwar nicht, um Wolljacken für die Schafe zu machen. Logisch.

Das vermeintliche Platzproblem so zu lösen geht also nicht. Schon allein deswegen nicht, weil nie alle ethnischen Minderheiten etc pp. (die Liste ist weiß Gott lang) mit auf den Dampfer dürften. Das Arche Noah-Prinzip gilt hier nicht.

Das mit den Krankheiten möchte ich auch dringend widerlegen. Wir haben AIDS, was sich langsam aber stetig ausbreitet und sich zu einer Seuche ungemeinen Ausmaßes entwickeln könnte. Reden wir also nicht über einen gestoppten Ausleseprozess der Natur. Unsterblich sind wir noch nicht, auch wenn sich bei manchen Zeitgeistern der Gedanke aufdrängt...

Hauptgedanke: Ein Krieg würde alles ändern, weil dem Menschen zum Opfer fallen und weil Dinge zerstört werden, die hernach wieder aufgebaut werden müssten, und somit hätten alle bei Null anzufangen und es würde eine gewisse Gleichheit entstehen.

Ich weiß nicht, ob der Verfasser des Textes jemals Bilder von einem Krieg gesehen hat. Ich weiß auch nicht, ob da die Hohen Rösser eines Staates, die Staatsmänner, die Reichen und Gelehrten, die Wirtschaftsbosse und so weiter mit einer Kalaschnikow an der Front standen ... Aber ich glaube nicht.

(Gerade las ich den Text noch mal und habe nach einer Bemerkung gesucht, die darauf hindeutet, dass der Autor vielleicht irgendwo konstatiert hätte, dass alle mit ran müssten, aber so was steht da nicht.)

In einem Krieg gibt es erfahrungsgemäß zwei Arten von Opfern, unabhängig von Sieger und Gewinner, und das sind zum Einen die militärischen (Soldaten also) und zum Anderen die Zivilen.
Man könnte natürlich das Pferd von hinten aufzäumen und sagen: Gehen wir davon aus, dass 10% einer Gesellschaft über 50% des totalen Vermögens dieser Gesellschaft verfügen. Dann müssen sich also die restlichen 90% die andere Hälfte des Vermögens teilen. Heißt soziale Gerechtigkeit, dass die 90% dann auf die zahlenmäßige Größe der reicheren 10% minimiert werden müssen? Dann steht s fifty fifty...

Ebenso verhält es sich mit den Opfern an sich. Wenn wir von einer Überbevölkerung ausgehen, dann ist das doch falsch. Es herrscht keine totale Überbevölkerung, sondern nur in bestimmten Gebieten, also vornehmlich in speziellen Gebieten der eh schon unterentwickelten Länder, also in Südamerika, Afrika und Asien ... Werden dort die Menschen erschossen und in den Industrienationen die Wirtschaftsanlagen und die Technik, so dass die Armen weniger und die Reichen ärmer und somit alle etwas gleicher werden?

Und wer entscheidet eigentlich, wer überleben darf? Gibt es VIP-Karten für Schutzbunker? Warum machen wir es nicht wie in den guten alten Love&Peace -Zeiten? Zwangsfortpflanzung für die Reichen, bis sie zahlenmäßig so groß sind wie die armen 90%... das wäre doch viel besser. Dezimiert nicht die Menschheit, schafft aber auch eine gewisse Gleichheit.

Der eine oder andere Leser wird an dieser Stelle schon gemerkt haben: Huch, da stimmt doch was nicht.
Das ist dann auch richtig, denn, so toll die Idee eines Neuanfangs auch ist, ein Krieg, so seriös seine Waffen auch seien, ist kein Weg dahin.

Ich sage das nicht, weil ich Pazifist bin. (Bin ich nämlich nicht.) Oder weil ich denke, dass es falsch ist, Menschen zu töten. (Ja, denke ich.) Oder weil ich Moralist wäre. (Mein Lieber Leser, Nosianai kennt keine Moral...*g*)

(Jetzt kommt der Teil mit der persönlichen Note, die in jeder Argumentation irgendwann mal auftaucht...)

Alles falsch. Ich denke mal, der Autor wurde in einem Moment der inneren Unruhe von dem Gedanken überwältigt, dass ein Neuanfang der Menschheit gut tun würde. Und hey, da hat er recht. Aber so lange The Time Machine nur im Kino läuft, wird das nicht möglich sein.
Und ein Krieg ist ganz bestimmt kein Weg zu einer besseren Welt, und wenn man sich den Text des Autors durchliest, dann ist es genau das, was er sich wünscht: Eine bessere Welt.

Sicher wären weniger Menschen ganz hilfreich. Aber gibt es denn zum Beispiel in Deutschland zu viele Menschen? Ich lese in der Zeitung immer nur, dass die Deutschen aussterben. Da stand noch nie was von Überbevölkerung. Das steht ganz woanders, nämlich in den Sparten der sog. Dritten Welt (Scheißbezeichnung). Somit bringen weniger Menschen nur in bestimmten Gebieten einen Vorteil. Und wie willst du das erreichen, wenn du nicht
Entweder zur Radikalkur wie der Ein-Kind-Familie oder
Zu Aufklärungstätigkeit greifst?
Und beides gibt es bereits.

Sozial Ungerechtigkeit ist auch so ein Stichpunkt, den man nicht dadurch wegzaubern kann, dass man die Dinge der Reichen kaputt und alle arm macht. Nicht nur, dass das nicht durchführbar ist, weil nämlich diejenigen, die über die Mittel zur Zerstörung des Reichtums verfügen, auch gleichzeitig die sind, denen der Reichtum gehört, und die sich logischerweise nicht selber enteignen werden.. Nein, es gibt auch Denkstrukturen, die so verankert sind, dass man an bestimmten Dingen einfach nichts ändern kann, so lange nicht in den Köpfen Veränderungen eintreten...
Welche Denkstrukturen damit gemeint sind, kann jeder einzelne anhand der Dinge ermitteln, die ihm wichtig sind, oder auch an seiner Weltanschauung. (Tradition und Religion spielen hier eine große Rolle.)

Ich möchte das jetzt hier auch gern abbrechen, denn es steht ja nun fest, dass ein Krieg kein Ass im Ärmel von irgendwem ist und auch nie sein kann. (Denken wir doch nur an unseren BombenBush, der sich gerade bewaffnet und die Menschheit in absehbarer Zeit dezimieren wird – und die daraus resultierende soziale Gerechtigkeit soll mir mal bitte einer zeigen!!!)

Und noch ein kurzes Schlusswort zum Aufhänger soziale Gerechtigkeit :
Nein, es gibt keine soziale Gerechtigkeit. Auch wenn die Industrienationen den armen Ländern ihre Schulden erlassen würden ... Die sog. Entwicklungsländer werden nie den Standard der Industrienationen erreichen, teils weil ihre Mentalität anders ist, teils weil sie nicht die Voraussetzungen dafür haben (Bodenschätze etc.) oder weil sie es auch gar nicht wollen. Es gibt nämlich auf dieser Erde noch kleine Völker, die sehr zufrieden mit sich und dem Leben sind, auch wenn wir sie gern als unterentwickelt bezeichnen.

Gut, Nosianai hat genug referiert und geht jetzt auf Arbeit; da, wo ich ausgebeutet werde, und wo keine Bombe was dran ändern kann.

Bleibt friedlich und erschießt nicht euern Nachbarn, weil ihr glaubt, es würde der Menschheit dienlich sein.

Liebe Grüße an alle Leser, die es bis hier her geschafft haben,
© 12.10.02 Nosianai

22 Bewertungen