Tigerlily - Natalie Merchant Testbericht

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- Cover-Design:
- Klangqualität:
Erfahrungsbericht von MatthiasHuehr
Die Tigerin hat gebrüllt ...
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Angefangen hat ihre Karriere schon vor vielen Jahren, als sie als Sängerin und Texterin der Folkrock-Band „10.000 Maniacs“ für viel Aufsehen sorgte, bis sich die Band zum Leidwesen der Fans auflöste. Ein Trost aber blieb, der sich in Form des ersten Soloalbums von Natalie Merchant präsentierte. Stilistisch blieb sie bei diesem Album dem Stil der Musik der „10.000 Maniacs“ treu, nur daß sie dazu sehr viel persönlichere Texte hinzugesellte, die sie mit einem äußerst leidenschaftlichen Gesang vorträgt. Mit einem Piano, einer Hammond-Orgel, Gitarren und Streichern bildet sie äußerst harmonische Klangkompositionen, welche in jedem Lied wunderbar zum vorgetragenen Text passen. Im Gegensatz zu den Liedern ihrer früheren Band, ist sie auf diesem Album recht ernst geblieben, so daß das Album deshalb sehr melancholisch wirkt. Das Booklett ist zwar recht schlicht gestaltet, dafür ist es in einer anderen Beziehung vorbildlich, denn schließlich gibt es sämtliche Liedtexte in verschiedenen Sprachen, so daß ihre ausländischen Fans bei bestimmten Liedern so den Sinn viel besser verstehen kann. Daran könnten sich andere Anbieter ein Beispiel nehmen.
„San Andreas Fault“
In einer sehr schönen bildlichen Sprache besingt sie in diesem Lied die Gewalten der Natur, in diesem Fall sind es die Erdbeben, die durch die St. Andreas Spalte verursacht werden. Man ging in das Land, wo Milch und Honig im Überfluß gibt und baut sich ein Leben auf, daß plötzlich und völlig unerwartet das Opfer der Natur wird und unter der Erde begraben wird. Ob es nur eine Metapher ist oder nicht, in dem Lied geht es um zerstörte Träume, welche sie recht zurückhaltend vorträgt. Musikalisch wird sie dabei durch die Orgel und Gitarrenklänge begleitet, welche ihr helfen, eine gewisse Desillusion umzusetzen.
„Wonder“
Einer der Hits von diesem Album ist „Wonder“, welches für mich das fröhlichste Lied des Album darstellt. Leicht und beschwingt singt sie das Lied, welches einen Text vorzuweisen hat, der irgendwie an die Szene mit dem Stall und den königlichen Besuchern erinnert. Was sie damit ausdrücken wollte, ist mir nicht ganz klar geworden, darum gebe ich keine Interpretation zum Besten. Klanglich ist es für mich das poppigste Lied, weshalb es auch höchstwahrscheinlich ausgekoppelt wurde.
„Beloved Wife“
Mit Klavier und Gitarrenklängen trägt sie dieses äußerst melancholische Lied vor, in dem es um den Verlust der jahrelangen Partnerin geht, die gerade aufgrund einer langen Krankheit gestorben ist. Die eigene Welt ist damit zusammengebrochen und man weiß nicht, wie es nun völlig alleine weitergehen soll. Sie trauert dem Verlust hinterher, erinnert sich an die guten Zeiten und fragt sich, ob sie ihr folgen sollte. Völlig bedächtig kann man ihrer emotionsgeladenen Stimme lauschen und wird keine Probleme haben, sich in ihre Gefühlswelt einfühlen zu können. Kritiker sahen in dem Stück eine Lied über einen Witwer, der um seine Frau trauert. Ich sehe es nicht so, denn für mich ist es ein indirektes Outing, denn alle die sie kennen, wissen was ich damit meine.
„River“
Ein ruhiges bedächtiges Stück serviert sie ihren Zuhörern mit der Ode an ihren verstorbenen persönlichen Freund und begabten Schauspieler River Phönix, der aufgrund seines Drogentods seiner Karriere eine frühes Ende verpaßte. In dem Lied besingt sie ihre Trauer und ihre Wut, welche sie empfunden hat. Ein äußerst persönliches Lied, welches für mich ein schönes Vermächtnis darstellt. Stilistisch wurde fast nur mit dem Piano und der Hammond-Orgel gearbeitet, so daß ihr Gesang im Vordergrund steht, der den kritischen Text äußerst emotionsgeladen vortragen kann.
„Carnival“
Wegen diesem Lied habe ich mir die CD überhaupt erst gekauft. Die künstliche Fassade der Menschen wird von ihr in diesem Lied kritisiert. Dieses setzte sie so um, indem sie die Problematik als eine Art Karneval beschreibt, den sie sieht, wenn sie durch die Straßen geht. Das Verhalten, das die Menschen an den Tag legen, ist eine Art Schauspiel, was sie irgendwie nicht begeistern kann. Die Fragen, die sie dabei empfindet, stellt sie sich in den Raum und läßt sie die Zuhörer für sich selbst beantworten. Die schöne Bildersprache, die sie in dem Lied verwendete, wird musikalisch durch eine, im Verhältnis zu den übrigen Liedern, übermäßige Verwendung der Hammond-Orgel instrumental geglättet, so daß die Musik es schafft die Oberflächlichkeit gekonnt zu verkörpern.
„I May Know The Word“
Die Hammond-Orgel dominiert die Musik bei diesem Lied, was über 8 Minuten Hörspaß bietet. Das Lied ist genauso rätselhaft, wie die Problematik beschreibt. Das Verhalten, daß sie besingt, hat etwas mit Gleichgültigkeit und Desinteresse zu tun, daß ich vermuten könnte, daß sie Depressionen damit ausdrücken wollte. Wenn man die dazu verwendete Musik in Betracht zieht, dann hat diese eine recht schlichte Gestaltung und eine etwas gleichgültig klingende Grundstimmung.
„The Letter“
„The Letter“ ist eine nachdenkliche und ruhige Klavierballade, in der sie ihre Erfahrungen verarbeiten will, in dem sie einen Brief schreiben will. Doch sie kann ihn nicht schreiben, da sie nicht weiß wohin sie den Brief schicken soll. Das Lied ist so kurz wie der Brief, den sie nicht schreiben kann. Nicht desto trotz ist es deshalb nicht schlechter als der Rest. Der Text, den sie geschrieben hat, glänzt vor Tiefgründigkeit und die minimalistische klangliche Gestaltung läßt dem Gesang den gebührenden Platz, so daß sie es zusammen schaffen, eine wunderschöne melancholische Stimmung verbreiten zu können.
„Cowboy Romance“
Der Titel beschreibt die Beziehung zwischen einem Cowboy und einer Dorfschönheit. Der Cowboy (etwas mehr oder weniger angetrunken) will sie mitnehmen und sie heiraten, wenn sie mitkommt. Nachdem er seinen Spaß hatte, sieht die Sache völlig anders aus. „Als er nüchtern erwacht und seine Geliebte erneut im wahren Morgenlicht betrachtet, bricht er auf ...“. Ich sehe in dem Stück eher eine Anspielung der Problematik von „One Night Stands“, welche in den wilden Westen verlagert wurde. Die Musik, die den Gesang begleitet, besteht ganz schlicht aus Gitarren, Streichern und einem Piano, welche eine nachdenkliche Stimmung verbreiten, die die Zuhörer zum Nachdenken anregen kann.
„Jealousy“
Ein Titel, der auch ausgekoppelt worden ist, ist das mit einem mittleren Tempo instrumentalisierte „Jealousy“, in dem es um die Problematik der Eifersucht geht. Es ist in dem Stil gehalten, in dem man auch „Wonder“ zu hören bekommt. Ich finde das Lied etwas unpassend gesungen, da sie es stimmlich recht locker besingt, was auf mich viel zu glatt wirkt und nicht so emotionsgeladen, wie ich es von ihr erwartet hätte. Es klingt fast so, als ob es ihr egal wäre, weshalb meine Begeisterung für das Lied nicht so groß wie für den Rest des Albums ist.
„Where I Go“
Äußerst spärlich ist die Instrumentalisierung bei „Where I Go“. Nur mit ein paar Gitarren und leisen Drums im Hintergrund, trägt sie dieses ruhige Lied vor. Die verwendete Bildersprache ist bei diesem Lied sehr schön, aber eine klare Aussage ist daher schwer zu treffen.
„Seven Years“
Zum Abschluß des Albums gibt es noch ein kleines Kunstwerk, welches in Form der melancholischen Ballade „Seven Years“ daherkommt. Da musikalisch sehr minimalistisch gearbeitet wurde, hauptsächlich kommt das Piano zum Tragen, liegt der Hauptaugenmerk auf dem Gesang, den sie mit einer äußerst emotionalen Stimme vorträgt. Es geht in dem Lied um eine Liebe, die sieben Jahre lang gewährt hat und nun zu Ende ist. Ihre Emotionen, die sie bei der Trennung empfunden hat, schaffte sie sehr gekonnt in diesem Stück musikalisch umzusetzen.
Viele Köche verderben den Brei, und wenn viele Musiker mitreden wollen, dann kommt oft nur durchschnittliche Musik heraus. Da ihr keiner in die musikalische Gestaltung hereinreden konnte, bekommt man 100% Natalie für sein Geld. Mit ihrer weichen Stimme ist sie außerordentlich gut für Balladen prädestiniert, welche sie auch zu Haufe auf das Album gepackt hat. Hausgemachte Musik mit tiefgehenden persönlichen Texten bekommt man nur selten zu hören und gute Musik noch seltener. Daß dieses Album dazugehört, kann ich ruhigen Gewissens behaupten und empfehle es denjenigen weiter, die gerne mal etwas anspruchsvollere Musik hören möchten. So schlecht kann das Album nicht sein, denn selbst meine Bekannten, die sonst nur mit Mainstreamgedudel zu begeistern sind, fanden die Musik von der CD sehr gut. Also nichts wie reinhören. Einen Dämpfer muß ich euch aber noch mit auf dem weg geben, denn diese CD wird trotz des relativ hohen Alters von den Musikhändlern nicht verramscht.
66 Bewertungen, 18 Kommentare
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03.10.2007, 20:21 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichnoch nie von gehört
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03.03.2007, 20:57 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLG Damaris :-)
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21.02.2007, 23:37 Uhr von PaterBrown
Bewertung: sehr hilfreich...nie zuvor gehört... könnte mir aber vom Stil her sicher gefallen...
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25.12.2006, 16:15 Uhr von VFB_fan_1893
Bewertung: sehr hilfreichsh... lg pete
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24.12.2006, 22:55 Uhr von hope1
Bewertung: sehr hilfreichich liebe dieses Album. Wunderbare Stimme!
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10.12.2006, 23:25 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
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05.12.2006, 21:04 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, LG Biggi :-)
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04.12.2006, 18:46 Uhr von Estha
Bewertung: sehr hilfreichsuper :-)
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29.11.2006, 13:59 Uhr von B_Engal
Bewertung: sehr hilfreichSehr interessanter Bericht. SH von mir. MfG B_Engal
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14.11.2006, 00:05 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreich.. Lieben Gruss, Manuela :o)
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16.10.2006, 23:00 Uhr von oxalife
Bewertung: sehr hilfreichLG Oxalife
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08.10.2006, 02:16 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreichlg Anita
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07.10.2006, 00:22 Uhr von papaonline
Bewertung: sehr hilfreichsh und lg
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06.10.2006, 12:51 Uhr von Binki
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß und ein schönes Wochenende ... Binki
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03.10.2006, 22:37 Uhr von gypsi
Bewertung: sehr hilfreichLG Gabi
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25.08.2006, 10:55 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh :o)
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19.08.2006, 08:42 Uhr von campimo
Bewertung: sehr hilfreichWas bezeichnest du eigentlich als Pommernland (deine Kommentare)?
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13.08.2006, 17:51 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß :-)) Marianne
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