Tipps & Tricks zur Entwöhnung Testbericht

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Erfahrungsbericht von Indigo

Was tun nach gutem Sex? - Alte Gewohnheiten, neue Sitten!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Was tun nach gutem Sex? Alte Gewohnheiten, neue Sitten!

Heute ist Freitag, der 18.03.2005. Seit dem 16. 10. 2002, also seit beinahe zweieinhalb Jahren bin ich clean bzw. trocken. Ich habe es seitdem nicht mehr getan. Beim letzten Versuch hatte es sechs Monate geklappt. Das ist jetzt fünf Jahre her. Also bin ich heute schon ein Stück weiter als vor fünf Jahren.


Bis zum Dienstag, den 15.10.02 habe ich durchschnittlich 40 Zigaretten am Tag geraucht, über 20 Jahre lang. Von diesen 40 Zigaretten haben etwa drei bis fünf so richtig lecker geschmeckt: nach dem Frühstück, zum Kaffee, nach dem Essen oder nach gutem Sex. Die restlichen 35 Zigaretten waren eigentlich eher ekelig, dienten der Suchtbefriedigung, mehr nicht. In meiner mehr als zwanzig Jahre dauernden Raucherkarriere habe ich mehrmals geglaubt, ich könne ja auch nur die Zigaretten rauchen, die so lecker sind. Kann ich eben nicht. Ich kenne aber Menschen, die das können. Die rauchen nur am Wochenende, nur abends oder nur in der Kneipe. Das finde ich schon beneidenswert, kann es aber nicht. Für mich heißt es eigentlich nur: entweder ganz oder gar nicht! Also fallen auch die drei bis fünf ganz doll leckeren Zigaretten weg.

Ich habe mich also dazu entschieden nicht mehr zu rauchen. Nichtraucher in fünf Minuten. Rauche ich abends die letzte Zigarette und schlafe dann acht Stunden, so folgen am nächsten Tag auch keine Entzugserscheinungen, zumindest keine körperlichen. So habe ich gedacht und so war es.

Momentan freue ich mich über die 6 Euro pro Tag, die ich nicht verrauche, befürchte natürlich, dass die liebgewonnene Gewohnheit nun dazu führt, dass ich wieder 15 kg zunehme. So war es beim letzten Mal auch. 12 Kilo habe ich heute mehr drauf! Es gibt aber trotzdem keinen vernünftigen Grund wieder zu rauchen. Auch die zwischenzeitliche Gewichtszunahme pendelt sich nach einer Weile wieder ein. Andere Ernährung und mehr Bewegung würden unweigerlich zur Reduzierung führen.

Beim letzten Mal war es die entspannte Situation im Urlaub. Eine Zigarette kann doch nicht schaden, so dachte ich. Diese eine Zigarette hat dazu geführt, dass ich wieder drei Jahre ca. 40 Zigaretten am Tag geraucht habe. 180 Euro im Monat, 2.160 Euro im Jahr nur für mich allein, nur für Zigaretten; das ist schon verrückt. Ab 2004 würde ich bei den neuen Zigarettenpreisen jedes Jahr sieben Wochen allein für Zigaretten arbeiten gehen! Unglaublich!

Hier geht es dem Raucher wie dem Alkoholiker: Der Raucher darf die erste Zigarette nicht rauchen, der Alkoholiker muss den ersten Schnaps stehen lassen. Problematisch ist für jeden Raucher, der aufhört auch die motorische Gewohnheit. Das Ding zwischen den Fingern, das Saugen am Filter als Urtrieb und die so intellektuell wirkende Rauchbeobachtung. Psychologen sagen ja auch, dass Zigaretten bei starkem Wind deswegen nicht schmecken, weil der Raucher den Rauch nicht sieht. Kann ich persönlich nachvollziehen, wenn ich an Urlaub und Strand denke. Zigaretten an der Meeresbrandung schmecken wirklich nicht sehr lecker. Raucher gelten als gute Zuhörer, als Menschen, die gut Nachdenken können und eher als gemütliche Typen. Dies alles wegen dem Glimmstengel in der Hand.

Wichtig ist der Grund, warum man aufhört. Ich spare viel Geld, ich lebe gesünder, ich huste nicht den halben Vormittag herum, Erkältungen klingen viel leichter ab, ich schmecke Dinge, die ich ewig nicht mehr schmecken konnte, ich belästige die Menschen um mich herum weniger und mache den Haustieren wie Katze, Vogel oder Meerschweinchen eine große Freude. Rational spricht nichts dagegen und rational finde ich auch keinen Grund, der für das Rauchen spricht, außer: ICH RAUCHE GERN! Dieses Argument hatten wir ja eben schon. Es stimmt nur zum Teil. Die meisten Zigaretten, die ich geraucht habe, habe ich nicht gern geraucht, sondern aus Gewohnheit, aus Sucht. Folglich kann es durchaus hilfreich sein, die Gewohnheiten zu reflektieren, in denen man gern geraucht hat. Gewohnheiten kann man jedoch ebenso gut ändern, wenn man das wirklich will.

Ich glaube, es ist nur eine Frage der Willenskraft. Wer aufhören will, hört einfach auf. Wer rauchen will, der raucht. Ich weiß als Raucher sehr wohl, dass Raucher dieses Argument nicht gern hören. Ich möchte betonen, dass ich alle Raucherinnen und Raucher sehr gut verstehen kann, ebenso alle, die mehrere gescheiterte Versuche hinter sich haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Ich glaube jedoch weder an eine Entwöhnung mit Stufenmodell, Nikotinpflaster oder Selbsthilfegruppe.

Wer nicht mehr rauchen will, der raucht nicht mehr. So einfach ist das und ebenso schwierig.

Wie gesagt, heute ist Montag und mehr als acht rauchfreie Monate sind schon rum. Ist es nicht so, dass der erste Tag der schlimmste ist und jeder danach folgende Tag leichter ist als der Tag davor?

Bestimmt ist es so!


Indigo 2005


P.S.:

Vor zwei Jahren hätte ich beim Schreiben dieses Berichts ohne Zweifel drei Zigaretten geraucht. Von diesen drei Zigaretten wäre keine wirklich lecker gewesen.

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