Tipps und Tricks Testbericht

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Erfahrungsbericht von Mcguffin

Die täglichen Kulturmeilen!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Den Schlüssel herumgedreht, kräftiges Schnauben der mechanischen Pferde und los geht\'s!
Es ist morgens und das alltägliche Kulturabenteuer kann beginnen!

Das heißt, vorerst endet es erst einmal abrupt an der ersten Schaubühne:
Ein LKW benutzt die Strasse als Laderampe.
Der Unterhaltungswert ist nicht zu verachten!
Ungebremstes Hupkonzert in D-Moll. Die Solisten betreten die Bühne.
Ein Heldentenor, der eiligst zum Flughafen muss. Ein Bariton, der in die Klinik zu einer Operation gerufen wurde. Die Altstimme, die schleunigst ihre Kinder abholen sollte, die Sopranistin jammert derweil über die Verspätung im Büro! Ungerührt dabei der Bass, der weiterhin ganz gelassen seine Kisten abstapelt. Im Hintergrund der Chor, der leise über die Vergänglichkeit der Zeit philosophiert. Ungehört verhallt derweil der Gesang der Mezzosopranistin, die eigentlich nur in der 2 Meter entfernten Parklücke einparken wollte, die aber durch den Bariton blockiert wird! Eine 30 minütige Uraufführung, die sich kontinuierlich zu einem furiosen Ende steigert.
Endlich das Finale, beginnend mit dem Paukenschlag der Fahrertür des Basses:
Der Heldentenor, mit einem Tremolo durchdrehender Reifen die Strasse in gummiertes Schwarz tauchend.
Die Altstimme schon 20m nach dem Start den ersten, noch im Kindesalter befindlichen Backgroundfußgänger von der an dieser Stelle schwarzweiß gestreiften Strasse drängend, die beinahe an das gleichzeitig hell erklingende Piano erinnert.
Der Bariton, der den Begriff Kavalier wohl in erster Linie beim Start kennt und bereits denselben zu einem flotten Ausweichen über den Bürgersteig benutzt, um ja den Bass noch vor der nächsten Konzertpause zu überholen!
Der bisher zuhörende Fußgängerchor wird mit einem Protestlied auf den Lippen zu einem Sprung in die rettende Dekoration gezwungen.
Zurück bleibt ein Hauch von öligem Gummi und ein verstörter älterer Zuschauer, immer nur \'früher gab es das nicht\' vor sich hinmurmelnd.

Ein Ausflug auf die lange schnurgerade Hauptbühne der kleinkünstlerischen Darbietungen:
Jongleure, Tempojockeys, Steuerakrobaten, Schnecken, Elefanten, nichts, was es da nicht geben könnte. Ein buntes Programm. Kein Moment gleicht dem anderen. Gerade noch von einer menschlichen Kanonenkugel von hinten angesprungen, nun seinerseits mit allen Mitteln versuchen, Huckepack auf dem langsamen Elefanten voraus mitzureiten. Rechts der Jongleur, beim Versuch gleichzeitig Handy, Zigaretten, das Knie der Beifahrerin und das Lenkrad im Griff zu behalten, dabei die eigene Erscheinung genießerisch im Spiegel betrachtend. Links, nur vage wahrgenommen und vorbeifliegend, der Tempokünstler, der versucht minimale Reaktionszeiten und grosse Geschwindigkeit auf den kleinsten Toleranzwert anzunähern. Verfolgt von einem Schemen, der wiederum dabei den Schatten des Windes beim Vorausfahrer zu fangen. Der Elefantenreiter selbstbewusst vor einem Tiefflieger ausscherend, endlose Schneckenreihen, Ihr eigenes Haus mühselig und immer wieder aufgeschaukelt hinter sich herziehend. Eine gut trainierte Armee stur im gleichen Abstand auf der linken Spur dahinziehend, die selbst Dschungelbuchs Elefanten vor Neid erstarren ließe, im Gleichschritt mehr stehend, denn fahrend. Ein Ausbrecher, sich seiner Ketten entledigend, rechts an der Formation vorbeihangelnd, verfolgt von den neidvollen Blicken der Formationstänzer. Die Lichtorgler, schon von weitem zu erkennen, einem Schneepflug gleich gegen einen endlosen Strom ankämpfend und immer wieder dazwischen die Unachtsamen, die Pechvögel und Überanstrengten. Überfordert von all dem bunten Treiben, übermüdet, enerviert am Strassenrand. Die Glücklichen nur bar jeder Energie um Hilfe heischend, die weniger Glücklichen, verbeult, zerkratzt , zerschlagen und Ihrer blechernen Kostüme beraubt, doch unfähig dem Trubel wirklich zu entsagen, jederzeit bereit die grosse Bühne wieder zu betreten, sobald die letzten Pflaster entfernt und ein neues blechernes Kostüm bereit.

Weiter zur nächsten Vorstellung, einstudiert von der Tanzakademie. Ballett in seiner Urform. Der Mittlere Ring wird zur Bühne. Die Protagonisten erscheinen nach und nach, sich zwischen den zahlreichen Statisten bewegend. Hier der kraftvolle Eintänzer, mit einem liebevollen Saute die Fahrbahn wechselnd. Der so Überholte hupt begeistert Beifall! Dort die Ballerina, entzückend anzusehen und mit einem zartrosa Tütü geradezu spielerisch langsam von der Einfädelspur auf den glänzenden Mittelstreifen wechselnd. Kreischende Bremsen und laute Schreie verdeutlichen die Begeisterung der solcherart unterhaltenen Veranstaltungsteilnehmer. Eine farblich eingeleitete Pause unterbricht zwei Tänzer, die DosaDos versuchen die Aufmerksamkeit der Umstehenden zu gewinnen, indem sie um den besten Startplatz für den anschließenden Sprung über die Kreuzung buhlen! Einige unmotorisierte tanzende Schwäne (die Ursache für die Unterbrechung), auf Zehenspitzen und geradezu in Zeitlupe über die Bühne schwebend, angefeuert vom tiefen Aufbrummen der vierrädrigen Lärminstrumente und begleitet vom ständigen Zucken im rechten Fuß, der zeitweilig zur Ruhe gezwungenen Darsteller!
Endlich ist die Bühne wieder frei, die Schwäne, mittlerweile völlig verängstigt, verschwinden zwischen den hausähnlichen Kulissen. Da eine erneute Unterbrechung der Vorführung, oder gehören sie gar zum Ensemble. Grün gewandete Ordner entern die Bühne, begleitet von infernalischen Hörnern und im zuckenden Blaulicht! Sie ordnen die Reihen der Darsteller, entfernen die beiden streitenden und mit sich selbst beschäftigten Tänzer und geben erneut die Bühne frei für das größte Freilufttheater der Welt!

The show must go on!

Und wir alle machen mit!

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