Tipps zum Gebrauchtwagenkauf Testbericht

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ab 3,99
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Erfahrungsbericht von Allgäuer

Emotionslos und nüchtern spart man schnell ein paar tausend Euro

Pro:

billiger geht es nicht, handeln macht Spaß

Kontra:

kein Image, nur für Leute mit fachkudiger Unterstützung oder eigenen Fachkenntnissen

Empfehlung:

Ja

Die Entscheidung welches Fahrzeug ich fahre ist früher immer relativ schwierig gewesen, denn meiner knappen Finanzausstattung standen meist exclusive Wünsche und Vorstellungen gegenüber. Mit Hilfe der Hausbank, günstigen Finanzierungsmöglichkeiten der Autohäuser oder durch geschickte Ausnutzung von Leasingangeboten habe ich es doch meistens geschafft diesen Wünschen wenigstens einigermaßen nahezukommen ohne das Budget über die Maßen zu sprengen. Die Folge war, dass ich viel zu viel Geld für Autos ausgegeben habe.

Heute sind ganz andere Kriterien beim Kauf eines Fahrzeugs entscheidend. Bei 3 Kindern und nur einem Einkommen ist vor allen Dingen der Kostenfaktor das bestimmende Maß beim Autokauf. (siehe meine Berichte über Ford Windstar, Citroen Berlingo, Audi 80, oder auch über die von mir gefahrenen Motorräder). Da wir uns nicht permanent 2 Autos leisten können nutze ich in den Sommermonaten vorwiegend den Roller (Honda Helix) auch für weitere Fahrten und brauche nur für die schlechte Jahreszeit ein Auto.

Damit hat sich auch die Einstellung zu den von mir bewegten Fahrzeugen grundlegend geändert. Es ist mir völlig egal wie das Auto aussieht (Farbe, Form) oder wie dieser Typ in der Pannenstatistik abgeschnitten hat. Ob es sich um ein Auto mit gutem Image oder um eine Kiste ohne Ansehen handelt.

Dabei habe ich nun seit mehreren Jahren immer wieder feststellen können, dass die preiswertesten Fahrzeuge guterhaltene Typen aus der Mitte der 80er Jahre sind. Egal ob ein Mazda 929, Ford Sierra, ein VW-Passat, ein Audi 80, oder jetzt, mein aktueller Opel Kadett, eines haben sie alle gemeinsam: Keines dieser Fahrzeuge war eines der besonders gefragten Modelle seiner Zeit und alle diese Autos haben mich, von Kleinigkeiten abgesehen, nie im Stich gelassen, waren billig im Einkauf, preiswert im Unterhalt und bisher bin ich noch mit keinem liegengeblieben.

Meine Rechnung sieht folgendermaßen aus:

Kaufe ich ein Fahrzeug, relativ gut erhalten mit rund 100 000 km auf der Uhr, aber schon 15 – 17 Jahre alt, dann kostet die Kiste maximal 1000 €. Kann ich mich dann noch für einen Typ entscheiden, der auf dem Markt nicht so gefragt ist (siehe oben bzgl Image, Pannenstatistik usw), dann sind es vielleicht sogar nur 500 oder 800 €. Diese Fahrzeuge haben in der Regel noch ca. 1 ½ Jahre TÜV, die Reifen sind meist sehr preiswert zu bekommen (entweder gebraucht oder runderneuert), da die damals üblichen Reifen weniger aufwändig in der Herstellung sind und die Dimensionen sich in Grenzen halten. (175/70 R 13 T)

So habe ich für meinen Kadett E, Limousine, Bj 1986 mit 97 000 km, außen fast Top, immen absolut Top, Automatik, 100 PS, nur 850 € bezahlt. Das Auto ist wegen der Automatik und wegen des Stufenhecks etwa um 500 - 800 € billiger gewesen als eine Standardversion mit Fließheck oder gar ein Kombi. Das Stufenheck und die Automatik sind auch Hinweise dafür dass das Auto von älteren Besitzern geschont worden ist, anstatt von jungen Familien stark strapaziert oder von jugendlichen „sportlichen“ Fahrern bis an die Grenzen belastet zu werden. Dafür ist der Komfort besonders ausgeprägt, denn FH, RC ohne Schnickschnack, ZV, DZM, NSW, geteilte Rücksitze, G-Kat usw. sind damals nicht selbstverständlich gewesen. Alleerdings mag ich die vielen elektrischen Zubehöre lieber nicht (s. unten).

Ähnlich ging es mit meinem Audi 80 im vergangenen Jahr. Wenn ich dann die Gesamtkosten berechne, dann muß ich feststellen, dass es keine Möglichkeit gibt preiswerter ein Auto zu fahren. Selbst die hohen Steuersätze für Fahrzeuge mit U-Kat oder hohe Typklassen können, durch den praktisch nicht vorhandenen Wertverlust das Fahrzeug gar nicht so teuer machen, dass es unwirtschaftlich wäre. Außerdem ist der Abschluß einer Kaskoversicherung ein unnötiger Luxus, der also außerdem auf der Habenseite verbucht werden kann.

Der Benzinverbrauch dieser alten Kisten ist normalerweise erstaunlich gering, wenn man sich auf die Standardmotorisierungen beschränkt. Wer sich den Luxus einer Spitzenmotorisierung aus der Jugendzeit des Autos leistet, der muß mit Zuschlägen rechnen und außerdem sind diese Fahrzeuge in aller Regel deutlich strapazierter, also für den kühlen Rechner weniger interessant.

Da fällt es auch kaum ins Gewicht, wenn einmal eine Batterie, ein Paar Stoßdämpfer, ein Radlager oder die Handbremse den Geist aufgibt. Die Instandsetzungskosten halten sich in Grenzen und selbst größere Pannen sind billiger zu beseitigen als bei neuen Autos. Dazu kommt, dass viele Teile, die in modernen Fahrezeugen kaputt gehen, in den älteren Autos noch gar nicht vorhanden sind. Luftmengenregler, Nockenwellensensoren, Sofwarefehler waren 1988 noch fast nicht bekannt.

Natürlich gehört beim Kauf eines alten Autos schon etwas Fachkenntnis und auch Glück dazu, um nicht hereingelegt zu werden oder auf die Schnauze zu fallen. Ich habe eine Werkstatt, der ich vertraue. Da wird jedes Fahrzeug vor dem Kauf erst einmal durchgecheckt. Der Gesamtzustand (Rost) wird kurz begutachtet und die Bremsen, die Kompression und einige Verschleißteile wie z.B. Stoßdämper und Auspuff geprüft. Dann wird grob kalkuliert, wie hoch die Instandsetzungskosten inclusive eines Kundendiestes sind, um ein technisch fehlerfreies Auto zu haben.

Dann erst treffe ich eine Entscheidung – möglichst emotionslos. Bisher bin ich immer nur dann schlecht gefahren, wenn ich mich nicht an den Rat meines Werkstattmeisters gehalten habe, weil ich das Auto wegen seines Images oder seiner Sportlichkeit haben wollte, anstatt wegen seines guten Zustandes.

Man bedenke, dass selbst bei einem Gebraucht- oder Jahreswagen der Mittelklasse, für, sagen wir mal rund 20 000 €, bei zweijähriger Haltedauer und ca. 15 000 km pro Jahr, mit mindestes 6000 bis 7000 € Wertverlust zu rechnen ist. Dazu kommen relativ teure Versicherungsprämien, auch für VK oder TK, teure Bereifung, wenns kracht, teuere Instandsetzungen, usw. Da erscheint es doch lächerlich wenn die Jahressteuer mal 100 € mehr kostet und die Kiste statt 6 Liter Diesel 9 oder gar 10 Liter Super braucht. Bei 10000 km Fahrleistung ist der Unterschied, ohne Berücksichtigung der teureren Hubraumsteuer für einen Diesel, weniger als 500 €. Selbst bei einem Wertverlust von 50 % in einem Winter und einer zusätzlichen Reparatur über 500 € kostet der Joungtimer insgesamt immer noch viele tausend Euro weniger als ein moderner Gebrauchter.

Was bisher noch gar nicht zur Sprache gekommen ist: Es macht Spass diese alten Autos zu bewegen und schon mancher Golffahrer mit TDI am Heck und breiten Schlappen in den Radkästen hat sich gewundert, dass mein alter Kadett mit Kofferraum und schmalen Serienreifen nicht so leicht abzuschütteln ist. Jetzt werden noch die Fensterheber gerichtet, im März dann die Sommerrreifen montiert und dann sehen wir mal ob der Opel mit 2 Jahren TÜV nicht wieder gut verkauft werden kann.

Ach ja, die Käufer meiner Autos sind bisher alle zufrieden gewesen.

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