Der Herr der Ringe 1. Die Gefährten (gebundene Ausgabe) Testbericht

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ab 27,05
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Erfahrungsbericht von alteSchwedin

Mein Eigen, mein Schatzzz...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es gibt so Bücher, die man einfach besitzen muss. Es reicht einfach nicht aus, sie mehrmals gelesen zu haben und sie fast auswendig zu kennen. Diese Bücher muss man einfach sein Eigen, seinen „Schatz“, nennen. Genau so erging es mir mit „Der Herr der Ringe“. Ich hatte die verschiedenen Übersetzungen mehrmals gelesen, aber eben immer nur geliehen. Zu Weihnachten wünschte ich mir also die Trilogie. Todesmutig wollte ich die englische Ausgabe haben. So war also mein Weihnachtsgeschenk keine Überraschung, was mich jedoch wenig störte.
Heute soll es also um den ersten Band der Trilogie „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ von John Ronald Reuel Tolkien gehen. Zunächst möchte ich euch natürlich etwas zum Inhalt erzählen, auch wenn ich mir bewusst bin, dass viele von euch darüber bestens Bescheid wissen.

Vor langen Jahren wurden in Mittelerde die Ringe der Macht geschmiedet. Elben, Zwerge und auch Menschen bekamen mehrere Ringe. Doch heimlich wurde noch ein weiterer Ring geschmiedet. Sauron, der finstere Herrscher schmiedete den einen Ring, der alle anderen beherrschen soll. Bald überzeiht er auch ganz Mittelerde mit einem Krieg. In einem letzten Bündnis zwischen Menschen und Elben gelingt es, Sauron zu besiegen. Doch der Ring geht verloren und mit ihm fast alle Erinnerung an seine Macht.

Doch irgendwann findet ihn Gollum und durch ein Geschehen, das in „Der Hobbit“ erzählt wird, gelangt er zu Bilbo Beutlin, einem Hobbit. Die Handlung von „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ beginnt an Bilbos 111. Geburtstag.
An diesen Tag beschließt Bilbo, das Auenland, die Heimat fast aller Hobbits zu verlassen. Auf Anraten des Zauberers Gandalf hinterlässt er alles seinem Neffen und Erben Frodo, auch den Ring der Macht, bevor er geht. Niemand, auch Gandalf nicht, ahnt, dass Frodos Ring der eine Ring ist und so verlebt Frodo noch viele ungestörte Jahre. Doch irgendwann entdeckt Gandalf das Geheimnis des Ringes und rät Frodo dringend, ihn nach Bruchtal zu Elrond, einem der weisesten Elben, zu bringen. Frodo geht jedoch davon aus, dass er noch etwas Zeit hat und bereitet seine Abreise aus dem Auenland gründlich vor.
Schließlich macht er sich jedoch auf den Weg und wird bald von geheimnisvollen schwarzen Reitern verfolgt. Gemeinsam mit seinen Freunden Sam, Merry und Pippin flieht Frodo. Auf ihrem Weg kommen sie durch den Alten Wald und gelangen nur mit Hilfe von Tom Bombadil, einem ständig singenden Gesellen, wieder heil aus dem Wald hinaus. Über die Gräber alter Könige und durch den Nebel geht es weiter nach Bree.
Dort angekommen, begeben sich die Freunde in das einzige Gasthaus der Stadt. Der Gastwirt nimmt sie freundlich auf und auch die anderen Besucher sind an ihnen und an Neuigkeiten aus dem Auenland interessiert, denn auch in Bree gibt es Hobbits, deren Kontakt zu ihren Vettern im Auenland jedoch nicht sehr intensiv ist. Frodo lernt in diesem Gasthaus auch Streicher kennen. Dieser kann das Vertrauen der Freunde gewinnen und macht sich mit ihnen durch die Wildnis auf den weiteren Weg nach Bruchtal.
Doch die schwarzen Reiter sind in der Nähe und finden auch die Freunde. Sie verletzten Frodo schwer, denn ihre Schwerter setzen ein schleichendes Gift in die Wunden, die sie schlagen. Frodo beginnt zu einem Geist zu werden, wie es die schwarzen Reiter, die Ringgeister, die mächtigen Diener Saurons, sind. Es ist sehr knapp, doch sie erreichen Bruchtal und Elrond gelingt es, Frodo zu heilen. Hier endet der in zwei Bücher eingeteilte erste Teil der Trilogie.

Im zweiten Buch wird bei einem großen Rat, bei dem Vertreter aller Völker Mittelerdes teilnehmen, beschlossen, dass der eine Ring vernichtet werden muss. Für die gefährliche Reise zum Schicksalsberg in Mordor, in das Herz von Saurons Machtbereich, werden neun Gefährten ausgewählt. Zu ihnen gehören die Hobbits Frodo, der Ringträger, Sam, Merry und Pippin, die Menschen Aragorn (auch Streicher genannt) und Boromir, der Zwerg Gimli, der Elb Legolas und der Zauberer Gandalf. Diese neun Gefährten machen sich also auf den Weg, der sie durch die Minen Morias führt, in denen viele Orks und noch schrecklichere Wesen leben, durch Lothlorien, wo Galadriel, eine mächtige Elbin, den Zauber ihres Waldes aufrecht erhält und entlang des großen Flusses Anduin. Doch ihr Weg wird nicht ohne Opfer bleiben...


Um ehrlich zu sein, habe ich mich bei der Inhaltsangabe nicht ganz so kurz gefasst, wie ich es hätte tun können. Ich wollte euch jedoch nur zeigen, dass im Buch noch einiges mehr geschieht, als ihr im Film gesehen habt. Auch sind viele Passagen sehr viel ausgedehnter, wodurch im Buch eine ganz besondere Atmosphäre entsteht.
Die Handlung wird zumindest in Grobform den meisten von euch bekannt sein. Die Filmtrilogie löste ja einen riesigen Boom um „Der Herr der Ringe“ aus. Doch das will ich nicht verurteilen. Auch ich bin dadurch auf den Geschmack gekommen. Ich sah zuerst den ersten Teil des Filmes und sofort war mir klar, dass ich das Buch lesen müsste. Ich setzte Himmel und Hölle in Bewegung und konnte so zuerst einmal die neue Übersetzung von Wolfgang Krege und danach noch zweimal die alte Übersetzung von Margaret Carroux lesen. Nun kenne ich auch noch das englische Original und traue mir so eine noch umfassendere Bewertung zu.

J.R.R. Tolkien hat großartiges geleistet, indem er Mittelerde erschuf. Diese Welt ist eine Fantasiewelt, hat jedoch nicht die Perfektion einer solchen, wie sie viele Menschen erschufen. Mittelerde ist keineswegs perfekt. Keines der Wesen Mittelerdes ist perfekt. Nicht einmal die fast ständig so rein und weise scheinenden Elben können diesem Anspruch stand halten. Durch ganz leise Untertöne macht Tolkien dies deutlich.
Ein weiterer Hinweis auf die Großartigkeit von Tolkiens Lebenswerk ist die Komplexität Mittelerdes. Es gibt verschiedene Sprachen dort und der Autor gibt seiner Welt sogar eine eigene Geschichte, die in verschiedenen anderen Büchern erzählt wird. In „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ bezieht er sich öfter auf diese früheren Ereignisse, tut dies jedoch nicht zu eingehend und machte mich so noch neugieriger. Dabei wird aber immer klar, dass im Hintergrund eine wirklich ausgefeilte Geschichte und nicht nur ein Bruchstück steht.
Die Handlung von „Die Gefährten“ zeigt, wie toll man einen Ausgleich zwischen der Seele eines Buches und Spannung finden kann. Beginnend im beschaulichen Auenland, in dem uns erst einmal Einblicke in das Leben und Wesen der Hobbits gegeben wird, geht es weiter durch Alten Wald, in dem die Bäume Stimmen haben, nach Bree, wo es schon gleich richtig gefährlich wird. In Bruchtal, wo Sam endlich Elben sieht, wird über die weitere Reise Rat gehalten wird, scheint die Welt noch in Ordnung. Düster wird es in Moria und traumhaft in Lothlorien.
Auf diesem ersten Teilstück von Frodos Weg vermittelt Tolkien schon viel von Mittelerde. Er zeigt Gegensätze, Gefahren, aber vergisst dabei auch Naturschönheiten und freundliche Wesen nicht. Doch insgesamt ist der erste Band noch der fröhlichste der drei Bände. Denn hier verleben die Freunde auch noch viele glückliche Stunden. Es werden viele Lieder gesungen und viel gegessen, was sehr wichtig für Hobbits ist. So viel kann ich schon sagen: Das wird sich im nächsten Teil ändern!

Eine weitere Besonderheit auf den über 500 Seiten des Romans „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ sind ganz klar die vielen Lieder. Natürlich schrieb J.R.R. Tolkien nur den Text dieser Lieder. Schließlich war er ja Englisch- und nicht Musikprofessor. Die meisten dieser im Buch ja nur „Gedichte“ sind in gereimter Form zu finden. Manche erzählen alte Geschichten und andere dienen den Elben und Hobbits einfach nur zum Zeitvertreib. Hinzu kommt noch, dass der ganzen großen Geschichte ja ein Gedicht vorangestellt ist, in dem die Verteilung der Ringe der Macht und die Worte, die auf den einen Ring graviert sind, erzählt sind.
Dies ist jedoch noch nicht alles. Tolkien hat einen sehr abwechslungsreichen Stil, der doch nicht sprunghaft wirkt. Grandiose Landschaftsbeschreibungen wechseln mit rasanten Kampfszenen. Düstere Pfade geht Tolkien mit Hilfe seiner Sprache mit und lichte Wege erhalten die selbe Behandlung. Bei vielem geht er detailliert vor, gerät dabei glücklicherweise jedoch nicht ins Schwafeln. Alle diese Dinge, die sehr genau beschrieben sind, sind sehr wichtig für den weiteren Verlauf des Romans und selbst kleine Andeutungen, die vielleicht im ersten Moment keinen Sinn zu ergeben scheinen, fügen sich nahtlos in die Geschichte ein.

Ich traue mir nun zu, euch eine Empfehlung zu geben, welche Version von „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ ihr lesen solltet. Es gibt ja zwei verschiedene Übersetzungen und das Original. Zu aller erst würde ich immer die Originalfassung bevorzugen. Denn wie gut die Übersetzung auch immer sein mag, das Original erreicht sie einfach nicht. „The Lord of the Rings – The Fellowship of the Ring”, wie der Originaltitel lautet, ist zwar für Englischunkundige sehr schlecht geeignet. Doch mein Schulenglisch reichte völlig aus. Tolkien schreibt ein sehr einfaches Englisch. Im ganzen ersten Band der Geschichte musste ich nur dreimal das Wörterbuch herauskramen. Und dann immer nur, weil ein Wort öfter vorkam und ich es unbedingt wissen wollte. Es wäre auch falsch, jedes unbekannte Wort nachzuschlagen. Das würde nämlich das Lesevergnügen zerstören. Ich hatte mit der englischen Fassung also keinerlei Probleme. Sie ist wirklich sehr einfach und vor allem flüssig zu lesen.
An nächster Stelle in meiner persönlichen Übersetzungsrangliste kommt die Übersetzung von Margaret Carroux, die ältere der beiden. Ich finde, sie bringt viel mehr von der Seele des Romans und ganz Mittelerdes herüber. Erst danach kommt die neue Übersetzung von Wolfgang Krege. Sie ist mir irgendwie zu unpersönlich und neuartig. Mittelerde ist nicht wie unsere Gegenwart und sollte deshalb auch nicht mit den Worten dieser beschrieben werden.

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass ich „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ liebe. Es bildet zwar nur den Auftakt einer grandiosen Trilogie, doch wenn man dies einmal vernachlässigt, ist es auch als einzelnes Buch ein Meisterwerk. Sicher ist dann das Ende sehr unbefriedigend, doch es gibt ja noch zwei Folgebände. Die Story ist spannend und absolut faszinierend, Tolkiens Sprache wunderbar leicht und doch tiefgründig. Ich bin begeistert und werde es auch bleiben. Und ich denke, auch euch kann der Auftakt zur Trilogie für die gesamte Trilogie und vielleicht darüber hinaus begeistern.

Auf einzelnen Wunsch hier noch ein paar Daten:
Carroux-Übersetzung (gebunden): ISBN 3608955364 - 25 €
Krege-Übersetzung (Taschenbuch): ISBN 360893541X - 13,50 €
Engl. Original (Taschenbuch): ISBN 0007149212 - 11,45 €

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