Tupperware Berater / In Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Einstellungschancen:  sehr gut
  • Aufstiegschancen:  durchschnittlich
  • Verdienstmöglichkeiten:  durchschnittlich
  • Sozialleistungen:  schlecht

Erfahrungsbericht von ClaudiaRetzmann

Ein idealer Nebenjob?

Pro:

freie Zeiteinteilung; man lernt neue Leute kennen; ideal für Mütter und Hausfrauen;

Kontra:

manchmal sehr zeitaufwändig; Lobhuldigungen im amerikanischen Stil

Empfehlung:

Ja

Im Jahre 1992 machte ich meine erste Bekanntschaft mit Tupperware. Für diejenigen, die es noch nicht kennen, hierbei handelt es sich in erster Linie um Behälter aus Kunststoff zur Aufbewahrung von Lebensmitteln, die Produktpalette hat sich jedoch im Laufe der Zeit immer mehr erweitert und mittlerweile gibt es eigentlich fast nichts mehr, was Tupperware nicht auch anbietet. Angefangen vom Dosenöffner über diverse Kunststoffbehälter zum Frischhalten und Einfrieren bis hin zu Salatschüsseln etc. Jedoch gibt es diese Produkte bisher noch nicht im Handel (zumindest soweit ich momentan informiert bin) zu kaufen. Hierzu nimmt man an einer sogenannten Tupper-Party teil. D.h. man lädt sich als sogenannte Gastgeberin Freunde und Bekannte ein oder nimmt als Gast an so einer Veranstaltung bei einer/m Bekannten zu Hause teil. Die/der Tupperware-Berater/in kommt dann mit einem Teil des Sortiments zum Gastgeber nach Hause und stellt dort die einzelnen Produkte vor. Nun kann man mittels einer Bestellliste die gewünschten Produkte bestellen, welche man meist nach 1-2 Wochen dann bei der jeweiligen Gastgeberin (zu dieser bringt die Beraterin nämlich die bestellte Ware) abholen kann. Soweit so gut, doch kommen wir zum eigentlichen Thema, nämlich der Tätigkeit als Tupperware-Beraterin.

Wie gesagt, 1992 nahm ich an meiner ersten Tupper-Party teil. Eigentlich nur, weil mich die damalige Gastgeberin mit einem Geschenk lockte, welches ich nur für mein Dasein erhalten sollte. Die Produkte selbst kannte ich bis dato nur vom Hörensagen und waren mir damals eigentlich viel zu teuer. Aber wie das auf so Partys eben ist, die damalige Beraterin wußte, die Produkte sehr gut vorzustellen und eh ich mich versah, verkündete mir mein Bestellzettel, dass ich soeben für knapp 150,-- DM Ware bestellt hatte. Von da an besuchte ich des öfteren solche Tupper-Partys und bekam dann auch das Angebot, selbst als Tupperware-Beraterin tätig zu werden, was ich anfangs aber dankend ablehnte.

1993 war es dann soweit. Mir fiel zu Hause irgendwie die Decke auf den Kopf. Mein mittlerer Sohn war zu der Zeit 1 Jahr alt, meine Tochter 3 Jahre. Ich wollte mal was anderes um mich haben, als den ganzen Tag nur Haushalt und Kinder und trotzdem immer für meine Kinder da sein. Also rief ich kurz entschlossen bei einer Tupperware-Beraterin an und erzählte ihr, dass ich nun doch Interesse an der Tätigkeit hätte. Woraufhin sie mich mit in die nächste Bezirkshandlung nahm, dort trafen sich einmal wöchentlich die Beraterinnen, um sich über neue Produkte zu informieren, ihre Bestellungen abzugeben bzw. ihre Ware abzuholen und sich lobhuldigen zu lassen *gg*.

Ich muß ehrlich gestehen, als ich das erste Mal an so einem „Meeting“ teilnahm, dachte ich, ich wär irgendwie im falschen Film. Da saßen an die knapp 200 Frauen (später hatten wir in dieser Bezirkshandlung sogar zwei männliche Berater), die allesamt fasziniert der Stimme der Bezirkshändlerin lauschten. Diese stellte gerade neue Produkte vor. Als sie mit ihrem Vortrag zu Ende war, wurde sie regelrecht umjubelt und beklatscht, so als hätte sie gerade den Nobel-Preis erhalten, dabei war es lediglich ein neuer Kunststoffbehälter, der die Damen so jauchzen ließ;-). Kurz darauf wurden die besten Beraterinnen der vergangenen Wochen geehrt. Jawohl, geehrt! Auch hier gab es frenetischen Jubel – sowas kannte ich eigentlich bislang nur aus amerikanischen Filmen.

Nun denn, ich ließ mich nicht abschrecken und wurde an diesem Abend Tupperware-Beraterin.

Hier sei noch einmal angemerkt, dass die nun folgenden Erklärungen allesamt aus meiner eigenen Erfahrung stammen, die bis ins Jahr 1997 gehen – da beendete ich meine „Karriere“ bei Tupperware - und auch nur aus der Bezirkshandlung, für die ich tätig war, herrühren. Wie ich jedoch in einigen Berichten gelesen habe, scheint sich am Prinzip sowie am Verdienst nichts geändert zu haben.


MEIN START ALS BERATERIN:

Zunächst einmal wurde mir nach dem Meeting in einem Nebenzimmer mit einigen anderen Interessenten die Tätigkeit als Beraterin erklärt. Hierbei wurde natürlich mit den Vorteilen, die diese Tätigkeit mit sich bringt, nicht gespart und ich muß ehrlich eingestehen, diese „Einführung“ gab mir den letzten Kick, um auch wirklich als Beraterin anzufangen.

Zur damaligen Zeit bekam jede Beraterin eine große Tupperware-Tasche gefüllt mit diversen Tupperware-Produkten im Wert von fast 450,-- DM ausgehändigt. Somit hatte man bereits ein kleines Einsteigersortiment und konnte sogleich seine erste „Vorführung“ starten. Gelockt wurden wir mit der Aussage, dass man für die Tasche ja nichts zahlen bräuchte, was jedoch nur indirekt der Wahrheit entsprach. Denn natürlich schenkte einem Tupperware die Anfangstasche nicht einfach so, man mußte sie – wie uns so schön gesagt wurde – „abarbeiten“. D.h. Tupperware behielt von der Provision (dazu komme ich später noch) anfangs einen Teil ein, bis 150 oder 180,-- DM (so ganz genau weiß ich das jetzt nicht mehr) erreicht waren. Mit Erreichen dieses Betrages war die Tasche „abgearbeitet“, man hatte also auf jeden Fall einen Gewinn gemacht, da die Tasche mit Inhalt an sich ja einen Wert von 450,-- DM hatte. Ab diesem Zeitpunkt bekam man dann auch die volle Provision von den Vorführungen.


DER VERDIENST BEI TUPPERWARE:

Nun übt man die Tätigkeit als Beraterin ja nicht einfach aus Jux und Dollerei aus, sondern in erster Linie, weil man sich damit nebenbei sein „Taschengeld“ aufbessern möchte. Und eins muß ich ja schon zugeben, wer nicht auf den Mund gefallen ist, es zu verstehen weiß, die Leute von gewissen Produkten zu überzeugen, der kann hier wirklich sehr gut verdienen!

Der Verdienst gliedert sich bei Tupperware im Grunde genommen in zwei Bereiche. So bekommt die Tupperware-Beraterin bei jeder Vorführung vom Umsatz eine Provision in Höhe von 24 % (so war es zumindest zur meinigen Zeit und wie ich gelesen habe, scheint sich hier bis heute nichts geändert zu haben). Des weiteren kann sich die Beraterin selbst auch günstig mit Tupperware-Produkten eindecken, welche sie für ihre Vorführungen braucht. So war es damals so, dass man jedes Produkt einmal 40% billiger kaufen konnte.

Wer fleissig ist und viele neue Beraterinnen wirbt (damals mußte man 5 neue Beraterinnen werben), konnte zur Gruppenberaterin aufsteigen. An der Tätigkeit selbst änderte sich dadurch nichts. Jedoch hatte man nunmehr eine Gruppe unter sich, die man mehr oder weniger betreute und ihr helfend zur Seite stand. Für die eigentlichen Vorführungen bekommt man nunmehr weiterhin 24% Provision am Umsatz, jedoch erhält die Gruppenberaterin eine zusätzliche Provision in Höhe von 3% des Umsatzes einer/s jeden Beraters/in aus ihrer Gruppe. Eine Art Aufwandsentschädigung dafür, weil man ja nun auch mehr Zeit für die Fragen und Belange seiner Gruppenmitglieder aufbringen muß. Zusätzlich erhält die Gruppenberaterin einen Firmenwagen. Ich weiß nicht genau, wie es heute ist. Damals war es ein Opel Astra-Kombi in der Farbe weiß. Ab einer bestimmten Gruppengröße wurde man nochmals belohnt und bekam einen roten Opel Astra-Kombi mit Schiebedach *gg* (eine Art Status-Symbol;-)). Während die Kfz.-Steuer und Kfz.-Versicherung von Tupperware bezahlt wurde, mußte man als Gruppenberaterin (kurz GB genannt) nur noch die Spritkosten übernehmen.

Wer übrigens besonders ehrgeizig und fleissig ist, hat die Möglichkeit noch eine weitere Stufe aufzusteigen und Bezirkshändlerin zu werden. Da ich diesen Ehrgeiz aber nicht besessen habe, kann ich hier keine weiteren Angaben zu machen.


Was ich persönlich hier noch wichtig finde zu erwähnen ist, dass man seinen Verdienst natürlich bei der jährlichen Steuererklärung beim Finanzamt angeben muß! Dies wurde uns damals leider nicht so deutlich mitgeteilt – wohl um nicht gleich potentielle Interessenten an der Tätigkeit wieder abzuschrecken.
Wie genau das nun aussieht, kann ich leider nicht 100%ig sagen, da ich mich mit unserem Steuerdschungel nicht so auskenne, hier sollte sich jeder sicherheitshalber beim zuständigen Finanzamt informieren!!!

Ich persönlich habe damals gleich ein Gewerbe angemeldet, da mir dies am vernünftigsten erschien, zumal ich als Beraterin und später als Gruppenberaterin ja auch Auslagen hatte, die ich somit bei der Steuer absetzen konnte.

Ich habe dies hier extra angeführt, weil man bei uns damals anfangs sagte, man KÖNNE sich ein Gewerbe anmelden und keine genaue Angaben machte und es wohl einige gab, die a) kein Gewerbe anmeldeten und b) ihre Einnahmen auch nicht beim Finanzamt angaben. Ein Jahr nachdem ich aufgehört hatte, bekam ich ein Schreiben vom zuständigen Finanzamt, dass ich aus meiner Tätigkeit als Tupperware-Beraterin versäumt hätte, meine Einnahmen für die Monate Januar bis April 1998 anzugeben. Ich hatte jedoch mein Gewerbe bereits zum 31.12.1997 abgemeldet und seit November 97 auch keinerlei Vorführungen mehr getätigt. Bei einem klärenden Gespräch mit dem Finanzamt kam dann heraus, dass mein Name komischerweise bei einer Steuerprüfung in der Bezirkshandlung weiter geführt wurde und ich angeblich auch Vorführungen gehabt hätte und dementsprechend Umsätze. Wie die Sache für die Bezirkshandlung ausging, weiß ich nicht, ich persönlich jedoch hatte Glück und die Sache war für mich erledigt. Allerdings fielen diejenigen, die ihre Einkünfte weder bei der Steuerprüfung angegeben hatten, noch ein Gewerbe angemeldet hatten, sehr unangenehm auf!


DIE TÄTIGKEIT ALS BERATERIN:

Diese ist eigentlich recht kurz erklärt. Zunächst einmal macht man sich auf die Suche sogenannte Gastgeberinnen zu finden, d.h. Damen oder Herren, die bereit sind, dass in ihrer Wohnung eine „Tupper-Party“ stattfindet und sich hierzu genügend Gäste einladen. Als Beraterin informiert man sich dann zuvor bei der Gastgeberin (ich schreibe hier meist von der weiblichen Form, da es doch eher selten ist, dass Herren als Gastgeber auftreten bzw. als Gast erscheinen), wieviele Gäste sie eingeladen hat und ob die Vorführung spezieller Produkte gewünscht wird. Die Frage halte ich persönlich für sehr wichtig, da man als Beraterin natürlich nicht das ganze Sortiment mitbringen kann und es bei den Kunden natürlich auch immer gut ankommt, wenn man auf ihre Wünsche eingeht. So habe ich z.B. auch oft ganz spezielle Themenvorführungen gehalten, in denen die Produkte auch praktisch zum Einsatz kamen (z.B. Backvorführungen, Mikrowellenvorführung etc.).

Die Beraterin stellt neben den jeweiligen wechselnden Angeboten ihre mitgebrachten Produkte vor. Hier kommt es meiner Meinung nach wirklich darauf an, dass man weiß zu überzeugen. Wer gelangweilt die „Vorteile“ der Produkte runterrattert, wird am Ende kaum einen hohen Umsatz verbuchen können. Als Beraterin sollte man sich zuvor auch wirklich richtig mit den Eigenheiten der einzelnen Produkte auseinandergesetzt haben, denn es kann peinlich sein, wenn der ein oder andere Kunde einem plötzlich über den Mund fährt und mehr weiß als die Beraterin.

Am Ende einer jeden Vorführung versucht man nun, den ein oder anderen Gast zu überzeugen, doch auch selbst einmal Gastgeber einer Vorführung zu werden. Hier sollte man keine Hemmungen haben, denn ohne Gastgeber keine Vorführung, ohne Vorführung kein Verdienst!

Nachdem die Bestellzettel eingesammelt sind, macht man mit der Gastgeberin einen Ausliefertermin aus, d.h. zu diesem Termin bringt man der Gastgeberin die komplette Ware, die an diesem Abend bestellt wurde und sammelt von ihr auch den kompletten Umsatz ein, so hat man als Beraterin auch keinen Ärger, dem Geld der einzelnen Kunden hinterher zu rennen.

Die Bestellungen einer Woche sammelt man und gibt sie dann beim wöchentlichen Meeting in der Bezirkshandlung ab, eine Woche später erhält man dort dann die Ware. Bezahlt habe ich diese per Einzugsermächtigung von meinem Konto. D.h. die Bezirkshandlung erhielt von mir eine Einzugsermächtigung, den Betrag abzüglich der Provision von meinem Konto abzubuchen. Das ersparte mir, dass ich jede Woche mit einem Batzen Geld durch die Gegend laufen mußte und hatte gleichzeitig den Vorteil, dass meine Provision gleich auf meinem Konto blieb.


DAS DRUMHERUM BEI TUPPERWARE ALS BERATERIN:

Wie bereits mehrfach erwähnt, gibt es in der jeweiligen Bezirkshandlung die wöchentlichen Meetings. Hier sollte jede Beraterin nach Möglichkeit auch daran teilnehmen. Neben neuen Produkten, die dort vorgestellt werden, gibt es auch immer wieder interessante Themen (so zum Beispiel auch praktische Backvorführungen, Mikrowellenvorführen etc.), die man als Beraterin aufgreifen kann.

Was mir persönlich weniger zugesagt hatte, waren diese Lobhuldigungen. Jede Woche wurde die beste Beraterin geehrt. Einerseits war das ja ganz schön, denn wo sonst im Leben wird man für seine Arbeit mal so richtig gelobt? Und vor allem für mich als damalige „Nur-Hausfrau“ und Mutter war das manchesmal sehr aufbauend und tat meinem Selbstbewußtsein doch sehr gut. Aber die Art und Weise, wie die Damen aufjubelten, klatschten und dergleichen... daran konnte ich mich nie so recht gewöhnen.

Bei diesen Meetings werden auch immer neue Aktionen vorgestellt. So hat man als Beraterin die Möglichkeit an diversen Seminaren teilzunehmen, allerdings muß man sich diese – meist durch Werben neuer Beraterinnen – „erarbeiten“. Ich weiß nicht, wie es heute ist, damals nannte man das Werben neuer Berater „rekrutieren“ – ein Wort, das ich persönlich unmöglich fand *gg*.
Des weiteren kann man sich auch andere, tupperfremde Produkte „erarbeiten“, welches meist über den Umsatz läuft.


MEINE ERFAHRUNG / MEINUNG und MEIN FAZIT:

Ich weiß, dass mein Bericht bis hierhin eigentlich schon viel zu lang ist, aber mir persönlich waren die genannten Dinge einfach wichtig, denn in meinen Augen ist die Tätigkeit als Tupperware-Beraterin nicht nur positiv, aber dazu gleich mehr.

Meine Erfahrungen habe ich ja teilweise oben schon einfliessen lassen. Ich persönlich bin bis 1997 bei Tupperware geblieben, wovon ich die letzten zwei Jahre als Gruppenberaterin tätig war. An und für sich hat mir diese Tätigkeit schon einigen Spaß bereitet, zumal ich das Glück hatte, doch einen guten Verdienst aufweisen zu können. Positiv muß ich hier anfügen, dass die Tätigkeit als Beraterin mein Selbstbewußtsein doch ganz schön aufgepäppelt hatte. Während ich zu meiner ersten eigenen Vorführung noch mit Magenschmerzen und feuchten Händen hinfuhr, war ich zum Schluß stolz auf mich, dass ich es doch vermochte, die Produkte so vorzustellen, dass auch Zweifler und Skeptiker schlußendlich eine Bestellung aufgaben *lach*.

Allerdings war diese Tätigkeit auch sehr zeitaufwändig. Sicher von nichts kommt nichts, doch wer wirklich mit der Tätigkeit der Tupperware-Beraterin einen ordentlichen Nebenverdienst erzielen will, muß dementsprechend auch viel Zeit opfern. Positiv finde ich persönlich, dass ich mir die Zeit frei einteilen kann. Gerade als Mutter ist das in meinen Augen sehr schön. So habe ich meine Vorführungen stets abends abgehalten. Tagsüber war ich für die Kinder da und abends war mein Ex-Mann zu Hause, der jedoch auch nur 2 – 3 Stunden auf mich verzichten mußte. Später, als beide Kinder in den Kindergarten gingen, verlegte ich meine Vorführungen auf vormittags, so kam anfangs keiner mehr zu kurz zu Hause.

Als Gruppenberaterin mußte ich dann noch mehr Zeit aufwänden. Zum einen mußte ich nunmehr regelmäßig montags an den Meetings teilnehmen, zum anderen gab es für uns GB’s donnerstags vormittags immer noch ein Extra-Meeting. Alle ein bis zwei Monate sollte man als GB dann noch ein persönliches Meeting bei sich zu Hause abhalten für die Beraterinnen aus der eigenen Gruppe. Zudem sollte man hier auch immer ein offenes Ohr für seine Gruppe haben. Dies artete bei mir teilweise leider so aus, dass bereits morgens um 7 Uhr das erste Mal mein Telefon klingelte und eine Beraterin um Rat fragte und abends bis 23 Uhr manchmal das Telefon nicht still stand.

Zweimal hatte ich das „Glück“ an Seminaren teilzunehmen (leider waren darunter nicht die Top-Seminare in Monaco und San Francisco, dafür war ich wohl zu faul *gg*). Positiv fand ich daran, dass ich mal für zwei Tage von zu Hause weg kam *gg*. Allerdings gefiel mir die Aufmachung dieser Seminare überhaupt nicht. Denn auch hier war es so, dass in einem großen Saal nunmehr mehrere hunderte Frauen begeistert den Worten der Tupperware-Obrigkeit lauschten, begleitet wurde das meist von Musik und die Frauen klatschten im Takt und jubelten um die Wette. Ehrlich, das ist jetzt zwar meine ganz persönliche Meinung, aber ich hab immer nur darauf gewartet, dass irgendwann ein Guru auf die Bühne schwebt und seinen Segen verschenkt. Nee, das war absolut nichts für mich. Aber wie gesagt, dass sind halt auch nur Dinge, die man mitmachen kann, wenn man sie sich dann erarbeitet.

1997 beendete ich dann meine „Karriere“. Ich hatte das Glück, einen geregelten Job in einem Büro zu bekommen, mit geregelten Arbeitszeiten und fixem Gehalt. Anfangs ging ich morgens ins Büro, versorgte nachmittags meine Kinder und ging abends zu meinen Vorführungen. Auf die Dauer wurde mir das einfach zuviel und im Laufe der Zeit stand ich auch nicht mehr so sehr hinter den Produkten wie zu Beginn meiner Tätigkeit, so hörte ich damit eben auf.


Die Tätigkeit der Tupperware-Beraterin ist allgemein gesehen gar nicht mal schlecht. Man kann sich hier so nebenbei nach und nach seinen eigenen Haushalt günstiger mit den Produkten eindecken, lernt immer wieder neue Leute kennen, hat viel Abwechslung und verdient nebenbei gar nicht mal schlecht. Obwohl ich mal denke, dass es zur heutigen Zeit – nach Einführung des (T-)Euros nicht mehr ganz so leicht ist, wie noch vor 10 Jahren, regelmäßig viel Umsatz zu machen und dementsprechend auch eine hohe Provision zu erhalten. Zudem kann man sich seine Zeit (zumindest als „nur“-Beraterin) frei einteilen.

In meinen Augen gibt es aber auch einige Nachteile. Denn wer vorhat, regelmäßig Geld zu verdienen, muß dann doch recht viel Zeit investieren. Gerade heutzutage, wo das Geld bei vielen nicht mehr so locker sitzt und jeder dreimal überlegt, ob er ein „teures“ Tupperprodukt oder vielleicht doch lieber das preiswertere No-Name-Produkt kauft, ist es nicht immer leicht, die Ware an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Hat man früher vielleicht 2 Vorführungen pro Woche gehalten, so bedarf es heute teilweise 4 pro Woche, um den gleichen Verdienst zu erhalten.

Ein weiterer Nachteil in meinen Augen ist, dass man einen Teil seiner Provision meist gleich wieder investiert in neue Produkte. Sicher, diese bekomme ich zwar 40% billiger, aber das Geld ist erst einmal futsch. Zwar wurde bei uns damals immer betont, dass man nicht gezwungen ist, sich immer alle neuen Produkte zu kaufen, aber gerade bei den Angeboten ist es eigentlich unabdinglich, sich diese zuzulegen. Denn wie soll man den Kunden ein Produkt vorstellen, wenn man dieses nicht auch dabei hat.

Was mir persönlich dann eben auch nicht gefiel, war die Art und Weise, wie Tupperware seine Beraterinnen versucht in den Bann zu ziehen. Man möge mir verzeihen, aber dieser Hype bei den Seminaren war mir nicht so ganz geheuer. Da wurden regelrecht Shows abgehalten und plötzlich tanzte die zuvor noch biedere Hausfrau zur Begleitmusik, klatschte vor Begeisterung über ein neues Kunststoffbehälterchen derart frenetsich in die Hände, das man dachte, es handele sich um ein Gefäß aus Gold, jubelte und strahlte, so dass Aussenstehende gut auf den Gedanken kommen konnte, sie stände unter Drogen;-). Ich will mich da gar nicht ausschließen *lach*, auch meine Äuglein strahlten anschließend ab und an, aber irgendwie war mir die Sache suspekt *lach* - typisch amerikanisch eben.

Was mir damals dann noch sauer aufstieß, war die Tatsache, dass es bei Tupperware keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau gab (hier weiß ich jedoch nicht, wie es heute aussieht). Damals war es auf jeden Fall so, dass Männer zwar auch Berater werden konnten, nicht aber zum Gruppenberater aufsteigen durften. Wir hatten in unserer Bezirkshandlung zwei männliche Berater, einer davon hatte es geschafft 7 neue Berater/innen zu werben, doch es wurde ihm verwehrt Gruppenberater zu werden, obwohl er dies gern gemacht hätte, eine genaue Begründung wurde damals nicht abgegeben. Der Berater hatte dann kurz darauf auch aufgehört.


Alles in allem – und um endlich *lach* zum Ende zu kommen – komme ich zu meinem Fazit. Ich persönlich stehe der Tätigkeit als Tupperware-Beraterin heute etwas skeptischer gegenüber, als noch vor 10 Jahren. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich die Tätigkeit zwar 4 Jahre lang ausgeübt habe, aber mittlerweile auch den nötigen Abstand dazu gefunden habe. Zudem stehe ich persönlich nicht mehr so hinter allen Produkten von Tupperware, da ich einige dann doch einfach für zu teuer halte (meine ganz persönliche Meinung!).

Wer gerne redet, über ein gewisses Maß an Überzeugungskraft verfügt, ein dickes Fell hat (nicht jeder Kunde ist freundlich und ich hab selbst als Gast auf einer Tupperparty mal miterleben müssen, wie die dortige Beraterin von einer Kundin richtig runter gemacht wurde), sich seine Zeit frei einteilen möchte, dabei aber auch bereit ist, Zeit zu investieren, dem kann ich die Tätigkeit der Beraterin schon empfehlen. Man sollte sich jedoch vor Augen halten, dass es in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach ist, viele gut besuchte Vorführungen halten zu können und die Umsätze der einzelnen Vorführungen wohl auch nicht mehr so hoch sind, wie noch zur DM-Zeit.

Ich persönlich ziehe bei meiner Bewertung zwei Sterne ab. Zum einen, weil der Zeitaufwand manchmal doch höher sein kann, als der eigentliche Gewinn, zum anderen weil ich persönlich von dem Hype, dem man unterworfen wird, nicht allzu viel halte.


Vielen Dank allen die wahrlich bis hierhin durchgehalten haben;-).


© by Claudia Südkamp-Retzmann 2003

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