Turmdeckelschnecken Testbericht

Turmdeckelschnecken
ab 13,99
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Erfahrungsbericht von TimoNowak

Ein Regenwurm im Aquarium ???

Pro:

sehr hübsche und interessante Pfleglinge; bekommt man meistens von Händlern/ Aquarienbesitzern umsonst; sorgen für die Resteverwertung und Beseitigung sich zersetztender organischer Stoffe, sodaß die Wasserqualität dadurch konstanter bleibt;

Kontra:

Bei überfütterung kann es schnell zu einer „Bevölkerungsexplosion“ kommen, die man nur mit konsiquenten Absammeln und weniger Futter in den Griff bekommt.

Empfehlung:

Ja

Im Allgemeinen sagen einem Aquariumfreunde aber auch fachkundige Verkäufer das man sein Aquarium möglichst Schneckenfrei halten sollte, da diese kleinen Tierschen oft zur Plage werden können und der Flora des Aquariums empfindliche Schäden zufügen können.

Auch ich war lange Zeit davon überzeugt worden, das man möglichst jeden „Schleimer“ den man im Aquarium erspäht nicht nur sofort zu entfehrnen , sondern vielmehr mit ausgeklügelten Methoden (wie spezielle Schneckenfallen, schneckenfressende Fische, Chemie) zu bekämpfen hat. Denn man hat nur eine Wahl entweder Schnecken oder eine schöne schmückende Pflanzenwelt.

Doch als ich mich mehr für diese kleinen Tiere interessiert habe und auch die (zur Zeit leider sehr spährliche) Literatur und einschlägige Internetseiten zur Rate zog, kam ich zu den Schluß, es auch einmal mit Schnecklies in einem meiner Becken zu Versuchen.

Die Wahl fiel mir nicht leicht, denn im Handel gibt es seit kurzem eine große Auswahl an Schnecken, die nicht nur Schmückend aussehen, sondern auch kräftig kosten ! Darum habe ich, als armer Student natürlich zu den kostengünstigen (da umsonst) Schnecken „gegriffen“, die mir schon aufgrund des schön gewundenen Gehäuses sehr gefielen.

Mein heutiger Beitrag dreht sich daher um die Turmdeckelschnecken, mit der ich beste Erfahrung gemacht habe, aber lest selbst :

(1) Die Turmdeckelschnecke – gibt es überhaupt nicht !
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Wenn sich heute Aquariumfreunde über Turmdeckelschnecken unterhalten ist oft die, in unserem heimischen Aquarien, sehr häufig vorkommende Malayische Turmdeckelschnecke Melanoidis Turberculata gemeint, die ein beiges, oft bepunktetes langgezogenes Gehäuse besitzt und bis zu 2,5 cm groß werden kann.

Das es aber noch eine Unmenge weiterer (seltenere) Turmdeckelschneckenarten gibt, kann man nicht von DER Turmdeckelschnecke reden, das Verhalten dieser Art (was ich unter dem nächsten Punkt beschreibene werde) ist aber im allgemeinen relativ ähnlich, daß äußere jedoch sehr unterschiedlich und sogar innerhalb ein und der selben Art höchst variabel ! So habe ich mittlerweile eine schwarze Afrikanische Art, die genoppte Turmdeckelschnecke (Melanoidis Granifera) und noch die Stachel Turmdeckelschnecke auf verschiedene Becken verteilt zuhause beobachten und pflegen können.

Der Name Turmdeckelschnecke (als Oberbegriff) sollte jedoch genügen, da das Verhalten wie schon erwähnt, unter den verschiedenen Arten. nur in Nuancen voneinander Abweicht. Ihren Namen bekam die Schnecke mit sicherheit aufgrund des spitz zulaufenden Gehäuses welches sie mittels eines „Deckels“ bei Gefahr verschliessen kann (zum Beispiel wenn ein vorwitziger Fisch versucht an ihren, recht kurzen, Fühlern zu zupfen).

(2) Das Verhalten der Turmdeckelschnecke
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Alle Turmdeckelschnecken leben relativ versteckt, vor allem Tagsüber wird man nur selten welche zu Gesicht bekommen, außer es herrscht Überbevölkerung in der Schneckenpopulation des Aquariums. Am Tage vergraben sich die Schnecken gerne im Bodengrund, weshalb ich meine Becken alle mit feinen Sandboden ausgestatte habe, der einerseits für die Schnecken leicht zu durchgraben ist, andererseits auch den meisten Fischen zu Gute kommt, die gerne wühlen und den Boden nach Fressbaren umgraben wie die Corydoras Panzerwelse.

Während des Tages durchwühlen die Schnecken den Bodengrund und sorgen dafür das er sich einerseits nicht verdichtet und andererseits, dafür das sich kein Dreck im Boden sammeln kann, da die Schnecken gerade diesen Dreck zum fressen gern haben (wie abgestorbene Pflanzenteile, Fischdreck, tote Fische, etc...) das alles hat bei mir in meinen Becken dazu geführt, dass das gesamte Aquarium ungelaublich sauber und aufgeräumt aussieht, zu plötzlichen Werteschwankungen oder gar zum Umkippen des Wassers kommt es in einem Schneckenbesetzten Aquarium so gut wie nie, da alles was ansonsten langsam verotten und das Wasser vergiften könnte, von den Schnecken in kurzer Zeit verspeist wird.

Das Turmdeckelschnecken an gesunde Pflanzen und/ oder deren Wurzeln gehen halte ich, nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen, für ein Ammenmärchen, vielmehr wächst und gedeit es in meinen Becken wie verrückt seitdem ich diese Schnecken in meinem Becken habe, da sie durch ihre Grabaktivitäten dafür sorgen, das der Boden durchlüftet wird und locker bleibt, was den Pflanzen merklich gut bekommt.

Zu Gesicht bekommt man die Schnecken am besten in der Nacht bzw. nach dem Ausschalten der Beleuchtung, dann krauchen sie auch gerne mal an der Scheibe hoch um sich dort ansiedelnde Algenrasen abzugrasen und ab und an ein bisschen Frischluft zu schnappen (welches sie allerdings nicht benötigen, da Turmdeckelschnecken Kiemenatmer sind und somit auch nur unter Wasser leben könnten).

(3) Weitere Besonderheiten und Erfahrungen
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Turmdeckelschnecken gebären, im Gegensatz zu den meisten anderen Schneckenarten, lebende Junge, wenn man seine Fische überfüttert wird man schnell merken, das aus einigen wenigen Schnecken in kurzer Zeit ein riesiger Menge wird.

Die Population kann man aber ganz einfach kontrollieren, indem man weniger Füttert, was auch den Fischen gut tut, ich habe auf die Art und Weise auch schnell bemerkt, wieviel ich füttern kann, damit es allen Beckeninsassen gut geht, es aber dennoch nicht zu einer Schneckenexplosion kommt.

Eine weitere Besodnerheit ist die Indikatoreigenschaft der Turmdeckelschnecke für die Güte des Aquariumwassers. Bei einem meiner Becken war der Filter ausgefallen, aufgrund dessen die Wasserwerte plötzlich über Nacht so schlecht geworden waren, dass das Becken umzukippen drohte, was den Tod jedes pflanzlichen und tierischen Lebens bedeutet hätte. Gott sei Dank haben mir meine Turmdeckelschnecken geholfen das schlimmste zu verhindern. Denn sobald sich die Wasserwerte rapide verschlechtern sammeln sich alle Turmdeckelschnecke an der Wasseroberfläche um augenscheinlich kollektiv luftzuschnappen, als ich dies bemerkte begann ich gleich zu forschen worann es lag und bemerkte den defekten Filter den ich sofort wieder instandsetzte ...

Mit dieser Schneckenart habe ich also bis Dato nur gute Erfahrungen gemacht, egal welche Unterart auch immer, allesamt sind es keine Pflanzenvernichter und tun dem gesamten Kleinstbiotop Aquarium gut.

(4) Weitere Infos / Fazit
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Wer sich näher über meine kleinen Lieblinge informieren will sei ein Buch ans Herz gelegt „Süßwasserschnecken im Aquarium“, welches in der Reihe „Ihr Hobby“ im Bede-Verlag erschienen ist und was erste Informationen über Haltung und Pflege gibt, gerade für Einsteiger in die Schneckenhaltung sehr zu empfehlen, da man auch Schnecken als Geschöpf richtig und Artgerecht halten sollte.

Die Haltung ist wirklich spielend einfach, schon in kleinsten Aquarien kann man diese Schneckenart pflegen und vermehren, jedoch denke ich, daß man sie in einem „Gesamtbiotop“ am besten einsetzen kann, da sie sich insgesamt stabilisierend auf den gesamten Lebensraum Aqaurium auswirken.

Bei mir leben in allen meiner Becken Turmdeckelschnecken, egal ob 60cm Standard oder 1,60 m Riesenbecken, überall, konnte ich bisher nur beste Erfahrungen mit diesen Tierchen machen.

Da man die Schnecken zudem von den meisten Händlern umsonst bekommt, wenn man danach fragt, steht einer Invasion des „Unterwasserregenwurms“ im Aquarium nichts mehr im Wege.

Darum meine uneingeschränkte Empfehlung an alle Aquariumfreunde, sich diese kleinen hübschen Schleimer zuzulegen.

Servus,
Euer Timo.
© 01.04.2003

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