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Erfahrungsbericht von sidhe

A wie Ausbildung oder "Die artverwandte Mandarine"

Pro:

alles

Kontra:

nix

Empfehlung:

Nein

So, ich will mal drei Berichte über A wie Ausbildung schreiben, alle in einem (wie ich hoffe) amüsanten Stil und alle garantiert war!! Ich bitte euch um ganz viele Kommentare, weil es mich brennend interessiert, wie ihr mein Geschreibsel findet!!
Hier nun der erste:



Die artverwandte Mandarine oder
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Warum Kärcher - Servierten in einem Büro unerläßlich sind

Ein ganz normaler Dienstag in einer ganz normalen Woche und in deiner ganz normalen Stadt veränderten mein Leben. Von der Schule entnervt zähle ich am Morgen die Kasse. Kinnersch, warn da viele Hunderter drinnen. Begeistert überlege ich mir, was ich, was ich mit soviel Geld anfangen könnte...Ballermann...Loret de Mare...und grausam in die Realität zurückgerissen merke ich, daß ich in meinem sprichwörtlichen Übereifer ganz vergessen habe, mitzuzählen. Aus der Traum von wegen „...ich fand ihn irgendwann, allein am Ballermann...“. Kaum habe ich die Kasse abgeschlossen, eröffnet und so weiter, merke ich plötzlich, wie einsam ich bin.
Verängstigt frage ich meinen singenden Kollegen im Nebenzimmer, wo den Kollegin M. sei. Als ich die erschreckende Auskunft erhalte, daß diese Weihnachtseinkäufe tätigt (wobei mir einfällt, daß ich das im Laufe der nächsten Zeit vielleicht dringendst auch tun sollte), bekomme ich richtig Angst. Da Ausbilderin S. an diesem Morgen später kommt, muß ich die Zeit ganz allein im Büro verbringen, wobei ich mir einen Ast schwitze, weil wir ja endlich ein Raumthermostat haben. Kinnersch, super!

Der Vormittag vergeht langsam, aber ganz langsam. Allein bei dem Gedanken daran, morgen wieder in meiner supertollen Schule zu sitzen und mir meine supertollen Lehrer anzuhören, wird mir ganz schwindlig. Trotz dessen, daß meine geliebte, geachtete, strenge, ernste Ausbilderin nun hier ist, zieht sich der Nachmittag wie ein ausgekauter Kaugummi, bis ich plötzlich mit der Ecke eines Ordners an meine Tasse mit heißem Kaffee stoße, in dem der Löffel senkrecht steht. Ein paar Tropfen des pechschwarzen Getränks begeben sich in atemberaubender Geschwindigkeit von der Tasse in Richtung Tisch und schlagen schließlich auf demselben auf, wobei einige Tropfen auf die vor mir liegenden Lieferscheine fallen. Kinnersch, wenn der Lieferant gesehen hätte, was ich mit seinen bunten und so supertoll gestalteten Lieferscheinen mach ... holla!
Zu Tode verängstigt sehe ich Ausbilderin S. an, die wie ein Rachengel auf ihrem Stuhl thront. Und schon darf ich mir eine Moralpredigt darüber anhören, wie gefährlich es ist, Kaffee auf dem Schreibtisch zu haben und das merke ich ja jetzt wohl selbst, und wie sieht das denn jetzt aus, und hol sofort eine Kärcher-Servierte und mach die Sauerei da weg...

Moralisch geknickt, emotional am Boden kriechend und den Tränen nahe gehe ich in das Kaffeezimmer und hole eine Kärcher-Servierte, um diese Sauerei auf meinem Platz und auf dem Lieferschein zu beseitigen. Kinnersch, so eine Kärcher-Servierte ist doch super; das will ich auch Ausbilderin S. erklären, doch da dieselbe immer noch auf ihrem Stuhl sitzt wie ein Phönix, der soeben aus seiner eigenen Asche emporgestiegen ist, um nun sämtliche Lieferscheine vor der schändlichen Verschmutzung mit viel zu starkem Kaffee zu schützen, lasse ich dieses Vorhaben als gescheitert fallen. Es war wohl eine göttliche Voraussehung, den WIE nützlich besagte Servierten wirklich sind (vor allem in großen Massen) sollte meine Ausbilderin am eigenen Leib erfahren...

Immer noch seelisch verstört von diesem Vorfall bestell ich bei dem in den Supermarkt gehenden Kollegen eine Orange...schon klar, Vitamin C schützt gerade jetzt in diesem harten, strengen, frostigen Winter vor Erkältung usw.
Als ich die orangene Orange geschält in meiner immer noch zitternden Hand halte, richte ich zum ersten Mal seit dem schrecklichen Vergehen das Wort an meine Ausbilderin. Verschüchtert teile ich ihr- dabei verschämt zu Boden sehend - mit, wie gesund Orangen und die damit verwandten Früchte doch gerade im Winter sind. Kinnersch, daß KANN sich Ausbilderin S. jetzt aber wirklich nicht gefallen lassen- daß ihr eigener, ihr treu unterworfen und ergebener Stift ihr etwas über gesunde Ernährung erzählt. Mit einem triumphierendem Blick nimmt sie ihre Tasse, in der sich theoretisch noch eine Mandarine (also eine mit der Orange artverwandte Frucht) befindet und befördert diese mit einer schwungvollen Bewegung am Henkel der Tasse ans Tageslicht.

Der Inhalt der Tasse begibt sich mir irrsinniger Geschwindigkeit (Kinnersch, war das schnell!!!!) in Richtung Ausbilderin S. und der Rest von diesem Geschehen hat mich für immer gebrandmarkt. Fassungslos, unfähig, etwas zu tun, wie zum Beispiel meine Ausbilderin mit einem gewagtem Hechtsprung vor der drohenden Gefahr zu schützen, muß ich mit ansehen, wie sich der schon erwähnte Inhalt der Tasse über meine noch immer triumphierend lächelnden Ausbilderin ergießt, ja, ERGIEßT, denn in der Tasse befand sich nicht die sehnsüchtig erwartete Mandarine (nein, sie war nicht geschmolzen), sondern der weiter oben erwähnte viel zu starke, in Zwischenzeit zum Glück meiner Ausbilderin schon lauwarme Kaffee. Man mag sich nun versuchen, bildlich vorzustellen, wie das den ausgesehen hat, den weiteres wird nicht beschrieben. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.
Aber Kinnersch, war das lustig!!
Es sei noch erwähnt, daß die schon erwähnten Kärcher-Servierten uns hilfreiche Dienste erwiesen, als wir (sie immer noch fassungslos; ich mich vor Lachen krümmend) versuchten, diverse Pfützen von unserem Büroboden zu entfernen.



Alles wahr!! Ich hoffe, euch hats gefallen und ich konnte die Situation wenigstens annähernd so komisch wiedergeben, wie sie war!

(c) sidhe

----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-28 13:42:45 mit dem Titel A wie Ausbildung oder "Ein Tag aus meinem Leben als Stift"

So, der zweite Beitrag zum Thema A wie Ausbildung, auch hier bitte ich wieder um reichlich Kommentare! (-;

Los gehts
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Morgenmufflerisch schleppe ich meinen vom Schlaf noch gepeinigten Körper Richtung meiner Ausbildungsfirma, um mich in meine liegengebliebene Arbeit vom Donnerstag zu stürzen, als plötzlich hinter mir eine Hupfanfare losgeht. Vor Schreck fast an die Mauer springend erkenne ich einen Moment bevor mein Herzbendel abreißt meine Ausbilderin hinter dem Steuer. Immer noch zitternd von den lieblichen Tönen am frühen Morgen setz ich mich neben sie und schnalle mich erfahrungsgemäß an, schließlich sitze ich nicht zum ersten mal bei ihr im Auto. Und richtig, meine Ausbilderin fährt nach dem Motto „50 in der Ortschaft - so ein Blödsinn“ weiter Richtung eines großen Supermarktes, neben dem sich unsere Arbeitsstätte vor Jahren angesiedelt hat. In der Firma wird man freundlichst von den Mitarbeitern begrüßt, die vor Freude über unsern Anblick fast an die Decke hüpfen und ein gnädiges „Morgen“ murmeln.
Eine halbe Stunde später ist es schon wieder wie jeden Morgen, klein Mirjam sucht verzweifelt die Kassendifferenz: „Aber Saaaabiiiiineeee, es sind fast zehn Mark weniger zu wenig als gestern!“, Kollege Guido singt gutgelaunt im Nebenzimmer den Radio an die Wand, Herr Fischer erzählt von dem Etesia-Rasenmäher, den er gestern verkauft hat (der millionste in seiner Karriere bei dieser Firma, wenn man ihm alles glaubt), Werkstattazubi Patrick wartet verzweifelt auf Sabines Supermarkt-Bestellung und Sabine ignoriert mein obligatorisches „aber die Kasse stimmt hinne un vorne nit“ und fragt mich zum 23 mal in dieser Woche, was ich denn aus dem Supermarkt will, weil sie sich einfach nicht entscheiden kann. Kaum hat Patrick von Sabine Auskunft erhalten und ist verschwunden, kommt der kleine dicke Betriebshund ins Büro geschlappt und läßt sich in sein Körbchen fallen, daß ich Angst habe, er fällt mitsamt dem selbigen um. Da ist es mit der Morgenruhe vorbei. Neben mir hör ich die säuselnde Sabine „Niiiiko, ja Niggo, du Süßer, komm mal her, auf, komm mal zur Sabine, ja komm halt mal...“ und im Nebenzimmer kommt sinngemäß das gleiche in mein Ohr, nur das Nicko hier als „Mausi“ und „Bärchen“ tituliert wird. Den Dicken läßt das verdammt kalt, der schnarcht schon lange wieder und ich denk mir, daß der Hund es doch verdammt gut bei uns hat, den ganzen Tag schlafen oder fressen...außerdem, wenn Nicko die Kassendifferenz suchen würde, würde mit Sicherheit die halbe Firma mitsuchen. Nun gut, bin ja auch nur Stift. Da meine Differenz keinen zu interessieren scheint, schließe ich das Manöver ab, pack den Ordner weg und freu mich auf Dienstag, wenn es wieder heißt, ich kann nicht zählen und bin anscheinend unfähig, die Kasse ohne Differenz fertig zu machen.

Naja, man ist halt Stift. Kaum habe ich die Kasse gemacht, schnapp ich mir meine Rotstift, der mir in der Werkstatt die Macht einer Lehrerin verleiht (allerdings einer, die keiner ernst nimmt) und mach mich auf den Weg in den Teil in unserer Firma, in dem der netteste Umgangston herrscht. Etliche Häckchen später find ich auch schon den ersten Fehler auf den Zeitabrechnungen und stöhne innerlich auf, weil ich jetzt wieder quer durch die Werkstatt marschieren darf, den Betreffenden suchen muß, den zu seiner Karte führen und ihm langsam und deutlich das Vergehen unterbreiten und mit dem Finger auf die Fehlerstelle zeigen muß, damit der Fehler gefunden wird. Da ich darauf keine Bock hab, schrei ich durch die Werkstatt „Rene, ich besser mal was auf deiner Karte aus.“ und beheb den Fehler selber.

Eine halbe Stunde später kehre ich verfroren und mit überanstrengten Augen vom vielen Karten - Suchen in das überheizte Büro zurück – wir haben ja jetzt endlich ein Raumthermostat. Da ich gerade Zeit dafür habe, mach ich mich mal an die Ablage, die schon überquillt, obwohl ich vor einer Woche erst alles leer geordnet hab. Man ist zu faul, seine Blätter selber wegzuheften, aber nun gut, dafür gibts ja Miri-Stifti.
Ich hab noch nicht mal zwei Blätter von mein Stapel fachgerecht „entsorgt“, da ruft auch schon der Guuuido aus dem Nebenzimmer, ich soll gefälligst Päckchen auspacken, ich bin zur Zeit schließlich im Lager. OK, ich komm ja schon!
Kurz darauf versinke ich auch schon zwischen irgendwelchen Artikel, Bestellungen, Lieferscheinen und Zettelsche, die ich an die Reifen heften muß. Als ich mich an das zweite Päckchen heranwage (es ist schon elf) höre ich, wie Herr Fische zu Sabine sagt, sie solle dieses Angebot da, siehst du es, das hier, abschreiben, aber schon jetzt gleich, also dieses Angebot hier, übrigens kommt der Absatz da hoch, aber da ist ja auch ein dicker roter Pfeil, und auf jeden Fall soll sie das Angebot abtippen und zwar jetzt, aber nicht vergessen, und es heute nicht mit der Post wegschicken sondern ihm direkt wieder geben, also jetzt gleich, sie soll auch dran denken, sie kanns ja heut abend machen, aber auf jeden Fall heute, und nicht vergessen! Ich ahne schreckliches, und richtig, aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, wie das Angebot von Sabines Hand aus auf meinem Platz segelt. Nee, mag jetzt nich, muß erst ma das Joist-Paket machen, sonst komm ich voll aus dem Konzept. Allerdings sah auch Herr Fischer diese Handbewegung und kommt sofort zu mir an den Auspacktisch, aber nicht etwa, um mir hilfreich unter die Arme zu greifen, sondern um mir zu erklären, daß dieses Angebot hier, sieht du, das hier...bis heut abend.. und der Absatz da hoch...nicht auf die Post...und so weiter.

Seufzend setzt ich mich an den Computer, denn je früher ich das Angebot geschrieben hab, um so seltener muß mich Herr Fischer daran erinnern, daß ich dran denken soll und es nicht vergessen darf und das nicht auf die Post soll, sondern ihm gegeben werden soll...
Als ich das Abgebot nach 12 „Denkst an des Angebot, gell?!“ und 3 „Des kannst nit so schreibe, isch habs doch ach annersder gemacht“ Herr Fischer endgültig in die Hand drücke und erschöpft der Mittagspause entgegen sehe, steht auch schon Guido im Büro und erinnert mich daran, daß ich im Lager bin und Päckchen auspacken soll! Ja, der Guido hat viel zu tun, denke ich mir als ich kurz darauf wieder einmal im Lager herumirre und mich frage, wie in der kurzen Zeit zwischen Inventur (als ich hier mit meinem mitzählenden Kollegen alles geordnet habe) und jetzt schon wieder so ein Durcheinander herrschen kann. Nun gut, denk ich mir, die Lagerhaltung gehört erst in zweite Lehrjahr, also steck ich mein Luftfiltereinsatzelement einfach mal da in das Kästchen.

Auf dem Weg zwischen Lager und Auspacktisch seh ich jedesmal in der Werkstatt Herr Seitz, auch Guido oder GUUUUido genannt, mit den Stiften Fahrräder reparieren und denk mir, daß der Herr Seitz nicht nur viel zu tun hat, sondern auch keinerlei Ambitionen verspürt, mir unwissendem Stift vielleicht zufällig ein wenig beim Auspacken zu helfen, und so langsam dämmert es mit, daß er einfach keine Lust hat! Seufzend frage ich mich, warum denn ich kleiner Stift mich hier im Lager tausendmal verlaufen muß, um ein Ersatzteillagerortkästchen zu finden, während andere diesen oben genannten Platz in ca. ziemlich genau 2 Minuten finden würden. Nun gut, das erfahr ich wohl auch erst im zweiten Lehrjahr.

Als es endlich Zeit für die Mittagspause ist, bin ich schon im ganzen Gesicht staubig und ölig, so daß die Kunden wohl denken, ich bin Werkstattstift! Die Mittagspause ist kurz, hektisch und außerdem verbrenne ich mich an der Bratpfanne als ich mit meine Eier brate. Naja, im ersten Lehrjahr...
Nach der Mittagspause mache ich mich mit neuem Elan und einem dicken Pflaster an der Hand an die letzten zwei Päckchen. Kaum hab ich die ins Lager geräumt, kommt der Packetdienst und bringt zwei neue. Während ich mich, schon längst unfähig, mich überhaupt n nur ein kleines bißchen aufzuregen, an das erste der beiden neuen Päckchen heran machen, kommt „de Werkstattmoster Mischael“ (auch „Werkstattmeister Herr Michael Ball oder von den Kunden einfacherheitshalber „de Balle Mischel“ genannt) herein und erzählt mir was vom Krieg und das er jetz Feierobend mäscht. Ja, subba Idee! Laßt mir doch alle alleene! Mensch!
Gutgelaunt erzählt de Balle Mischel auch im Büro von dem verfrühten Feierabend während ich mich dem Balle Nicko widme. Warum Guido den Mäuschen nennt, bleibt mir ein Rätsel, meiner Meinung nach erinnert er eher an einen behaarten Kugelfisch, aber nun ja. Kaum habe ich meinen Gedanken gedacht und in mich hinein gelacht kommt auch schon der Bedachte von der Werkstatt herein gestürmt und grapscht mit dem schon erwähnten „Mäuschen“ nach dem Kugelfisch. Naja, ich bin jetzt ja wohl überflüssig, also mach ich mich wieder an mein Päckchen. So langsam komm ich mir aber echt vor wie der Päckchenausapacker vom Päckchenauspackdienst. Herrje!!

Irgendwann kurz vor Feierabend schleppe ich mich vom Waschbecken (nicht das ich mit einem Stift aus der Werkstatt verwechselt werde!) zum Büro und laß mich auf meine Stuhl fallen. Oh ja, das ist schön! Als Päckenauspack- und Lagerortkästchensucher vom Dienst hab ich schon ganz vergessen, wie weich ein Bürostuhl unter dem Hintern einer Bürokauffrau sich anfühlen kann! Wenige Minuten später wühle ich mich schon durch den Stapel von Rechnungen, Lieferscheinen, Garantiekarten, Briefen und Zettelschen die auf meinem Platz den schiefen Turm von Pisa zu verhöhnen scheinen. Ein vorsichtiger Blick zur Uhr kündigt mir den nahenden, wohlverdienten Feierabend an, als ich ein Räuspern höre. Ich drehe meinen Kopf und sehe direkt in das Gesicht eines ärgerlichen Kunden. Und jetze?? Isn los? Keener da, he? Da Verkäufer Seitz weit und breit nicht zu sehen ist erhebe ich mich wieder von meinem Stuhl und frage den Kunden ob ich ihm wohl weiterhelfen könnte.
„Ich brauch ein Keilriemen!“ schnauzt er. Oh, klasse! Fürn Auto, Motorrad, Mofa, Roller, Traktor oder Rasenmäher???
„Was für einen Keilriemen? Für einen Traktor oder einen Rasenmäher?“ hakt ich freundlich nach.
„Ah für en Rasemäher!!!“ Mensch Mädel, les es von meinen Lippen oder wie jetzt?
„So, und für was für ein Modell soll der Keilriemen sein?“ grenze ich die Auswahl weiter ein.
„Für en ROTEN!!!“ Ach klar, wußt ich doch!
„Aha, ist das ein Solo-Rasenmäher?“ Ja, manchmal ist meine Geduld grenzenlos!
„Hör mol Mädsche, isch brauch en Keilrieme, ja! Des is des Ding...“ Lang und breit bekomme ich nun den Keilriemen im Allgemeinen und im Besonderen bei dem „roude Rasemäher“ erklärt, vom Aussehen bis zur Funktion. Allerdings dient das in keinster Weise meiner Verkaufsabsicht. Nun ja, der Kunde ist König! Als er mir den Keilriemen, das unbekannte Wesen, erklärt hat, schaut er mich erwartungsvoll an. Ich schaue erwartungsvoll zurück. Ja, und das Modell? Na? Und? 42 - 4TH? Wie heißts? Er sagt nichts, kuckt nur erwartungsvoll und auch schon genervt. Bevor ich meine nervende Frage nach dem Modell wiederholen kann, reißt der Kunde die Handlung an sich und sagt „Ah ja Mädle, hol mol jemand, der sisch do auskennt!!!“
FASSUNGSLOS!!
Mehr fällt mir nicht mehr ein, ich bin fassungslos! Gaaaanz ruhig nicke ich, geh gaaaaaaanz, ganz ruhig in die Werkstatt, sag gaaaaanz, gaaaaaanz, ganz ruhig meinem Kollegen Bescheid und begebe mich gaaaaaaaaaaanz ruhig wieder ins Büro. Der Kunde ist König, du bist nur der Päckchenauspacker vom Päckchenauspackdienst, sag ich mir immer wieder.
Im Hintergrund hör ich mein Kollegen sagen „Ohne Modell kann ich nichts machen, kommen sie morgen wieder“ und frag mich, warum mir das keiner glaubt, aber bei einem MÄNNLICHEN Kollegen jedes Wort Gold wert ist. Naja, das kommt wohl im zweiten Lehrjahr.

Ich komme nicht mehr dazu, mich aufzuregen, denn ein Blick auf die Uhr sagt mir, daß ich jetzt meine Tasche nehmen kann und mich einfach vom Acker machen darf! Wochenende! Juhu!!!! Ich werd gleich motivierter und pack mein Zeug. Auf leisen Zehen schleiche ich mich durch die Werkstatt und will die Firma verlassen, als einer meiner Kollegen statt „Tschüß“ „Bis Morgen“ sagt. „Bis Morgen“????? „Morgen ist Samstag!“ rufe ich entrüstet quer durch die Werkstatt. „Jaha! Bis Morgen also!“ kommt es zurück.
Und so verlasse ich die Firma nicht mehr mit dem Elan, der von dem Gedanken „Endlich Wochenende“ herrührt, sondern schleiche mich gedrückt davon, belastet von dem Gedanken, morgen wieder einmal Samstagsdienst habe, im Verkauf stehen werde und im Lager rumrennen werde.
Und dann all den genervten Kunden (die allesamt König sind und alles besser wissen) alles recht zu machen, muß obwohl die mich eh nicht ernst nehmen, bin ja schließlich der Bürostift im ersten Lehrjahr. Bürostift?? Eher Werkstattstift in spe. Oder war es etwa Lagerstift?!?!? Naja, die Klärung über den Beruf und die Tätigkeiten der Bürokauffrau (Lagerpäckchenauspacker?) kommt wohl auch im zweiten Lehrjahr.


Das wars
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Das war also ein Tag aus meinem Leben als Bürokauffrau-Stift. Ich hoffe, euch hats gefallen!!!


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-28 13:47:47 mit dem Titel A wie Ausbildung oder "Kundenfreundliche Konzepte und der Ständer"

Und der dritte Bericht unter A wie Ausbildung, diesmal in einem bißchen anderen Stil, bitte nicht ganz so ernst nehmen! Und wieder mal (*langweil*) bitte ich um Kommentare!
Falls euch der Stil ein bißchen zu doof ist - bitte trotzdem weiterlesen, ich versprech *ganzfestversprech* zum Schluß den "Knaller" (-;

Kundenfreundliche Konzepte
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Wie wichtig kundenfreundliche Beratung und Einfühlungsvermögen ist, merkt man spätestens dann, wenn man im Schnellimbiß MCDonalds im MCDrive etwas zu Essen bestellt. Schon allein die unfreundliche Frage „Guten Tag, Ihre Bestellung bitte?!“ zeigt, wie wenig die Dienstleistungen dieses aus Amerika übernommenen „Restaurants“ auf die einzelnen Kunden zugeschnitten sind. Wenn man nun die Bestellung auch noch zu leise aufgibt, erhält man von einer genervten Stimme die Aufforderung: „Nuschel nicht so.!!!!!!!“ So ist also diese Idee mit dem Schnellimbiß prak-tisch, wenn man nur kurz Zeit hat, um eine Kleinigkeit zu essen, aber in Sachen „Kundennähe“ versagt sie völlig.

Und eben jene Kundenbindung ist für ein normales Geschäft wie z.B. in Landmaschinengesellschaften, unerläßlich. Möglichkeiten wie Ausstellungen, verkaufsoffenen Sonntagen und ähnlichem haben sich schon längst durchge-setzt, und nun ist ein neues, besseres, erfolgreicheres Konzept auf dem Weg nach ganz vorne: KUNDENBINDUNG DURCH SERVICE“!

Einer der Vorreiter auf dieser neuen Welle ist eindeutig Kollegin und Ausbilderin S.R., im folgenden nur noch „Kol-legin S“ genannt. Schnell erkannte sie, daß nicht nur eine freundliche Stimme, ein nettes Lächeln und die Frage, ob der Kunde eine Tüte bräuchte, nötig sind, um das Ziel dieses Konzeptes zu erreichen. Instinktiv sie, was zu tun war, und im Folgenden werden wir zwei Arten diese Kundenbindung an authentischen Beispielen erläutern

a) klare, deutliche und unverzügliche Vermittlung der Einstellung des Kunden gegenüber und

b) die unausgesprochenen Wünsche der Kunden erkennen und somit erfüllen können.

Nun zu Weg a), der immer wieder von Kollegin S beschritten wird, auf eine derart direkte, offene und effektive Weise, das es hier zu erwähnen ist.
Man stelle sich nun vor, ein Kunde, machen wir aus ihm ein etwas 12jähriges Kind, betritt den Laden und ist sich zwar sicher, was er kaufen möchte, doch er weiß nicht, welche Menschen ihn erwarten, ob sie freundlich sind. Wo-her soll ein 12jähriges Kind auch wissen, ob man einfach in ein Geschäft hereinspazieren kann und das gewünsch-te Kaufobjekt suchen darf oder ob man geduldig vor der Theke warten soll, weil Selbstbedienung nicht erwünscht ist? Schon ist das Kind verunsichert, und das, obwohl es das Geschäft noch nicht mal betreten hat.

Kommt es nun in den Verkaufsraum und sieht, daß niemand hinter der Theke steht, ist jeglicher Rest an Selbstbewußtsein wie weggeblasen. Verstört geht in die hinterste Ecke und sieht sich um. Wenn nun ein Mitarbeiter der besagten Firma zu diesem jungen, verschüchterten Kunden geht und fragt, ob er ihm vielleicht helfen könne, fühlt es sich sofort fehl am Platz. So könnte man doch, so dachte Kollegin S., bevor der Kunde angesprochen wird, mit einem unauffälligen Kommentar, wie z.B.: „Gestern war ein Kunde da und hat gewartet, bis der Guido kommt. Dabei hätte er sich doch sein Kaufobjekt selbst holen können.“ klarstellen, daß es keineswegs unerwünscht ist, seine Wünsche selbständig zu erfüllen.

Und genau das erkannte Kollegin S. Noch bevor sie den jungen Kunden ansprach, stellte sie durch eine leise Bemerkung klar, daß Diebstähle nicht erwünscht sind. Somit konnte der kleine Kunde erst gar nicht in die Verführung geführt werden, etwas einzustecken und vergessen. Nein, Kollegin S. rettete ihn vor dem Pfad der Untugend, indem sie den Verkaufsraum betrat, als der junge Kunde sein Kaufobjekt gefunden und in der Hand hatte, und laut, wütend und bestimmend durch des Büro brüllte „Erwischt.“ (sie sah dabei auf Ihren verstörten Stift, der gerade einen Kaugummi aus Ihrer Schreibtischschublade nahm).
Sofort warf der Kleine das Objekt auf den vorherigen Platz und war davor bewahrt worden, etwas schreckliches zu tun. Und so erzielte Kollegin S den erwünschten Erfolg:
Der junge Kunde kaufte das Objekt zitternd, ging im Eilschritt der Tür entgegen und kommt bestimmt bald wieder, den er weiß nun: In diesem Laden wird nicht geklaut und die Leute, die bedienen, sind sehr einfühlsam, umgänglich und freundlich.

Nun aber beschreiten wir gemeinsam mit Kollegin S den Weg b). Denn was kann einen Kunden mehr beeindru-cken, als eine Verkäuferin, die ihm selbst die Wünsche erfüllt, die er nicht ausgesprochen hat?
Auch hier tat sich Kollegin S wieder weit hervor. Wie kein anderer kann sie zwischen den Zeilen lesen und die wirklichen Anliegen, die z.B. hinter einem Reifen versteckt sind, erkennen. Ich darf von mir behaupten, daß ich an dem Tage anwesend war, in dem sie ihren größten Clou in diesem Bereich leistet.

Man stelle sich nun einen nicht mehr jungen sondern erwachsenen Kunden vor, der unbedingt einen Fahrradständer benötigt. Dieser Kunde kommt nun zu der Theke und wird unverzüglich nach seinen Wünschen gefragt. Aber nicht so pampig wie in einem gewissen Schnellimbiß, sondern ruhig, freundlich und wissend. Wissend vor allem deshalb, weil Kollegin S weiß, daß das gewünschte Kaufobjekt sich im 1. Stockwerk des Lagers befindet. Nun mag der Zweifel aufkeimen, warum es so geschickt war, wie Kollegin S die geheimen Wünsche des Kunden erkannt hat und bereit war, sie zu erfüllen, da es nur um einen einfachen Kauf eines Ersatzteils ging, von welchen Kollegin S wußte, an welchen Ort es sich befand.

Aber wie schon gesagt kann Kollegin S zwischen den Zeilen lesen, und so blieb für alle Beteiligten ein bleibender Eindruck haften, als der besagte Kunde Kollegin S mitteilte, er hätte gerne einen Ständer und Kollegin S ihm mit einem Lächeln antwortete: „Gerne. Ich hol ihn ein runter.“

Und hier verlassen wir Kollegin S., die mit hochrotem Kopf an der Theke steht, und den Kunde, dessen Wünsche sie so kompetent erfüllen wollte, und der nun fassungslos und verlegen zwischen dem Mechaniker, der zwischen fallengelassenen Ersatzteilen sitzt und vor Lachen brüllt, und der kleinen und unschuldigen Azubine, die sich vor Lachen weinende um ihren Bürostuhl gekrümmt hat, hin und her sieht.

Wenn sie nicht (vor Lachen) gestorben sind...



(c) sidhe

16 Bewertungen, 1 Kommentar

  • DirtyHardy

    07.04.2002, 02:58 Uhr von DirtyHardy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das habe ich jetzt aber nicht kapiert?!? *sfg*