Über Themen mit C Testbericht

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Erfahrungsbericht von kornix

Carpe Noctem

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es ist abend, die Sonne versinkt hinter den Bergen am Horizont. Langsam werde ich wach. Ich schiebe den Deckel meines Schlafgemachs zur Seite, und ich bin da. Diese Nacht wird mir gehören, nur mir... Carpe Noctem, sage ich zu mir, nutze die Nacht und mach das Beste draus.

Da ich ein reinlicher Vampir bin, ordne ich natürlich erst einmal meine Bettwäsche, schließlich ist es morgen früh viel angenehmer, in einen gemachten Sarg zu liegen, als einfach in die Kiste zufallen. Kissen schütteln, Decke zurechtzupfen, Deckel drauf und los.

Was fange ich heute Nacht an, mal sehen, wir haben Sommer, also habe ich nicht ganz soviel Zeit, aber auch den Vorteil, daß ich mich nicht durch Tonnen von Rollkragenpullis beißen muß. Die Wollfuseln sind immer so scheußlich im Geschmack und sehr schwer von den Eckzähnen zu entfernen. was will ich denn machen, ich muß schließlich von irgend etwas untot bleiben. Aber es ist warm draußen und die Hälse liegen blank.

Wo finde ich auf die Schnelle einen Snack, ich habe Hunger. So etwas wie einen Fly-In gibt es für unsereinen nicht. Die gute Adresse in Österreich kann ich nicht anfliegen, dazu ist die Nacht zu kurz, schnüff, obwohl wenn ich so überlege, mein Meister Nosferatu ist auch an so etwas zu Staub zerfallen. Da muß ich eben noch etwas warten, aber aufgesucht wird dieses Fensterl noch, und wenn das meine letzte Tat sein wird.

Also was tun. Mücken fangen ist umständlich und zeitraubend, aber da läuft ja ein hübsches Fräulein, genau mein Typ. Mal sehen. „Entschuldigen Sie bitte, ich bin ein Photograph und mache Bilder von Hälsen. Darf ich einmal ihren sehen?“ – „Sicher!“ Sie dreht sich um und mich strömt ein Duft von Knoblauch entgegen, daß mit Hören und Sehen vergeht. Sie muß sämtliche Griechen und Türken der Gegend nach Gyros und Kebab abgeklappert haben, Buärks. Sie sieht mir mit großen Augen nach, aber für heute muß ich sie stehen lassen, obwohl ich sie gerne gebissen hätte.

Da läuft die nächste. „ Entschuldigen Sie, bitte, aber ich bin....Warum tragen Sie denn einen Rollkragenpulli?“ – „Hier in der Gegend soll es doch Vampire geben, haben Sie das nicht gewußt“ Wolle im Sommer, hmpf, so ein Luder, dann lieber hungrig in die Box.

Die Nacht schreitet fort, der Mond wird immer heller, mein Hunger wird immer größer. Oh da steht eine, leicht bekleidet, anscheinend zu allem bereit. „Entschuldigen Sie, ...“ – „200 Euro!“ – „200 Ö...?“ – „Festpreis! Zahl oder mach Dich vom Acker!“ Auch noch bezahlen für Trinken, ich habe doch Geld noch nie benötigt, dann fange ich jetzt nicht noch damit an. „Was ist, Alter? Hopp oder Flopp?“ Bevor ich noch irgend etwas sagen kann, kommt einer mit der Figur von Rambo auf mich zu und rammt mich einfach auf die Straße, wo mich ein Linienbus mit der Stoßstange auffängt.

An der nächsten Haltestelle kann ich dann endlich absteigen. Ja, auch die Unsterblichkeit hat ihre Vorzüge. Der Fahrer kommt zwar herausgesprungen und schreit irgend etwas von Foaschein und Schwoazfoarer, aber ich lasse ihn schimpfen. Beißen werde ich ihn nicht, denn Aufregung macht das Blut sauer, das schmeckt dann nicht mehr.

Na wenn ich jetzt bald nichts mehr finde, muß ich doch noch hungrig in meinen Sarkophag zurück, aber Moment... Der Linienbus fuhr ja bis zum Krankenhaus, die haben bestimmt noch ein paar Konserven.

„Hallo Herr Portier, darf ich meine Tante besuchen?“ – „Wie heißt die denn ?“ – „Mary Wolf, Bloody Mary, ich weiß nicht, ich habe immer Tante zu ihr gesagt“. Unwirsch brummend zeigt er mir den Ausgang und grummelt etwas von Unverschämtheit und Besuchszeiten. Ich will gerade in die andere Richtung loslaufen, da kommen doch glatt zwei Mönche vom heiligen Kreuz mit Rosenkränzen auf mich zu. Geblendet von diesen Zeichen ziehe ich mich zurück und bleibe hungrig vor dem Hospital stehen. Wieder nichts. Seufz

HUNGER

Ich könnte heulen, aber Vampire weinen nicht!

Was nun, der Schlachthof hat zu und die Nacht nähert sich ihrem Ende. Ich verwandle mich in eine Fledermaus und fliege Richtung Kuschelsarg, als ich die Lösung sehe...

Eine riesige Schafherde sehe ich da unter mir, alle frisch geschoren. Pfeif auf MKS, Sturzflug auf das erste, das ich treffe, beiß mich da am Hals fest und das Tier fängt an zu laufen, fast schon ein Rennschaf. Nur mit meinen Zähnen kann ich mich noch am Hals halten, werde beinahe abgeworfen und zertrampelt. Gesättigt lasse ich los und setze meinen Flug in Richtung Heimat fort.

Kurz vor den ersten Sonnenstrahlen kann ich mich beruhigt in meinen Sarg begeben. Ich habe zwar keinen neuen Vampir erschaffen, aber ich bin satt. Rein in die Heia, Deckel drauf, und schlafen...

Was ist das? Ein Schaf neben dem Sarg? Wieso..? Warum...? Na komm rein, Du kleines Schäfchen. Was sagst Du? Möööhh? Wie süß! Na, das wird ja lustig! Sehen wir morgen abend weiter, meine Kiste ist zwar jetzt etwas enger durch den neuen Bewohner, aber eine Nacht wird es gehen. Heh Schaf, nicht, nein, doch nicht in den Sarg... Uiuiui, stinkt das, den Deckel kann ich auch nicht öffen, die Sonne scheint schon...

War das wieder eine Nacht. Und wieviel solcher Nächte noch folgen werden, weiß ich nicht, genauso wenig wie ich weiß, wieviel es schon waren. Ich habe schön lange aufgehört zu zählen. Morgen muß ich irgendwie dieses Schaf loswerden. Uah, das riecht....

10 Bewertungen, 2 Kommentare

  • mural9

    06.09.2006, 15:04 Uhr von mural9
    Bewertung: sehr hilfreich

    einfach super! LG

  • campimo

    06.09.2006, 13:11 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH & LG