Über Themen mit K Testbericht

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Erfahrungsbericht von Jonnycheck

Kurzer Prozess Vol. 1

Pro:

Geschmackssache

Kontra:

Geschmackssache

Empfehlung:

Nein

Völlig geschafft verlasse ich die soeben eingefahrene U-Bahn. Dummerweise muß ich in einer der ältesten Stationen diese überdimensionale Tube menschlichen Auswurfs verlassen. \"Vom Regen in die Traufe\" ist mein erster Gedanke. Statt feuchtwarmem Schweiß- und Modergeruch umfängt mich nun die stickige Luft eines der wichtigsten Umschlagplätze für Menschenmassen. Meine Laune sinkt augenblicklich von grottenschlecht auf äußerst gereizt!

Von Haus aus eher den fixeren Vertretern unserer Art zuzurechnen, laufe ich dem ersten Lahmarsch in die Hacken. Als dieser sich mit einem widerwilligen Laut zu mir umwenden will, verabschiedet sich sein hohler Schädel in einem rötlichem Splitterregen und verteilt sich auf die vor ihm schlurfenden Massen.

Ein Ruck geht durch die Menge. Offensichtlich haben sich diese ganz auf Feierabend programmierten Dumpfnasen noch immer nicht daran gewöhnt, das Leute wie ich nicht mehr gewillt sind ihr Tempo an Fußkranke und Tagträumer anzupassen.

Als der zweite Lauf meiner Lupara die Fetzen eines eben noch vor mir kriechenden Lodenmantesl über den Bahnsteig verteilt, kommt Bewegung in die ruckelnde Masse. Treu dem guten alten Trägheitssatz folgend bleiben die ersten auf der Strecke. Die Schnelldenker erkennen sofort den Ernst der Lage und versuchen unter Einsatz rohester Gewalt die Fluchtwege zu erreichen. Kinderwägen rollen die Rolltreppen hinab, Greise und Greisinnen werden zu Boden gestossen und niedergerannt, kleine Kinder werden auf die Gleise katapultiert. Ein Rollstuhl steht kurze Zeit wie ein Fels in Brandung, fällt um und bildet eine stählerne Barriere die sofort für eine erkleckliche Zahl an Knochenbrüchen sorgt.

Während ich nachlade, betrachte ich stirnrunzelnd das tobende Chaos. Eigentlich hätte es mir genügt wenn ich nur eine kleine Überholspur bekommen hätte ...

Aber was soll\'s! Während ich einen heraneilenden Sicherheitsbeamten mit unappetitlich geöffnetem Brustkorb zurück in den sich eben öffnenden Aufzug schicke, erspähe ich einen schmalen Pfad durch die inzwischen reichlich derangierte Menschenmenge. Zügigen Schrittes ergreife ich meine Chance, entere die Rolltreppe und ...
Ich traue meinen Augen nicht! Wieder einmal jemand, der die goldenen Regel des urbanen Verkehrsteilnehmers nicht kennt! \"Rechts steh\'n, links geh\'n!\" Da ich mich nach dem eben angerichteten Gemetzel einigermaßen ausgeglichen fühle, lasse ich es diesmal bei einem herzhaften Kolbenstoß in die Kniekehle bewenden und steige über den winselnden Knilch hinweg.

Beim Verlassen der U-Bahnstation erhasche ich noch einen Blick auf die eben untergehende Sonne. Vögel zwitschern, die laue Abendluft erscheint mir wie reinster Sauerstoff. Während ich meine kleine Doppelläufige unauffällig in den Falten meines Mantels verschwinden lasse, stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen ...

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