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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Lecker doof

Pro:

- siehe Text -

Kontra:

- siehe Text -

Empfehlung:

Nein

Wo ich zu Hause bin, kann man und auch frau nicht nur doof sein, sondern auch lecker doof. Ich vermute, das ist eine regionale Ausdrucksweise, und manch einer und manch eine wird das deshalb noch nie gehört oder gelesen haben. „Lecker doof“: Das hat etwas Begütigendes, Wohlwollendes, Nachsichtiges. Da schwingt Erheiterung mit.


Wer einen anderen als lecker doof bezeichnet, ist eher amüsiert als verärgert. Lecker doof ist, um ein Beispiel aus dem prallen Leben zu nennen, die Dame, die man aufgeordert hat, einem ein Dokument per Mail zu schicken – und die auf dem Briefumschlag, den einem die Post dann irgendwann zustellt, doch tatsächlich den Vermerk „per Mail“ angebracht hat (das habe ich mir nicht ausgedacht – versprochen!)

Was ich gar nicht lecker doof, sondern wirklich einfach nur doof finde, ist eine Unsitte, die in diesen Tagen überregional die Runde macht: „Lecker Fritten“, „Lecker Kuchen“ – so was lese ich in letzter Zeit häufiger, und der Sprach-Unsinn scheint Fuß zu fassen. Manchem, der so was schreibt, ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, was für einen Schwachsinn er da produziert.

Ich glaube, zum ersten Mal aufgefallen ist mir dieses seiner Flexionsendung beraubte Leckerchen bei Helge Schneider. Schneider sagt Dinge wie „Lecker Möhrchen“, und Schneider darf das. Denn Schneider denkt sich etwas dabei. Da spricht in der Regel die Kunstfigur Schneider, und deren Sprache ist oft bewusst kindlich bis kindisch und außerdem durchsetzt mit Regionalismen. Fitzefatze, haben popaben, tu ma die Möhrchen.

Jetzt ma Butter bei die Fisch (gemerkt? Auch so ein Verstoß gegen die Grammatik, der aber in Ordnung ist, weil’s sich dabei um eine stehende Redewendung handelt): „Lecker Schoki“ streicht einem das Fräulein Deutschlehrerin nicht nur an, weil „Schoki“ infantiles Gefasel ist. Das wertet die Dame vor allen Dingen als dicken Fehler, weil da ein „e“ fehlt: „leckere Schokolade“ muss es heißen – Punkt. Alles andere darf man sagen, aber nicht schreiben. Es sei denn, man möchte für so doof gehalten werden, wie sich der Schneider immer stellt.

Und wo wir schon beim Thema sind: auch dieses Verschlucken der Akkusativ-Endung finde ich langsam nicht mehr schön: „Frisst kein Käse“ habe ich kürzlich wieder gelesen. Mit Verlaub: Wer, bitte sehr, frisst da wen oder auch nicht? So wie das da steht, gibt es nur eine Lesart – und die besteht darin, die Überschrift als einen so genannten elliptischen Satz zu lesen, der vollständig „Das frisst kein Käse“ lautet. Gemeint war’s, ich ahne das, wohl anders, zumal’s im Text unter der Überschrift um eine Computermaus ging. Die frisst natürlich wirklich nix, und Käse schon gar nicht. Dieweil das grammatische Geschlecht des Käses aber nun einmal das Maskulinum ist und der Käse in diesem Satz nicht Subjekt sein soll, sondern Objekt, also keine Aktion ausübt, sondern erduldet, hat der Käse im Akkusativ zu stehen. Für die, die’s kindlich bis kindisch mögen: Das ist der so genannte „Wen“-Fall. Denn wen oder was frisst die Maus nicht? Richtig: den Käse – und nicht etwa „der Käse“.

Und was passiert, wenn wir das in einen Aussagesatz packen möchten? Dann ist der Käse natürlich immer noch Objekt und steht im Akkusativ: Frisst keinen Käse. Eine sonderlich originelle Überschrift ist das zwar immer noch nicht, aber wenigstens ist sie grammatikalisch richtig.

So, und jetzt höre ich sie natürlich schon wieder aufheulen, die Sprachpanscher und –verhunzer, die in jeder Art von Sorgfalt im Umgang mit der Sprache sofort das Oberlehrertum wittern. Mit Verlaub, Herrschaften: Sprache ist ein sehr allgemeines Gut, und irgendwann einmal hat man sich allgemein darauf verständigt, zumindest in der Schriftsprache einen gewissen Standard einzuhalten. Nicht aus reinem Selbstzweck, sondern um zu gewährleisten, dass Helge aus dem Ruhrpott nicht nur von seinem Nachbarn verstanden wird, sondern tunlichst auch vom Alois von der Alm.

Auch für das Gesellschaftsspiel Sprache gelten einige ganz grundsätzliche Regeln. Wer sie ohne triftigen Grund nicht achtet und einhält, drückt damit auch aus, dass ihm das Spiel und wahrscheinlich auch seine Mitspieler egal sind. Das Ergebnis ist in meinen Augen oft genug nicht mehr als ein höchst nachlässig hingeschludertes Gestammel. Wer so etwas fabriziert, lässt es an Höflichkeit gegenüber seinen Lesern fehlen. Konsequenterweise müsste es solchen Zeitgenossen dann auch egal sein, wie Leser über ihre Texte denken. Erstaunlich, aber wahr: Oft genug ist das Gegenteil der Fall, und Otto Normalschluderer reagiert vergrätzt, wenn wer den Finger in die Wunde legt.

Und wie gehe ich mit solchen Texten um? Zunehmend gar nicht. Will sagen: Den Großteil des kindischen, quasi-pidgin-deutschen „Lecker Keks“-Gefasels lese ich nicht. Das, was ich davon noch lese, bewerte ich nicht auch zwangsläufig – und für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, solches nachlässige, gedankenlose Geschwätz wirklich komplett zu ignorieren.

Deshalb an dieser Stelle die Bitte: Bitte etwas mehr Sorgfalt – oder mich als möglichen (Gegen-)Leser von vorn herein ausklammern und keine entsprechenden Kommentarspalten-Betteleien mehr verfassen. Herzlichen Dank!

Und sonst?

„Lecker Fritten?“ Lecker am Arsch!

38 Bewertungen, 12 Kommentare

  • bodenseestern

    03.02.2007, 12:43 Uhr von bodenseestern
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***liebe Grüße von Petra***

  • papaonline

    01.02.2007, 23:25 Uhr von papaonline
    Bewertung: sehr hilfreich

    nur weiter so , lg und sh von papaonline

  • sindimindi

    01.02.2007, 01:19 Uhr von sindimindi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Da hat sich ein lecker Wesen aus dem Ruhrpott - *hehe* - aber ganz schön echauffiert...zurecht natürlich! ;-)

  • anonym

    31.01.2007, 19:26 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Biggi :-)

  • anonym

    31.01.2007, 17:31 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • LittleSparko

    31.01.2007, 16:51 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • Jolchen

    31.01.2007, 14:28 Uhr von Jolchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    lustign :)

  • sandrad198

    31.01.2007, 13:55 Uhr von sandrad198
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super. LG Sandra

  • SoJo

    31.01.2007, 13:51 Uhr von SoJo
    Bewertung: sehr hilfreich

    :-) SH

  • doelau

    31.01.2007, 13:17 Uhr von doelau
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr gut zu lesender Bericht. Mach weiter so! Gruß doelau

  • anonym

    31.01.2007, 13:13 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • sigrid9979

    31.01.2007, 12:54 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse lg sigi