Über Themen mit L Testbericht

Liebesversuch

Er will, dass ich ihm eine Liebesgeschichte schreibe.
Das ist Wahnsinn.
Das sollte er ahnen.

Ich und Liebe. Das geht doch gar nicht.
Wenn ich so etwas wie Liebe empfinde, schwimme ich durch ein Delirium.
Dann kann ich nicht mehr denken und erst recht nicht schreiben.

Wie also soll ich eine authentische Liebesgeschichte schreiben, wenn ich das Gefühl nur empfinden, nicht aber verdenklichen und verschriftlichen kann?
Und überhaupt: Während des Liebens habe ich ganz andere Ideen als Geschichten zu schreiben…

Was soll ich also tun?

Ich habe ihm einen Kompromiss angeboten; ich sagte:
„Ach Schätzelken, ich schreib Dir’n Essay drüber!“

Eigentlich war das aber nie und nimmer ernst gemeint gewesen. Eigentlich wollte ich komplett von dem Thema Liebe weg, wollte höchstens das Thema Begierde ab und an mal streifen, ganz zart und sacht, wenn überhaupt.
Aber nein, er vermag darauf herumzureiten wie ein wilder Rodeo-Cowboy auf einem Mustang!
Normalerweise sollte mich sein eigentümliches Draufbestehen gar nicht interessieren.
Tut es aber doch, weil mich das Thema interessiert.

Und überhaupt: Was bin ich denn für eine, wenn ich nicht einmal etwas Lesbares zur schönsten Sache des Lebens geschrieben bekomme?
Wenn ich das nicht schaffe, kann ich einpacken, auf immer und ewig, dann sollte ich irgendwo in eine Fabrik reinschlurfen und Drähte biegen. So sieht’s aus!

So!
Liebe…
Tja…
Eine ganze Story bekomme ich ohne Übung gewiss nicht hin. Überhaupt einen Ansatz?
Ach, man hatte sich ja auf einen Essay geeignet. Puh! Nochmal Glück gehabt…

Also:
Liebe!

Liebe ist etwas Schönes - soviel steht fest.

Es gab und gibt Zeiten, in denen ich die Liebe über alles andere stellen wollte und will.
Warum das so ist, weiß ich nicht. Es ist dann einfach so.
Das sind dann ja eben jene Tage, an denen ich nicht richtig denken und erst recht nicht schreiben kann. Denn leider (?) ist die Liebe wie ein Rausch. Sie kommt flutwellend auf einen zu, wird dann zur Klinge, dringt tief ein in Fleisch und Sinne, wühlt im Innern herum, weilt dort oder hastet, wütet oder krault – und dann? Dann kann es sein, dass sie es leid wird und flüchtig wieder hinfort eilt - aus dem Wesen, aus dem Sinn.
Ist das dann überhaupt (die) Liebe (gewesen)?
Eine berechtigte Frage.
Denn auch ich bin eigentlich eine jener Verfechterinnen des Grundsatzes: „Die wahre Liebe währt ewig.“ Schmalz pur - aber das ist meine Natur.

Wahrscheinlich kann man das vorgenannte extreme ‚Wallen’ eher als Woge der Verliebtheit bezeichnen. Möglicherweise bin ich aber auch nicht von dieser Welt und deshalb gänzlich anders gestrickt; vielleicht empfindet niemand so heftig (und kurz) wie ich.

Mir kommt da gerade ein seltsamer Gedanke:
Was, wenn ich ein herzverschlingendes Marsmenschlein bin?
Ja, eine Galaktische!
Denn das ist doch schier unmenschlich, was ich da tue:
Ich hangle von Objekt zu Objekt, empfinde dabei wahnsinnige Lust, verliebe mich übrigens hauptsächlich in körperliche Attribute, greife niemals direkt an, habe mich dann irgendwann pappsatt gesehen – und hangle weiter.

Wessen Herz wird dabei verschlungen?
Keins außer meins.

Doch oh weh, ich bin vom Thema abgewichen!
Also:
Ist Liebe diese rumpelnde Emotion, die brat-heiß hergewütet kommt und lau-flau wieder forthumpelt?
Oder ist Liebe vielmehr ein angenehm warmes Gefühl, so eins, das man selten tatsächlich finden kann und eher bis ans Lebensende imaginär herbeisehnt?

Hier muss ich absetzen. Denn wenn ich das wüsste, müsste ich mir nicht solche verworrenen Gedanken machen.

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© Divalein / Eminencia, 30.08.2006