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Erfahrungsbericht von Abgar

Die Partiya Karkerên Kurdistan (PKK)

Pro:

sehr lesenswert

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die Partiya Karkerên Kurdistan (PKK, Arbeiterpartei Kurdistans) ist eine marxistisch-leninistisch orientierte Organisation, die große Sympathien bei zumindest Teilen der besonders in der Türkei, Irak, Syrien lebenden Kurden genießt, jedoch international verbreitet als Terrororganisation gilt.

Die PKK kämpft mit aus türkischer und international weitestgehend identischer Sicht illegalen, aber aus Sicht der sympathisierenden Unterstützer legitimen Methoden gegen die im Ausmaß umstrittene Missachtung der Rechte der Kurden, sowie für die Nutzung ihrer Sprache, und Bewahrung ihrer Identität und Kultur. Ziel der PKK ist die Gründung eines eigenen kurdischen sozialistischen Nationalstaates auf türkischem Boden.

Entstehung
Linke Studentengruppen prägten in den 1960er Jahren die politische Stimmung an den Universitäten der Türkei. Abdullah Öcalan, der spätere Begründer der PKK, schloss sich 1970 der Dachorganisation DEV-GENÇ an. Aufgrund der Unterbewertung bzw. Leugnung der nationalen Rechte des kurdischen Volkes seitens der kemalistisch beeinflußten türkischen Linken, löste sich die Gruppe mehr und mehr von der türkischen Linken. Nach Kemal Pir, einem der türkischen Gründungsmitglieder der PKK, gab es diese schon seit 1972 im Ansatz als politisch-ideologische Strömung, deren Aktivitäten in \"intensiven theoretischen Untersuchungen und Analysen und der Herausbildung ihrer revolutionären Linie\" bestanden. Der Schritt von der politisch-ideologischen Gruppe zu einem nach außen auftretenden Organisationsansatz wurde 1974 vollzogen, als erste konkrete Aktivitäten stattfanden. Von 1973 bis 1978 trat diese Strömung/Bewegung als \"Kürdistan Devrimcileri\" (Kurdistan Revolutionäre) auf und weitete sich auf verschiedene Städte Kurdistans und der Türkei aus. In der Anfangsphase bestand diese Gruppe vor allem aus jungen Intellektuellen. Am 27. November 1978 wurde die PKK offiziell in dem Dorf Fis bei Lice in der Provinz Diyarbakir(kurdisch Amed)gegründet. Ein Teil der Kämpfer zog sich 1980 in von Syrien kontrollierte Gebiete des Libanons zurück. Die PKK versucht aufgrund ihrer Unterzahl die Palästinenser für sich zu gewinnen. Das selbe versuchen anderen linksextremistische Terrororganisationen in der Türkei auch (z.B. die DHKP-C). Libanon hatte in seiner ganzen Geschichte nicht ein einziges mal die PKK unterstützt. Durch den Militärputsch vom 12. September 1980 erlitt die Linke in der Türkei eine empfindliche Niederlage, auch viele Kader der PKK verschwanden in den Gefängnissen, wo sie einen starken Widerstand entwickelten. Kleine Gruppen begannen zunächst damit, für die PKK bewaffnete Propagandaarbeit unter der ländlichen Bevölkerung Kurdistans zu entwickeln, erste militärische Aktionen führte die PKK am 15. August 1984 durch, womit sie viele Anhänger gewann. In den kurdischen Städten entwickelten sich Anfang der 90er Jahre die Serhildans (Volksaufstände), eine breite Unterstützung der bewaffneten Kräfte. Von großer Bedeutung schon in der Gründungsphase war die Rolle des späteren PKK-Generalsekretärs Abdullah Öcalan. Dieser, 1947 in Halfeti bei Urfa als Sohn einer verarmten Bauernfamilie geboren, war ebenso wie die meisten anderen Führungskader innerhalb der türkischen intellektuellen Linken um Dev-Genc aktiv. Öcalan war seit mindestens 1972 im \"Ankara Devrimci Yüksek Ögrenim Dernegi\" (ADYÖD, Revolutionärer Hochschulverein Ankara) aktiv. Als einziger der Kurdistan Devrimcileri war Öcalan im Vorstand von ADYÖD. ADYÖD stand \"zumindest teilweise in der Tradition der Anfang des Jahrzehnts gegründeten und vom Linkskemalismus herkommenden guevaristischen Guerillaorganisation THKP-C (Volksbefreiungspartei der Türkei-Front)\".

Struktur
Geführt wurde die PKK bis Anfang der 90er Jahre von einem Zentralkomitee. Öcalan war als Vorsitzender das Oberhaupt der Organisation. Die PKK untergliederte sich in interne und externe Unterorganisationen: Die „Kurdischen Befreiungseinheiten“ (Hezen Rizgariya Kurdistane, HRK) waren bis 1986 der militärische Arm der PKK. Nach dem dritten Parteikongress der PKK in Damaskus ersetzte die „Kurdische Befreiungsarmee“ (Arteshen Rizgariya Gele Kurdistan, ARGK) die HRK. Ausländischer Arm der PKK ist die 1985 gegründete „Nationale Befreiungsfront Kurdistans“ (Eniya Rizgariya Netewa Kurdistan, ERNK). In einem „Die Front und die Partei als Massenbewegung“ genannten Thesenpapier aus dem Jahre 1988 schilderte die PKK die Aufgaben der vor allem in den europäischen Staaten tätigen ERNK und liefert damit eine umfassende Beschreibung der Aktivitäten: Pressekonferenzen, Besetzungen, Rekrutierungen, Kampftraining, Verschickung von Kämpfern in die Türkei, logistische Unterstützung, Kontaktpflege zu anderen Gruppen, nachrichtendienstliche Tätigkeiten, Spionageabwehr und Bereitstellung finanzieller Unterstützung. In den 90er Jahren bildete die PKK in Folge des massenhaften Anschlusses von Frauen in die Guerillakräfte eine Frauenarmee heraus, parallel entstanden auch Frauenorganistationen in Europa. Die ERNK kontrollierte weiterhin verschiedene Unterorganisationen in westlichen Staaten. Verschiedene sozial-kulturelle Vereinigungen und Informationszentren lieferten zumindest politische und moralische und wahrscheinlich auch finanzielle Unterstützung. Zwar traf das 1993 in Deutschland und Frankreich verhängte Verbot die Gesamtorganisation, jedoch wich sie seitdem mit ihren Aktivitäten in andere Länder aus. 1992 schätzte das türkische Innenministerium die Zahl der PKK-Kämpfer auf 8 000. http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/hintergrund/geschichte/hausarbeitpkk.htm#4.2

Letzte Entwicklungen
Am 21. Oktober 1998 kam es in der türkischen Stadt Ceyhan zu zweitägigen Geheimverhandlungen zwischen der Türkei und Syrien. Die Türkei hatte Syrien mit einem Militärschlag gedroht, sollte Syrien weiter die kurdische Rebellenbewegeung PKK mit Waffen und Geld sowie logistisch unterstützen. Syrien verpflichtet sich daraufhin, im Lande gegen die PKK vorzugehen und jegliche Unterstützung einzustellen.

Am 15. Februar 1999 wurde der damalige Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan von Kenia in die Türkei verschleppt. Neben der griechischen Regierung waren auch die Geheimdienste weiterer Staaten an dieser Entführung beteiligt. In der kurdischen Befreiungsbewegung gilt der 15. Februar seitdem als schwarzer Tag, die Verschleppung Öcalans wird als internationaler Komplott verstanden.

Im Gegensatz zur den Erwartungen Vieler rief Öcalan in seiner Verteidigungsrede zum Frieden und Dialog auf und rief sogar die bewaffneten Kräfte auf, sich hinter die Grenzen der Türkei zurückzuziehen. Ein drohender Bürgerkrieg, den viele Kenner türkischer Politik zunächst befürchtet hatten, blieb aus. Die kurdische Guerilla zog sich größtenteils zunächst zurück und richtete im Norden des Irak ein Verteidigungsgebiet ein.

Die PKK wurde in KADEK (Kongreya Azadî û Demokrasiya Kurdistanê, Freiheits- und Demokratiekongress Kurdistans) umbenannt und beendete vorerst den bewaffneten Kampf. Zum Vorsitzenden wurde der noch immer auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali inhaftierte Abdullah Öcalan gewählt.

Im November 2003 löste sich der KADEK auf. Unter dem Namen KONGRA GELE KURDISTAN (Volkskongress Kurdistan) wurde eine neue Organisation gegründet, deren Hauptmerkmal die Abkehr von der Kaderphilosophie ist und deren oberstes Ziel eine friedlich demokratische Lösung der kurdischen Frage, sowie eine Demokratisierung nicht nur der eigenen Strukturen, sondern auch des gesamten Mittleren Osten darstellt. Im Juni 2004 kündigte der KONGRA GEL den seit 1999 bestehenden einseitigen Waffenstillstand auf, da die türkische Regierung unter der gemäßigten islamischen AKP ihrer Meinung nach keine Schritte für eine Lösung der kurdischen Frage entwickelt hatte.

In Deutschland wurde die PKK 1993 vom Bundesinnenministerium verboten, zunächst sogar als Terroristische Vereinigung. Nach einer Gewaltverzichtserklärung Öcalans wurde sie 1998 auf \"kriminelle Vereinigung\" zurückgestuft. Am 21. Oktober 2004 entschied der Bundesgerichtshof, dass zwar die Führungsebene weiterhin als kriminelle Vereinigung zu gelten habe, nicht mehr jedoch die Organisation als Ganzes, die seit 2000 auf politische Straftaten wie Konsulatsbesetzungen verzichtet hatte. Die PKK wird u.a. von folgenden Länder und Organisationen als Terror-Organisation eingestuft: USA, Grossbritannien, Israel, Türkei, Europäische Union, UNO.

Im September 2005 wurde vom deutschen Innenminister Otto Schily/SPD das Sparchrohr Kurdistans Özgür Politika, während vielen Hausdurchsuchungen, wegen angeblicher Nähe zur PKK verboten.

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