Erfahrungsbericht von Kayti_e
Hinter dieser Mauer trauert das Land!
Pro:
Schützt vor dem Vergessen!
Kontra:
Musste das alles sein?
Empfehlung:
Nein
Ein Bericht über das Konzentrationslager Salaspils im Baltikum
- letzter Aufenthaltsort für mehr als 100.000 Juden -
1993 war ich mit meinem amerikanischen Jugendchor auf einer Tournee in Russland und den Baltischen Staaten. Unter anderem haben wir dort das Salaspils Konzentrationslager in der Nähe von Riga besucht. In meinem Tour-Journal habe ich damals meine Erfahrungen/ Eindrücke dort aufgeschrieben. Allerdings auf Englisch. Nun stehe ich vor dem Problem – einerseits würde ich diesen Bericht natürlich möglichst unverfälscht lassen, das Ganze ist zu lange her, als dass ich mich heute noch mal in die Stimmung hineinversetzen könnte, in der ich damals diesen Bericht schrieb. Andererseits ist dies letztendlich ein deutsches Meinungsportal und ich weiß nicht, inwiefern man hier überhaupt englische Texte schreiben "darf". So habe ich mich jetzt für ein Zwischending entschieden. Ich werden zunächst den Bericht ohne inhaltliche oder didaktische Änderungen auf Englisch abschreiben, wie ich ihn damals während/bzw. kurz nach dem Besuch geschrieben habe. Im Anschluss dann eine deutsche Übersetzung, die aber wahrscheinlich der Stimmung des englischen Textes nicht gerecht werden kann. Solltet Ihr also der englischen Sprache mächtig sein – lest den englischen Text.
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"Behind this wall, the land is morning".
Behind this wall, the land is morning. That is the phrase that greets one when they walk through under the Salaspils memorial into Salaspils concentration camp. In the four years 1942-1945 100,000 Jews died here – most of them killed brutally, others having died of exhaustion.
But when one first comes into this area, it doesn't remind one of the terrible place it must have once been. Everything is peaceful and green. In the middle one sees four statues. They don't seem very different from any other statues until one hears the story that goes with them and the place they're standing on.
There is one statue called the "humble woman". She's kneeling and holding her hands behind her head as if to guard her hair. During W.W.II, at exactly that place, the women's hair was cut off, so that they were bald and then they were beaten. Another statue shows a mother, hiding her two children behind her back, and having a very desperate look on her face. At this place children and their mothers were separated (usually to never see each other again), and then led to their separate barracks at different ends of the camp where they would lead their own different lifes. A third group of statues showed one man helping another and two others standing up very tall. This group is supposed to symbolized the two revolts that took place in 1941 and 1942. The fourth statue shows a man lying on the ground looking up. It symbolizes the many men who were to weak to get up (starvation and/or exhaustion) and looked up at the soldiers knowing that their death-hour had struck.
Around the statues goes a track filled with large roll-split. As we walked along it, we were walking where some 50 years before Jewish men and women had to run three laps every morning so that the soldiers could decide, whether or not a person was fit enough to do some very hard work that day. If they were to weak even to move, they were shot on the spot and just tossed into the woods, however, if they could at least still move slowly across the floor, their fate was usually far worse. They would be given a boiling shower before being sent to the gas chamber. Their bodies were then burnt in a huge stove. A total of 100 daily. That is were the statistic of 100,000 people having been killed there comes in. There is no record at all of how many people died of exhaustion on their workplace or of starvation (they got 200 grams of bred and one cup of water a day).
Today, one can see roses everywhere where the barracks once were. There are lots of roses. Off to one side, they have a tomb for all the people who died there, but since most of the bodies were either burnt or tossed into the woods, the tomb is empty. However, there is a low heartbeat beating steadily and loudly, to remind one of all the people who lived in this hellish place at some point.
The memorial itself is build at the place where the main house and the watchtower once where. In the memorial they have some drawings of how it was at that time. The pictures where withheld, because they are legal documents.
As we leave the camp and look back, we once again see the inscription over the entrance: "Behind this wall, the land is morning". Now we have a better idea why.
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"Hinter dieser Mauer trauert das Land."
Hinter dieser Mauer trauert das Land. Mit diesen Worten wird man begrüßt, wenn man unter der Salaspils Gedenkstätte hindurch ins Salaspils Konzentrationslager läuft. In den Jahren 1942-1945 starben hier mehr als 100.000 Juden – die meisten auf brutalste Weise umgebracht, andere an Erschöpfung und Hunger gestorben.
Doch wenn man dieses Gelände betritt, erinnert zunächst nichts an den schrecklichen Ort, das es mal gewesen sein muss. Alles ist friedlich und grün. In der Mitte sieht man vier Statuen, die auf den ersten Blick auch nicht groß anders zu sein scheinen, als jede andere. Bis man jedoch die zugehörigen Geschichten und die Bedeutung der jeweiligen Stelle wo sie stehen erfährt...
Eine Statue nennt sich die demütige Frau. Sie kniet auf dem Boden und hält die Arme um ihren Kopf, als ob sie ihre Haare schützen möchte. An dieser Stelle wurde während dem 2 Weltkrieg den Frauen zuerst der Kopf geschoren bevor sie verprügelt wurden. Eine andere Statuengruppe zeigt eine Frau mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, die zwei Kinder hinter ihrem Rücken versteckt. Hier wurden Mütter und Kinder getrennt und dann zu ihren unterschiedlichen Baracken in unterschiedlichen Teilen des Lagers gebracht, wo sie fortan ihre unterschiedlichen Leben leben würden. Eine dritte Gruppe zeigt einen Mann der einem anderen hilft und zwei andere die sehr aufrecht und gerade stehen. Hier sollen die 2 Revolten die 1941 und 1942 stattfanden dargestellt werden. Eine vierte Statue zeigt einen Mann der auf dem Boden liegt und hoch schaut. Er symbolisiert die vielen Männer, die aufgrund von Unterernährung oder Erschöpfung zu schwach waren um aufzustehen. Sie konnten nur noch hoch, in die Gesichter der Soldaten schauen und wussten, dass ihre Todesstunde geschlagen hatte.
Um die Statuen herum verläuft eine große, mit Kieselsteinen gefüllte Laufbahn. Wo wir heute lang laufen, mussten damals jüdische Männer und Frauen jeden Morgen drei Runden rennen um ihre Arbeitsfähigkeit zu testen. Wer sich gar nicht mehr fortbewegen konnte, wurde an Ort und Stelle erschossen und die Körper einfach in die umliegenden Wälder geworfen. Wer zumindest noch kriechen konnte, den traf ein viel schlimmeres Schicksal. Zunächst eine Dusche mit kochend heißem Wasser, dann der Gang in die Gaskammer. Bis zu 100 Körper wurden pro Tag in einem riesigen Kamin verbrannt. Hieraus ergibt sich auch die Zahl der 100.000 Opfer. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, wie viele Menschen durch Erschöpfung bei der täglichen Arbeit starben oder verhungerten (Tagesration waren 200g Brot und eine Tasse Wasser).
Heute sind überall dort, wo früher Baracken standen Rosenfelder angelegt. Es sind sehr viele Rosen zu sehen. Zu einer Seite der Anlage steht ein Grab zum Andenken all derer, die hier starben. Da jedoch die Leichen entweder in den Wäldern verrotteten oder verbrannt wurden, ist das Grab leer. Einzig ein tiefer, durchdringender Herzschlag soll an die Menschen erinnern die hier, in dieser Hölle leben mussten.
In der Gedenkstätte selber, welche dort steht, wo früher das Hauptgebäude und der Aussichtsturm waren, sind einige Zeichnungen zu sehen auf denen man erkennen kann, wie es hier damals aussah. Tatsächliche Fotos dürfen nicht gezeigt werden, da sie rechtliche Dokumente sind.
Als wir beim Verlassen des Lagers noch einen letzten Blick zurück werfen, sehen wir noch einmal die Worte "Hinter dieser Mauer trauert das Land". Jetzt verstehen wir besser warum.
- letzter Aufenthaltsort für mehr als 100.000 Juden -
1993 war ich mit meinem amerikanischen Jugendchor auf einer Tournee in Russland und den Baltischen Staaten. Unter anderem haben wir dort das Salaspils Konzentrationslager in der Nähe von Riga besucht. In meinem Tour-Journal habe ich damals meine Erfahrungen/ Eindrücke dort aufgeschrieben. Allerdings auf Englisch. Nun stehe ich vor dem Problem – einerseits würde ich diesen Bericht natürlich möglichst unverfälscht lassen, das Ganze ist zu lange her, als dass ich mich heute noch mal in die Stimmung hineinversetzen könnte, in der ich damals diesen Bericht schrieb. Andererseits ist dies letztendlich ein deutsches Meinungsportal und ich weiß nicht, inwiefern man hier überhaupt englische Texte schreiben "darf". So habe ich mich jetzt für ein Zwischending entschieden. Ich werden zunächst den Bericht ohne inhaltliche oder didaktische Änderungen auf Englisch abschreiben, wie ich ihn damals während/bzw. kurz nach dem Besuch geschrieben habe. Im Anschluss dann eine deutsche Übersetzung, die aber wahrscheinlich der Stimmung des englischen Textes nicht gerecht werden kann. Solltet Ihr also der englischen Sprache mächtig sein – lest den englischen Text.
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"Behind this wall, the land is morning".
Behind this wall, the land is morning. That is the phrase that greets one when they walk through under the Salaspils memorial into Salaspils concentration camp. In the four years 1942-1945 100,000 Jews died here – most of them killed brutally, others having died of exhaustion.
But when one first comes into this area, it doesn't remind one of the terrible place it must have once been. Everything is peaceful and green. In the middle one sees four statues. They don't seem very different from any other statues until one hears the story that goes with them and the place they're standing on.
There is one statue called the "humble woman". She's kneeling and holding her hands behind her head as if to guard her hair. During W.W.II, at exactly that place, the women's hair was cut off, so that they were bald and then they were beaten. Another statue shows a mother, hiding her two children behind her back, and having a very desperate look on her face. At this place children and their mothers were separated (usually to never see each other again), and then led to their separate barracks at different ends of the camp where they would lead their own different lifes. A third group of statues showed one man helping another and two others standing up very tall. This group is supposed to symbolized the two revolts that took place in 1941 and 1942. The fourth statue shows a man lying on the ground looking up. It symbolizes the many men who were to weak to get up (starvation and/or exhaustion) and looked up at the soldiers knowing that their death-hour had struck.
Around the statues goes a track filled with large roll-split. As we walked along it, we were walking where some 50 years before Jewish men and women had to run three laps every morning so that the soldiers could decide, whether or not a person was fit enough to do some very hard work that day. If they were to weak even to move, they were shot on the spot and just tossed into the woods, however, if they could at least still move slowly across the floor, their fate was usually far worse. They would be given a boiling shower before being sent to the gas chamber. Their bodies were then burnt in a huge stove. A total of 100 daily. That is were the statistic of 100,000 people having been killed there comes in. There is no record at all of how many people died of exhaustion on their workplace or of starvation (they got 200 grams of bred and one cup of water a day).
Today, one can see roses everywhere where the barracks once were. There are lots of roses. Off to one side, they have a tomb for all the people who died there, but since most of the bodies were either burnt or tossed into the woods, the tomb is empty. However, there is a low heartbeat beating steadily and loudly, to remind one of all the people who lived in this hellish place at some point.
The memorial itself is build at the place where the main house and the watchtower once where. In the memorial they have some drawings of how it was at that time. The pictures where withheld, because they are legal documents.
As we leave the camp and look back, we once again see the inscription over the entrance: "Behind this wall, the land is morning". Now we have a better idea why.
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"Hinter dieser Mauer trauert das Land."
Hinter dieser Mauer trauert das Land. Mit diesen Worten wird man begrüßt, wenn man unter der Salaspils Gedenkstätte hindurch ins Salaspils Konzentrationslager läuft. In den Jahren 1942-1945 starben hier mehr als 100.000 Juden – die meisten auf brutalste Weise umgebracht, andere an Erschöpfung und Hunger gestorben.
Doch wenn man dieses Gelände betritt, erinnert zunächst nichts an den schrecklichen Ort, das es mal gewesen sein muss. Alles ist friedlich und grün. In der Mitte sieht man vier Statuen, die auf den ersten Blick auch nicht groß anders zu sein scheinen, als jede andere. Bis man jedoch die zugehörigen Geschichten und die Bedeutung der jeweiligen Stelle wo sie stehen erfährt...
Eine Statue nennt sich die demütige Frau. Sie kniet auf dem Boden und hält die Arme um ihren Kopf, als ob sie ihre Haare schützen möchte. An dieser Stelle wurde während dem 2 Weltkrieg den Frauen zuerst der Kopf geschoren bevor sie verprügelt wurden. Eine andere Statuengruppe zeigt eine Frau mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, die zwei Kinder hinter ihrem Rücken versteckt. Hier wurden Mütter und Kinder getrennt und dann zu ihren unterschiedlichen Baracken in unterschiedlichen Teilen des Lagers gebracht, wo sie fortan ihre unterschiedlichen Leben leben würden. Eine dritte Gruppe zeigt einen Mann der einem anderen hilft und zwei andere die sehr aufrecht und gerade stehen. Hier sollen die 2 Revolten die 1941 und 1942 stattfanden dargestellt werden. Eine vierte Statue zeigt einen Mann der auf dem Boden liegt und hoch schaut. Er symbolisiert die vielen Männer, die aufgrund von Unterernährung oder Erschöpfung zu schwach waren um aufzustehen. Sie konnten nur noch hoch, in die Gesichter der Soldaten schauen und wussten, dass ihre Todesstunde geschlagen hatte.
Um die Statuen herum verläuft eine große, mit Kieselsteinen gefüllte Laufbahn. Wo wir heute lang laufen, mussten damals jüdische Männer und Frauen jeden Morgen drei Runden rennen um ihre Arbeitsfähigkeit zu testen. Wer sich gar nicht mehr fortbewegen konnte, wurde an Ort und Stelle erschossen und die Körper einfach in die umliegenden Wälder geworfen. Wer zumindest noch kriechen konnte, den traf ein viel schlimmeres Schicksal. Zunächst eine Dusche mit kochend heißem Wasser, dann der Gang in die Gaskammer. Bis zu 100 Körper wurden pro Tag in einem riesigen Kamin verbrannt. Hieraus ergibt sich auch die Zahl der 100.000 Opfer. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, wie viele Menschen durch Erschöpfung bei der täglichen Arbeit starben oder verhungerten (Tagesration waren 200g Brot und eine Tasse Wasser).
Heute sind überall dort, wo früher Baracken standen Rosenfelder angelegt. Es sind sehr viele Rosen zu sehen. Zu einer Seite der Anlage steht ein Grab zum Andenken all derer, die hier starben. Da jedoch die Leichen entweder in den Wäldern verrotteten oder verbrannt wurden, ist das Grab leer. Einzig ein tiefer, durchdringender Herzschlag soll an die Menschen erinnern die hier, in dieser Hölle leben mussten.
In der Gedenkstätte selber, welche dort steht, wo früher das Hauptgebäude und der Aussichtsturm waren, sind einige Zeichnungen zu sehen auf denen man erkennen kann, wie es hier damals aussah. Tatsächliche Fotos dürfen nicht gezeigt werden, da sie rechtliche Dokumente sind.
Als wir beim Verlassen des Lagers noch einen letzten Blick zurück werfen, sehen wir noch einmal die Worte "Hinter dieser Mauer trauert das Land". Jetzt verstehen wir besser warum.
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