Über Themen mit U Testbericht

***OKTOBER 1991***

Ich saß mit einer guten Freundin im Reisebüro. Wir wollten kurzfristig eine Reise nach Spanien buchen, nach Mallorca. Meine Freundin mit ihrer kleinen Tochter, mein Mann, unser kleiner Sohn und ich. Unsere Kinder waren zu diesem Zeitpunkt noch keine 3 Jahre alt. 14 Tage lang wollten wir Deutschland mal wieder entfliehen. Also schritten wir zur Tat und buchten für Mitte Oktober 2 Wochen Mallorca, sprich Alcudia, da wo die Strände auch für Kinder geeignet sind. Einziges Manko, meine Freundin mußte einen Tag früher losfliegen, da wir keinen Platz mehr im selben Hotel gefunden hatten. Aber egal, hauptsache weg hier. Mallorca war mir gut bekannt, ich war schon einige male dort gewesen, auch in Alucudia. Und so flog meine Freundin mit ihrer Kleinen einen Tag früher als wir nach Spanien. Sie rief noch an, dass alles okay sei und sie uns dann am nächsten Tag im Hotel erwarten würde.

Und so kam es dann auch. Wir flogen einen Tag später mit LTU von Düsseldorf ab und kamen gegen Abend im Hotel an. Meine Freundin war bereits da und wir gingen noch zusammen essen. Alles in allem kann ich sagen, waren diese 14 Tage recht schön. Das Wetter spielt auch noch so einigermaßen mit. Die erste Woche konnten wir sogar noch ins Meer. Kalt war es auf jeden Fall nicht. Unser Hotel war zwar recht groß, aber sehr sauber und tagsüber gab es auch Animateure für Kinder, so dass wir alle ein wenig abschalten konnten. Insgesamt haben wir uns zwar nicht so besonders erholt, na ja, mit zwei kleinen Kinder zu vereisen ist nicht so ideal, aber darum geht es mir in diesem Bericht eigentlich nicht. Sondern viel mehr um den Schrecken des Rückfluges, der uns allen fast das Leben gekostet hätte.

Meine Freundin flog mit ihrer Tochter auch einen Tag früher wieder ab. Am nächsten Morgen wurden wir dann per Bus von unserem Hotel wieder zum Flughafen gefahren. wieder flogen wir mit LTU, mit einer Tristar. Und alles war wie gewohnt. Da ich ein alter Hase im Fliegen bin, bestimmt schon mehr als 40zig mal geflogen, rund um den Globus, vertaute ich natürlich auf das zweitsicherste Verkehrsmittel das es gibt. Die Tristar ist ein sehr großes Flugzeug. Diesesmal saßen wir alle zusammen in der Mitte der Maschine. Zuerst mein Mann, dann ich, dann mein Sohn und neben ihm saß noch eine Frau, die erst das zweite mal und wohl sicherlich auch das letzte mal, gelfogen war. Niemand wußte damals was eigentichlich geschehen war, nachdem das Flugzeug abgehoben hatte und wir schon fast die Flughöhe erreicht hatten. Die meisten Unfälle beim Fliegen passieren während der Landung oder des Starts.

Ich weiß nicht, wie lange wir schon in der Luft hingen, die Hinweise, wie "Bitte anschnallen" und so, waren auf jeden Fall schon längst erloschen. Mein Kleiner und ich saßen also unangeschnallt auf unseren Sitzen. Mein Mann war wohl einer der einzigen Passagiere, die noch angeschnallt waren. Es herrschte Hektik in der Maschine. Viele Leute rannten durch die Gegend. Kevin war damals noch keine 3 Jahre alt. Ganz geheuer war ihm das Fliegen nicht. Es war sein erster Flug. Ich habe ihn danach nie mehr in ein Flugzeug bekommen. "Ich muß mal", sagte mein Kleiner. Ich drehte mich um und sah, dass die Essenwagen schon in den Gängen waren. Also kamen wir nach hinten nicht mehr auf die Toilette. "Laß uns warten, bis das Essen ausgeteilt wurde, dann haben wir mehr Platz zum durchgehen", sagte ich ihm. Kevin nickte. Ich weiß nicht, was damals geschehen wäre, wenn wir uns in den Gängen befunden hätten, als es auf einmal abwärts ging? Vielleicht hätten wir uns das Genick gebrochen, keine Ahnung, aber mit Sicherheit hätten wir uns sehr weh getan.

Die Essenswagen waren noch nicht bei uns angekommen, zum Glück, als ich dachte, ich befände mich in einem Fahrstuhl, der abstürzte. Es ging abwärts, immer weiter. Die Menschen schrien. Kevin flog an mir vorbei in Richtung Decke, ich mit ihm. Ich sah von oben herab. Mein Mann saß angeschnallt sicher auf seinem Sitz und war kreidebleich. Kevin und ich klebten an der Decke. Überall flogen Leute herum. Es war ein fürchterlicher Lärm. Menschen schrien wie am Spieß. Ich drehte den Kopf und sah, wie den Wagen mit dem ganzen Essen durch die Gegend geworfen wurden. Die Lebensmittel flogen herum. Keine Ahnung wie lange dieser Zustand anhielt. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Irgendwann flogen wir wieder zurück in unsere Sitze. Doch die Panik im Flugzeug hatte kein Ende. Es gab Schwerverletzte. Überall hörte man die Menschen weinen und schreien. Niemand konnte mehr durch die Gänge des Flugzeuges gehen, da überall Lebenmittel lagen und das Gepäck aus den oberen Fächern.

Mein erster Gedanke war, als ich wieder in meinem Sitz saß, den schreienden Kevin im Arm, "jetzt ist es vorbei, du hast es geschafft. Es wird alles wieder gut." Als ich vorher unter der Decke hing, tat mir nur der kleine Kevin so leid, so jung und mußte schon sterben, waren meine Gedanken. Doch es wurde wirklich wieder gut. Mein mann war nur noch ein Nervenbündel. Wir sind zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal geflogen, doch das war dann sein letzter Flug. Ich bekam ihn auch nicht mehr in einen Flieger. Irgendwann im Laufe des Fluges kam der Kapitän durch die Maschine, nachdem die Flugbegleiter die Gänge wieder geräumt hatten. Seine kurze Äußerung war, dass er so etwas noch nie erlebt hatte. Doch was genau geschehen war, sagte er uns nicht. Auch alle andern äußerten sich nicht zu diesem Vorfall.

Meine Eltern holten uns damals vom Flughafen ab und waren erschrocken darüber, wie verheult die Leute aus der Maschine stiegen und dass es Verletzte gab. Es wurde ein Sonderschalter aufgemacht. Später sprach ich mal mit einem Piloten der Lufhansa über diesen Vorfall. Der meinte, sowas wie Luftlöchter oder so gäbe es nicht. Das sei Blödsinn. Er meinte, entweder sei es ein Pilotenfehler gewesen, oder ein Defekt in der Elektronik der Maschine. Keine Ahnung! Wir werden es wohl nie erfahren. Nach all den Jahren habe ich dieses Erlebnis so gut es geht vergessen. Sicher werde ich wieder fliegen, mit welchem Gefühl? Das kann ich noch nicht sagen. Alles in allem bin ich immer noch ein Fan vom Fliegen, trotzdem möchte ich diesen Bericht nicht so besonders gut bewerten. Ob es sich auf die LTU bezieht, wohl kaum. Ich denke, es hätte mit jeder anderen Gesellschaft auch passieren können. Solche Sachen kommen meistens gar nicht erst an die Öffentlichkeit, aber sie passieren.

Einen schönen nächsten Sommerurlaub wünsche ich Euch allen...