Umwelt, Verkehr, Energie Allgemein Testbericht

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Erfahrungsbericht von gerkzeit

Direkt ins Maintal

Pro:

Schnelle Verbindung

Kontra:

Umweltbeeintraechtigung

Empfehlung:

Nein

Es gab mal eine Zeit, und die ist noch gar nicht so lange her, da lag Schweinfurt irgendwie am Ar... der Welt. Die nächste Autobahn gab es irgendwo am Ende der Zubringer B26 und wollte so gar nicht den verkehrstechnischen Anforderungen der Schweinfurter Großindustrie genügen. Die gab es zwar durch die grossen Schweinfurter Erfinder wie Sachs und Fischer schon lange, aber neue Firmen wollten sich Partus nicht ansiedeln. Anders als dann, nach langen Querelen, endlich die A7 vierspurig ausgebaut wurde. Als sich die traditionelle Kugellager und Motorenindustrie längst in großen Schwierigkeiten befand, blühte der Schweinfurter Süden plötzlich auf. Neue Firmen, ja sogar Großfirmen wie Rexroth-Star und andere große Namen, siedelten sich an und kompensierten den Arbeitsplatzverlust der Schweinfurter Traditionsfirmen. Ja Schweinfurt wuchs soweit in den Süden hinein, daß der Verlauf der Trasse längst mitten durch Schweinfurter Stadtgebiet verläuft. Und somit wäre der Vorteil der relativ neuen Straße auch schon erschöpft. Denn sieht man den großen Eingriff in die Natur dann fragt man sich ob dieser durch die weitere Industrialisierung unserer Stadt gerechtfertigt ist. Denn wo wurde die Autobahn, bzw. das neue Gewerbegebiet gebaut? Direkt in das Maintal, das für Flora und Fauna unserer Gegend von großer Bedeutung war. Und ob die Ansiedlung in besagtes Gebiet nicht noch große Probleme für die Investoren bringt, wird die Zukunft erweisen. Man denke nur an die Flutkatastrophe in weiten Teilen Ostdeutschlands, von der Schweinfurt bisher verschont geblieben ist. Das liegt aber nicht an der günstigen Lage unserer Stadt, bzw. des neuen Industriegebietes, sondern eher an dem günstigen Klima (wenig Regen, wenig Schnee) von dem Schweinfurt profitiert. Da sich aber letzteres bekanntlich ändert, können die dort angesiedelten Firmen wohl noch böse Überraschungen erleben.

Die neue Autobahn ist von der Schweinfurter Innenstadt in gut fünf Minuten zu erreichen. Es gibt drei Auffahrten. Schweinfurt Hafen, die direkt in das alte Gewerbegebiet mit gleichen Namen mündet, Schweinfurt West, die direkt in das neue Industriegebiet führt und Schweinfurt Oberndorf, die den eingemeindeten Stadtteil und das Großdorf Bergrheinfeld-Grafenrheinfeld mit seinem riesigen Atomkraftwerk verbindet. Und hier tut sich auch schon ein anderes Problem auf. Es stellt sich nämlich die Frage ob wirklich drei Auf- und Abfahrten nötig sind. Geht man nach den Ansichten der betroffenen Gemeinden, so erweist sie sich eigentlich als Sugestivfrage. Denn man kennt die Antwort. „Natürlich brauchen wir jede Abfahrt, die ins Industriegebiet und auch die in den eingemeindeten Stadtteil, schon alleine um den Verkehrsfluß auf Trab zu halten.“ Beobachtet man aber jenen, dann muß man erkennen, daß sowieso 75 % des Verkehrs in Richtung Schweinfurt abfließt und der kann dann auch über die gut ausgebauten Stadt- und Landstraßen in betreffenden Gebiete abgeleitet werden. Wo liegt das Problem? Fährt man auf der A70, egal von wo kommend, in Richtung Schweinfurt, so muß man feststellen, daß der Verkehr, vor allem während der Hauptverkehrszeiten auf der sonst relativ wenig befahrenen Trasse, plötzlich dicht wird. Nun gut, man könnte sagen in der Nähe einer großen Stadt ist das normal. Leuchtet man jedoch dahinter, dann stellt man fest, daß der meiste Verkehr auf Schweinfurter Gebiet, Kurzstreckenverkehr ist. Arbeiter die, die Autobahn als geeignete Abkürzung zur Arbeit benutzen. Wo bleibt da die eigentliche Idee, die Autobahn als Fernstraße zu sehen? Und könnte man durch weniger Auffahrten nicht auch etliche Staus in anderen Gemeinden verringern?

Die A70 ist wie gesagt eine ziemlich wenig befahrene Straße, die aber besonders für den Fahrer in den deutschen Osten und auch gen Süden (München) einige Vorteile bringt. Mußte man früher den Umweg über die B26 auf die Autobahn dorthin nehmen, so geht dies jetzt direkt und ziemlich ungehindert, wäre da nicht diese ärgerliche Engstelle. Kurz vor Eltmann erblickt man plötzlich Barrieren, blinkende Lichter und Pfeile, die auf eine Verengung hinweisen. Der schwarze Berg erscheint als Hindernis. Ein zweispuriger Tunnel, für jede Richtung eine, verengt den Weg. Eine neu gebaute Brücke endet vor dem trotzig wirkenden Berg und rottet dahin. Bis heute haben sich die anliegenden Gemeinden noch nicht geeinigt wer für die Bezahlung einer zweiten Röhre zuständig ist und die Autofahrer müssen weiter Staus und unzählige Unfälle in Kauf nehmen. Ja manche haben schon mit ihren Leben oder ihrer Gesundheit dafür bezahlt. Zur Zeit scheint sich allerdings etwas zu tun. Denn als ich neulich durch den Tunnel fuhr erkannte ich, daß damit begonnen wurde dem schwarzen Berg das „Fell“ zu stutzen. Die meisten Bäume wurden jedenfalls gefällt. Warum geschieht das erst jetzt? Die Autobahn ist doch sowieso schon fertig, dann kommt es auf den Tunnel auch nicht mehr an.

Der landschaftliche Reiz der Autobahn, vor allem im Gebiet des schwarzen Berges, ist enorm. Auch die Mainlandschaft mit ihren Weinbergen und Auen hätte so manchen Augenschmaus zu bieten, raste man nicht mit 160 Sachen an ihnen vorbei. Einen visuellen Höhepunkt auf der Strecke von Bamberg in Richtung Schweinfurt kann man sich allerdings nicht entziehen. Der nächtliche Blick auf das beleuchtete Schweinfurt. Mit seinem blauleuchtenden Lettern SKF auf dem gleichnamigen Verwaltungsgebäude, den unzähligen Lichtern des höchsten Wohngebäudes Deutschlands und der Silhouette des im Hintergrund leuchtenden Atomkraftwerkes macht Schweinfurt direkt ein großstädtisches Bild. Ob das allerdings die Autobahn rechtfertigt?

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