Undead (DVD) Testbericht

Undead-dvd-horrorfilm
ab 5,41
Auf yopi.de gelistet seit 09/2010

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Erfahrungsbericht von CiscoGianino

Möchtegern-\"Braindead\"

Pro:

Splatter-Effekte, solide Inszenierung

Kontra:

seelenlos zusammengeklaut, bescheuerte Alien-Nebenhandlung, langweilige Charaktere, will unbedingt kultig sein

Empfehlung:

Ja

Die Zombies sind zurück! Spätestens seit dem Ende der 80er Jahre endgültig weg vom Fenster, werden die Biester langsam, aber sicher wieder fester Bestandteil des aktuellen Horrorfilms. Selbst Hollywood lässt sich nicht lumpen und produzierte Verfilmungen des Videospiels „Resident Evil“ (Teil 2 ist auch schon in der Mache) oder „28 Days Later“. Mit einem Remake von „Dawn of the Dead“ fand sogar DER Zombieklassiker überhaupt seinen Weg zurück auf die große Leinwand.
Im Independent-Sektor sind Zombies schon längst wieder ein beliebtes Thema und so entstanden in letzter Zeit Filme wie Rob Zombies „House of 1000 Corpses“, mit „House of the Dead“ noch mehr Videospielverfilmungen und selbst Filme, die dem totgesagten Genre noch neue Aspekte abgewinnen konnten, wie z.B. Andrew Parkinsons „Dead Creatures“.
Bei solch einer Vielzahl von neuen Genrebeiträgen kriechen dann auch schnell die Epigonen der großen Horrorregisseure aus ihren Löchern, wie im Falle von „Undead“ geschehen: Die australischen Brüder Michael und Peter Spierig dachten sich, was Peter Jackson kann, können wir auch und drehten mit „Undead“ ihr Spielfilmdebüt.

Die Story kreist um das verschlafene Provinznest Berkeley, in dem es zu einem unerwarteten Meteoritenschauer kommt, der die Bewohner nach und nach in Zombies verwandelt. Die frisch gekürte „Fish Bait Queen“ Rene verschanzt sich zusammen mit dem anscheinend nicht ganz dichten Waffennarren Marion, zwei Polizisten und einem Pärchen in einem Haus um sicher vor der Zombie-Invasion zu sein. Doch als bei der jungen Frau die Wehen einsetzen, beschließt die Gruppe, sie in ein Krankenhaus zu bringen und verlässt ihre sichere Umgebung. Draußen tobt das Chaos, sämtliche Einwohner sind zu Untoten geworden und machen nun Jagd auf menschliche Gehirne...

Fallen wir doch mal gleich mit der Tür ins Haus: „Undead“ möchte auf jeden Fall Kult sein, doch mutet das Machwerk eher unmotiviert zusammengeklaut an. Dabei wurde sich nicht nur reichhaltig bei Peter Jacksons Splatter-Klassikern „Bad Taste“ und „Braindead“ bedient, sondern auch bei klassischeren Horrormotiven wie aus George A. Romeros „Night of the Living Dead“ und zusätzlich noch bei den trashigen Ufo-Invasions-Filmen der 50er Jahre. Leider hat das Ganze überhaupt keine Seele, da es jede Eigenständigkeit vermissen lässt. Wenn man dem Film nun wohlgesonnen ist, könnte man immerhin noch von einer Hommage sprechen, ich würde ihn trotzdem lieber als plumpes Plagiat bezeichnen. Es wurden nicht nur Motive und Ideen aus Jacksons Filmen übernommen, teilweise wurden sie tatsächlich fast originalgetreu, Einstellung für Einstellung nachinszeniert. Das einzig wirklich vergnügliche an „Undead“ ist die Kopie von Peter Jacksons grotesk überzeichnetem Splatter-Stil: Die Szene, in der Rene eine Horde von Zombies mittels eines Kettensägenblattes verhackstückt, erinnert schon stark an Onkel Lester mit seinen zwei überdimensionierten Fleischermessern aus „Braindead“.
Hier wären wir dann auch beim größten Kuriosum des Films (obwohl der Film selbst gar nichts dafür kann): „Undead“ wurde doch tatsächlich von der FSK ab 16 Jahren freigegeben, was den Betrachter schon sehr verwundern kann, da Zombies in zwei Hälften geteilt werden (mal horizontal, mal vertikal), Gehirne aus Schädeln gerissen werden und Körperteile ohne Ende durch die Gegend fliegen. Das ist zwar alles dermaßen überzeichnet, dass man es beim besten Willen nicht ernst nehmen kann, aber auf solche Dinge wird bei der FSK sonst eigentlich auch nicht unbedingt der größte Wert gelegt.

Noch mal zurück zu dieser Kult-Sache: Prinzipiell ist „Kult“ ohnehin ein grauenerregendes Wort, das im heutigen Sprachgebrauch dermaßen inflationär gebraucht wird, dass fast alles mittlerweile „Kult“ ist.
Die Spierig-Brothers haben sich bei „Undead“ wirklich darauf eingestimmt einen Kult-Film zu drehen und mal wieder außer Acht gelassen, dass man Kult-Filme nicht einfach drehen kann, sondern auch ein dementsprechendes Publikum benötigt, das den Film als solchen aufnimmt.
Die „Matrix“-Anleihen (oder soll es eine Parodie sein?) beim Vernichten der Untoten sind zwar technisch einwandfrei inszeniert und für einen Low-Budget-Film schon recht beeindruckend, doch sie wirken leider mehr als deplaziert. Dazu wurden mit Krampf sämtliche Mythen und Klischees der großen Horrorklassiker in den Film gestopft, was „Undead“ zu einem komplett uneigenständigen Film macht und mal ehrlich: Wie soll ein Film kultig sein, der hauptsächlich aus Kult-Szenen sogenannter Kult-Filme besteht?
Dazu kommt, dass „Undead“ schrecklich unoriginell ist: Die Gebrüder Spierig unterscheiden sich von Peter Jackson wie Tag und Nacht. Jacksons Filme weisen einen unerschöpflichen Quell an genialen Ideen auf, die dem Zuschauer unglaublich viele bizarre Erlebnisse verschaffen, die von seiner unbändigen Kreativität leben, doch das Originellste, was den Spierigs einfällt, ist eine dreiläufige Shotgun.
Auch die Figuren sind allesamt Stereotypen und kommen über den Level oberflächlich gezeichneter, unsympathischer Teen-Slasher-Akteure nicht hinaus. Da ist z.B. der Cop Harrison, dessen cholerische Ausbrüche („I\'ll fuckin\' finish you off faster than a fuckin\' birthday cake at a fat chick\'s fuckin\' birthday party!“) anfangs noch recht erheiternd sind, was sich allerdings nach der x-ten Wiederholung als ziemlich nervig erweist. Auch die Figur des Marion, dem kauzigen Fischer mit Waffenfaible, der früher einmal von Außerirdischen entführt wurde (ach nein, wie originell), ist verdammt platt, obwohl er anscheinend von den Spierigs dazu auserkoren war, den Plot zu tragen.

Unterm Strich bleibt ein sauber inszenierter, nicht sonderlich origineller, mäßig unterhaltsamer Film, der auf seine Eigenständigkeit verzichtet und mit seinem Kult-Getue nervt. Spaß kommt eigentlich nur bei den Splatter-Exzessen auf, was „Undead“ allerdings nur für absolute Horrorjunkies interessant macht. Die Charaktere sind allesamt langweilig und keine echten Typen wie z.B. Bruce Campbell in „Evil Dead“; außerdem nervt der Film mit der ziemlich konfusen, total überflüssigen Alien-Nebenhandlung.
Sicherlich zog der Horrorfilm von jeher einen Teil seines Reizes aus der Wiederholung gängiger Motive, doch gerade diese Tatsache hat dem Subgenre des Zombiefilms schon einmal den Todesstoß versetzt...


Originaltitel: Undead
Herstellungsland & -jahr: Australien 2003
Regie & Drehbuch: Michael & Peter Spierig
Kamera: Andrew Strahorn
Musik: Cliff Bradley
Darsteller: Felicity Mason, Mungo McKay, Rob Jenkins, Lisa Cunningham, Emma Randall

13 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Robocop2.

    11.06.2004, 18:00 Uhr von Robocop2.
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bekomme den Film nächste Woche und freue mich schon gewaltig. Von "Undead" hört man ja in letzter Zeit an allen Ecken und Enden :-). MfG Dominic