Unilever Bifi Carazza Testbericht

Pfui Teufel!

Letzte Woche musste ich an einem Tag während meiner 45-minütigen Mittagspause unbedingt zum Einkaufen. Das ist zeitlich kein Problem, da Wal-Mart gerade mal 3 Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt liegt. Allerdings wird es dann mit dem Essen etwas knapp - und Hunger ist ja vorhanden -, also bleibt eigentlich nur, beim Einkaufen einen Snack mitzunehmen und gleich zu verdrücken.

Ich habe das schon öfter gemacht und mit den ausgewählten Snacks bisher immer Glück gehabt, wenn man vom Kaloriengehalt der meisten kleinen Leckereien einmal absieht. Aber letzte Woche habe ich einen absoluten Fehlkauf gemacht, von dem ich heute berichten möchte.

Meine Auswahl traf nämlich einen Dreierpack "Carazza Pizza-Snack". Warum ich mich dafür entschieden habe, kann ich nicht mehr sagen, es war eine spontane Entscheidung, vielleicht auf Grund der durchaus appetitlich aufgemachten Verpackung. Diese zeigt einen auffälligen roten, sehr dynamisch gedruckten Schriftzug "CARAZZA", und darunter ein aufgeschnittenes Brötchen, aus dessen Innerem eine dicke Scheibe Käse, eine ebenso dicke Scheibe Salami und etwas rote Soße mit Kräutern hervorquillt.

Ich dachte bei mir, dass das ja mal was anderes wäre, und probieren könnte nicht schaden. Der Preis von ca. 2,00 Euro für den Dreierpack ließ mich hoffen, einigermaßen satt werden zu können, um den Nachmittagsunterricht zu überstehen.

Nach dem Bezahlen ab zum Auto, reingesetzt und los ging's! Die Packung ließ sich leicht aufreißen, sofort beim Öffnen durchströmte ein ziemlich penetranter Duft meinen Wagen, aber so ein bisschen nach Pizza roch es schon.

Aber dann: Das (der, die?) Carazza kam aus der Packung, und ich dachte meinen Augen nicht trauen zu können, so mickrig war das Teil. Da hatte die Packung wohl viel Luft enthalten, denn der Snack misst gerade mal (geschätzt) 6 - 7 Zentimeter im Durchmesser, und die Dicke ist mit maximal 2 Zentimetern bestimmt großzügig angegeben. Und so was soll 0,70 Euro und im Einzelverkauf noch deutlich mehr kosten? Ich halte den Preis nach bloßem Augenschein schon für zu hoch.

Wenn nun immerhin der Geschmack stimmen würde, wäre ich ja vielleicht noch bereit, den Preis hinzunehmen - immer nach dem bekannten Motto: Man gönnt sich ja sonst nichts *g*. Leider war schon der erste Geschmackseindruck daneben: Ich nahm einen großen Bissen und schmeckte nichts außer einem trockenen weichen Etwas, das musste das Brötchen sein. Und tatsächlich: Nicht nur, dass das Carazza so klein ist, es gibt einen riesigen Rand, an dem nur Brötchen ist, keine Füllung, keine Soße, nichts. Und das Brötchen ist so trocken, dass man es eigentlich nur mit Flüssigkeit hinunter bekommt. Ein zweiter Biss förderte immerhin etwas Salami und auch etwas Pizzasoße zu Tage, von Käse war jedoch nichts zu merken.

Ich betrachtete das mit zwei Bissen halb verschlungene Carazza etwas genauer und stellte fest, dass doch Käse zu sehen war. Es war aber keine leckere Scheibe wie auf der Packung, sondern einige krümelige gelbe Bröckchen, die nur entfernt an die saftig dicke gelbe abgedruckte Käsescheibe erinnerten. Die Pizza-Soße sah exakt so aus wie dreifach konzentriertes Tomatenmark, und so schmeckte sie auch. "Pfui Teufel" kann ich da nur sagen, das ist wahrlich keine Meisterleistung! Immerhin: Die Salami war ganz gut, typisch Bifi halt. Insgesamt jedoch finde ich das Carazza nahezu ungenießbar und werde es auf keinen Fall empfehlen.

Falls sich doch noch ein Interessent finden sollte, der einen überteuerten und dazu nicht schmeckenden Snack probieren möchte, bitte schön, hier sind noch einige nähere Angaben:

Ein Carazza wiegt 40 Gramm und heißt laut Hersteller "Weizengebäck mit Salami (15%), Pizza-Sauce (25%) und Käsezubereitung (10%)". Eigentlich klar, dass der Rest dann das "famose" Brötchen sein muss, das also 50% des Ganzen ausmacht. Kein Wunder, dass man fast nichts anderes schmeckt. Der Snack wird hergestellt von der Union Deutsche Lebensmittelwerke GmbH, von der ich eigentlich bessere Erzeugnisse gewohnt bin. Aber na ja, jeder Hersteller darf auch mal was "Danebenes" produzieren.

Was gibt's sonst noch?

Die Zutatenliste enthält einige E-Nummern (E472c, E415, E412), die nicht gar so genau erklärt sind. Das ist mir aber auch egal, ich werde das Zeug sowieso nicht wieder essen.

Dann gibt es - oh Wunder! - eine telefonische Verbraucherhotline mit einer Hamburger Vorwahl. Diese habe ich nicht getestet, denn ich habe keine Lust, wegen 2 Euro durch das ganze Land zu telefonieren.

Und schließlich gibt es auch eine Website www.carazza.de, welche ich natürlich besucht habe. Die hat mit dem eigentlichen Produkt nicht sonderlich viel zu tun, ist aber ganz nett aufgemacht. Hier erfuhr ich eine weitere Bezeichnung für den Carazza-Snack: "Hosentaschen-Pizza". Niedlich, nicht? (Außerdem gibt es einen Single-Treff, eine Liebesschule und einen kleinen Italienisch-Kurs.)

Um noch mal auf das Produkt zurückzukommen:
Ich rate vom Kauf ab. Man wird nicht satt, es schmeckt nicht, und es ist zu teuer. Mehr negative Punkte sind zu einem Snack wohl kaum aufzuführen. Wenn ich dann noch dran denke, dass ich für das gleiche Geld zwei frische Hamburger bekommen hätte, wird mir die Geldverschwendung für Carazza doppelt schmerzhaft bewusst.

Dieses Produkt ist wieder mal ein gutes Beispiel für "Dinge, die die Welt nicht braucht".

© Andreas Wilhelm, 10.04.2003 / 28.03.2005



PS. Ich schreibe selten Verrisse, aber dieser hier musste einfach sein!

PS2. Sollte sich wider Erwarten unter den Leser/innen dieses Berichts jemand finden, der Carazza gerne mag, bitte ich um Mitteilung.