VW Bora Testbericht




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Auf yopi.de gelistet seit 05/2004
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Summe aller Bewertungen
- Fahreigenschaften:
- Fahrkomfort:
- Platzangebot:
- Zuverlässigkeit:
Erfahrungsbericht von wolfmichaelblank
Au weia! Das ist der Tiefpunkt!
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Mein Erfahrungsbericht zum VW Bora Variant 2.0:
Update:
Eine dringende Bitte an alle Leser: werfen sie nach Möglichkeit noch einen Blick in meinen zweiten Bericht, "So mißbraucht Volkswagen das Vertrauen der Kunden".
In diesem Bericht geht es über die Alltagserfahrung mit 21 verschiedenen VW-Fahrzeugen in Familie und Bekanntenkreis. Die Pannenserie riss nach den unten dargestellten Erfahrungen mit dem VW Bora leider nicht ab. Da es ich bei den untenstehenden Formulierungen nicht wie zunächst angenommen um einen Einzelfall handelt, gewäre ich dem Bora ab jetzt nur noch das Ergebnis "1 Stern".
Meine Familie und ist seit den 50er Jahren Stammkunden bei VW, und bis vor kurzem waren wir immer sehr zufrieden mit den Autos.
Im September 2000 habe ich mir einen brandneuen Golf-4 TDI gekauft, der leider wegen unerwarteten Qualitätsproblemen viele Male in der Werkstatt stand.
Unser lokaler VW-Händler bot mir im März bei einem erneuten Werkstatt-Termin einen weiteren Ersatzwagen an.
Der Verkäufer strahlte: „Es ist ein Bora-Variant, der wird Ihnen sicher gefallen!“.
Die Mängel meines Golf-TDI häuften sich damals so stark, daß er abermals für zwei Wochen in die Werkstatt musste. Und so hatte ich die Gelegenheit, den Bora 2.0 über 950km auszutesten.
Vor allem seit letztem Jahr mahnt die Presse die deutschen Automobilhersteller auf’s Schärfste an, dass Qualität und Zuverlässigkeit sich stark im Abwärtstrend befänden. Vor allem der VW-Konzern geriet wegen dem miserablen Abschneiden bei Dauertests von Passat, Sharan und Golf in das Kreuzfeuer der empörten Redakteure und der entnervten Kunden.
In der letzten Zeit musste ich selber eine ganze Reihe von Volkswagen-Fahrzeugen erleben, die wegen ihrer scheußlichen Qualitätsmängel nicht überzeugen konnten.
Gegen das Mauerblümchen-Image des Bora versucht sich VW mit teuren Image- und Werbekampagnen zu wehren. Das Absatz-Problem des Bora war bislang nicht darauf zurückzuführen, daß man ihm schlechte Qualität vorwarf – im Gegenteil! Er war den meisten Leuten einfach zu bieder, zu vernünftig, und wirkte vielleicht schlichtweg zu solide.
*******************************************
Wie wird sich der Bora im Alltagsleben tatsächlich bewähren? Lohnt sich ein Kauf vielleicht doch?
Meine Erfahrungen schildere ich Euch in meinem Fahrbericht:
___________________________________________
Innenraum:
Im Innenraum setzt sich der Eindruck vom Äußeren des Fahrzeug fort: sachlich, solide, hochwertig – Einfach Golf!
Der Bora glänzt auf den Vorderplätzen mit ordentlichem Raumangebot, aber das Armaturenbrett ragt leider ebenso weit in den Innenraum herein wie im kleineren Bruder. Die Sitzqualität der Vordersitze ist hervorragend, die Fahrerposition auch.
Wenn durchschnittlich gewachsene Passagiere in der ersten Reihe platznehmen, ist das Platzangebot im Fond allerdings eine Zumutung – selbst ein Polo bietet hier nicht viel weniger Platz.
Eindeutige Vorteile in Bezug auf die Ladekapazität hat natürlich das Kombiheck. Durch die große und einfach zu öffnende Luke kann man sperrige Gegenstände sehr einfach in den Laderaum heben. Das Gepäckraumvolumen liegt aber auch nur 130 Liter über dem des Standard-Golf (460 statt 330), solange man beim Beladen unter der Fensterlinie bleibt.
Auch die optische Gestaltung des Innenraums entspricht fast haargenau dem Golf, nur wurde das Armaturenbrett leicht retuschiert und ähnelt nun dem Passat. Ein paar nette Lifestyle-Details haben mir bei diesem Auto sehr gefallen: das Dreispeichen-Lederlenkrad und der schicke Lederschaltknauf. Sie Wirken knackig und versprechen eine Menge Fahrspaß. Die Mittelarmlehne finde ich auf längeren Strecken sehr bequem, all diese Dinge kosten jedoch extra. Die ebenso als Option erhältlichen metallischen Einlagen in der Armaturentafel sollen techno-Athmosphäre versprühen – na ja, sie wirken mit den schwarzen Sitzbezügen eher düster. Hier verspricht das „Sport Edition“-Paket mit seinen freundlicheren Alu-Einlagen Abhilfe.
Probleme mit der Bedienung gibt es nicht – aber natürlich sollte sich VW nach 4 Jahren endlich mal durchringen, die Bedienungselemente der Klimaanlage höher zu positionieren.
Der Innenraum des Bora wirkt insgesamt zwar sehr durchdacht und außergewöhnlich fein verarbeitet, aber wenn man mal drinsitzt, ist das Raumgefühl nicht gerade überwältigend.
Die Rahmenkopfstützen sollen dem Eindruck, als würde man in einem Hühnerstall sitzen, entgegenwirken. Beim Anlehnen sind sie allerdings ausgesprochen unkomfortabel. Ein Gefühl der Sicherheit vermitteln Sie ohnehin nicht.
-> Platzangebot: „eher zu eng“
___________________________________________
Sicherheit:
Der Bora-Variant bietet mit Doppelairbags plus Sidebags, ABS und ESP eine relativ komplette Sicherheitsaustattung.
Sehr gut: das exzellente Crashverhalten auf dem Niveau des Golf-IV.
Nicht so gut: die enttäuschenden Rahmenkopfstützen und die unverfrorene Aufpreispolitik in Bezug auf fehlende Kopfairbags und die unzureichende Sicherheitsaustattung auf der Rückbank. Volkswagen verlangt hier abermals saftige Aufpreise: beim neuen Peugeot 307 ist das alles serienmäßig.
Die Fahrwerksabstimmung ist sehr gelungen, so dass sich das Auto im Grenzbereich geradezu spielerisch maneuvrieren lässt und sich kaum aufschaukelt. Also könnte man auf ein ESP grundsätzlich verzichten. Aber im Extremfall bringt es doch eine Menge, und so gibt es ein gutes Gefühl, wenn man es hat.
Immerhin bietet der Bora mit einer sehr gelungenen Fahrwerksabstimmung und den exzellenten Bremsen _aktive_ Sicherheit auf sehr hohem Niveau.
___________________________________________
Fahrdynamik:
Erfreulicherweise kam mein Bora (Baujahr 2000) mit der VW-typisch knackigen Lenkung, die ich bei meinem Golf „Edition“ so sehr vermisst habe.
Der Bora fährt sich in der Stadt dank der leichtgängigen Servolenkung so handlich, dass es eine Freude ist. Aber auch forsche Kurvenfahrt auf der Landstraße macht eine Menge Spaß. Das Auto erreicht mit diesem Fahrwerk sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten und bleibt dank der tollen Abstimmung und dem ESP allseits bombenfest auf der Straße – und vermittelt ein große Portion Fahrspaß.
Grundsätzlich hat die knackige Abstimmung Ähnlichkeiten mit dem Golf GTI, wegen des höheren Fahrzeuggewichts (Kombi!) und der dadurch entstehenden Schwerfälligkeit verfehlt der Bora allerdings das erstklassige Referenzniveau, dass unser Passat „Highline“ (mit besser abgestimmtem Fahrwerk) in diesem Punkt bietet.
VW hat es sich zur Praxis gemacht, für die von früher bekannte knackig-präzise Lenkung ebenso einen Aufpreis zu verlangen. Das ganze nennt sich dann „Sportabstimmung“ und kostet 390 Mark extra. Um dem Desaster der Schwabbel-Lenkung aus dem Golf-4 aus dem Weg zu gehen, ist es dringend angeraten, ein neues Modell ausschließlich mit der sportlichen Lenkungsabstimmung zu kaufen. Die Erfahrung lehrt, dass der Federungskomfort bei der Standardausführung auch nicht besser ist.
___________________________________________
Komfort:
Trotz der knackigen Servolenkung leidet der Federungskomfort im Bora nicht.
Die Comfortline-Sitze sind sehr komfortabel. Die Windgeräusche sind dezent, die Fahrwerksdämmung ist sehr gut, allerdings lässt die Motordämmung im Zusammenspiel mit manchen Motorvarianten eindeutig zu wünschen übrig. Im Geschwindigkeitsbereich ab etwa 120km/h dröhnt der 2.0Liter-Benziner auf sehr penetrante Weise im Vorderwagen herum, die gleichen Erfahrungen machte ich in unserem Beetle 2.0 (siehe mein Bericht). Eine konstruktiv vermeidbare Katastrophe, die den ansonsten ausgesprochen positiven Komforteindruck dieses Fahrzeugs überschattet und für schlechte Stimmung sorgt.
-> Komforteindruck: „schlecht“
___________________________________________
Antrieb:
„Nie wieder diese unsägliche 2-Liter-Maschine!!“ lautete schon im Bericht zum New Beetle mein Urteil. Leider enttäuscht der Motor auf der ganzen Linie. Während VW im Beetle noch versuchte, mit einer extrem kurzen Getriebe-Abstufung das spärlich vorhandene Drehmoment „aufzupeppen“, versanden die 170 Newtonmeter kläglich in einer Getriebeabstufung, die für das Gewicht des Bora Variant einfach zu lang ist.
Der wenig temperamentvolle, rau laufende 2.0er beschleunigt in den ersten zwei Gängen noch gut, insgesamt wirkt die ganze Sache trotz der nominell guten Fahrleistungen äußerst zäh – die Kiste kommt einfach nicht in Schwung. Geradezu hinterwäldlerisch ist die teigige Performance im Vergleich zu den schwächsten TDI-Modellen.
Dazu kommt noch das außergewöhnlich laut dröhnende Betriebsgeräusch ab Tempo 120.
Frustrierend obendrein: Benzinverbräuche von 10 bis 14 Litern im Alltagsbetrieb [respektive 8 bis 10,5 Liter in meinem Passat 1,8T!]
Nur Spar-Profis schaffen es, den angegeben Verbrauch von 8,5 Litern zu erreichen – der Spaß bleibt dabei völlig auf der Strecke.
Um mal mit etwas Gutem anzufangen: Der Beetle und mein Golf mit dem 115PS-TDI machen vor, wie es nicht sein sollte (Berichte liegen vor), aber im Benziner-Bora ist die Pedalabstimmung wirklich gelungen. Das ist bei heutigen VW-Fahrzeugen nicht unbedingt selbstverständlich!
Bei Golf und Bora ist das hakelige Getriebe weiterhin ein Problemfall: in meinem Golf mit 6-Gang-Getriebe kämpfte ich im Winter mit mehreren Getriebetotalausfällen.
-> Fahreigenschaften (insgesamt): „ok“
___________________________________________
Qualität:
Wenn man den Bora 2.0 genau auf seine Fähigkeiten untersucht und sein Preisniveau bedenkt, dann muß es doch einen Part geben, den er wirklich gut meistert.
Er umschmeichelt seine Käufer mit einer außergewöhnlich feinen Verarbeitung im Innenraum und schicken Lifestyle-Extras. Das hinterlässt den Eindruck von einer unangefochtenen Solidität.
Wie man sich nur täuschen kann: Mein Vorführwagen war 22.000km gefahren, der gesamte Innenraum neigte jedoch zum Klappern, Knarren und Quietschen. Das Überfahren von Unebenheiten, das Schliessen und Öffnen der Türen, das Kurvenfahren: jede Belastung schien die schwächliche Karosserie des Bora in einen Schock-Zustand zu versetzen.
Nichts in dem Auto schien mehr richtig fest zu sein. Die Sitze rutschten quietschend in den Führungsschienen herum, die Frontscheibe knackte bei flotter Kurvenfahrt als würde sie bald zerplatzen (in meinem Golf gab es Risse). Auch die Türschlösser (selbst an der Hecktür!) gaben ständig klackende Geräusche von sich, als würde jemand von draussen an den Türgriffen ziehen.
Was die Verarbeitung und Haltbarkeit anbetrifft, ist das bisher der absolute Tiefpunkt in meiner Autokarriere – es übetrifft in selbst die Erfahrungen, die ich mit meinem eigenen Golf machte, bei weitem.
-> Qualitätseindruck: „sehr schlecht“
___________________________________________
Zuverlässigkeit:
Die 100.000km-Dauertest von „Auto-Motor-Sport“ „Auto-Bild“ zeigen, wie fahrlässig VW seine Autos zusammenschustert. In der Auto-Motor-Sport hatte der Golf bis zum Testende 30,5 Mängel – zweitschlechtester unter allen Kompakten und weit abgeschlagen vom Konzernbruder Audi A3 (erfreuliche 7 Mängel) und BMW 318tds (2 Mängel).
Der Golf kämpft mit ständigen Elektrik-Problemen, insgesamt hoher Defektanfälligkeit und immensen Getriebeproblemen. Beim AMS-Testfahrzeug gab das Getriebe gegen Ende des Tests komplett den Geist auf, und bei der Auto-Bild bahnte sich GAU ebenso an, was an Rissen im Material erkennbar war.
In der Kundenzufriedenheits-Umfrage der Auto-Motor-Sport rangiert das Gespann Golf/Bora – es war wohl kaum anders zu erwarten – auf dem zweitletzten Platz, immerhin noch vor Fiat!
Kann das eine Empfehlung sein?
-> Zuverlässigkeit: „sehr schlecht“
__________________________________________
Service:
Das Risiko, ein Problem-behaftetes Fahrzeug bekommen, ist, wie man beim Studium der Berichte in der Fachpresse und im Internet erkennt, bei der gesamten Volkswagen-Produktpalette sehr hoch.
Während ich um die Wandelung meines Golf-TDI kämpfte, musste ich außerdem die Erfahrung machen, dass der VW-Händler in diesem Punkt überhaupt keine Unterstützung vom VW-Konzern erhält.
Die Werkstatt war in den meisten Fällen weder in der Lage, die Probleme zu Lokalisieren, und beseitigen konnte sie diese natürlich erst recht nicht. Auch wollte man beim Händler viele der Probleme totschweigen.
Ich kämpfte entnervt um eine Wandelung, die der VW-Konzern aber als „unbegründet“ zurückwies.
Mein Tipp: Wer keinen VW kauft, bekommt weder die frustrierende Qualität zu spüren, noch muß er sich mit seinem VW-Händler bekriegen. Es nützt überhaupt nichts, den Konzern um Hilfe zu bitten.
-> Service: „sehr schlecht“
___________________________________________
Kosten:
Wer sich für einen VW Bora Variant interessiert, wird schnell merken, wie gesalzen die Preise bei VW sind.
Eigentlich erschien das von mir gefahrene Fahrzeug nicht als proletig, sondern eher als bieder und sparsam-zweckmäßig.
Der Bora Variant 2.0 Comfortline umfasste nur eine relative Kurze Auflistung von Extraaustattungen:
- Metalliclackierung
- Technikpaket
- Climatronic
- Radio „Gamma-CD“
Listenpreis: 48.000 Mark
Vorführwagenpreis: 43.700 Mark
(IMHO in unverkäuflichem Zustand nach nur 22.000km!!)
Erfreulich:
- die sehr niedrigen Versicherungsbeiträge (HP/TK/VK): 16/27/13
- die sehr niedrigen KFZ-Steuern (Euro 4): 200 DM jährlich, 19 Monate steuerbefreit
Ernüchternd:
- Ein 55-Liter Tank hält nur um die 440km (2,00DM/Liter => 110DM)
-> Preis/Leistung: „sehr schlecht“
___________________________________________
MEIN FAZIT:
In der Basisausführung mag der Bora ein relativ günstiges Angebot sein. Allerdings wirkt er mit seinen Klodeckel-Radkappen, den schwarzen Zierleisten und den knautschigen Sitzbezügen tatsächlich wie ein spießiges Rentnerauto.
Als Sondermodell „Sport Edition“ bietet der Bora Variant mit tiefergelegtem Fahrwerk, zeitgemäßen 17-Zoll-Rädern und dem sportlich-stilvollen Interieur Lifestyle-Optik par excellence.
Was die Optik an Fahrspaß und Alltagstauglichkeit verspricht, kann der Lifestyle-Kombi mit seiner toller Straßenlage und der guten Variabilität auch halten.
Auf den ersten Blick wirkt der Bora durch seine pseudo-solide Machart sicher wie eine Burg, aber er schwächelt mit Sicherheitsmängeln im Detail, und von ernsthaftem Qualitätsanspruch in der Fertigung kann überhaupt keine Rede sein.
Spätestens der furchtbare 2.0-Liter-Motor, ein Technik-Dinosaurier aus dem Jahre 1991, und die unverschämte und undurchsichtige Aufpreispolitikzeigen, mit was für einer Profitgier der VW-Konzern versucht, seine Fahrzeuge an den Mann zu bringen: An allen Ecken und Enden wir gespart.
Wir alle gehören zur Arbeitenden Bevölkerung und uns allen ist klar, wie viel von unserem persönlichen Einsatz in einem Einkommen steckt, dass es einem erlaubt, ein 50.000Mark-Auto zu fahren.
Und bei VW kriegt man dafür so einen Mist? Hier ist der Kunde so richtig der Dumme. Au weia!
Au weia – Das ist der Tiefpunkt!
Links:
www.wolfmichaelblank.de/golf.htm
Enthält:
- AMS-Dauertest zum Golf-4
- Auto-Bild Artikel über VW-Qualität "Stille Post"
- Motorsounds zum Golf-4 TDI
Update:
Eine dringende Bitte an alle Leser: werfen sie nach Möglichkeit noch einen Blick in meinen zweiten Bericht, "So mißbraucht Volkswagen das Vertrauen der Kunden".
In diesem Bericht geht es über die Alltagserfahrung mit 21 verschiedenen VW-Fahrzeugen in Familie und Bekanntenkreis. Die Pannenserie riss nach den unten dargestellten Erfahrungen mit dem VW Bora leider nicht ab. Da es ich bei den untenstehenden Formulierungen nicht wie zunächst angenommen um einen Einzelfall handelt, gewäre ich dem Bora ab jetzt nur noch das Ergebnis "1 Stern".
Meine Familie und ist seit den 50er Jahren Stammkunden bei VW, und bis vor kurzem waren wir immer sehr zufrieden mit den Autos.
Im September 2000 habe ich mir einen brandneuen Golf-4 TDI gekauft, der leider wegen unerwarteten Qualitätsproblemen viele Male in der Werkstatt stand.
Unser lokaler VW-Händler bot mir im März bei einem erneuten Werkstatt-Termin einen weiteren Ersatzwagen an.
Der Verkäufer strahlte: „Es ist ein Bora-Variant, der wird Ihnen sicher gefallen!“.
Die Mängel meines Golf-TDI häuften sich damals so stark, daß er abermals für zwei Wochen in die Werkstatt musste. Und so hatte ich die Gelegenheit, den Bora 2.0 über 950km auszutesten.
Vor allem seit letztem Jahr mahnt die Presse die deutschen Automobilhersteller auf’s Schärfste an, dass Qualität und Zuverlässigkeit sich stark im Abwärtstrend befänden. Vor allem der VW-Konzern geriet wegen dem miserablen Abschneiden bei Dauertests von Passat, Sharan und Golf in das Kreuzfeuer der empörten Redakteure und der entnervten Kunden.
In der letzten Zeit musste ich selber eine ganze Reihe von Volkswagen-Fahrzeugen erleben, die wegen ihrer scheußlichen Qualitätsmängel nicht überzeugen konnten.
Gegen das Mauerblümchen-Image des Bora versucht sich VW mit teuren Image- und Werbekampagnen zu wehren. Das Absatz-Problem des Bora war bislang nicht darauf zurückzuführen, daß man ihm schlechte Qualität vorwarf – im Gegenteil! Er war den meisten Leuten einfach zu bieder, zu vernünftig, und wirkte vielleicht schlichtweg zu solide.
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Wie wird sich der Bora im Alltagsleben tatsächlich bewähren? Lohnt sich ein Kauf vielleicht doch?
Meine Erfahrungen schildere ich Euch in meinem Fahrbericht:
___________________________________________
Innenraum:
Im Innenraum setzt sich der Eindruck vom Äußeren des Fahrzeug fort: sachlich, solide, hochwertig – Einfach Golf!
Der Bora glänzt auf den Vorderplätzen mit ordentlichem Raumangebot, aber das Armaturenbrett ragt leider ebenso weit in den Innenraum herein wie im kleineren Bruder. Die Sitzqualität der Vordersitze ist hervorragend, die Fahrerposition auch.
Wenn durchschnittlich gewachsene Passagiere in der ersten Reihe platznehmen, ist das Platzangebot im Fond allerdings eine Zumutung – selbst ein Polo bietet hier nicht viel weniger Platz.
Eindeutige Vorteile in Bezug auf die Ladekapazität hat natürlich das Kombiheck. Durch die große und einfach zu öffnende Luke kann man sperrige Gegenstände sehr einfach in den Laderaum heben. Das Gepäckraumvolumen liegt aber auch nur 130 Liter über dem des Standard-Golf (460 statt 330), solange man beim Beladen unter der Fensterlinie bleibt.
Auch die optische Gestaltung des Innenraums entspricht fast haargenau dem Golf, nur wurde das Armaturenbrett leicht retuschiert und ähnelt nun dem Passat. Ein paar nette Lifestyle-Details haben mir bei diesem Auto sehr gefallen: das Dreispeichen-Lederlenkrad und der schicke Lederschaltknauf. Sie Wirken knackig und versprechen eine Menge Fahrspaß. Die Mittelarmlehne finde ich auf längeren Strecken sehr bequem, all diese Dinge kosten jedoch extra. Die ebenso als Option erhältlichen metallischen Einlagen in der Armaturentafel sollen techno-Athmosphäre versprühen – na ja, sie wirken mit den schwarzen Sitzbezügen eher düster. Hier verspricht das „Sport Edition“-Paket mit seinen freundlicheren Alu-Einlagen Abhilfe.
Probleme mit der Bedienung gibt es nicht – aber natürlich sollte sich VW nach 4 Jahren endlich mal durchringen, die Bedienungselemente der Klimaanlage höher zu positionieren.
Der Innenraum des Bora wirkt insgesamt zwar sehr durchdacht und außergewöhnlich fein verarbeitet, aber wenn man mal drinsitzt, ist das Raumgefühl nicht gerade überwältigend.
Die Rahmenkopfstützen sollen dem Eindruck, als würde man in einem Hühnerstall sitzen, entgegenwirken. Beim Anlehnen sind sie allerdings ausgesprochen unkomfortabel. Ein Gefühl der Sicherheit vermitteln Sie ohnehin nicht.
-> Platzangebot: „eher zu eng“
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Sicherheit:
Der Bora-Variant bietet mit Doppelairbags plus Sidebags, ABS und ESP eine relativ komplette Sicherheitsaustattung.
Sehr gut: das exzellente Crashverhalten auf dem Niveau des Golf-IV.
Nicht so gut: die enttäuschenden Rahmenkopfstützen und die unverfrorene Aufpreispolitik in Bezug auf fehlende Kopfairbags und die unzureichende Sicherheitsaustattung auf der Rückbank. Volkswagen verlangt hier abermals saftige Aufpreise: beim neuen Peugeot 307 ist das alles serienmäßig.
Die Fahrwerksabstimmung ist sehr gelungen, so dass sich das Auto im Grenzbereich geradezu spielerisch maneuvrieren lässt und sich kaum aufschaukelt. Also könnte man auf ein ESP grundsätzlich verzichten. Aber im Extremfall bringt es doch eine Menge, und so gibt es ein gutes Gefühl, wenn man es hat.
Immerhin bietet der Bora mit einer sehr gelungenen Fahrwerksabstimmung und den exzellenten Bremsen _aktive_ Sicherheit auf sehr hohem Niveau.
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Fahrdynamik:
Erfreulicherweise kam mein Bora (Baujahr 2000) mit der VW-typisch knackigen Lenkung, die ich bei meinem Golf „Edition“ so sehr vermisst habe.
Der Bora fährt sich in der Stadt dank der leichtgängigen Servolenkung so handlich, dass es eine Freude ist. Aber auch forsche Kurvenfahrt auf der Landstraße macht eine Menge Spaß. Das Auto erreicht mit diesem Fahrwerk sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten und bleibt dank der tollen Abstimmung und dem ESP allseits bombenfest auf der Straße – und vermittelt ein große Portion Fahrspaß.
Grundsätzlich hat die knackige Abstimmung Ähnlichkeiten mit dem Golf GTI, wegen des höheren Fahrzeuggewichts (Kombi!) und der dadurch entstehenden Schwerfälligkeit verfehlt der Bora allerdings das erstklassige Referenzniveau, dass unser Passat „Highline“ (mit besser abgestimmtem Fahrwerk) in diesem Punkt bietet.
VW hat es sich zur Praxis gemacht, für die von früher bekannte knackig-präzise Lenkung ebenso einen Aufpreis zu verlangen. Das ganze nennt sich dann „Sportabstimmung“ und kostet 390 Mark extra. Um dem Desaster der Schwabbel-Lenkung aus dem Golf-4 aus dem Weg zu gehen, ist es dringend angeraten, ein neues Modell ausschließlich mit der sportlichen Lenkungsabstimmung zu kaufen. Die Erfahrung lehrt, dass der Federungskomfort bei der Standardausführung auch nicht besser ist.
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Komfort:
Trotz der knackigen Servolenkung leidet der Federungskomfort im Bora nicht.
Die Comfortline-Sitze sind sehr komfortabel. Die Windgeräusche sind dezent, die Fahrwerksdämmung ist sehr gut, allerdings lässt die Motordämmung im Zusammenspiel mit manchen Motorvarianten eindeutig zu wünschen übrig. Im Geschwindigkeitsbereich ab etwa 120km/h dröhnt der 2.0Liter-Benziner auf sehr penetrante Weise im Vorderwagen herum, die gleichen Erfahrungen machte ich in unserem Beetle 2.0 (siehe mein Bericht). Eine konstruktiv vermeidbare Katastrophe, die den ansonsten ausgesprochen positiven Komforteindruck dieses Fahrzeugs überschattet und für schlechte Stimmung sorgt.
-> Komforteindruck: „schlecht“
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Antrieb:
„Nie wieder diese unsägliche 2-Liter-Maschine!!“ lautete schon im Bericht zum New Beetle mein Urteil. Leider enttäuscht der Motor auf der ganzen Linie. Während VW im Beetle noch versuchte, mit einer extrem kurzen Getriebe-Abstufung das spärlich vorhandene Drehmoment „aufzupeppen“, versanden die 170 Newtonmeter kläglich in einer Getriebeabstufung, die für das Gewicht des Bora Variant einfach zu lang ist.
Der wenig temperamentvolle, rau laufende 2.0er beschleunigt in den ersten zwei Gängen noch gut, insgesamt wirkt die ganze Sache trotz der nominell guten Fahrleistungen äußerst zäh – die Kiste kommt einfach nicht in Schwung. Geradezu hinterwäldlerisch ist die teigige Performance im Vergleich zu den schwächsten TDI-Modellen.
Dazu kommt noch das außergewöhnlich laut dröhnende Betriebsgeräusch ab Tempo 120.
Frustrierend obendrein: Benzinverbräuche von 10 bis 14 Litern im Alltagsbetrieb [respektive 8 bis 10,5 Liter in meinem Passat 1,8T!]
Nur Spar-Profis schaffen es, den angegeben Verbrauch von 8,5 Litern zu erreichen – der Spaß bleibt dabei völlig auf der Strecke.
Um mal mit etwas Gutem anzufangen: Der Beetle und mein Golf mit dem 115PS-TDI machen vor, wie es nicht sein sollte (Berichte liegen vor), aber im Benziner-Bora ist die Pedalabstimmung wirklich gelungen. Das ist bei heutigen VW-Fahrzeugen nicht unbedingt selbstverständlich!
Bei Golf und Bora ist das hakelige Getriebe weiterhin ein Problemfall: in meinem Golf mit 6-Gang-Getriebe kämpfte ich im Winter mit mehreren Getriebetotalausfällen.
-> Fahreigenschaften (insgesamt): „ok“
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Qualität:
Wenn man den Bora 2.0 genau auf seine Fähigkeiten untersucht und sein Preisniveau bedenkt, dann muß es doch einen Part geben, den er wirklich gut meistert.
Er umschmeichelt seine Käufer mit einer außergewöhnlich feinen Verarbeitung im Innenraum und schicken Lifestyle-Extras. Das hinterlässt den Eindruck von einer unangefochtenen Solidität.
Wie man sich nur täuschen kann: Mein Vorführwagen war 22.000km gefahren, der gesamte Innenraum neigte jedoch zum Klappern, Knarren und Quietschen. Das Überfahren von Unebenheiten, das Schliessen und Öffnen der Türen, das Kurvenfahren: jede Belastung schien die schwächliche Karosserie des Bora in einen Schock-Zustand zu versetzen.
Nichts in dem Auto schien mehr richtig fest zu sein. Die Sitze rutschten quietschend in den Führungsschienen herum, die Frontscheibe knackte bei flotter Kurvenfahrt als würde sie bald zerplatzen (in meinem Golf gab es Risse). Auch die Türschlösser (selbst an der Hecktür!) gaben ständig klackende Geräusche von sich, als würde jemand von draussen an den Türgriffen ziehen.
Was die Verarbeitung und Haltbarkeit anbetrifft, ist das bisher der absolute Tiefpunkt in meiner Autokarriere – es übetrifft in selbst die Erfahrungen, die ich mit meinem eigenen Golf machte, bei weitem.
-> Qualitätseindruck: „sehr schlecht“
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Zuverlässigkeit:
Die 100.000km-Dauertest von „Auto-Motor-Sport“ „Auto-Bild“ zeigen, wie fahrlässig VW seine Autos zusammenschustert. In der Auto-Motor-Sport hatte der Golf bis zum Testende 30,5 Mängel – zweitschlechtester unter allen Kompakten und weit abgeschlagen vom Konzernbruder Audi A3 (erfreuliche 7 Mängel) und BMW 318tds (2 Mängel).
Der Golf kämpft mit ständigen Elektrik-Problemen, insgesamt hoher Defektanfälligkeit und immensen Getriebeproblemen. Beim AMS-Testfahrzeug gab das Getriebe gegen Ende des Tests komplett den Geist auf, und bei der Auto-Bild bahnte sich GAU ebenso an, was an Rissen im Material erkennbar war.
In der Kundenzufriedenheits-Umfrage der Auto-Motor-Sport rangiert das Gespann Golf/Bora – es war wohl kaum anders zu erwarten – auf dem zweitletzten Platz, immerhin noch vor Fiat!
Kann das eine Empfehlung sein?
-> Zuverlässigkeit: „sehr schlecht“
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Service:
Das Risiko, ein Problem-behaftetes Fahrzeug bekommen, ist, wie man beim Studium der Berichte in der Fachpresse und im Internet erkennt, bei der gesamten Volkswagen-Produktpalette sehr hoch.
Während ich um die Wandelung meines Golf-TDI kämpfte, musste ich außerdem die Erfahrung machen, dass der VW-Händler in diesem Punkt überhaupt keine Unterstützung vom VW-Konzern erhält.
Die Werkstatt war in den meisten Fällen weder in der Lage, die Probleme zu Lokalisieren, und beseitigen konnte sie diese natürlich erst recht nicht. Auch wollte man beim Händler viele der Probleme totschweigen.
Ich kämpfte entnervt um eine Wandelung, die der VW-Konzern aber als „unbegründet“ zurückwies.
Mein Tipp: Wer keinen VW kauft, bekommt weder die frustrierende Qualität zu spüren, noch muß er sich mit seinem VW-Händler bekriegen. Es nützt überhaupt nichts, den Konzern um Hilfe zu bitten.
-> Service: „sehr schlecht“
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Kosten:
Wer sich für einen VW Bora Variant interessiert, wird schnell merken, wie gesalzen die Preise bei VW sind.
Eigentlich erschien das von mir gefahrene Fahrzeug nicht als proletig, sondern eher als bieder und sparsam-zweckmäßig.
Der Bora Variant 2.0 Comfortline umfasste nur eine relative Kurze Auflistung von Extraaustattungen:
- Metalliclackierung
- Technikpaket
- Climatronic
- Radio „Gamma-CD“
Listenpreis: 48.000 Mark
Vorführwagenpreis: 43.700 Mark
(IMHO in unverkäuflichem Zustand nach nur 22.000km!!)
Erfreulich:
- die sehr niedrigen Versicherungsbeiträge (HP/TK/VK): 16/27/13
- die sehr niedrigen KFZ-Steuern (Euro 4): 200 DM jährlich, 19 Monate steuerbefreit
Ernüchternd:
- Ein 55-Liter Tank hält nur um die 440km (2,00DM/Liter => 110DM)
-> Preis/Leistung: „sehr schlecht“
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MEIN FAZIT:
In der Basisausführung mag der Bora ein relativ günstiges Angebot sein. Allerdings wirkt er mit seinen Klodeckel-Radkappen, den schwarzen Zierleisten und den knautschigen Sitzbezügen tatsächlich wie ein spießiges Rentnerauto.
Als Sondermodell „Sport Edition“ bietet der Bora Variant mit tiefergelegtem Fahrwerk, zeitgemäßen 17-Zoll-Rädern und dem sportlich-stilvollen Interieur Lifestyle-Optik par excellence.
Was die Optik an Fahrspaß und Alltagstauglichkeit verspricht, kann der Lifestyle-Kombi mit seiner toller Straßenlage und der guten Variabilität auch halten.
Auf den ersten Blick wirkt der Bora durch seine pseudo-solide Machart sicher wie eine Burg, aber er schwächelt mit Sicherheitsmängeln im Detail, und von ernsthaftem Qualitätsanspruch in der Fertigung kann überhaupt keine Rede sein.
Spätestens der furchtbare 2.0-Liter-Motor, ein Technik-Dinosaurier aus dem Jahre 1991, und die unverschämte und undurchsichtige Aufpreispolitikzeigen, mit was für einer Profitgier der VW-Konzern versucht, seine Fahrzeuge an den Mann zu bringen: An allen Ecken und Enden wir gespart.
Wir alle gehören zur Arbeitenden Bevölkerung und uns allen ist klar, wie viel von unserem persönlichen Einsatz in einem Einkommen steckt, dass es einem erlaubt, ein 50.000Mark-Auto zu fahren.
Und bei VW kriegt man dafür so einen Mist? Hier ist der Kunde so richtig der Dumme. Au weia!
Au weia – Das ist der Tiefpunkt!
Links:
www.wolfmichaelblank.de/golf.htm
Enthält:
- AMS-Dauertest zum Golf-4
- Auto-Bild Artikel über VW-Qualität "Stille Post"
- Motorsounds zum Golf-4 TDI
6 Bewertungen, 1 Kommentar
-
12.02.2002, 11:53 Uhr von VaterGans
Bewertung: sehr hilfreichmensch schon wieder so ein riesen Bericht
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