VW Corrado Testbericht

Einleitung: Alles wird bestimmt wieder gut… und irgendwie empfanden wir den Satz als „Verarschung“

Diese E-Mail erhielten wir gestern um 16.24 Uhr aufgrund unserer Reklamation vom 20.03.2009

Liebe Yopi Gemeinde, heute möchte ich einen Bericht schreiben der nicht alltäglich ist und sicher werdet ihr auch fragen wieso gerade ICH??? Reklamation – was – wie – warum??

Unser Sohn, der einen zukunftssicheren Beruf bei einem großen Pharmaunternehmen in der Nähe unseres Wohnortes gelernt hat wurde im September 2005 arbeitslos. Die Gesundheitsreform hat auch ihn nicht verschont. So hat er sich in unzähligen Firmen in Süddeutschland beworben, bis er auf die Idee kam seine Unterlagen ins Internet zu stellen und es meldete sich eine renommierte Firma aus der Schweiz. Schweren Herzens hat er also die Heimat verlassen und trat unter widrigen Umständen, weil „alles“ sehr schnell ging zum 1. Mai 2006 seinen neuen Job dort an. Jeden Tag nach Hause fahren war nicht möglich und so nahm er die „nächst beste“ Wohnung. Mit seinem schwarzen Golf GTI fuhr er ab dato wöchentlich hin und her, ja er pendelte zwischen Heimat und Arbeitsplatz. Den Führerschein hatte er bereits während seiner Lehre gemacht und ist immer unfallfrei gefahren – wir möchten also mit Fug und Recht behaupten: Er ist ein guter Fahrer!! Später ist er dann umgezogen und hatte von da an nur noch
einen Traum:

Einen

********** VW Corrado 2,9VR6 mit 140 kW bzw. 190 PS ***************

ein Kultauto wie wir bei unseren Recherchen gelesen hatten, ein Sportcoupe von Volkswagen mit deren Entwicklung im Mai 1981 in Wolfsburg begonnen wurde. 1986 wurde der Corrado noch unter dem Projektnamen "Taifun" geführt, allein dass dieses Wort mit Zerstörung in Zusammenhang gebracht wird, ließ die Herren zugunsten des Namen Corrado entscheiden; dieser wird in Zusammenhang mit dem spanischen Wort „correr“ zu deutsch rennen gebracht und spielt auf die Motorleistung an. Ebenso kann man nachlesen, dass die Serienausstattung zur damaligen Zeit wirklich noch außergewöhnlich war.

So haben wir u. a. auch den VW CORRADO CLUB DEUTSCHLAND E.V gefunden!!
Diese Clubs kann man heute weltweit finden obwohl nur 97.521 Fahrzeuge in 8 Jahren gefertigt wurden.
Ja, worum es hier geht ist kein Wirbelsturm. Es geht um ein Auto. Ein Auto, welches Volkswagen bis zum Sommer 1995 in Osnabrück bei Karmann gebaut hat.

Der Corrado:

Ein Sportwagen wie er schöner nicht sein kann. Er stellte an Technik, Design und Individualität jeden bisher da gewesenen Volkswagen in den Schatten. Genauso wenig wie der Corrado, lassen sich seine Fahrer mit anderen Auto-Narren vergleichen.

//**// Individualisten mit dem Hang zum außergewöhnlichen.

Etwas mulmig war uns schon zumute, jetzt sollte also unser „Kronprinz“ – wie ich ihn als Kind immer nannte – zu diesen Auto-Narren gehören. Es passiert so viel auf den Strassen und trotzdem haben wir ihn auch bei der Suche nach seinem Traumauto unterstützt. Fleißig recherchierten wir im Internet, telefonierten mit verschiedenen Firmen und natürlich immer wieder mit unserem Jungen. Bis uns dann im November 2007 im Autoscout.ch sein Traumwagen begegnete:

Der bereits besagte: VW Corrado 2,9VR6 mit 140 kW bzw. 190 PS, aus 1. Hand nur im Sommer gefahren mit ABS, Servolenkung, höhenverstellbaren Sportsitzen in feinstem, beige Nappaleder, Nebelscheinwerfer, Color-Wärmeschutzverglasung und elektrisch einstellbare, beheizte Außenspiegel., Leichtmetallräder Barracuda Milano, Eibach-Federung, grün-metallic, mit dem neuen VR6 Aggregat was wiederum heißt: Bedingt durch den Einbau des voluminöseren VR6-Motors wurde die Neukonstruktion des vorderen Querträgers und der Motorhaube notwendig. Als Kaufanreiz erhielt er vom Hersteller gleich noch breitere vordere Kotflügel, eine super Frontschürze mit einem tollen Kühlergrill, die ebenfalls veränderte Heckstoßstange hatte plötzlich neue Nebelscheinwerfer, sowie die gesamte Scheinwerfer und Frontblinkereinheit eine Erneuerung erfuhr.

Technische Daten für Freaks:

Modell: 2.9VR6
Zylinder/Ventile: 6/12
Hubraum: 2861 m³
Leistung: 140 kW (190 PS) bei 5800/min
Drehmoment: 245 Nm bei 4200/min
Bauzeit: 08/91–07/95

EIN BILDERBUCHAUTO, das man sonst nur auf den legendären, europaweiten Corrado-Treffen findet.

Als stolze Mutter durfte natürlich auch ich meine Runden drehen aber die Freude währte nicht allzu lange. An einem heißen Sommertag im letzten Jahr wurden wir angerufen von unserem verzweifelten Sohn, er stehe in der prallen Hitze, der Wärmetauscher war geplatzt und er kann jetzt warten bis der ADAC eintrifft. Zu keiner überstürzten Abschleppaktion in irgendeine Werkstätte rieten wir ihm, er solle den Pkw erst einmal bei sich parken und sich dann auf die Suche nach einem versierten VW Service-Team machen. Und wie die jungen Leute so sind freute er sich an dem schönen Wetter, fuhr mal mit der Bahn auch mit Kollegen zur Arbeit und wollte diese Action auf keinen Fall noch vor dem anstehenden Kroatienurlaub haben. So hat er sich auf seine und wir uns auf unsere Weise schlau gemacht. Sogar Austauschmotoren haben wir nach telefoniert.

Die Zeit verging und so lange es in der Nähe vom Bodensee schön warm war hörten und sahen wir nicht viel von dem sagenhaften Auto.

Bis dann der Winter kam und es Zeit wurde wieder mobil zu sein. Wir bzw. ich wohne schon von Geburt an in einer bayrischen Kleinstadt mit ca. 16.000 Einwohnern. So fuhr dann mein Mann bei dem schon seit der Nachkriegszeit ansässigen VW Werkstatt vorbei. Er erkundigte sich nach der Reparatur, die der Geschäftsführer incl. Meister auch herzlich gerne annahmen. Es müsse gar nicht so schlimm sein, es könne durchaus auch an irgendeinem Steuergerät liegen, beruhigten sie uns.

Wir organisierten dann den Transport von der Schweiz in unsere Heimatstadt, mieteten einen größeren Opel dazu einen Autoanhänger und los ging die Fahrt. Frohgemut waren wir unterwegs zu unserem Sohnemann um dort sein liebstes Stück, den VW Corrado abzuholen. Sicher hat er uns auf dem Rückweg begleitet und so landete der Pkw also in deutschen, versierten Händen; dachten wir….

Jetzt fing der Zinnober erst richtig an. Es war sehr, sehr kalt im Januar und am 07.01.2009 erhielten wir die erste schriftliche Reparaturannahme. Bei der Abholung am 23.01.2209 durfte er dann sein teures Hobby mit fast 2.600,00 Euro bezahlen aber, wenn er dann wieder richtig läuft und alles in Ordnung ist dann soll es gut sein.
Nichts war gut!! Nach ein paar Kilometern, eigentlich wollte er nur ins Solarium fahren kam er bis zum ersten Kreisverkehr, von denen es heute ja nicht wenige gibt, da klappte die Lenksäule herunter … "das ist ja weiter nicht so schlimm, diese war bei der Reparatur eben nur nicht richtig eingerastet wurden wir wieder vertröstet. Trost für das erneute Wärmeproblem nach nur ein paar Kilometern im eiskalten Winter hatte jedoch niemand für uns.

**Der Chef selbst versprach nun die Sache in die Hand zu nehmen" …… und so nahm das Dilemma seinen Lauf. **
Vom 24.01.2009 bis einschließlich 21.02.2009 dauerte dann die 2. Instandsetzung des Wagens. In diesen Wochen durfte mein Mann immer wieder bei der autorisierten VW Werkstatt anrufen, vorbeischauen um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Unser Sohn war ja wieder zurück in der Schweiz an seiner Arbeitsstelle, wo er dringender denn je gebraucht wurde. Auch seine Telefonkosten schossen nur so in die Höhe aber das interessiert ja niemanden außer vielleicht ein paar User bei Yopi.

GUT DASS ES DIESE PLATTFORM GIBT

Der Meister kam mit immer neueren Hiobsbotschaften, so musste jetzt plötzlich noch die Zylinderkopfdichtung erneuert werden um das Wärmeproblem zu beheben. Nachdem der Kopf demontiert, das Getriebe ausgebaut war wurde uns mitgeteilt, dass auch die Kettenspanner- sowie Schienen erneuerungsbedürftig sind. Alle die nur ein bisschen Ahnung haben wissen ………….. das kostet jetzt wirklich viel!! Wir stimmten dem so zu unter der Voraussetzung, dass die Instandsetzung dann wirklich abgeschlossen ist.

Dazwischen lag dann eine Einberufung unseres Schwyzer Bübli’s zur Abholung seines inzwischen zum Alptraum gewordenen Traumautos. Der Chef persönlich wollte ihm den Wagen übergeben aber wieder kam es anders als wir dachten ;-) Bei der Übergabe gefiel ihm immer noch etwas nicht ganz an dem Motor und so kam er auf die glorreiche Idee einen –ihm bekannten Corradofahrer- zur Beratung hinzuzuziehen!!!! Das darf doch alles nicht wahr sein, die Haare standen uns zu Berge, Alpträume plagten uns schon; es muss doch wirklich mal ein Ende haben.

Wie oben schon erwähnt übernahmen wir dann das Fahrzeug endgültig –so dachten wir zumindest- am 21.02.2009 und wieder wurde eine Rechnung über 430,35 Euro fällig. Nicht nur das ….. tags davor mussten wir den „Meister“ noch auffordern den mit der Reparatur fälligen Ölwechsel vorzunehmen und noch einmal 116,45 Euro berappen. Den Nachfüllbehälter mit der Beschriftung: SHELL HELIX PLUS 5W-30 DIESEL erhielten wir sehr viel später, nach Aufforderung. Noch heute fragen wir uns: Wo sind die Altteile abgeblieben, die alle berechnet wurden?? Aber immerhin erklärte ihm der Chef persönlich habe er mit diesen bezahlten Rechnungen eine zu beanspruchende Garantie in ganz Europa, auch in der Schweiz!! Das war dann schon eine Beruhigung, denn irgendwann werden ja auch bei ihm die Schweizer Franken knapp schließlich wollte er auch noch leben, Klamotten kaufen etc.

Guten Mutes machte er sich wiederum auf den Weg in die schöne Schweiz meinte aber schon ein „gewisses rasseln“ der neuen Ketten zu hören. Wie unsere Jugend so ist hatte er auch gleich eine Erklärung – die müssen sich eben „einlaufen“ ;-) Ja war wohl nix, die Geräusche wurden lauter und lauter und so fuhr er über die Grenze ebenfalls in die VW Werkstatt um sich dort einen Rat zu holen.

Ja, dort traf er dann mal einen wirklich fähigen Herrn an der sofort meinte, dass die Reparatur fehlerhaft ausgeführt wurde. Die jetzige Ursache sei der Kettenantrieb den man bei diesem Aufwand selbstverständlich hätte mit erneuern müssen. Hallo ?? Keiner hat uns gefragt selbstverständlich hätten wir auch dazu die Zustimmung gegeben. Aber jetzt wird es erst richtig lustig…. Sicher haben sich die beiden Werkstätten über den Fall telefonisch unterhalten, es müsse ja erneut geklärt werden wer den Schaden übernimmt und bis unser Junge zum Nachdenken kam war sein gutes Stück weg, abgeholt über 200 km auf dem Autotransporter!!!!!!

°°°Wer wird denn jetzt gar stutzig oder hellhörig werden –nein- König Kunde doch nicht etwa°°°, ja wo kommen wir denn da hin. Empört fuhr mein Mann die 3 km zur Werkstatt mit unserem Golf und wollte den Herren verbieten das Auto abzuholen!! Aber was denn bekam er von der Chefin zu hören, ihr Mann sei krank (wen wundert’s, dass wir wieder „schlechtes“ denken) und sie hätten ein Anrecht darauf die Reparatur selbst auszuführen. Na, wenn da nicht etwas oberfaul ist.

Gesagt getan. Seit dem 10.03.2009 steht er also wieder, der in der Schweiz versicherte und auch mit hohen Steuern belegte Corrado in der Werkstatt „unseres Vertrauens“ – noch nie wurden wir so hinters Licht geführt und getäuscht. Nachdem nun der dortige Kfz.- bzw. Servicemeister erklärt hat, dass sie bei diesem Motor Erfahrungen sammeln müssen bzw. keine haben könne er die Ursache nicht näher beschreiben. Dass man bei dieser Aussage Zweifel an den Fähigkeiten der Mitarbeiter bekommt ist doch wirklich nur normal.

Wir machten ihm mehrere Male den Vorschlag das ausgebaute Getriebe, sowie die einzelnen Motorteile bitte in den Kofferraum zu legen um das Fahrzeug in die nächstgrößere VW Werkstatt zu bringen und ordnungsmäßig reparieren zu lassen. Dieses wurde jedoch vehement abgelehnt und so wird unser Sohn ständig vertröstet mit Anrufen, die niemals stattfinden – nein er hat aus der Schweiz jetzt auch noch horrende Handyrechnungen zu bezahlen.

Die gesamte, bisherige, erfolglose Reparatur hat nun Gesamtkosten in Höhe von ca. 5.000,00 Euro

Auf Drängen des kranken Chef’s ist er diesen Samstag wieder gefahren und hat nun seit Auto erneut abgeholt. Nein, dieses Mal wurde n i c h t s bezahlt – jetzt wird erst einmal gefahren um zu testen – ja was wohl????
Hat der Ärger nun ein Ende oder nicht. Ich habe die VW Werke angeschrieben, mein Mann hat heute –nach dieser witzigen E-Mail- angerufen wohl wissend, dass diese Nummer auch aus dem deutschen Festnetz 14 Cent die Minute kostet und er wurde vertröstet mit Versprechungen. So lange hier nichts Schriftliches vorliegt glauben wir gar nichts mehr.

Ich schreibe und schreibe nicht nur hier – nein an die Volkswagenwerke für die wir schon 20 Jahre und mehr Werbung fahren, ich wende mich auch noch an die Öffentlichkeit und jeder der sich ein bisschen auskennt weiß was ich jetzt zu tun habe.

In diesem Sinne noch ein paar Bilder unseres Kultautos das VW wirklich alle Ehre macht, denn der äußerliche Zustand ist wirklich hervorragend und wir lieben dieses Auto mit seinem Komfort und seinen Fahreigenschaften. So hoffe ich auch, dass vielleicht ein paar stolze Mitleidende hier vorbeikommen um unsere Erfahrungen zu lesen, vorsichtig zu sein –

nicht überall wo VW draufsteht ist auch VW drin.

Wie immer ein Dankeschön an die zahlreichen Leserinnen und Leser, hoffentlich klappt die Formatierung diesmal aber die kostet ja nichts ;-)

Sollte es ein erneutes Desaster geben werde ich euch selbstverständlich auf dem Laufenden halten. So ist der
Stand am 26.03.2009 gegen 21.00 Uhr – hab fertig