VW Passat Testbericht

Vw-passat
Abbildung beispielhaft
ab 31,00
Auf yopi.de gelistet seit 03/2005
Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Arno_Fleck

VW Passat 1.6D 54 PS, Bj. 86, 335.000 km

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Seit inzwischen fast 10 Jahren haben wir einen weißen Passat 1.6D aus der 80er-Jahre Baureihe. Wegen einem Unfall wurde der erste (\"C\"-Ausstattung mit einem 5-Gang-Getriebe) verschrottet und ein \"neuer\" (Basis-Ausstattung mit 4-Gang-Getriebe) wurde angeschafft. Dieser leistet als Zweitwagen (neben einem schön ausgestatteten Passat 1.9 TDI 90 PS von 1995) auch heute noch gute Dienste.

Unser Modell des Passat \"32B\" (interne Bezeichnung dieser Modellreihe) ist ein Basis-Modell aus dem Jahre 1986. Unter der Haube verrichtet ein 1.6l Diesel (ohne Turbo) mit 54 PS seinen Dienst - und das inzwischen schon seit 335.000 km. Übernommen haben wir das Auto mit knapp 100.000 km, ich kann also wirklich einen \"Langzeittest\" anbieten. :-)
Das Getriebe ist ein 4-Gang-Getriebe, das bis jetzt (immerhin 15 Jahre und 335.000 km nach Bau) keinerlei Macken gemacht hat. Einen fünften Gang vermisst man auf der Autobahn schon ein bisschen, es geht aber trotzdem.
An Ausstattung findet sich in diesem Auto wirklich nicht viel: Nebelscheinwerfer, Heckscheibenheizung und... ja, das müsste es schon gewesen sein. Innenverstellbare Außenspiegel sucht man ebenso vergebens wie eine Servolenkung, einen Drehzahlmesser, eine Gepäckraumabdeckung, eine Dachreling oder gar eine Klimaanlage oder ABS. Das Auto hat das, was man zum Fahren wirklich braucht (von Komfort rede ich jetzt nicht *g*) - nicht mehr und nicht weniger. Punkt.

Der Motor
Am Interessantesten für die meisten Leser wird wohl der Motor sein. Kann ein so großes Auto wie ein Passat wirklich mit 54 PS vom Fleck kommen? Nun, es geht. In der Stadt kann man problemlos mit dem Verkehr mitschwimmen, sobald es auf die Landstraße geht, wird man schnell als \"Schnarcher\" angesehen. Das mag aber auch daran liegen, dass das Geschwindigkeitsgefühl in dem Auto recht hoch ist. Bei 80 km/h auf der Landstraße hat man oft keine Lust mehr weiter zu beschleunigen (\"es langt jetzt\"), und das, obwohl ich in dem 95er-Passat TDI keine Skrupel hätte, 110 zu fahren. Ach ja: Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum der Beschleunigungsstreifen auf der Autobahn eigentlich so verdammt lang ist? Nun, nach einer Fahrt mit dem Auto weiß man es - nutzt man den Streifen voll aus, schafft man es ca. auf 90 km/h. Außerdem wird man sehr schnell lernen, was eine \"defensive\" Fahrweise ist - ohne die wird man wohl kaum gut im Verkehr vorankommen. Der Motor ist aber keinesfalls mit einem (zu) kleinen Benziner zu vergleichen - eine übertriebene Leistungssteigerung bei hohen Drehzahlen sucht man vergebens. Der Motor fängt auch nicht irgendwann zu \"kreischen\" an, eher brummelt er (recht lautstark) vor sich hin, mal lauter, mal leiser und verrichtet brav seinen Dienst. Ein penetrantes Kreischen oder Dröhnen, wie von kleinen Benzinern gewöhnt, wird man bei diesem Auto aber kaum finden. Von 0 auf 100 kommt das Auto übrigens in ca. 25-30 Sekunden, je nachdem, wieviel man dem alten Diesel zumuten will.
Auf der Autobahn kommt man mit Richtgeschwindigkeit 130 km/h (bei 140 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht) ganz gut voran. Man sollte aber nicht gleich ein psychisches Problem bekommen, wenn man von einem \"Lupo 1.0\" souverän überholt wird. ;-) Eine vorrausschauende Fahrweise ist elementar; geht es mal kräftig den Berg hoch, sollte man Anlauf nehmen, sonst ist nichts mehr zu holen.
Trotz allem - irgendwie macht es Spaß, das Auto zu fahren. Was nicht heisst, dass ich schnelle Autos verachten würde. :-))
Sparsam ist der Diesel auch - knapp 7 Liter auf 100 km (bei Autobahnfahrten mit 130) sind für ein so altes Auto wirklich nicht zu verachten. Mit dem 70-Liter-Tank kommt man über 800km weit.
Robust ist die Maschine ohnehin - in den 335.000 km, die das Auto jetzt alt ist, wurde nur zweimal die Zylinderkopfdichtung gewechselt und bei ca. 310.000 km musste der Zylinderkopf komplett getauscht werden. All diese größeren Reparaturen haben wir selber durchgeführt, denn zum Basteln eignet sich dieser Motor wie kein zweiter. Ansonsten hat mal der Anlasser den Geist aufgegeben und ein bissl Kleinkram (Glühkerzen u.ä.) fiel natürlich auch an (wie bei jedem Auto). Das war\'s dann aber auch schon wieder. Ach ja: Bei ca. 250.000 km wurde zum ersten Mal die Kupplung gewechselt. Unbedingt nötig wäre es nicht gewesen - etwa die Hälfte war noch da.
Mit diesen Erfahrungen kann man den Motor getrost als \"äußerst robust\" bezeichnen, zudem er momentan einwandfrei funktioniert und es keinen Grund gäbe, warum er plötzlich den Geist aufgeben sollte.

Komfort und Handling
Gut, die Basissitze sind nicht gerade \"kuschelig\" oder super bequem. Auch die Kopfstützen sind ungewöhnlich hart. Mit einem Fell bestückt, kann man aber recht gut damit leben. Quietschen tun die Sitze auch nicht und man kann auch bei längeren Fahrten gut darin sitzen. Das Platzangebot ist riesig - sowohl auf den Vordersitzen als auch im Fond oder im Kofferraum. Fünf große Leute bekommt man problemlos unter und dazu passt auch noch ein Haufen Gepäck hinein. Dass der Motor alles andere als souverän auf eine solche Belastung reagiert (besonders wenn\'s den Berg hochgeht), sei mal dahingestellt. In Sachen Platzangebot gibt\'s also eine 1+ (ein Beweis dafür, dass das beim Passat schon immer so war).
Die Lenkung (keine Servolenkung!) ist erstaunlich präzise und sehr schön zu handhaben. Bisher war jeder, der mal in diesem Auto gefahren ist, überrascht, wie einfach man ohne Servolenkung lenken kann. Gut, in Parklücken zu kommen, braucht schon ein wenig Kraft, und um schnell um eine Kurve zu fahren, muss man arg viel kurbeln, aber dafür ist das Auto ja auch nicht gebaut. Erreicht wird dieses Verhalten durch ein sehr großes Lenkrad. Vorteil: Relativ wenig Kraftaufwand nötig, Nachteil: Man muss viel kurbeln, wenn man stark einschlagen will.
Die Schaltung und die Kupplung sind auch nach dieser hohen Kilometerleistung noch in einem einwandfreien Zustand. Die Schaltwege sind recht kurz, aber die Schaltkulisse ist absolut präzise und problemlos zu handhaben. Hakeln tut das Getriebe kaum. Die Kupplung ist meiner Meinung nach sehr gut gelöst. \"Abwürgen\" kann man so einen alten Diesel ohnehin kaum - selbst Berganfahren ist ohne Handbremse problemlos möglich (Auto halten nur mit Kupplung). Ein Freund von mir hat das mal mit \"Kampfgeist\" umschrieben. *g*

Fazit
Trotz oder gerade wegen seiner simplen Ausstattung ist das Auto irgendwie richtig sympathisch und wenn er eines Tages mal verschrottet werden muss (in mehreren Jahren!), werde ich es vermissen. In meinem Freundeskreis hat das Auto schnell viele Freunde gefunden und besitzt fast schon so etwas wie \"Kultstatus\". Trotz allem ist es natürlich immer wieder schön, wenn man in einem neueren komfortableren Auto fährt. Irgendwie ist er aber einfach liebenswert, der alte Passat.

12 Bewertungen, 3 Kommentare

  • anonym

    20.04.2002, 04:51 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ok, anfägerpech - die kategorie ist nicht 100%, aber der bericht ist klasse

  • UNGELE

    20.04.2002, 04:45 Uhr von UNGELE
    Bewertung: sehr hilfreich

    Aber sehr gut geschrieben MfG Reiner

  • Superbiene20000

    20.04.2002, 02:19 Uhr von Superbiene20000
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Beitrag in der falschen Kategorie...