VW Phaeton Testbericht

Vw-phaeton
Abbildung beispielhaft
ab 34,85
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
5 Sterne
(3)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  durchschnittlich
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Overknees

Edel und gut

5
  • Fahreigenschaften:  durchschnittlich
  • Fahrkomfort:  sehr gut
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  seit 1 Woche

Pro:

+ wahrer Luxus protzt nicht

Kontra:

- wenig Image - extreme Kosten

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Yopi-Leser und Fremdlinge, heute stelle ich Euch in einem Erfahrungsbericht den Volkswagen Phaeton als V 10 TDI vor.

Den Bericht habe ich ursprünglich für Ciao geschrieben, die Fassung jetzt ist allerdings überarbeitet.
Und vorweg, für alle Schnellklicker und Leute, die davon überzeugt sind, über ein Auto dürfte man erst nach mindestens 5 Jahren Erfahrung und 100.000 km schreiben... bitte einmal abwerten und weiterklicken, Ihr seid hier falsch.
In 2003 hatte ich Gelegenheit, alle Oberklasse-Diesel zu bewegen, die Berichte zu den Mitbewerbern in der Klasse habe ich zwischenzeitlich alle drin.

Für die, die keine Romane mögen, hier eine Kurzbewertung:
  • Karosserie:
    + verschwenderische Platzverhältnisse vorn wie hinten
    + ausreichender Kofferraum
    + eindeutige Bedienung
    + wunderbar edle Materialanmutung und Atmosphäre
    - kleine Bedienmängel (Fußfeststellbremse)

  • Fahrkomfort:
    + auch mit Sportfahrwerk und Extrembereifung guter Federungskomfort
    + sehr geringeres Geräuschniveau
    + hervorragende Sitze vorn und auch hinten

  • Antrieb:
    - minimale Anfahrschwäche
    O leicht verzögertes Ansprechen
    + dann regelrecht gnadenloser Durchzug
    + sauber abgestimmte Automatik
    + dank Allrad jederzeit hervorragende Traktion

  • Fahreigenschaften:
    - stark untersteuerndes Fahrverhalten
    - eingeschränkte Handlichkeit ob der schieren Größe
    + gute Wintertauglichkeit
    + idealer Langstreckenvernichter

  • Sicherheit:
    + sehr gute Sicherheitsausstattung
    + hochwirksame Bremsen mit kaum spürbarem Fading
    + sehr geringe Seitenwindempfindlichkeit

  • Umwelt:
    + angemessener Verbrauch
    - kein Partikelfilter
    - nur EU3 schadstoffarm

  • Kosten:
    - extrem hoher Anschaffungspreis
    - sehr hoher Wertverlust
    + extrem günstige Leasingangebote von Volkswagen
    - kräftige Werkstattkosten
    - vergleichsweise geringer Reifenverschleiß

Den Phaeton habe ich 2003 von Ende Februar bis Anfang April zur Verfügung gehabt, mit dem Fahrzeug habe ich insgesamt knapp 9.000 km zurückgelegt.

Sehen wir uns an, was wir diesmal vor uns haben.

Wir sind auf dem Hof des Volkswagen Zentrums und drehen eine Runde ums Auto.

Der Testwagen ist außen in tarantella schwarz Perleffekt lackiert, der Effekt soll Klavierlack nachahmen, das gelingt auch hervorragend, der erste Eindruck ist sehr edel. Das Fahrzeug steht auf nicht ab Werk erhältlichen Alurädern vom Typ BBS RX 520 in 10.5x21" mit Reifen der Dimension 285/30 R 21 (Goodyear Eagle F1), die Rad-/Reifenkombi repräsentiert allein einen Wert von fast 6.000 Euro. Auch für mich eine Premiere, einen Straßen-Pkw auf so großem Fuß zu bewegen.

Die Optik ist jedenfalls beeindruckend.

Ok, sehen wir uns genauer an, was hier getestet wird, die Sonderausstattungen von mir wie gewohnt kurz bewertet (++ = ein MUSS, + = macht Sinn, - = nicht nötig, -- = rausgeworfenes Geld):
  • Phaeton 4-Sitzer 5.0 V10 TDI 4MOTION 230 kW Automatic 91.300,00
  • tarantella schwarz Perleffekt
  • Automatische Fahrlichtschaltung über Dämmerungssensor gesteuert 120,00 (++)
  • Alarmanlage mit Innenraumüberwachung, Backup-Horn und Abschleppschutz 510,00 (--)
  • Doppel-Xenon-Scheinwerfer für Abblend- und Fernlicht 410,00 (++)
  • Dämmverglasung grün, Heckscheibe infrarot reflektierend
  • Erweitertes Holzpaket 1.630,00 (--)
  • Feuerlöscher 100,00 (++)
  • Garagentor-Öffner 200,00 (-)
  • Kennzeichen hinten selbstleuchtend 350,00 (--)
  • Kommunikationspaket, bestehend aus: 5.460,00 (++)
    - Audiosystem High End mit 12 Kanal-Verstärker, 12 Lautsprecher
    - Autotelefon-Festeinbau mit Freisprecheinrichtung
    - Navigationssystem; TV-Empfang inkl. Videotext
  • Multifunktions-Lederlenkrad beheizbar (4 Speichen) 130,00 (-)
  • Parkdistanz-Kontrolle 750,00 (++)
  • Reifenfülldruck-Kontrollsystem 560,00 (++)
  • Schiebe-/Ausstell-Solardach elektrisch 1.680,00 (++)
  • Schließ- und Startsystem "Keyless Access" 1.170,00 (--)
  • Servoschließung für die Gepäckraumklappe 780,00 (-)
  • Skisack 310,00 (++)
  • Sonnenschutzrollo Heckscheibe elektr./Seitenscheiben hinten man. 660,00 (++)
  • Standheizung als Wasserzusatzheizung 1.380,00 (-)
  • Volllederausstattung "Sensitive Classic Style" in sonnenbeige 3.360,00 (-)

Gesamtpreis ab Werk inkl. 16% MwSt.: 110.860,00 Euro

Preise Stand Dezember 2003

Preise und Ausstattungen

Ob des Preises höre ich schon die Seufzer der Leser, mir geht es ähnlich. ;)

Dazu hat das Auto aber noch weitere Sonderausstattung, die nachgerüstet wurde, z.B. eine veränderte Kennung des Fahrwerks, inklusive des Radsatzes kommen da noch mal locker 8.000 Euro zusammen. Alle Werksextras sind noch nicht mal versammelt, es fehlt z.B. der per Radar aktivierte Abstandsregeltempomat, Abbiegelicht und anderes mehr...

Aber schon die Grundausstattung beinhaltet im Grunde alles, was gut und teuer ist, selbst ein "nackter" Phaeton würde nicht negativ auffallen. Im Grunde ist nur das Bestellen von Navigation, Parkdistanzkontrolle und Xenon "Pflicht", selbst Leder und reichlich Holz sind im Grundpreis enthalten.
Und einen Ruß-Partikelfilter gibt es wieder einmal weder für Geld noch gute Worte... im Grunde ein Armutszeugnis für die doch so innovative deutsche Automobilindustrie!

Sehen wir uns genauer an, was an Gegenwert geboten wird.

Der Phaeton von außen

Wir starten außen, in Ruhe angesehen, zeigt der Phaeton eine wunderbar unauffällige Eleganz. Ob es betuchte Zeitgenossen so ohne weiteres verkraften, ein Volkswagen Logo im Kühlergrill zu sehen, sei dahingestellt. Die Form ist jedenfalls zeitlos, durch den mutigen Knick in der C-Säule auch unverwechselbar. Dazu gibt es die engsten Spaltmaße, die der Automobilbau je gesehen hat, der Lack hat eine Tiefe und einen satten Glanz, die man gemeinhin auch nicht von einem in Serie gebauten Automobil erwarten kann. Alles äußerst edel gemacht, selbst die Rückleuchten haben eine besondere Ausstrahlung, siehe Bild Nummer sieben.
Erstaunlicherweise ist der Aufmerksamkeitsfaktor sehr hoch, meine Nachbarn sind es gewohnt, daß ich sehr hochwertige Automobile fahre, bisher hielt sich die Neugier aber in engen Grenzen. Aber beim Phaeton mußte dann selbst der eingefleischte S-Klasse Fahrer von schräg gegenüber mal einen näheren Blick aufs Auto werfen.
Jetzt, im Oktober 2004, wird über den Nachfolger spekuliert. Der VW-Chef Bernd Pitschesrieder erwähnt wohl eine Schrägheckform, ich kann nur hoffen, daß der Phaeton eine klassische Limousine bleibt.

Der Phaeton Innenraum

Das Wort "Tür" ist schon fast untertrieben, es fühlt sich eher nach Pforte an, das, was Mercedes früher ausgezeichnet hat, das unbedingte Gefühl der Solidität, hier erlebt man es. Für jemanden wie mich, der auch einen haptischen Gegenwert fühlen möchte, nicht zu unterschätzen.
Auf dem Fahrersitz angekommen, beginnt das eigentliche Erlebnis Phaeton. Ich bin eigentlich kein großer Freund von Holz im Auto, aber was hier geboten wird, ist einfach nur die schiere Pracht.
Bis ins kleinste Detail perfekt verarbeitet, bietet sich dem Auge ein Ambiente dar, das man aus früheren Zeiten nur in einem Bentley oder Rolls erwartet hätte.
Es beginnt bei den Instrumenten, sauber gezeichnete Uhren, das obligatorische Display in der Regel unsichtbar zwischen Tacho und Drehzahlmesser versteckt. Kleines Highlight zentral, eine wunderschöne Analoguhr im Stil von Maserati. Das Lenkrad allein erscheint mir ein wenig klobig, hat man es in den Händen, ist der Effekt aber weniger stark, als wenn man es auf Bildern sieht.
Im Normalbetrieb ist im Übrigen keine Lüftungsdüse sichtbar, ein Erbe des extrem zugempfindlichen ehemaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piech. In der Regel strömt warme oder kalte Luft aus nahezu unsichtbaren Auströmern auf dem Armaturenbrett über die Passagiere hinweg, nur bei großer Hitze werden die ersten Minuten die Lüftungsdüsen im Armaturenbrett sichtbar, ist die gewünschte Temperatur erreicht, verschwinden diese wieder unter Holzleisten.
Manchen erscheint die Mittelkonsole ein wenig klobig, ich mag das Gefühl, das sie im Fahrzeug schafft, jeder sitzt in einer großzügig bemessenen Nische.
In Sachen Bedienung ergeben sich keinerlei Rätsel, was einen eigenen Knopf oder Regler verdient, hat auch einen, der zentrale Monitor ist von Softkeys umgeben, die je nach gewählter Grundfunktion unterschiedliche Befehle auslösen. Auf Knopfdruck gibt es an jeder Stelle des Menus interaktive Hilfe, im Stil einer Bedienungsanleitung werden die einzelnen Funktionen vorgestellt. Vorbildlich!
Der erste Phaeton, den ich bewegt habe (ein W 12) war noch mit einem Elektronik Wurm gesegnet, hier im TDI funktioniert alles genauso, wie es soll. Keinerlei Mängel, absolute Voraussetzung für 5 Sterne bei mir.
Schon die auto, motor und sport hat die Getränkehalter im Phaeton zu den schönsten der Welt gekürt, für mich war der Phaeton das erste Auto, in dem auch abgebrühte Menschen, die schon in vielen Autos gesessen haben, versonnen über das Holz strichen.

Leider kann ich hier bei Yopi keine zusätzlichen Bilder einstellen, bei Ciao hatte ich fünf Bilder aus dem Phaeton Innenraum, da gab verschiedene Farben zu sehen, ich kann nur jedem empfehlen, das mal selbst in Augenschein zu nehmen.

Kommen wir zu den Sitzen.

Sportsitze gibt es nicht im Phaeton, aber das verbaute Gestühl bietet exzellenten Komfort und trotzdem Halt. Die Sitze lassen sich vielfach verstellen, selbst Sitzlüftung und Massagefunktionen sind serienmäßig vorhanden. Nicht perfekt für mich (bin ein schmales Hemd, in Sportsitzen besser untergebracht), aber doch sicher mit das Beste, das man derzeit kaufen kann.
Der Phaeton hier ist ein Viersitzer, die Mitfahrer hinten sitzen in Einzelsitzen fast ebenso gut wie vorne, Platz gibt es selbst im kurzen Phaeton überreichlich. Der Kofferraum macht keine Ausnahme, für vier Personen ist bestens gesorgt, dazu gibt es eine sehenswerte Mechanik am Kofferraumdeckel... faszinierende Details, irrer Aufwand.

Material und Verarbeitung

Zum Holz habe ich mich schon geäußert, ein Wort zum Leder und den Kunststoffen im Auto: das Leder stammt aus italienischer Produktion von Polonia Frau, die Verarbeitung ist perfekt, das Gefühl und der Geruch dazu. Ich mag zwar kein beige im Auto, aber zum Phaeton paßt es einfach. Alle anderen Materialien fassen sich ebenso hochwertig an, selbst die Teppiche haben eine Qualität, die keinen Zweifel am Wert läßt.
Ich habe den unmittelbaren Vergleich zu den anderen Fahrzeugen dieser Klasse gehabt, der Phaeton ragt hier klar heraus, es wird eine wirklich edle Atmosphäre geboten, das einzige Auto dieser Klasse, wo die irre vielen Euros ein tatsächlich fühlbares Ergebnis bieten.

Sehen wir uns die Technik an.

Der Motor

Der Mode gehorchend ist vom V10 TDI außer einer riesigen Kunststoffabdeckung nichts zu sehen, aber zumindest darf man bei Bedarf selbst den Ölstand prüfen.
Die Leistung des V10 TDI scheint gewaltig, 313 PS sind nicht das schlagende Argument, aber 750 Nm, das ist im PKW doch ein echtes Wort. Bei den 750 Nm bleibt es im Übrigen nur, weil VW kein Getriebe fand, das mehr verkraftet. Ansonsten ist der Motor mit der von VW auch aus den kleinen TDI's bekannten PumpeDüse Einspritzung ausgerüstet, zwei Turbolader mit variabler Geometrie sorgen für den Druck.

Die Kraftübertragung

Das Getriebe ist eine konventionelle 6-Gang Automatik, die oft kritisierten Schaltpaddel glänzen im Testwagen durch Abwesenheit, die Bedienung erfolgt über eine eingängige Tiptronic Logik, ob Schaltkulisse oder Schalthebel, alles fühlt sich gut an und wie aus dem Vollen geschnitzt.
Übertragen wird die Kraft auf alle vier Räder, hier heißt der Allradantrieb "4Motion", das Prinzip ist ähnlich dem aufgebaut, das Audi als "Quattro" vermarktet.
Ergebnis ist Traktion in jeder Lebenslage, trotz des Riesendrehmoments wird die Kraft immer sicher auf die Straße gebracht.

Das Fahrwerk

Die Fahrwerkskonstruktion ist ebenso aufwendig wie der Rest des Fahrzeugs, Einzelradaufhängungen vorne und hinten, vorne an Doppelquerlenkern, beide Achsen per Fahrschemel entkoppelt, gefedert wird wie heute fast üblich in der Oberklasse, per Luft.

Per Schalter lassen sich unterschiedliche Kennlinien der Luftfederung vorwählen, mir persönlich ist die serienmäßige Abstimmung ein wenig zu weich geraten. Die hier im Testwagen verbaute Sportabstimmung kommt aber meinem Geschmack sehr entgegen.

Der ganze Aufwand hat allerdings einen Preis: das Gewicht. Die Karosserie des Phaetons besteht konventionell aus Stahl, auch beim Fahrwerk ist kein Alu zu finden. Dazu die extrem aufwendige Verarbeitung, der überschwere TDI Motor, im Ergebnis schlagen 2.500kg zu Buche, wovon böserweise auch noch ein Großteil auf der Vorderachse lastet. Was das für das Fahren im Phaeton bedeutet, dazu komme ich später noch.

Ok, los geht es.

Gestartet wird per Knopfdruck, mit einem kurzen Grummeln nimmt der Motor seine Arbeit auf.
Mechanisch nicht völlig ruhig, aber schon die ersten Sekunden verbreiten einen sympathischen Klang, ein wenig Schiffsdiesel schwingt mit. Klänge dieser Art bekommt man typischerweise sonst nur auf teuren Yachten zu hören.
Kurzer ärgerlicher Blick auf die Parkbremse, die in bester (und meines Erachtens nach UNSINNIGER) Mercedes Tradition als Fußfeststellbremse ausgeführt ist und per Zug entriegelt wird. Am Pedal bin ich nie hängen geblieben, trotzdem muß so etwas nicht sein.
Das Einlegen der Fahrstufe folgt, wie üblich kurven wir von einem engen vollgestellten Hof, nicht besonders handlich, aber dank bei niedrigem Tempo auch extrem leichtgängiger Lenkung keine besondere Anstrengung.
Die Übersicht ist gemessen am Fahrzeugformat von deutlich über 5m Länge recht gelungen, die Parkdistanzkontrolle warnt zuverlässig vor zu großer Nähe zu anderen Verkehrsteilnehmern.
Wir rollen vom Hof, schon kurz über Leerlaufdrehzahl bremst sich der Wandler der Automatik fest, steif ausgelegt, schön.
Mit nachdrücklicher Beschleunigung fädelt man sich in den Verkehr ein, es liegen diesmal nur 20 km Stadtverkehr bis nach Hause vor mir.
Mit niedrigster Drehzahl, kaum über Leerlaufniveau, bewegt man sich durch die Stadt. Der Motor war warm bei der Übernahme, also sieht die nächste Ampel einen digitalen Start, Gas durch. Der Phaeton gönnt sich den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Diesel zuschlägt, dann hält ihn scheinbar nichts auf, schon zwei Sekunden später zuckt der Fuß vom Gas, mehr als 60 wollen wir nicht.
Beeindruckend.
Auf dem Weg nach Hause gibt es einen Stich mit einer Serpentine.... hier ist der erste Moment, wo die Frontlastigkeit des Phaetons gnadenlos durchkommt. In engen Kurven hilft nur Besonnenheit, sonst schiebt die Fuhre trotz ESP erstmal nach außen. Eine Charakteristik, die mir absolut nicht liegt, aber die technisch dem Phaeton nie abzugewöhnen sein wird.
Auf dem Weg nach Hause staune ich dann aber trotz der Extrembereifung über den Komfort, selbst Kopfsteinpflaster und Straßenbahnschienen werden absolut verdeckt geschluckt. Hier macht sich die Riesenmasse des Fahrzeugs positiv bemerkbar, selbst auf übelstem Untergrund bleibt die Karosse ruhig und gelassen, es sind nirgendwo unziemliche Geräusche zu hören. Die Härte der Federung kann übrigens serienmäßig verstellt werden, mit der verbauten Sport-Regelung ist allerdings die Kennlinie verschoben, so das "Komfort" hier nicht wiegend-weich wie in der Serie, sondern einfach gut ist. Bis hin zu knacke-hart (Stellung Sport) läßt es sich regeln, ich habe zwei Tage dran gespielt, dann "Komfort" stehen lassen. Adaptiv geregelt wird hier mit der neuen Elektronik nichts, wunderbar!
Zu Hause angekommen, wird kurz die LAG (neudeutsch: Lebensabschnittsgefährtin) eingeladen, auch da zum ersten Mal seitdem wir uns kennen, Fragen zum Auto, man staunt. ;)
Es geht weiter, über ein paar KM Richtung Autobahn, ein befreundetes Paar einladen. Auch da wieder lobende Bemerkungen zum Gefährt, und das aus dem Mund eines eingefleischten BMW Fahrers.

Jetzt geht es in das natürliche Revier des Phaetons, auf die Autobahn.

Die Auffahrt wird mitfahrerfreundlich brav genommen, auf dem Beschleunigungsstreifen senkt sich der rechte Fuß aufs dick gepolsterte Blech... und die Köpfe rucken nach hinten. Oberhalb von 2.000 U/min entwickelt der Großdiesel gnadenlosen Druck, knapp unterhalb von 5.000 U/min wechselt die Automatik selbst unter Vollast kaum merklich die Gänge, 200 km/h sind da erreicht, wo z.B. ein bestimmt nicht schwächlicher BMW 530d so gerade die 150er Marke überschritten hat.
Läßt man das Gas stehen, wird auch oberhalb von 200 noch nachdrückliche Beschleunigung geboten, bei 250 wird abgeriegelt, gefühlsmäßig viel zu früh.
Da ich gewöhnt bin, starke Autos zu bewegen und mir die Mühelosigkeit des V10 TDI im Umgang mit 2.500 kg doch etwas zu leichtfüßig schien, bin ich Samstags drauf zu einem Tuner meines Vertrauens gefahren, der einen auch Allrad-tauglichen Leistungsprüfstand besitzt. Am Ende standen als Schnitt aus drei Messungen 392 PS auf dem Meßprotokoll, kein Wunder, das im Diesel W12 Leistung anstand.
Die Volkswagen Leute wußten natürlich von nichts, von einem Service Ingenieur war aber (wie immer hinter vorgehaltener Hand) zu erfahren, das es durchaus Autos in der Vorführflotte gäbe, die noch mehr leisten würden.
Nun ja, nicht ganz fair, meiner Meinung nach, aber jedenfalls sehr spaßig im Umgang.

Die nächsten Wochen bringen in erster Linie meine gewohnten Langstrecken, auf der Autobahn entwickelt der Phaeton sehr schnell eine große Vertrautheit, selbst die Bremsen beherrschen die große Fahrzeugmasse exzellent, durch die geänderte Fahrwerksabstimmung ist auch das furchtbare Eintauchen des Vorderwagens, das den von mir gefahrenen W 12 quälte, minimiert. Dafür verhärtet die Federung vorn bei einer Vollbremsung stark, das erhöht allerdings die Lenkpräzision in diesem Moment, ist mir also sehr willkommen.
Der Phaeton gibt dem Fahrer allerdings sehr schnell ein großes Gefühl der Ruhe, fernab jeder Hektik ist man einfach nur bestens motorisiert und beginnt sehr schnell, einfach nur zügig zu gleiten, mit dem beruhigenden Gefühl einer riesigen schlummernden Reserve.

Komfort

Hier werden alle Register gezogen. Ob Federungs- oder Geräuschkomfort, das ganze Auto bietet deutlich das Optimum dessen, was in der Klasse angeboten wird.
Auch bei höchstem Tempo stören keine Windgeräusche, das Fahrwerk hält alle Unbilden der Straße fern von den Passagieren.

Funktionalität

Es gibt viel zu bedienen im Phaeton. Aber es macht Freude, nicht Frust. Alle Schalter sind von höchster Güte, alles, was einen Extra-Knopf verdient, hat auch einen. Dazu gibt es eine interaktive Bedienungsanleitung auf dem serienmäßigen Bildschirm, wo einzelne Bedienschritte erklärt werden.
Neben dem MMI-Bediensystem von Audi wird hier wohl das Optimum dessen gezeigt, was heute bedientechnisch bei der Fülle der Ausstattung möglich ist.

Licht und Sicht

Auch hier keine Klagen, angefangen vom excellenten Fahrlicht bis hin zu auch bei hohem Tempo perfekt funktionierenden Scheibenwischern leistet sich der Phaeton auch hier keinerlei Schwächen.

Die Kosten


Die obligatorische Fahrt durch ganz Frankreich wird mit 7.8 l/100 km Verbrauch belohnt, die Spitze zeigt wieder mal eine nächtliche Tour von Berlin nach München mit 18 l/100 km. Im Durchschnitt laufen bei mir 13.5 l/100 km durch die Einspritzdüsen, bestimmt kein Sparwert, angesichts der realisierbaren Fahrleistungen und des Gewichts aber sehr akzeptabel. Den W12 Benziner habe ich im Schnitt mit 22 l/100 km bewegt, nur um mal die Relation zu zeigen.
Die Versicherungseinstufungen liegen am oberen Ende der Skala, mit Haftpflicht 23 Vollkasko alt 36, neu 30 und Teilkasko alt 39 und neu 29. Aua. Für das Geld läßt sich auch jeder beliebige Porsche versichern, kostenmäßig landen wir in Summe mit Wertverlust und den laufenden Betriebskosten in Regionen, wo selbst der gutverdienende Chef eines mittelständischen Unternehmens so langsam Kopfschmerzen bekommt. Wegen der hohen Masse neigen auch die Reifen zu erhöhtem Verschleiß, gerade der Reifen vorne links leidet erheblich, diszipliniert man sich nicht in Autobahnabfahrten. Dies gilt allerdings nur, wenn man den Phaeton sehr sportlich bewegt, durchschnittliche Fahrer werden dank Allradantrieb eher geringen Reifenverschleiß erleben.
Jetzt, Ende 2004, ist der von Audi entwickelte 3.0 TDI mit CommonRail Einspritzung für den Phaeton verfügbar, aus dem Gesichtspunkt der Kostenoptimierung sicher die beste Wahl. Bei einer kurzen Probefahrt bekam ich jedenfalls einen positiven Eindruck vom "kleinen" TDI, man ist schon souverän motorisiert, den irren Druck des V10 Diesels kann der "kleine" naturgemäß nicht bieten.

Ziehen wir ein Fazit.

Der Phaeton markiert in einigen Bereichen sicher die Spitze des heutigen Automobilbaus, in Sachen Ambiente und Komfort ist er kaum zu schlagen.
In Kombination mit dem formidablen Diesel und den zugegebenermaßen nicht ab Werk erhältlichen Fahrwerkgoodies macht auch das Fahren Spaß, zumindest, solange er artgerecht gehalten wird und nicht ein Verrückter wie ich auf Bergsträßchen die maximal möglichen Kurvengeschwindigkeiten herausfinden will.


Fünf Sterne?

Mit Schmerzen, wegen der Kosten. Und weil das Auto nicht so fahraktiv ist, wie ich es mir wünschen würde.
Andererseits berechtigt, denn, so irre es auch klingen mag, hier wird für das Geld auch tatsächlich das geboten, was andere sich in der Preisklasse auch gern auf die Fahnen schreiben.

Perfekte Qualität.

Fünf Sterne!


Wie immer an dieser Stelle sind mir Kommentare, Kritik und Wünsche, was Ihr im Bericht vermißt, sehr willkommen!


Den kompletten Test, inklusive vieler Bilder und einer Modellübersicht findet Ihr auf http://www.autotestnet.de/phaeton_v10_tdi.php.

60 Bewertungen, 6 Kommentare

  • plötzlichpapa

    09.06.2005, 16:21 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    mitfahren. LACH NICHT !!!

  • marion_b

    12.01.2005, 14:29 Uhr von marion_b
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bei dieser Gelegenheit vielen Dank für deinen netten Kommentar für meinen Bericht Teufelskreis. Schönen Tag, Marion

  • OllerTeddy

    10.11.2004, 09:46 Uhr von OllerTeddy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das mit der Mehrleistung ist ja interessant - wusste gar nicht, dass es solche Abweichungen in der Größenordnung gibt. Weisst du zufällig,zu wieviel Drehmoment der Motor ohne getriebebedingte Begrenzung in der Lage wäre? Kannte diese P

  • NadineKipphardt

    10.10.2004, 19:22 Uhr von NadineKipphardt
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hmm...ich will trotzdem lieber meinen Audi :-) Zudem würde mir für dieses Auto auch das nötige Kleingeld fehlen *fg*...Lg Nadine

  • SeriousError

    10.10.2004, 16:40 Uhr von SeriousError
    Bewertung: sehr hilfreich

    Selbst wenn ich so viel Geld hätte, würde ich für 110.000 Euro sicherlich kein Auto kaufen, was auf den ersten Blick wie ein Passat aussieht. Dann schon lieber den 7er oder die S-Klasse. Aber Geschmäcker sind verschieden, dein Bericht i

  • Destiny86

    10.10.2004, 16:22 Uhr von Destiny86
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr Ausführlich und Übersichtlich :)